Protocol of the Session on December 18, 2008

Die Leute tragen das Geld dann im Zweifelsfall zu ihrer Bank und sparen es. Was aber wäre daran schlimm? Dieses Geld wäre doch dann auch wieder privates Geld, das die Wirtschaft investieren könnte. Denn Sparkassen und Volksbanken haben das Geld ja auch nicht im Sparstrumpf.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Hagen Kluck FDP/ DVP: So ist es! – Abg. Winfried Kretschmann GRÜ- NE: Falsch!)

Alle Elemente, die durch Steuerentlastung sozusagen in den Kreislauf kämen, wären d a s Konjunkturprogramm überhaupt. Daher war ich sehr froh, dass auch dabei kein Blatt Papier zwischen den Kollegen Mappus und mich passt.

(Zurufe von der SPD: Oi, oi, oi! – Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Aber zehn Blätter Papier zwi- schen Sie und Herrn Oettinger! – Gegenruf des Abg. Reinhold Gall SPD: Ein ganzes Bücherbord passt da- zwischen!)

An dieser Stelle sind wir uns wirklich einig. Deshalb habe ich mich gewundert, dass in einer Zeitung stand, die CDU-FDP/ DVP-Landesregierung lehne Steuerentlastungen ab. Dem ist nicht so. Sie haben den Kollegen Mappus gehört, und Sie haben mich gehört.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Wer ist denn der Ableh- ner?)

Meine sehr geehrten Damen und Herren, wir haben deswegen auch nicht alle Rücklagen in unserem Haushalt durch dieses Investitionsprogramm vervespert. Wir haben noch Rücklagen in der Größenordnung von 600 bis 700 Millionen €, mit denen wir Steuerausfälle, die bei einer Steuerentlastung ja kurzfristig entstehen würden, gegenfinanzieren können.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP – Abg. Heiderose Berroth FDP/ DVP: Das nennt man vorausschauendes Handeln!)

Es war für uns wichtig, mit Augenmaß die Chance für Steuerentlastungen offenzuhalten. Das weiß der Herr Ministerpräsident. Wir haben es ihm mit auf den Weg gegeben. Auch Herr Mappus hat es ihm noch einmal mitgegeben, und wir sind uns eigentlich ziemlich sicher, dass auch in Berlin die Vernunft siegen wird

(Abg. Michael Theurer FDP/DVP: Ja!)

und dass die Frau Bundeskanzlerin im Januar neue Maßnahmen – wahrscheinlich sind auch Steuersenkungen oder Steuerentlastungen darunter – vorschlagen wird.

(Beifall bei der FDP/DVP – Glocke des Präsiden ten)

Herr Kollege Dr. Noll, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Kretschmann?

Ja, bitte.

Bitte, Herr Kollege Kretschmann.

Herr Kollege Noll, Steuern senken, am Ziel der Nullnettoneuverschuldung festhalten: Wo streichen Sie dann? Das bedeutet ja weniger Einnahmen für den Staatshaushalt. Wo streichen Sie dann?

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Hören Sie nicht zu?)

Lieber Herr Kretschmann, ich habe Ihnen gerade erklärt: Wir wissen wohl, dass diese Große Koalition in Berlin keine große Steuerreform hinbekommt, sondern wenn, dann nur eine kleine.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Aber wenigstens das wollen wir!)

Aber wenigstens das wollen wir. – Die große Steuerreform wollen wir nach der Bundestagswahl dann gemeinsam machen,

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das machen wir! Jawohl!)

die Steuerreform, mit der alles einfacher und gerechter werden soll.

Aber jetzt zu Ihrer konkreten Frage: Diese kleine Reform, die Kollege Mappus und ich fordern, geht insbesondere – ich lege mich nicht abschließend fest – darauf ein, dass, wenn jemand eine Gehaltserhöhung bekommt – und die haben Gott sei Dank viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jetzt in den guten Jahren bekommen –, derzeit die kalte Progression dafür sorgt, dass vom Mehrverdienst so viel weggenommen wird, dass er am Ende netto weniger in der Tasche hat.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Winfried Kretsch- mann GRÜNE: Das ist Blödsinn!)

Das ist so! Sie werden es nie begreifen. – Deswegen bleiben wir dabei.

Wenn wir schon beim Bundesrat sind – –

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Wollen Sie meine Frage nicht beantworten?)

Ich habe gesagt, wir finanzieren sie.

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Sie wollten doch weniger Staatseinnahmen! – Unruhe)

Wir reden heute über die von uns vorgeschlagenen – –

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Ich wollte wissen: Welche Programme streichen Sie? Wo strei- chen Sie?)

Wir haben 650 bis 700 Millionen € Rücklagen, mit denen wir diese Steuerentlastung ohne Aufnahme neuer Schulden und ohne die Streichung von irgendwelchen Programmen finanzieren könnten.

Deswegen sage ich: Schaut noch einmal die Struktur des Haushalts an. Wir haben Vorsorge getroffen, und weil wir eine Steuersenkung wollen, haben wir uns aus Glaubwürdigkeitsgründen den erforderlichen Spielraum im Haushalt – ohne neue Schulden! – offengehalten.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Ist es jetzt klar genug? – Danke schön.

Wenn wir schon beim Thema „Bund und Bundesrat“ sind – –

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Temporäre Steuersenkungen?)

Ja, temporär. Solange die Große Koalition nichts hinbringt, beseitigen wir temporär die schlimmsten Dinge, damit die Leistungsträger ein bisschen entlastet sind.

(Abg. Winfried Kretschmann GRÜNE: Wenn die Rücklage aufgebraucht ist, müssen Sie sie wieder er- höhen! – Gegenruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/ DVP)

Jetzt ist es okay.

Jetzt sind wir schon einmal beim Bund, und da hat Kollege Schmiedel schon wieder zwei Dinge moniert. Er hat kritisiert, dass wir der Erbschaftsteuerreform nicht zugestimmt hätten.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Dann sind 800 Millio- nen € sofort weg!)

Moment! Lieber Kollege Schmiedel,

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Wenn die alle in die Schweiz und nach Österreich gehen, ist viel mehr weg!)

Sie werden noch bitter erleben, was dieses Land aufgrund dieses monströsen Werks „Erbschaftsteuerreform“ mit seinen bürokratischen Ausgestaltungen an Arbeitsplätzen, an Steuern und Abgaben verliert.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf von der FDP/DVP: Richtig!)

Da gilt für mich – die folgende Aussage stammt übrigens nicht von mir, sondern von dem Inhaber eines großen Familienbetriebs; diese Betriebe werden genau die Probleme bekommen, die wir prognostiziert haben; und er sagte es nicht, um irgendwelche Neidgefühle zu bedienen, sondern im Zusammenhang mit Betriebsübergaben bzw. Betriebsübernahmen im Erbfall oder im Schenkungsfall –, was mir ein Betriebsinhaber wörtlich gesagt hat: „Das ist immer das Gleiche. Die Roten rollen den Chefs

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Die Schwarzen waren dabei! „Es geht um alles oder nichts“, hat der Rein- hart gesagt!)

der großen Konzerne den roten Teppich aus;

(Beifall der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP)

und uns Familienunternehmen ziehen sie den Teppich im wahrsten Sinne des Wortes unter den Füßen weg.“