Protocol of the Session on October 1, 2008

Deshalb ist an dieser Stelle, wo wir derart engagierte Elternbeiräte haben, die Forderung, der Vorschlag, den sie machen, dort eine komplette Außenstelle des Staatlichen Schulamts, das künftig in Mannheim sein wird, einzurichten, ein begründeter Vorschlag, und deshalb beantragen wir heute an diesem Punkt auch die Änderung Ihres Gesetzentwurfs.

Anderer Punkt: Sie haben politisch versprochen, mit der Verwaltungsreform Bürgernähe mit vollständiger Wahrung der fachlichen Qualität herzustellen.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Ist doch!)

Heute behaupten Sie, das sei vollumfänglich passiert. Es gibt drei gute Beispiele, an denen man aufzeigen kann, dass das nicht passiert ist.

Versorgungsverwaltung.

(Abg. Peter Schneider CDU: Erstklassig gelöst!)

Gewerbeaufsicht. Was hören wir, Herr Schneider, von den Fachbeamten? Von den Fachbeamten hören wir: eine verantwortungslose Zersplitterung von fachlicher Kompetenz.

(Abg. Peter Schneider CDU: Ach was!)

Eine verantwortungslose Zersplitterung, die bis zum heutigen Tag von Ihnen nicht korrigiert worden ist und zu der wir von der Landesregierung, vom Innenminister, nur noch hören, er appelliere jetzt an die Landkreise, sich zusammenzutun, um neue Synergien herzustellen.

(Widerspruch des Abg. Peter Schneider CDU)

Es wäre doch gerade Aufgabe Ihrer Reform gewesen, das zu garantieren. Es ist in zwei ganz wichtigen Bereichen aber nicht garantiert worden.

(Abg. Guido Wolf CDU: Keine Ahnung!)

Bei den Bereichen Lebensmittelkontrolle und Verbraucherschutz konnten wir doch die Segnungen Ihrer Reform heute in der Landespresse nachlesen. Sie haben mit der Reform der Lebensmittelkontrolle diese geschwächt.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Falsch! – Zuruf: Keine Ahnung!)

Hinsichtlich der Zahl der Kontrollen haben Sie uns zum Schlusslicht im Bundesgebiet gemacht. Im letzten Jahr wurden durchschnittlich 30 % der Betriebe kontrolliert. Das ist ein trauriger Negativrekord in der Geschichte der Lebensmittelkontrolle in Baden-Württemberg.

(Lachen bei Abgeordneten der CDU – Zuruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP)

Eine ganze Reihe anderer Länder sind um ein Vielfaches besser als wir. Der Verbraucherschutz, meine Damen und Herren, wurde durch Ihre Verwaltungsreform zum Steinbruch für Spar maßnahmen

(Beifall bei den Grünen – Widerspruch bei der CDU)

in einer Situation gemacht, in der wir gerade etwas anderes brauchen. Sie kennen die Stichworte der letzten Jahre: Fleisch skandale usw.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP meldet sich zu einer Zwischenfrage.)

Frau Berroth, ich habe nur noch wenig Zeit. Ich lasse keine Zwischenfragen zu.

Da besteht also dringender Korrekturbedarf, nicht nur in Stuttgart, sondern auch anderswo. Seien Sie endlich bereit, die not

wendige Zahl der Lebensmittelkontrolleure einzustellen, weil sie jetzt nach und nach von der Polizei weggehen! Denn sonst wird diese Aufgabe in absehbarer Zeit an die Wand gefahren.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Günther-Martin Pauli CDU: So ein Blödsinn!)

Ein Beispiel noch: Naturschutz. Auch dazu könnte man noch viel erzählen. Der Naturschutz ist nicht nur personell unerträglich heruntergefahren worden. Wenn es nicht die europäischen Aufgaben gäbe – FFH-Richtlinie, Vogelschutzrichtlinie oder anderes –, sähe es noch viel schlechter aus. Nein, er ist mittlerweile auch zum Spielball politischer Interessen auf den unteren Ebenen geworden. Das ist also ein ganz schlimmer Zustand.

(Abg. Winfried Scheuermann CDU: Wer spielt denn da?)

Das Fazit kann man also ganz anders ziehen: Wir versuchen mit Anträgen, wenigstens in zwei Bereichen – Schulverwaltung und Jugendhilfe – noch Korrekturen einzuziehen. Es ist eben nicht egal, Herr Herrmann, ob der Jugendhilfeausschuss beschließend oder beratend tätig ist. Er sollte beschließend sein. Denn das war unser verpflichtendes Kooperationsangebot an die freien Träger, die wir dringend brauchen und deren Angebote in den Landkreisen wir brauchen. Subsidiaritätsprinzip bedeutet auch Partizipation an den Entscheidungen, und dem sollten wir genauso Rechnung tragen wie der Beibehaltung des Landesjugendberichts. Denn wenn Sie den Lan desjugendbericht abschaffen, machen Sie die Jugendpolitik zur Privatsache der Regierung und sperren das Parlament aus. Das geht nicht! Deshalb bitten wir um Zustimmung zu unserem Antrag.

Vielen Dank.

(Beifall bei den Grünen – Zuruf des Abg. Winfried Scheuermann CDU)

Für die FDP/DVPFraktion erteile ich Herrn Abg. Kluck das Wort.

(Beifall der Abg. Michael Theurer FDP/DVP und Karl Zimmermann CDU – Abg. Walter Heiler SPD zu Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Nichts Unflätiges!)

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Ich will es gleich vorweg sagen: Ich bitte Sie, die Änderungsanträge der Grünen und der SPD abzulehnen

(Zurufe von der CDU: Jawohl! – Beifall bei Abge- ordneten der CDU)

und dem Änderungsantrag von FDP/DVP und CDU zuzustimmen, mit dem begehrt wird, beim Abfallgesetz einen Tausch vorzunehmen, weil das sinnvoll und richtig ist.

(Abg. Gundolf Fleischer CDU: Hoffnungsfroher Ein- stieg! Ein sehr guter Einstieg! – Unruhe bei der SPD und den Grünen)

Ich habe es hier schon mehrfach gesagt, wiederhole es aber trotzdem noch einmal. Manche Leute sind ja schwer von Begriff.

(Abg. Gundolf Fleischer CDU: Genauer! – Heiterkeit bei der CDU)

Die Verwaltungsstrukturreform ist ein Erfolg, ein großer Erfolg.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Abg. Ma- rianne Wonnay SPD: Nach dem Motto: Was laut ist, ist auch wahr! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Wer hat Ihnen denn das aufgeschrieben?)

Durch das heute hier zur Diskussion stehende Weiterentwicklungsgesetz wird dieser Erfolg verfestigt. Die Verwaltung in Baden-Württemberg wurde dienstleistungsorientierter und damit bürgernäher, und sie arbeitet seitdem deutlich effizienter.

(Zuruf von der CDU: Aha!)

Sogar die Opposition findet nur noch ganz kleine Haare in der Suppe.

(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU)

Wir haben es ja gehört: Da ist nicht mehr viel. Im Innenausschuss haben wir uns lange mit der Kritik an der Einrichtung eines gemeinsamen Schulamts in Mannheim herumschlagen müssen. Am Schluss haben dann fast alle eingesehen – bis auf den Vorsitzenden –, dass man nicht alle Standortwünsche erfüllen kann.

(Abg. Dieter Hillebrand CDU: Genau!)

Wissen Sie, ich hätte auch gern das Schulamt in Reutlingen,

(Abg. Dieter Hillebrand CDU: Ich auch!)

die Flurneuordnungsdienststelle in Reutlingen und das Grundbuchamt in Reutlingen gehabt.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sei nicht so gie- rig!)

Das wäre natürlich alles sinnvoll.

(Zuruf von der CDU: Und das Gefängnis!)