Mit diesen Konzepten und mit der gestärkten Eigenständigkeit der Schulen entwickeln wir unsere Schulen weiter. Aber die Schulen entwickeln sich auch weiter. Es ist ganz entscheidend, dass wir hier von den Schulen selbst erfahren, wie sie die Verantwortung, die ihnen übertragen worden ist, wahrnehmen.
Um ihnen und uns eine Rückmeldung darüber zu geben, haben wir die Schulen zur Evaluation verpflichtet. In diesem Jahr ist die verpflichtende Selbstevaluation angelaufen. Im nächsten Jahr läuft die verpflichtende Fremdevaluation an. Wir haben dazu das Landesinstitut für Schulentwicklung als eigenständige Einrichtung gegründet – sie ist kein Teil des Kultusministeriums. Die Schulen werden somit auf diesem Entwicklungsweg systematisch begleitet. Das ist auch ein sinnvolles und zusammenhängendes Konzept.
Wir setzen – ich habe es vorhin schon erwähnt – ganz wesentlich auf die vertikale Durchlässigkeit und auf die Anschlussfähigkeit. Ich zitiere noch einmal Jürgen Baumert – das Zitat ist zehn Tage alt –:
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: So ist es! – Zuruf der Abg. Hei- derose Berroth FDP/DVP)
Dieser Zusammenhang ist entscheidend wichtig. Wir erleben immer wieder, dass unsere Bildungskonzepte unter Auslassung dessen betrachtet werden, was an den beruflichen Schulen geschieht.
Die beruflichen Schulen werden aber von mehr als zwei Dritteln aller Jugendlichen besucht. Dort geschieht ein ganz wesentlicher Teil von Bildung und Ausbildung. Erst wenn wir beides zusammen denken, erhalten wir die richtigen Ergebnisse.
Welche Herausforderungen haben wir zu bestehen? Da ist zum einen das Thema „Schulentwicklung, Umsetzung und Realisierung der Bildungspläne“ zu nennen. Wer eine so grundlegende Veränderung von den alten Lehrplänen zu den neuen Bildungsplänen vornimmt, muss wissen, dass die Schulen Zeit und Erfahrung brauchen, um diese Entwicklung meistern zu können. Wenn wir aber von dem Konzept selbst überzeugt sind, können wir nicht sagen: „Wir verzichten wegen der Probleme der Umstellung“,
sondern wir müssen die Schulen in der Umstellung unterstützen, damit sie die gesetzten Ziele auch erreichen können. Wir
Ich halte die Sicherung der Unterrichtsqualität einschließlich eines Personalentwicklungskonzepts für eine ganz wichtige Aufgabe, bei der es sicherlich noch einiges zu tun gibt.
Ich betrachte die Entwicklung der Schulstandorte vor dem Hintergrund der demografischen Entwicklung als eine wichtige Aufgabe.
Auch die Integration von Kindern mit Migrationshintergrund sehe ich als eine ganz wichtige Aufgabe an, die wir zu erledigen haben. Allerdings ist bei PISA nachgewiesen, dass wir in Baden-Württemberg mit unseren Migranten höhere Bildungsziele erreichen als andere Bundesländer mit ihren einheimischen Schülerinnen und Schülern.
Das heißt, wir sind vernünftig unterwegs, wir sind aber noch nicht am Ziel. Die Sprachförderung wird auch hier ein Schlüssel dazu sein, dass diese Jugendlichen ihre Bildungschancen wahrnehmen können.
Ich sehe die Herausforderung, Netzwerke für Schulen aufzubauen. Wir haben solche Netzwerkbildungen, und überall dort, wo sie gelingen, sind sie wertvoll. Da kommt für uns die Zusammenarbeit mit Stiftungen und Verbänden der Wirtschaft oder mit kulturellen Einrichtungen infrage. Vor Ort geschieht durch die Öffnung der Schulen ungeheuer viel.
Ich sage Ihnen jetzt einmal eines: Ich habe einen grundsätzlich anderen Blick auf Schule. Ich sehe, was in der Schule alles geschehen kann, welche Entwicklungen dort laufen können. Wir müssen uns am guten Beispiel, am gelingenden Beispiel orientieren. Das Rad muss nicht immer wieder neu erfunden werden, sondern man muss bereit sein, voneinander zu lernen und die Dinge voranzubringen.
eine wichtige Herausforderung. Wir hatten im Jahr 2002 5,3 Milliarden € in unseren Haushaltsplan eingestellt. Im Jahr 2008 sind es 7,9 Milliarden €.
Wir haben Wert darauf gelegt, dass in Zeiten sinkender Schülerzahlen die Stellen in den Schulen bleiben und für Innova
tionen eingesetzt werden. In der laufenden Legislaturperiode würden durch die sinkenden Schülerzahlen rein rechnerisch über 4 000 Stellen frei. Nicht eine davon wird gestrichen – alle werden sie in den Schulen eingesetzt.
Meine Damen und Herren, es wird ja immer wieder argumentiert, in unseren Schulen komme die soziale Gerechtigkeit unter die Räder. Was ist denn soziale Gerechtigkeit im Bildungswesen? Soziale Gerechtigkeit heißt für mich, dass wir jedem Kind und jedem Jugendlichen die Chance geben, seine Potenziale auszuschöpfen und persönlichkeitsbildende Erfahrungen zu machen, die es ihm ermöglichen, ein selbstverantwortetes Leben zu führen.
Dazu gehört ein offenes System mit unterschiedlichen Wegen und einer Vielfalt von Chancen. Das ist genau das, was wir in Baden-Württemberg entwickelt haben und auch weiterentwickeln werden.
Diejenigen, die behaupten, soziale Gerechtigkeit und Einheitsschule seien ein Begriffspaar, das man gar nicht trennen könne, sind auf dem Holzweg.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Bravo! – Abg. Reinhold Gall SPD: Wer will denn eigentlich Einheitsschule? Kein Mensch!)
Wer will eine Einheitsschule? Lesen Sie doch Ihre eigenen Anträge, dann haben Sie die Einheitsschule.
Sie kennen Ihre Anträge nicht! Aber die braucht man sich auch nicht zu merken; Sie werden sie hier nämlich nicht durchsetzen können.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Wolf- gang Drexler SPD: Lesen lernen! – Abg. Alfred Winkler SPD: Die Lesekompetenz hört in Baden- Württemberg schon beim Minister auf!)
Meine Damen und Herren, diejenigen, die auf das Konzept der Einheitsschule setzen, mögen einen vernünftigen Schul ablauf hinbringen. Das haben die Finnen geschafft. Die Schwe den haben es nicht geschafft. Die Franzosen haben es nicht geschafft. Andere haben es auch nicht geschafft. Aber was wird hinterher? Für mich stehen die Chancen der Jugendlichen im Mittelpunkt. In Schweden bleiben 20 % der Schüler sogar nach der Wahrnehmung von Nachholmöglichkeiten außerhalb der Schule ohne Abschluss, 30 % verlassen die Schule ohne