Protocol of the Session on June 25, 2008

Sie beschreiben die Bildungslandschaft in Baden-Württemberg als heile Welt. Sie ignorieren, dass Hunderte von Schulleitern auf die Barrikaden gehen. Sie ignorieren, dass Zehntausende von Eltern und Lehrern auf den Straßen waren.

(Zuruf des Abg. Volker Schebesta CDU)

Sie ignorieren, dass die Wirtschaft schier verzweifelt, und geben sich zufrieden mit ein paar Scheinlösungen, weil Sie sich den echten Problemen verschließen.

(Beifall bei der SPD)

Den Beitrag Baden-Württembergs zur „Bildungsrepublik“

(Abg. Volker Schebesta CDU: Können wir wenigs tens einmal sachlich diskutieren?)

beschreibt der Hauptgeschäftsführer der IHK Region Stuttgart wie folgt:

Baden-Württemberg hatte einmal in der Bildungspolitik eine bundesweite Vorreiterrolle. Heute ist die Schulpolitik in keinem einzigen Punkt mehr spitze.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Volker Schebesta CDU: Na ja! Da klatscht nicht einmal Ih- re ganze Fraktion!)

Ich will zunächst einmal an einem Beispiel untermauern, weshalb der Rücktritt von Herrn Rau überfällig ist.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Das ist Punkt 3! Das ist die falsche Rede, Herr Schmiedel! – Weitere Zu- rufe von der CDU: Das ist Punkt 3!)

Wir haben unglaubliche Probleme beim G 8. Diese Probleme hat er monatelang ignoriert.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Nennen Sie doch einmal die Probleme! Verstehen Sie etwas von G 8? – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Reden Sie einmal zur Sache!)

Der Ministerpräsident, der im Land unterwegs ist, der bei den Eltern ist, hat diese Bedenken aufgegriffen und entsprechende Zusagen gemacht. Er hat zugesagt, dass die Kinder, wenn sie um halb fünf mit der Schule fertig sind, darüber hinaus keine Hausaufgaben mehr haben. Jetzt kommen Sie mit einem Konzept, das heißt: Die Erledigung der Hausausgaben in der Schule wird sichergestellt, Hausaufgabenbetreuung wird Pflicht.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wird angeboten!)

Dieses Programm untermauern Sie mit einem Zuschuss von monatlich 4 000 € pro Schule.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das wird angebo- ten! Da muss nicht jeder hin!)

4 000 € pro Schule! Wenn Sie das herunterrechnen auf die Schultage, dann kommen Sie auf etwa 20 € pro Schultag. Wenn Sie das noch einmal herunterrechnen auf die Schülerinnen und Schüler und dabei annehmen, dass allerhöchstens die Hälfte der Schülerinnen und Schüler von diesem Pflichtangebot Gebrauch machen,

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Die anderen ma- chen das auch nicht! Das ist richtig!)

dann kommen Sie auf einen Betrag von 6 Cent pro Schülerin und Schüler. Und das nennen Sie einen Fortschritt! 6 Cent pro Tag! Das ist ja lächerlich.

(Beifall bei der SPD – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist eine komische Rechnung!)

Wenn Sie das umrechnen auf die 7 €, die die Hilfslehrer bekommen,

(Abg. Volker Schebesta CDU: Ihre Mathematikleis tungen sind kein Beitrag zur „Bildungsrepublik“!)

dann hat jeder Schüler einen Anspruch auf sechs Sekunden Hausaufgabenbetreuung. Das ist Ihre Methode, um die Qualität zu verbessern. Das ist lächerlich, meine Damen und Her ren.

(Beifall bei der SPD – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Das ist großer Quatsch, was Sie da reden! – Abg. Stefan Mappus CDU: Das ist ja peinlich, die Begründung! Das interessiert nicht einmal die Pres- se! Gucken Sie einmal nach oben!)

Sie haben darauf hingewiesen, dass es weniger Schulabbrecher gibt.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Mein Gott!)

Sie haben aber nicht darauf hingewiesen, dass es gar nicht hilft, einen Hauptschulabschluss zu haben, dass das gar nicht der Kern ist.

Jetzt lese ich Ihnen einmal etwas vor, und dann sagen Sie mir, wer das gesagt hat.

(Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP: Der Vorle- ser! – Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Ist das eine Ratestunde, oder was?)

Die CDU muss sich dringend von dem Mantra verabschieden, dass die Hauptschulen gute Bildung in der Breite sichern. Genau das tun sie nicht.

Weiter sagte er, es sei Zeit, die „ideologischen Gräben der Siebzigerjahre“ zu verlassen.

Schließlich:

Die CDU muss endlich zur Kenntnis nehmen, dass die Hauptschule nicht zu retten ist. … Das Schulsystem heutiger Art zementiert die hoffnungslose Lage schwächerer Schüler, statt diese zu fördern.

Das hat niemand von den Grünen gesagt, niemand von der FDP/DVP, auch niemand von der SPD.

(Abg. Volker Schebesta CDU: Der Sprecher der Au- torengruppe oberschwäbischer Lehrer! – Abg. Karl- Wilhelm Röhm CDU: Das ist völlig wurscht, wer das gesagt hat! – Abg. Stefan Mappus CDU: Das ist völ- lig egal, wer das gesagt hat!)

Kurt Lauk, der Vorsitzende des Wirtschaftsrats der CDU, hat das gesagt. Wenn Sie schon nicht auf uns hören, dann hören Sie doch zumindest auf Ihre eigenen Leute.

(Beifall bei der SPD – Abg. Stefan Mappus CDU: Der hat so viel Ahnung davon wie Sie!)

Der Rücktritt von Herrn Rau ist deshalb überfällig,

(Zuruf des Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU – Abg. Volker Schebesta CDU: Das ist Punkt 3, Herr Schmie- del!)

da es in der Diskussion in diesem Haus längst weiter gegangen ist, als er oder Sie wahrzunehmen bereit sind.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Genau das ist der Punkt!)

Es gibt in diesem Haus eine Mehrheit für längeres gemeinsames Lernen.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wo ist sie denn?)

Es gibt eine Mehrheit dafür, den Städten und Gemeinden Spielraum zu geben für eigene pragmatische Weiterentwicklungen vor Ort.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD – Abg. Karl-Wil- helm Röhm CDU: Wo ist denn die Mehrheit? Sagen Sie es doch einmal!)

Es gibt eine Mehrheit für verbindliche Ganztagsschulen am G 8.

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Wo ist sie denn, die Mehrheit?)

Der eine Teil dieser Mehrheit ist hier auf unserer Seite, und der andere Teil ist eine heimliche Gruppe auf Ihrer Seite.

(Beifall bei der SPD – Lachen bei der CDU – Abg. Stefan Mappus CDU: Sie haben gar keine Ahnung! Ihr seid doch bei 20 %!)

Sie ignorieren, dass es in diesem Land eine gesellschaftliche Mehrheit gibt