Protocol of the Session on April 3, 2008

Wir wollen nur von Ihrem Fraktionsvorsitzenden hören, wie Sie zu diesem Gesetz stehen.

(Beifall bei der CDU – Zuruf von der CDU: Bravo! – Abg. Wolfgang Drexler SPD: Wir haben das Gesetz abgelehnt!)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Haußmann.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Mal schauen, ob sie besser spricht, als sie heute Morgen in der Tief- garage eingeparkt hat! – Heiterkeit des Abg. Stefan Mappus CDU)

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen, vor allem lieber Kollege Klenk! Der Herr Fraktionsvorsitzende Schmiedel wird in der zweiten Runde auftreten, nachdem klar ist, was die Landesregierung eigentlich will.

(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU: Oh! „Auf- treten“! – Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: So schnell schon wieder in der zweiten Reihe!)

Ich sage ganz klar für die SPD-Landtagsfraktion: Wir befürworten ein umfassendes Rauchverbot in Gaststätten und in öffentlichen Räumen. Die Gesundheitsgefahr durch das Passivrauchen macht diesen Nichtraucherschutz unausweichlich; ich sage das klar und deutlich. Ich wünschte mir auch bei den Regierungsfraktionen eine so klare Position wie bei der SPDLandtagsfraktion. Das sage ich Ihnen.

(Beifall bei der SPD – Unruhe – Zuruf des Abg. Ste- fan Mappus CDU – Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Sie sind schon ganz vernebelt, liebe Kollegin!)

Herr Staatssekretär Birk, angesichts von 3 000 Toten durch Passivrauchen im öffentlichen Raum

(Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Dazu tragen Sie auch bei!)

ist dieses Nichtraucherschutzgesetz als Maßnahme des vorsorgenden Gesundheitsschutzes unausweichlich und unverzichtbar.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Aber Schmiedel will doch eine Lockerung bei Eckkneipen!)

Die SPD hat das Landesnichtraucherschutzgesetz von CDU und FDP/DVP abgelehnt.

(Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Schmiedel will doch eine Lockerung! Sie nebeln uns doch mit Locke- rungsübungen ein!)

Wir haben Ihr Gesetz damals abgelehnt, weil wir wesentlich weiter gehende Regelungen befürwortet haben.

(Beifall bei der SPD – Zuruf von der CDU: Ein biss- chen Chaos bei der SPD! – Abg. Karl-Wilhelm Röhm CDU: Sie gefährden mein Leben!)

Wir haben dieses Gesetz auch deshalb abgelehnt, weil es – wir haben es von Anfang an vorausgesagt – handwerklicher Pfusch ist.

(Beifall bei der SPD – Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Auch acht Monate – das muss man sich einmal vorstellen – nach dem Inkrafttreten ist immer noch nicht richtig geklärt,

wer dafür zuständig ist, die Einhaltung der Vorschriften zu überwachen.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: So ist es!)

Vor Ort in den Städten und Gemeinden herrscht das absolute Chaos. Es gibt keine Handlungsanweisungen.

Ich darf aus den „Stuttgarter Nachrichten“ vom 2. April zitieren:

Björn Weiße, Leiter der Polizeibehörde Karlsruhe, spricht offen aus, dass das Gesetz (in seiner jetzigen Form) Murks ist.

Dem können wir nur beipflichten.

(Beifall bei der SPD – Abg. Rainer Stickelberger SPD: So ist es!)

Weiter heißt es dort:

Er verweist auf etwa 70 bis 80 Beschwerden im Monat und sagt: „Wir würden ja gerne kontrollieren – uns fehlt aber die rechtliche Grundlage.“

Genau das haben Sie auf den Weg gebracht, ein Gesetz ohne Hand und Fuß, Murks auf der ganzen Linie.

Ich zitiere weiter:

Weiße nennt ein Beispiel: Ein Wirt richtet einen Raucherraum ein, der gegen eine der Auflagen verstößt.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Gehen Sie von einem Polizeistaat aus, Frau Haußmann? Der eine will das Rauchen in den Eckkneipen erlauben, der an- dere will einen Polizeistaat!)

Hören Sie zu, Kollege Rüeck. Dann können Sie noch etwas lernen.

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Von Ihnen?)

Genau. – Also noch einmal:

Ein Wirt richtet einen Raucherraum ein, der gegen eine der Auflagen verstößt. Also kommt die Polizei und will ihn bestrafen. Das geht aber nicht, weil gegen den Wirt nur eine Konzessionsstrafe, aber kein Bußgeld verhängt werden darf. Da sieht die Stadt aber die Verhältnismäßigkeit nicht gewahrt.

So geht es in sämtlichen Städten und Gemeinden von BadenWürttemberg.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Drunter und drüber! Und das in unserem Land Baden-Württemberg!)

Deshalb sage ich noch einmal: Dieses Gesetz, das Sie auf den Weg gebracht haben, war handwerklich falsch, schlecht gemacht und absoluter Murks.

(Beifall bei der SPD)

Bringen Sie zuerst einmal die Landesregierung auf Kurs, bevor Sie mit den Fingern auf unseren Fraktionsvorsitzenden zeigen.

(Beifall bei der SPD – Zuruf des Abg. Helmut Wal- ter Rüeck CDU)

Das Wort erteile ich Frau Abg. Mielich.

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren! Nichtraucherschutzgesetze haben offensichtlich eine kurze Halbwertszeit; das kann man wohl so sagen. Es gibt das Nichtraucherschutzgesetz in Rheinland-Pfalz, das zumindest einigermaßen aufgeweicht worden ist. Es gibt das Nichtraucherschutzgesetz in Sachsen, das ebenso aufgeweicht worden ist, und es gibt das Nichtraucherschutzgesetz in Bayern, das nicht vom Verfassungsschutz

(Abg. Stefan Mappus CDU: Verfassungsschutz? – Lachen bei Abgeordneten der CDU)

Entschuldigung –, das nicht gerichtlich aufgeweicht worden ist, sondern das durch die Politik selbst aufgeweicht worden ist. Das ist noch einmal eine ganz besondere Situation. Denn die Bayern, die, wie ich finde und wie auch meine Fraktion findet, ein wirklich vorbildliches Nichtraucherschutzgesetz auf den Weg gebracht haben, sind ja eingeknickt, als sie bei der ersten Wahl, bei der es ein paar Einbußen gegeben hat, festgestellt haben, dass die Landtagswahlen nun ausgerechnet zum Zeitpunkt des Oktoberfests stattfinden werden und da ein Nichtraucherschutz in den Festzelten äußerst problematisch sein könnte. Das heißt, der Nichtraucherschutz wird ganz gern dem Populismus geopfert.

(Beifall bei den Grünen – Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Sehr gut!)

Ich finde, das, was wir heute erleben – auch die Ausführungen von Herrn Klenk –, ist wirklich ein ziemlich durchsichtiges Manöver. Sie wollen wissen, ob der Landtag insgesamt noch zu dem Gesetz steht.

(Abg. Stefan Mappus CDU: Ja!)

Sie greifen die SPD an, aber letztlich meinen Sie doch die FDP/DVP. Denn darum geht es ja.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Claus Schmiedel SPD: Sehr gut! – Gegenruf des Abg. Ste- fan Mappus CDU)