Protocol of the Session on February 28, 2008

Viertens – jetzt kommen wir abschließend genau zu dem Punkt,

(Abg. Norbert Zeller SPD: Wo ist da eigentlich die persönliche Erklärung? Ist das eine Fraktionserklä- rung? – Weitere Zurufe von der SPD)

um den es uns bei der Beantragung der Debatte ging und um den es in diesem Parlament gehen muss –: Ein Parlament, das

irgendetwas auf sich hält, und Parteien, die irgendetwas auf sich halten, dürfen niemals

(Abg. Norbert Zeller SPD: So ist es!)

mit Extremisten, egal ob von rechts oder links, zusammenarbeiten, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Wenn es politischen Parteien auch nur noch im Ansatz um politische Glaubwürdigkeit gehen muss –

(Abg. Carla Bregenzer SPD: Persönliche Erklärung!)

ich glaube, dass in diesem Land mehr denn je Anlass dazu besteht, darüber nachzudenken, wie man dieses Stadium wieder erreicht –,

(Zuruf des Abg. Nikolaos Sakellariou SPD)

dann kann ich nur sagen: Auch wenn ich mit der Kollegin Vogt nicht immer einer Meinung bin,

(Oh-Rufe von der SPD)

dann hat sie recht,

(Zuruf von der SPD: Heuchler!)

wenn sie immerhin am Sonntagabend im Gegensatz zu ihrem Fraktionsvorsitzenden gesagt hat: Wenn man sich vor der Wahl eindeutig festlegt, darf man hinterher nicht einfach umschwenken. Deshalb lassen Sie uns zu diesem Stil zurückkehren, und unterlassen Sie vor allem unsinnige Vergleiche, die diesem Land schaden.

(Anhaltender Beifall bei der CDU – Beifall bei der FDP/DVP – Zurufe von der CDU: Bravo!)

Nach § 82 Abs. 4 der Geschäftsordnung erteile ich dem Vorsitzenden der SPD-Fraktion, Herrn Abg. Schmiedel, das Wort.

(Zuruf der Abg. Brigitte Lösch GRÜNE – Unruhe)

Herr Präsident, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen! Herr Ministerpräsident, Sie haben sich in Ihren Ausführungen hinter die Agenda 2010 gestellt. Das ist okay. Die Agenda 2010 war richtig, denn in den langen Jahren der Regierungszeit von Helmut Kohl hat sich in diesem Land eine Arbeitslosigkeit verfestigt, die aufgebrochen werden musste.

(Lebhafte Unruhe bei der CDU)

Dass dies gelungen ist, sieht man am Rückgang der Langzeitarbeitslosigkeit und an der zunehmenden Beschäftigung auch von Älteren.

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

Nur: Wenn wir jetzt beobachten, dass zwar nicht alle, aber zu viele Unternehmen von den Möglichkeiten Gebrauch machen, die die Agenda 2010 eingeräumt hat – z. B. im Bereich der Leiharbeit, z. B. im Bereich geringfügiger Entlohnung, weil alle, die arbeitslos sind, eine ihnen angebotene Arbeit anneh

men müssen, z. B. in der Zerlegung von guten Arbeitsplätzen in Minijobs –, dann ist es unsere Aufgabe, darauf zu reagieren und die Agenda 2010 weiterzuentwickeln, damit diese sozialen Fehlentwicklungen zurückgedreht werden. Das ist der Punkt.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Thema, Herr Kollege! – Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

Warum nehmen Sie nicht zur Kenntnis, dass Ihr eigener Parteifreund,

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Zum Thema!)

der Vorsitzende der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft – er weiß doch, wo die Kolleginnen und Kollegen der Schuh drückt; er ist doch näher, als Sie und ich es sind, bei denen, die täglich in die Fabrik gehen –, den Zusammenhang herstellt zwischen den Wahlerfolgen der Linken und Ihrer Weigerung, in diesem Land Mindestlöhne einzuführen? Das ist der Punkt.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dieter Hillebrand CDU: Das ist doch ein Schwachsinn!)

Sie machen es sich beim Umgang mit der DDR-Vergangenheit etwas zu einfach.

(Oh-Rufe von der CDU – Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Sie aber auch!)

Ich kann mich gut erinnern, weil ich nach der Wende über mehrere Wochen bei der ersten demokratischen Volkskammerwahl versucht habe mitzuhelfen, dass die SPD dort auf die Beine kommt.

(Abg. Dr. Hans-Ulrich Rülke FDP/DVP: Deshalb ha- ben die so schlecht abgeschnitten! – Oh-Rufe von der SPD)

Ich kann Ihnen sagen, weshalb die so schlecht abgeschnitten haben.

(Zuruf des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

Die SPD, die nach der Wende neu gegründet wurde, hat einen Grundsatz verfolgt: dass kein einziges früheres SED-Mitglied in diese Partei aufgenommen wird.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE – Zuruf des Abg. Stefan Mappus CDU)

Es waren mutige, gutwillige Menschen, aber sie hatten keinen Apparat, und sie hatten auch wenig politische Erfahrung.

(Abg. Dr. Stefan Scheffold CDU: Deswegen wollen Sie mit denen koalieren?)

Deshalb taten sie sich schwer.

(Zuruf des Abg. Nikolaos Sakellariou SPD)

Wer sich nicht so schwertat,

(Abg. Martin Rivoir SPD: Genau! Jetzt kommt die Wahrheit!)

waren die FDP und vor allem die CDU. Denn die hat sich die Funktionäre der CDU-Blockpartei, die CDU-Kommunisten mir nichts, dir nichts einverleibt.

(Beifall bei der SPD und des Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE – Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Dr. Diet- rich Birk: Geschichtsklitterung!)

Sie haben all diejenigen unbesehen in ihre Reihen aufgenommen, die zuvor Mauer, Stacheldraht und Schießbefehl verteidigt haben.

(Beifall bei der SPD – Abg. Dr. Dietrich Birk CDU: Nachhilfeunterricht ist notwendig! – Abg. Stefan Map pus CDU: Sie reiten sich immer tiefer rein, Herr Schmiedel! Das ist unglaublich!)

Auch was die Abgrenzung nach rechts angeht, so sollten Sie sich keinen Heiligenschein aufsetzen. Denn immerhin habe ich keinen Protest aus Baden-Württemberg gehört, als in Hamburg

(Abg. Martin Rivoir SPD: Genau!)

Ole von Beust mit dem rechten „Spinner“ Schill koalierte und ihn sogar zum Polizeiminister machte.