Protocol of the Session on June 28, 2007

Liebe Kolleginnen und Kollegen, so unsinnig die Eingliederung der PHs in die Universitäten ist, so fraglich ist in diesem Bereich die Umstellung auf Bachelor und Master. Auch hier gilt es, sich nicht gedankenlos italienischen Schwärmereien – Stichwort Bologna – hinzugeben. Wir müssen weg von dieser Romantik im Bildungswesen und zurück zu solider Arbeit. Vielleicht sollten die Bildungsminister der EU nicht immer in der Toskana, sondern lieber einmal in Stetten am kalten Markt tagen.

(Heiterkeit des Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP)

Dann wäre ihnen nämlich aufgefallen, dass Lehrer hauptsächlich an Schulen gebraucht werden. Wenn man die Lehrerausbildung an den PHs auf Bachelor und Master umstellt, ma növriert man zwischen Scylla und Charybdis. Entweder man verletzt das berechtigte – ich sage ausdrücklich: berechtigte – Geltungsbedürfnis der Lehrerinnen und Lehrer, indem man den Abschluss an der PH zum Bachelor degradiert – wollen Sie das? –,

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Nein!)

oder man macht alle Lehrer zum Master mit der Folge, dass die ganze Umstellung ein Etikettenschwindel wäre. Wenn man für den Schuldienst einen Master braucht, was soll dann der Bachelor machen?

Jetzt wird es schwierig. Jetzt steht im Manuskript: „Ja, lieber Lehrer Kretschmann“, aber er ist ja gar nicht mehr hier. Deswegen sage ich: Liebe Freunde vom Lehrer Kretschmann,

(Heiterkeit des Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP)

die einzige relevante Frage haben Sie übersehen: Was sollen die Bachelors machen?

(Zuruf des Abg. Dr. Ulrich Noll FDP/DVP)

Wir dagegen – diese Regierung in den Landesfarben SchwarzGelb und die sie tragenden Fraktionen – setzen auf solide Lösungen. Unser Wissenschaftsstaatssekretär wird Ihnen das gleich erklären. Ich schlage vor, dass Sie es mit Michelangelo halten:

(Abg. Sabine Kurtz CDU: Jetzt haben wir aber bald die Geschichte durch!)

„Ich lerne noch“, hat der Meister der Sixtinischen Kapelle stets gesagt. Lernen Sie von Michelangelo lernen. Lernen Sie vom Wissenschaftsstaatssekretär, wie man Lehrer ausbildet. Lernen Sie von uns, von FDP/DVP und CDU, wie man ein Land erfolgreich regiert.

(Abg. Norbert Zeller SPD: Jesses! – Zuruf der Abg. Ute Vogt SPD)

Falls dann ein Lernerfolg eintritt, senden wir Ihnen gern Aufnahmeanträge zu, damit Sie auch einmal mitregieren können.

Vielen Dank.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Gunter Kaufmann SPD: Habt ihr nie- manden, der sich mit dem Thema auskennt?)

Das Wort erteile ich Herrn Staatssekretär Dr. Birk.

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Herr Kollege Bachmann, vielen Dank für diese tolle Einführung, mit der Sie mich hier am Rednerpult angekündigt haben.

Zunächst einmal möchte ich Herrn Minister Frankenberg entschuldigen. Er bedauert sehr, nicht bei dieser Debatte dabei sein zu können. Aber er lässt sich aufgrund der Begehung zur Exzellenzinitiative, die heute in Konstanz stattfindet, entschuldigen. Wir hoffen und drücken natürlich die Daumen, dass die baden-württembergischen Universitäten erfolgreich abschneiden.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Rainer Stickelberger SPD)

Wie Sie wissen, werden im Rahmen des Bologna-Prozesses – das ist ja bereits angesprochen worden – die Diplom- und die Magisterstudiengänge bis zum Wintersemester 2009/10 auf die gestufte Studienstruktur umgestellt. Die Landesregierung hat deshalb beschlossen, auch die Studiengänge für das Lehramt an Gymnasien auf die Struktur mit Bachelor und Master umzustellen. Dies ist auch deshalb sinnvoll und notwendig, weil die Universitäten selbst unter größten Anstrengungen zwei verschiedene Studiengangsysteme in parallel laufenden Fach- und Lehramtsstudiengängen grundsätzlich nicht anbieten können. Dies wäre vom Ressourceneinsatz her gar nicht zu leisten.

Die Umstellung soll insbesondere auch dazu genutzt werden, die Studiengänge noch stärker als bisher an den Erfordernissen der Schule auszurichten. Ich glaube, dies ist auch der Konsens, der hier innerhalb des Hauses besteht.

Aber ich möchte auch darauf hinweisen, dass wir schon bei der Lehramtsreform 2001 erfolgreich Hauptelemente aufgenommen haben, die heute im Bereich der Lehrerausbildung zur Anwendung kommen. Ich denke z. B. an das Praxissemes ter – Herr Kaufmann, Sie haben es angesprochen –; die ersten fünf Jahre sind sehr wichtig, und umso wichtiger ist, dass Lehramtsstudenten auch sehr frühzeitig mit der Praxis konfrontiert werden. Ich denke an das ethisch-philosophische Grundlagenstudium, ich denke an die Fachdidaktik, deren Studienanteile künftig verdoppelt werden, und last, but not least auch an die Verstärkung der Erziehungswissenschaften.

Das heißt, wir haben – verstärkt bereits im Jahr 2001 – einen Kanon an wichtigen Fächern, die für das Lehramt qualifiziert ausbilden sollen, und ich denke auch, mit der jetzigen Umstellung auf den Bachelor und den Master kommen wir in einem weiteren Schritt einer sehr praxisorientierten Ausbildung für das Lehramt entgegen.

Die gymnasialen Lehramtsstudiengänge werden künftig in die gestufte Studienstruktur bei einer Regelstudienzeit von zehn Semestern mit 300 ECTS-Punkten gebracht. Sie entsprechen damit der Strukturvorgabe der Kultusminister für die Masterstudiengänge.

Lassen Sie mich auch anmerken: Dass sich das jetzt zeitlich verzögert hat, liebe Frau Bauer, lag nicht in erster Linie daran, dass wir uns im Land nicht einig geworden wären, sondern daran, dass diese Entscheidung, wenn man so will, in der Tat auch auf der Kultusministerebene reifen musste. Die baden-württembergischen Minister Frankenberg und Rau haben mehrfach auch auf der Kultusministerebene Anläufe unternommen, um möglichst schnell ein bundesweit anerkanntes Modell in Gang zu bringen. Wir müssen hier daran denken, dass gerade in der heutigen Zeit, in der auch zwischen den Bundesländern ein intensiver Austausch von Lehrkräften stattfinden muss, gemeinsame Mindeststandards für die Lehrerausbildung definiert sein müssen.

Die Umstellung der Lehramtsstudiengänge auf die gestufte Studienstruktur mit Modularisierung, Verleihung von ECTSPunkten und Hochschulabschlussprüfungen soll an den Universitäten zum Wintersemester 2008/09 abgeschlossen sein. Somit können die ersten Studierenden in diesen Studiengängen zum Wintersemester 2008/09 ihr Studium aufnehmen.

Die Pädagogischen Hochschulen bieten Studiengänge für das Lehramt an Grund-, Haupt-, Real- und Sonderschulen an. Die Regelstudienzeiten dieser Studiengänge betragen für den Bereich Grund- und Hauptschulen sechs Semester, für den Bereich der Realschulen sieben Semester und für den Bereich der Sonderschulen acht Semester.

Auch diese Studiengänge sind bereits modularisiert. Angesichts dieser Regelstudienzeiten können in diesen Studiengängen die für die Vergabe eines Masterabschlusses erforderlichen 300 ECTS-Punkte nicht erreicht werden. Baden-Würt temberg lehnt aber einen „Master light“, wie er von anderen

Bundesländern auch unter Einbeziehung des Vorbereitungsdienstes angestrebt wird, ab. Wir wollen eben nicht zulasten der Qualität der Ausbildung in einem Punktesystem, bei dem die 300 Punkte nicht erreicht werden, zu einem minderqualifizierten Master, sage ich einmal, heranbilden. Wir würden im Hinblick auf die Berufschancen und die Berufsfähigkeit der Absolventen diesen damit sicherlich keinen Dienst erweisen. Deshalb sind wir dabei – auch wiederum entlang der Überlegungen der Kultusministerkonferenz –, mit unseren Vorschlägen hier zu einer Lösung zu kommen, die sich dann auch am 300-Punkte-Maßstab orientiert.

(Abg. Norbert Zeller SPD: Was bekommen die Päda- gogischen Hochschulen? Bekommen die dann auch die 300 Punkte?)

Ja, das ist möglich. Dazu müsste die Studienausbildung jedoch erheblich umgestellt werden.

Was tun wir, um im Zuge der Umstellung der gymnasialen Lehramtsausbildung das Ziel der weiteren qualitativen Verbesserung der Lehrerausbildung zu erreichen? Wir verdoppeln zum einen den Umfang der fachdidaktischen Studieninhalte, und wir verstärken zum anderen die erziehungswissenschaftliche Ausbildung durch eine weitere Intensivierung der Koope ration der Universitäten mit den Pädagogischen Hochschulen. Dies geschieht dadurch, dass wir die ganz spezifische Kompetenz der Pädagogischen Hochschulen in die Gymnasiallehrerausbildung einbringen.

Ich danke deshalb auch den Universitäten und den Pädagogischen Hochschulen für ihre Bereitschaft, die Zusammenarbeit in diesem Bereich auszubauen und so gemeinsam an der weiteren Verbesserung der Gymnasiallehrerausbildung mitzuwirken. Es laufen hier sehr vielversprechende, fruchtbare Gespräche. Ich bin mir aber auch darüber im Klaren, Frau Kollegin Bauer, dass es hier und da noch Vorbehalte seitens mancher Universitäten gibt. Diese müssen überwunden werden. Das Wissenschaftsministerium hat sich auch jüngst dazu bereit erklärt, in den Fällen, in denen es Probleme gibt, zu vermitteln, damit wir in diesem Bereich möglichst bald die Pädagogischen Hochschulen mit den Universitäten zusammenbekommen.

Die fachwissenschaftliche Ausbildung an den Universitäten soll im Rahmen der Umstellung auf die gestufte Studienstruktur noch stärker auf das künftige Berufsfeld von Lehrern ausgerichtet werden. Gegenwärtig erarbeiten immerhin 40 Fachkommissionen für jedes Fach ein eigenes Fachpapier mit Kompetenz- und Inhaltsbeschreibungen, die sich wesentlich intensiver als die bisherigen Prüfungsordnungen der Staats examensstudiengänge an den Bildungsplänen des Gymnasiums orientieren.

Ab Herbst 2007 werden die Universitäten auf dieser Basis die neuen Studien- und Prüfungsordnungen der Bachelor- und Masterstudiengänge für das gymnasiale Lehramt erstellen. An dieser Stelle möchte ich es auch nicht versäumen, den Mitgliedern der erwähnten Fachkommissionen für ihr großes Engagement zu danken, ohne das der ambitionierte Zeitplan nicht einzuhalten wäre.

Meine Damen und Herren, Baden-Württemberg orientiert sich bei der Konzipierung der Lehramtsstudiengänge an der schu

lischen Realität. Wir legen besonderen Wert darauf, dass die Absolventen der Lehrerausbildung ganz spezifisch auf die Anforderungen der jeweiligen Schulart vorbereitet sind. Deshalb haben wir ein Ausbildungsmodell für Lehrer an beruflichen Schulen entwickelt, das in besonderem Maße am praktischen Bedarf orientiert ist.

Wir haben 2003 mit der Konzipierung der Modellstudiengänge Gewerbelehrer bundesweit Neuland betreten, Neuland deshalb, weil wir diese Studiengänge in gestufter Form, in Koope ration von Fachhochschulen und Pädagogischen Hochschulen eingerichtet haben.

Ich möchte deshalb noch einmal betonen, dass der weiteren Vertiefung der hochschulartübergreifenden Kooperation auch in der gymnasialen Lehrerausbildung ein ganz besonderer Stellenwert zukommt. Wir haben von meinen Vorrednern gehört, dass sie dies ebenso sehen. Zumindest vorhin haben sie das erklärt. Wir sehen dies auch als Zustimmung zu unseren Modellvorhaben und den Projekten, die derzeit im Rahmen dieser Kooperation laufen.

Durch das Zusammenführen der jeweils spezifischen Kompetenzen werden Synergieeffekte erzielt, die bei der Umstellung der gymnasialen Lehrerausbildung auf die gestufte Studienstruktur zu einer weiteren Verbesserung der Ausbildung beitragen. Die Bereitschaft der Universitäten und der Pädagogischen Hochschulen, in der gymnasialen Lehrerausbildung im Bereich der Erziehungswissenschaften und der Fachdidaktik noch stärker zusammenzuarbeiten, ist daher nachdrücklich zu begrüßen.

Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich bin davon überzeugt, dass wir mit dieser Reform die Zukunftsfähigkeit der Ausbildung für das gymnasiale Lehramt weiter sichern, erhöhen, gleichzeitig die strukturellen Anforderungen der heutigen Zeit aufnehmen und die entsprechende Ausbildung anpassen. Ich denke, wir liegen damit richtig, und ich bitte Sie um die Zustimmung zu diesem Konzept und im Weiteren um Ablehnung des Antrags der Grünen.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Meine Damen und Herren, es liegen keine weiteren Wortmeldungen vor.

Wir kommen zur geschäftsordnungsmäßigen Behandlung des Antrags. Abschnitt I ist durch die Aussprache erledigt. – Sie stimmen dem zu.

Abschnitt II muss durch Abstimmung entschieden werden. Wer Abschnitt II zustimmt, den bitte ich um das Handzeichen. – Gegenprobe! – Enthaltungen? –

(Abg. Nikolaos Sakellariou SPD: Knapp! – Heiter- keit)

Mit überwältigender Mehrheit ist Abschnitt II abgelehnt.

Damit erübrigt sich eine Abstimmung über den Änderungsantrag Drucksache 14/1444.

Tagesordnungspunkt 9 ist damit erledigt.