Am 23. März dieses Jahres war ich im Kreis Ravensburg. Alle dortigen Schulleiter waren zu einem Gespräch mit mir eingeladen – zu keinem Dienstgespräch, sondern zu einem offenen Gespräch. Viele von denen, die das Schreiben unterzeichnet haben, waren dabei.
(Abg. Reinhold Gall SPD: Da gab es doch gar keine Diskussion! – Abg. Ute Vogt SPD: Dass Sie schnell wieder weg waren!)
Sie sagen die Unwahrheit! Alle, die sich an der Debatte beteiligen wollten, konnten das tun, und wir haben sehr ausführlich diskutiert.
Ich habe mit einem kleineren Kreis der Schulleiter hinterher sogar noch zu einem Nachgespräch zusammengesessen. Hören Sie also auf, Aussagen zu wiederholen, die einfach nicht stimmen.
Die Briefautoren haben die Sorge, dass ihre Schulen und ihre Schüler Schaden nehmen könnten, weil ihre Schüler nicht die bestmögliche Unterstützung erhielten oder weil ihre Schulen keine Akzeptanz mehr fänden. Ich denke, dass man diese Sorgen ernst nehmen muss. Aber die Frage ist doch: Was geschieht dann wirklich, wenn Schulleiter in einem Brief eine Schulart in Grund und Boden schreiben? Sie schmälern damit ihre eigene Leistung,
und sie tragen dazu bei, dass Vorurteile über Schulen zunehmen. Das gilt auch für die Aussage von Frau Rastätter, dass sich die Schüler in unseren Schulen unwohl fühlten.
Es gibt eine Studie der UNICEF jüngsten Datums darüber, wie wohl oder wie unwohl sich Schüler in welchen Ländern fühlen. Wissen Sie, in welchem Land sich nach dieser Studie
Deutschland liegt, was das Sich-Wohlfühlen in der Schule angeht, unter den 30 untersuchten Ländern mit an der Spitze.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zurufe von der CDU – Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE schüt- telt den Kopf.)
Erzählen Sie also nicht einfach Dinge, bei denen es sich vielleicht um Annahmen handelt, die Sie aber nicht begründen können.
Aus all diesen Gründen ist es richtig, dass die Landesregierung auf eine weitere Entwicklung der Hauptschule gerade auch im Sinne Hartmut von Hentigs setzt,
auf eine Schulentwicklung von unten, auf eine sehr gute Ausgestaltung der Anschlüsse. Das ist nämlich der Punkt. Bei Kindern im Alter von zehn Jahren ist bei uns gar nichts entschieden.
Die Schulen in Baden-Württemberg bieten in ihrem Bildungssystem sehr unterschiedliche Wege an. Das sind alles Wege, die sich z. B. bei PISA überhaupt nicht abbilden lassen. Denn PISA hört mit der Betrachtung der Schüler dann auf, wenn die se in einem Alter sind, in dem an den beruflichen Schulen die Arbeit mit ihnen erst beginnt.
Wir werden das vom Ministerpräsidenten angekündigte Hauptschulprogramm auflegen. Ein Beschluss der Landesregierung hierzu steht im Juni an. Ich habe bereits im März einige Elemente kurz skizziert. Ich muss sie heute deshalb nicht wiederholen, weil wir im Juni sicher das Gesamtpaket in der gebotenen Form vorstellen werden.
Es geht uns darum, die Chancen der Hauptschülerinnen und Hauptschüler in unserem Land zu stärken und die bestmöglichen Fördermöglichkeiten für sie zu schaffen.
(Abg. Reinhold Gall SPD: Ist das erlaubt? – Abg. Ute Vogt SPD: Herr Präsident! – Zuruf von der CDU: Zeller!)