Protocol of the Session on February 2, 2011

Diese Behauptung ist unzutreffend. Der Ministerpräsi dent hat wahrheitsgemäß erklärt, dass unsere Kanzlei vorab, das heißt vor dem 6. Dezember 2010, ein verfas sungsrechtliches Gutachten abgegeben hat, welches das Vorgehen des Finanzministers als zulässig bestätigt hat.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Wo ist es denn?)

Das Gutachten wurde mündlich erstattet.

(Lachen bei Abgeordneten der SPD)

Auf die Erstellung und Übermittlung eines schriftlichen Gutachtens wurde wegen der erforderlichen strengen Ver traulichkeit verzichtet.

(Lachen bei der SPD und den Grünen)

Damit, meine sehr verehrten Damen und Herren, sind alle Vor würfe, die Sie erhoben haben, schlichtweg ausgeräumt.

(Beifall des Abg. Helmut Walter Rüeck CDU – Zu ruf des Abg. Franz Untersteller GRÜNE – Unruhe bei der SPD)

Lieber Herr Schmid, ich kann Ihnen nur raten: Entschuldigen Sie sich hier für den Vorwurf der Lüge.

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Warum?)

Das ist so ziemlich das Letzte, was man als Parlamentarier noch tun kann, wenn man seine Ehrbarkeit erhalten will.

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Zuruf der Abg. Katrin Altpeter SPD)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Kretschmann.

Herr Präsident, mei ne Damen und Herren! Es geht hier um die ernsthafte Frage: Welche Stellung hat das Parlament, der Landtag von BadenWürttemberg,

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Nur darum geht es!)

in den Augen der Regierung und in Ihrem Regierungshandeln, Herr Ministerpräsident Mappus? Darum geht es. Das ist eine ernsthafte und entscheidende Frage. Denn wir alle wissen, dass das Vertrauen der Bevölkerung in die demokratischen In stitutionen abnimmt.

(Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Peter Hauk: Durch Vorwürfe von Herrn Schmid! – Gegenruf der Abg. Ursula Haußmann SPD: Getroffene Hunde bellen! – Unruhe)

Das muss uns besorgen und beunruhigen. Die Frage, wie man damit umgeht, ist sehr wichtig und sehr relevant.

(Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Jedenfalls haben Sie, Herr Ministerpräsident, zu der Frage, ob Ihr Handeln verfassungsgemäß ist, wörtlich gesagt – ich wie derhole es –:

Zu dieser Frage wurde vorab ein verfassungsrechtliches Gutachten der beratenden Anwaltskanzlei eingeholt, wel ches das Vorgehen des Finanzministers bestätigt.

Ein solches Gutachten lag nicht vor. Das haben Sie nachträg lich eingeholt. Auf Nachfrage hat Ihre Staatskanzlei gesagt, es gebe Memos.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Auch die gibt es nicht!)

Auch die würden wir gern einmal sehen, wenn es sie gibt.

(Abg. Walter Heiler SPD: Die kann man auch nach machen!)

Schließlich wurde auch diese Aussage widerrufen und gesagt, es gebe ein mündliches Gutachten.

(Abg. Franz Untersteller GRÜNE: Einmalig!)

Man muss sich einmal vorstellen: Eine verfassungsrechtlich so extrem brisante und schwierige Frage – es geht hier um, grob gesagt, 5 Milliarden € –

(Abg. Theresia Bauer GRÜNE: 6 Milliarden €!)

wird durch mündliche Vorträge von Rechtsanwälten erledigt.

(Heiterkeit des Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE – Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Dr. Klaus Schüle: Reine Polemik!)

Sie glauben doch wohl selbst nicht im Ernst daran, dass man dabei von einem Gutachten reden kann.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Zurufe von der CDU, u. a. Abg. Dr. Klaus Schüle: Peinlich!)

Das glaubt niemand ernsthaft.

Unklar ist auch, in welchem Zeitraum Ihr Finanzminister überhaupt informiert wurde. Denn nach der Verfassung ent scheidet er – er! – über die Inanspruchnahme des Ausnahme rechts!

(Abg. Wolfgang Drexler SPD: Sonst niemand!)

War er bei diesen Besprechungen überhaupt dabei?

(Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Anscheinend nicht!)

Das alles wissen wir nicht.

Auf entsprechende Fragen von Journalisten sagen Sie, Herr Ministerpräsident: „Ich springe nicht über jedes Stöckchen.“

(Abg. Theresia Bauer GRÜNE: Frechheit! – Zuruf von der SPD: Unglaublich!)

Ein Kommentator der „Stuttgarter Zeitung“ sagt heute sehr richtig:

Fragen sind keine Stöckchen. Sie dienen der Transparenz und damit auch der Vermittelbarkeit des politischen Han delns, zumal dann, wenn der Vorwurf im Raum steht, dass bei dem Deal die Rechte des Parlaments ausgehebelt wor den sein könnten.

Genau darum geht es. Diese Fragen haben Sie zu beantwor ten.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Wolf gang Drexler SPD: So ist es! – Abg. Peter Hauk CDU: Die Fragen sind beantwortet!)

Wenn Sie das nicht tun, dann behindern Sie die verfassungs mäßigen Kontrollrechte des Parlaments. Das wollen wir hier einmal klarstellen.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Zuruf von der SPD: Sehr richtig!)

Das alles ist schlichtweg völlig unakzeptabel. Sie haben über haupt keinen Grund, die Opposition dafür noch mit Verbalin jurien anzugreifen – Sie als Allerletzter. Das sage ich einfach einmal.

(Beifall bei den Grünen und der SPD)

Die Frage, wie ein Land regiert wird,

(Abg. Helmut Walter Rüeck CDU: Die werden Sie nie beantworten können!)