Warum ist das so wichtig? Es ist nicht nur für uns wichtig, sondern aus meiner Sicht ist es auch für die Kinder in unse rer Gesellschaft ganz wichtig. Wir müssen aufpassen, dass wir unsere Lebenswelt, unsere Wirtschaftswelt nicht nur so orga nisieren, wie es den Bedürfnissen der Erwachsenen entspricht, sondern wir brauchen auch den Blick darauf, welche Bedürf nisse die Kinder haben. Sie brauchen Zeit, sie brauchen Lie be, sie brauchen Zuwendung.
Die Balance zwischen Er werbsleben und Familienleben müssen wir erreichen, und zwar für Männer und Frauen.
Das wäre wirklich ein großer Schritt nach vorn. Man darf das nicht nur von oben machen. Es muss auch in der Gesellschaft wachsen.
Meine Damen und Herren, ich bin heute bei diesem letzten Tagesordnungspunkt die letzte Rednerin aus den Reihen der Abgeordneten. In diesem Sinn erlaube ich mir, Ihnen ein fröh liches und gesegnetes Weihnachtsfest zu wünschen.
Werte Frau Kollegin, ich will die Besinnlichkeit nicht lange aufhalten. Trotzdem möchte ich Sie gerade zu dem, was Sie abschließend geäußert haben, fra gen: Empfinden Sie es dann nicht als umso bedauerlicher, dass dieser Bilanzbericht gerade zu der Frage, wie man es den in der Landesverwaltung beschäftigten Müttern und Vätern er möglicht, auch Führungsverantwortung zu übernehmen, über haupt keine Aussagen macht? Das ist doch bedauerlich.
Sie haben von Ihrem Denkansatz her völlig recht, Frau Wonnay. Aber der Bilanz bericht macht Aussagen, zumindest in Ansätzen. Ich habe die Instrumente genannt: Telearbeit, flexible Arbeitszeiten, Sab batjahr. All das gibt es in der Landesverwaltung auch schon. Aber ich bin mit Ihnen völlig einig: Wir haben noch viel zu tun.
(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Dieter Kleinmann FDP/DVP: Sehr schön! – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Sehr gut!)
Verehrte Frau Präsiden tin, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, meine sehr geehrten Damen und Herren! Im Sinne des Gesetzes zur Verwirkli chung der Chancengleichheit von Frauen und Männern traue ich mich, als Mann
Ich hätte mir gewünscht, dass wir dieses wichtige Thema – ähnlich wie den Bericht des Behindertenbeauftragten – mit ten in der Plenarsitzung erörtert hätten.
Meine Damen und Herren, der Bilanzbericht zeigt, dass sich das Land als Arbeitgeber bei der Förderung von Frauen nicht zu verstecken braucht. Der vorliegende Bilanzbericht bildet die Entwicklung des Anteils der weiblichen Beschäftigten in der Landesverwaltung in den Jahren 2005 bis 2009 ab. Ein Schwerpunkt des Berichts liegt dabei auf der Führungsebene und den Stellen mit Vorgesetzten- und Leitungsaufgaben.
Aus dem differenziert dargestellten und von vielen Seiten be leuchteten Zahlenmaterial lassen sich vor allem zwei wichti ge Grundaussagen ableiten:
Erstens: Der Anteil der weiblichen Beschäftigten in der Lan desverwaltung insgesamt, aber auch in den meisten Laufbahn gruppen und Besoldungsstufen ist spürbar gestiegen.
Zweitens: Die Repräsentanz von Frauen in Führungspositio nen entspricht zwar noch nicht ihrem Anteil in der Verwaltung insgesamt, aber die Entwicklung geht in die richtige Richtung, nämlich in Richtung einer Erhöhung des Frauenanteils – auch in Führungspositionen, meine Damen und Herren.
Der Anteil der weiblichen Beschäftigten in der Landesverwal tung ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich von 51,8 % im Jahr 2005 auf 56 % im Jahr 2009 gestiegen. Sämtliche Ge schäftsbereiche der Ministerien sowie der Geschäftsbereich des Rechnungshofs trugen zu dieser positiven Entwicklung bei.
In sechs Geschäftsbereichen lag der Frauenanteil im Jahr 2009, verehrte Kollegin Netzhammer, bei über 50 % und in zwei Ressorts – darunter auch unser Haus, das Sozialministe rium –
(Abg. Veronika Netzhammer CDU: Genau! Das ha be ich erwähnt! – Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Ihr seid vorbildlich!)
sogar bei über 60 %. Ich möchte es konkretisieren: In unse rem Haus, dem Sozialministerium, lag der Frauenanteil sogar bei 64 %.
Erfreulich ist dabei vor allem die Tatsache, dass der Frauen anteil in der Laufbahngruppe des höheren Dienstes deutlich gestiegen ist, Frau Lösch. Im höheren Dienst wuchs der An teil der Beamtinnen von 36,6 % auf immerhin 43,3 % und bei den weiblichen Tarifbeschäftigten von 38,7 % auf nunmehr erstmals über 50 % an.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, liebe Kolleginnen, liebe Kollegen, ich denke, die Zahlen sind eindeutig und zei gen in eine richtige Richtung.
Ich möchte auch noch auf den kommunalen Bereich zu spre chen kommen. Dieser ist im Bilanzbericht in der Tat nur ru dimentär erwähnt, da sich die Berichtspflicht ausschließlich auf die Landesverwaltung und nicht auf die Kommunalver waltung bezieht.
Das Chancengleichheitsgesetz belässt den Kommunen mit Blick auf deren Selbstverwaltungshoheit einen großen Hand lungsspielraum bei der Umsetzung des Gesetzes. Dabei, lie be Frau Lösch, wird es auch bleiben.
Der Frauenanteil in der Kommunalverwaltung ist von 63 % im Jahr 2005 auf 61 % im Jahr 2009 zurückgegangen, wobei die Zahl der Beschäftigten insgesamt um rund 11 000 Perso nen abgenommen hat.
Das Sozialministerium hat erst kürzlich eine Umfrage unter den 44 Stadt- und Landkreisen in Baden-Württemberg gestar tet, mit der der Stand der Umsetzung der Vorgaben des Chan cengleichheitsgesetzes erhoben werden soll. Die Auswertung der Umfrage ist noch nicht abgeschlossen. Wir mussten manchmal noch ein bisschen nachfragen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ein wichtiger Punkt des Bilanzberichts ist die Repräsentanz von Frauen in der mitt leren Führungsebene und – ich weiß, liebe Frau Wonnay – ins besondere in den Spitzenpositionen der Verwaltung. In den Ministerien liegt der Frauenanteil bei den Positionen mit Vor gesetzten- und Leitungsaufgaben, also ab stellvertretender Re feratsleitung aufwärts, zwischen 12 % und 25 %,
In der B-Besoldung in den Ministerien, also etwa ab der Stel le einer Referatsleitung aufwärts, befanden sich zum 30. Juni 2009 in der Tat lediglich 30 Frauen. Das entspricht einem An teil von 13,3 %.
Bei aller Unzufriedenheit über diese Zahlen – die teilen wir auch – darf aber nicht übersehen werden, dass auch einiges in Bewegung gekommen ist. Frau Wonnay, von einer Schnecke der Gleichberechtigung kann hier, glaube ich, keine Rede sein. Das Glas – ich darf das Beispiel von Frau Dr. Arnold aufneh men, die die Frage aufwarf, ob hinsichtlich der Chancen gleichheit das Glas halb voll oder halb leer sei – wird, so wür de ich sagen, tagtäglich voller.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Brigit te Lösch GRÜNE: Tropfen für Tropfen! Wie groß ist das Glas? – Gegenruf des Abg. Günther-Martin Pauli CDU)