Protocol of the Session on November 25, 2010

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU)

Diese positiven Erscheinungen, die hier dargestellt worden sind, treffen dann für Ganztags schulen zu, wenn möglichst viele Ganztagsschulen ermöglicht werden.

Ihre Verweigerung aber, was die Aufnahme der Ganztagsschu len in das Schulgesetz betrifft, bedeutet, dass Sie die Bereit stellung der entsprechenden Ressourcen verweigern. Das hängt nämlich eng damit zusammen. Sie können nicht mit Halbtagsschulpersonal eine qualifizierte Ganztagsschule be treiben. Das machen Sie aber.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen)

Sie müssen bereit sein, die notwendigen Ressourcen zur Ver fügung zu stellen. Das dürfen Sie nicht davon abhängig ma chen, ob die einzelne Kommune bereit ist, von sich aus ent sprechende Mittel zur Verfügung zu stellen, oder ob Eltern be reit sind, die Gelder einzubringen. Das darf nicht sein; denn das ist eine öffentliche Aufgabe, die das Land zu erfüllen hat.

Vielen Dank.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD und der Grünen – Zuruf des Abg. Karl Traub CDU)

Für die FDP/DVP-Frak tion erteile ich Frau Dr. Arnold das Wort.

Herr Präsident, verehrte Kolleginnen und Kollegen, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Zeller, mit Verlaub: Sie haben hier die Backen aufgeblasen. Sie haben die Vergangenheit bemüht. Seitdem Sie in der Opposition sind, beantragen Sie die Aufnahme von

Ganztagsschulen in das Schulgesetz. Warum haben Sie das ei gentlich nicht gemacht, als Sie in der Regierung waren? Das sage ich heute wieder; denn Sie wiederholen sich auch.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP zu Abg. Nor bert Zeller SPD: Heuchler!)

Von 1992 bis 1996 hat die SPD in diesem Land mitregiert. Am Anfang der entsprechenden Legislaturperiode gab es 79 Ganztagsschulen, und am Ende der entsprechenden Legisla turperiode gab es auch 79 Ganztagsschulen. Das war Ihre Po litik. Deshalb sollten Sie sich dabei wirklich etwas zurückhal ten, Herr Zeller.

Nun zum Gesetzentwurf der Grünen. Eines, Frau Rastätter, hat mich angenehm überrascht: Sie akzeptieren als flankieren de Maßnahme zur Ganztagsbetreuung neuerdings die Jugend begleiter.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Als Ergänzung!)

Natürlich als Ergänzung. Anders haben wir es auch nie ver standen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Wo sind dann die Leh rer?)

Das überrascht mich insofern, Herr Schmiedel, als Sie früher immer geschimpft und gesagt haben, dies sei „Ganztagsbe treuung light“ etc. Willkommen im Klub! Ich finde es gut, dass Sie diesen Weg jetzt mitgehen wollen. Rund 15 000 Jugend begleiter an 1 000 Schulen – das ist die Realität, und das ist unser Erfolg. Ich freue mich, dass Sie das jetzt genauso sehen wie wir.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Im Übrigen ist es wieder ein echter Grünen-Gesetzentwurf. Sie wollen den Schulen und Schulträgern alles bis ins Detail vorschreiben. Das ist wieder einmal grüner Dirigismus pur. Schon allein deshalb müssen wir das ablehnen, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Alle sollen an die kurze grüne Leine!)

Für die FDP hat die Ganztagsbetreuung einen hohen pädago gischen und sozialpolitischen Stellenwert. Deshalb haben wir uns in der Regierungskoalition über Jahre hinweg beharrlich dafür eingesetzt, dass sie bedarfsgerecht und zügig ausgebaut wird. Ich bin nach wie vor Herrn Oettinger sehr dankbar, dass er als Ministerpräsident diesen Weg mitgegangen ist.

(Vereinzelt Beifall)

Heute haben wir 1 353 statt 79 Ganztagsschulen allgemein bildender Art.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Dank Schröder und des Geldes aus Berlin!)

Das ist unser Erfolg, Herr Zeller, aber nicht Ihr Erfolg.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Das ist Schröders Er folg! – Gegenruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Frau Schröder oder Herr Schröder? – Glocke des Prä sidenten)

Frau Abg. Dr. Arnold, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Nein, jetzt nicht. Später.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Aha, Angst!)

Allerdings – jetzt kommt das Aber von der FDP – hat sich un sere Bildungslandschaft in einer Weise entwickelt, die dazu führt, dass es im Bereich der Ganztagsbetreuung Ungereimt heiten gibt, meine Damen und Herren. Wir hatten ursprüng lich vor, 40 % der allgemeinbildenden Schulen bis zum Jahr 2014 in den Ganztagsbetrieb zu überführen. Diese 40-%-Quo te ist mittlerweile für Gymnasien, Hauptschulen und Werkre alschulen aufgehoben worden; sie besteht nur noch für Grund schulen und Realschulen. Das ist aus unserer Sicht nicht mehr vermittelbar.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Jawohl!)

Wir brauchen gleiche Chancen für alle Schulen.

(Beifall des Abg. Dr. Hans-Peter Wetzel FDP/DVP)

Deshalb sagen wir klipp und klar, meine Damen und Herren: Jede Schule, die das möchte und deren Schulträger bereit ist, diesen Weg mitzugehen, soll in die Ganztagsbetreuung gehen können.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf von der FDP/DVP: Bravo!)

Die Schulen sollen auch selbst entscheiden können, welche Form der Ganztagsbetreuung sie wählen.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Ganztagsschule ist nicht Ganztagsbetreuung!)

Das bedeutet in der Konsequenz: Wir wollen die gebundene Ganztagsbetreuung von den Schulen mit besonderen pädago gischen und sozialen Aufgabenstellungen abkoppeln. Das ist bislang gekoppelt. Alle Schulen, die das möchten, sollen in der gebundenen Form agieren können.

Grundsätzlich ist unsere Bereitschaft also vorhanden, dies auch im Schulgesetz zu verankern.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Aber der Traub sagt, das sei Sozialismus!)

Aber, meine Damen und Herren, die Verankerung im Schul gesetz darf am Ende keine Mogelpackung sein. Es gibt Bun desländer, bei denen es im Schulgesetz steht. Aber da gibt es dann entweder einen Finanzierungsvorbehalt, oder es gibt ei nen Zustimmungsvorbehalt vonseiten der Schulaufsicht. Das ist nicht der Weg, den wir gehen wollen. Das ist eine Mogel packung. Dann wollen wir es schon lieber so, wie wir es im Moment haben.

Ich darf im Übrigen daran erinnern,

(Abg. Norbert Zeller SPD: Was wollen Sie jetzt ei gentlich?)

dass wir hier eine Vereinbarung mit den kommunalen Landes verbänden aus dem Jahr 2005 abarbeiten. Wenn diese Verein barung mittelfristig bis zum Jahr 2014 realisiert ist, muss das aus unserer Sicht dann natürlich auch ins Schulgesetz aufge nommen werden.

Ich danke Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Für die Landesregie rung erteile ich Herrn Staatssekretär Wacker das Wort.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Jetzt kommt noch ein mal so einer von gestern! – Abg. Reinhold Gall SPD: Jetzt dauert es wieder länger!)

Sehr geehrter Herr Präsident, meine Damen und Herren! In der Tat diskutieren wir nun zum wiederholten Mal darüber, ob es sinnvoll ist, die Ganztags schulen im Schulgesetz zu verankern. Immer wieder wird in diesem Zusammenhang betont, dass es sich hierbei um einen Schulversuch handelt.

Frau Kollegin Rastätter, um dies deutlich zu sagen: Sie wis sen ganz genau, dass der Begriff „Schulversuch“ ein Begriff aus dem Schulgesetz ist, der dann zum Tragen kommt, wenn wir neue Wege gehen wollen.

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Nach 40 Jahren!)