Protocol of the Session on November 25, 2010

Natürlich hat der Staat die Verpflichtung, das pädagogische Personal für die Ganztagsschulen zu stellen,

(Abg. Walter Heiler SPD: So ist es! – Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE: Wer sonst?)

und darf das nicht den Kommunen und den Eltern aufs Auge drücken. Darum geht es.

(Zuruf von der CDU: Und wer zahlt’s?)

Frau Rastätter hat die StEG genannt. Ich will Ihnen sagen – jetzt werde ich doch ein bisschen ausführlicher; ich wollte es eigentlich ganz kurz machen –, warum es wichtig ist, diese Studie zur Kenntnis zu nehmen.

Herr Traub, es ist unbestritten, dass die Ganztagsschule die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert. Übrigens: Wenn ich mit Wirtschaftsvertreten, mit Handwerkern, mit Un ternehmern, mit Gewerkschaftern spreche, stelle ich fest, dass sie großen Wert darauf legen, dass Ganztagsschulen angebo ten werden,

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Aber nicht mit Zwang!)

weil diese inzwischen auch einen Standortvorteil bedeuten.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Aber nicht mit Zwang!)

Auch dies ist keine sozialistische Äußerung, sondern eine ganz pragmatische Forderung.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Aber nicht mit Zwang!)

Die Eltern fühlen sich durch die Ganztagsschule auch entlas tet. Es geht nicht darum, zu sagen: „Ihr habt nichts mehr zu melden.“ Es geht um eine Entlastung. Das gilt übrigens ganz besonders für Familien mit niedrigem sozioökonomischem Status.

Eine ganz wichtige Erkenntnis, die die Studie hervorgebracht hat, ist auch: Das Familienklima entwickelt sich positiver, wenn Kinder regelmäßig die Ganztagsschule besuchen. Der Besuch der Ganztagsschule ist ein Beitrag zur Familienfreund lichkeit und zu einem besseren Familienklima.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Wir sind familien freundlich, Sie reden nur davon! Das ist der Unter schied! – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Ein weiteres Ergebnis dieser Studie ist – spätestens da sollten Sie, Herr Kluck, als jemand, der darauf immer besonderen Wert legt, sehr genau zuhören –:

(Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Die Noten in den Kernfächern entwickeln sich in einer Ganz tagsschule günstiger

(Abg. Renate Rastätter GRÜNE: Aber nur mit einem guten Konzept!)

dies ist eine klare Aussage –, weil dort die Intensität einer ganztägigen Teilnahme dauerhaft gewährleistet ist.

(Zuruf des Abg. Hagen Kluck FDP/DVP)

Deswegen ist auch klar: Die individuellen Auswirkungen ei ner ganztägigen Teilnahme sind erkennbar. Es heißt in der Stu die:

Dauerhafte Teilnahme... reduziert... das Risiko der Klas senwiederholung.

Ja, bitte schön: Wenn dies wissenschaftlich belegt ist, dann verstehe ich nicht, warum Sie gegen Ganztagsschule sein kön nen.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Wir haben doch Ganztagsschulen! Wir haben doch welche!)

Weiter heißt es zu den Wirkungen einer dauerhaften Teilnah me auf das Sozialverhalten:

Problematisches Verhalten wird gemindert.

Wir haben an Ganztagsschulen ein ganz anderes, positives pä dagogisches Klima.

(Abg. Hagen Kluck FDP/DVP: Ja!)

Dann seien Sie doch dafür, dass diese Schulen endlich ihre Möglichkeit bekommen.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Ja, aber freiwillig!)

Weiter heißt es, dass eine dauerhafte Teilnahme bei hoher Schulqualität die Schulnoten verbessert. Das sagte ich Ihnen gerade schon deutlich.

(Abg. Dr. Klaus Schüle CDU: Kein Zwang!)

Die Wirkung ist auch, dass mehr Motivation, mehr Leistungs bereitschaft vorhanden ist. Das alles sind positive Beispiele.

Herr Kollege Zeller, ge statten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Kluck?

(Abg. Walter Heiler SPD: Der war nicht in einer Ganztagsschule! Dann kann er auch nichts beitra gen!)

Gleich, am Schluss, wenn ich den letzten Punkt genannt habe.

Es ist auch interessant, dass sich z. B. die Sportverbände klar und deutlich für die Ganztagsschulen ausgesprochen haben.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Die Abgeordneten der CDU sind die Letzten, die dagegen sind!)

Es ist eine Chance für den Sport, auch für die Musik, auch für Betriebe, mit Ganztagsschulen zusammenzuarbeiten. Diese Chance bedeutet schlichtweg auch eine Verbesserung ihrer ei genen Möglichkeiten.

Deswegen – nochmals, Herr Traub – ist es nicht nachvollzieh bar, dass die alten Kamellen von vor zehn, 15, 20 Jahren ge bracht werden und das alte Familienbild,

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Aha!)

das alte Schulbild – Herr Zimmermann, Sie stehen an der Spit ze bei diesen alten Bildern –

(Abg. Karl Zimmermann CDU: Welches Familien bild war das?)

weiterhin gepflegt wird.

(Abg. Claus Schmiedel SPD: Letztes Jahrhundert!)

Sie sind in der bildungspolitischen Frage wahrhaft unmodern.

Vielen Dank.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grünen – Zuruf des Abg. Karl Zimmermann CDU)

Herr Abg. Kluck, wol len Sie Ihre Zwischenfrage noch stellen, oder wollen Sie es bleiben lassen?

Da ich nicht auf eine Ganz tagsschule gegangen bin, kann ich Ihnen, Herr Zeller, nicht ganz folgen. Vielleicht können Sie mir das aber erklären. Gel ten all diese positiven Merkmale, die Sie aufgezeigt haben und die sicherlich zutreffend sind, nur für Ganztagsschulen, die im Schulgesetz verankert sind, oder gelten sie generell für Ganztagsschulen? Wenn nicht, weshalb nicht?

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU)