Hören Sie sich jetzt einfach einmal Folgendes an: Bis zum Filderbahnhof Flughafen brauchen Sie von Aalen 26 Minuten und von Pforzheim 32 Minuten. Sie sparen 30 Minuten bis zu einer Stunde. Selbst wenn ich Tübingen nehme, wo Sie ja noch länger wohnen wollen – unabhängig davon, dass Sie dort die Wahl zum Oberbürgermeister verlieren –:
Von Tübingen nach Stuttgart fahren Sie jetzt eine Stunde und eine Minute. In Zukunft sind es 41 Minuten.
(Abg. Boris Palmer GRÜNE: Es sind jetzt schon 42 Minuten! Schauen Sie sich einmal den Fahrplan an! Ich bin heute Morgen in 42 Minuten hierher ge- fahren! Dummes Geschwätz!)
Dann will ich Ihnen sagen: Das verstehe ich nicht. Denn Sie fahren später nach unserem Plan von Wendlingen aus auf der Schnellbahntrasse nach Stuttgart und müssten eine erhebliche Einsparung erzielen, auf die Sie nach Ihrer Planung nicht kommen.
Ob ich Reutlingen nehme, ob ich Ulm nehme: Alle Fahrzeiten verkürzen sich. Insofern können Sie im Grunde doch nicht sagen, es würde die Gefahr bestehen, dass die Landesteile außerhalb der Region Stuttgart die Dummen seien, wenn Stuttgart 21 realisiert würde.
Nein, das ist eben nicht so. Alle erzielen erhebliche Verbesserungen. Deswegen, Herr Palmer: Sie kommen nicht daran vorbei, dass unser Vorschlag erheblich leistungsfähiger ist, und zwar auf die nächsten 100 Jahre gesehen.
Nein, Sie kommen nicht mit: Sie bekommen keinen höheren Durchschnittsquotienten als 38 Züge hin. Das sagt Ihnen jeder. Sie haben auch kein Gutachten vorgelegt. Das kann nur ein Durchgangsbahnhof realisieren. Wir werden die Verspätungen im Durchgangsbahnhof schneller abbauen
können und werden vor allem die Vertaktung bei Stuttgart 21 teilweise besser hinbekommen. Das steht fest. Das hat das oberste Gericht festgestellt.
(Lachen des Abg. Siegfried Lehmann GRÜNE – Zuruf des Abg. Boris Palmer GRÜNE – Gegenruf des Abg. Claus Schmiedel SPD: Bloße Behaup- tung!)
Sie haben bisher auch keine neuen Gutachter festgelegt. Sie haben einmal mit Herrn Martin diskutiert. Da sind Sie auch aufgelaufen, weil Herr Martin Ihnen das natürlich genau nachweisen kann.
Sie machen hier einen Vorschlag, der rückwärtsgewandt ist, der uns Milliardeninvestitionen in einen alten Kopfbahnhof zumutet, obwohl dieser schon 2015 an der Grenze seiner Leistungsfähigkeit ist, und der dann auch nicht zulässt, dass wir eine schnellere Zugabfolge von Westen nach Osten bekommen; das ist bei einem Kopfbahnhof gar nicht möglich. Aber bei einem Durchgangsbahnhof haben wir noch ein erhebliches Potenzial. Deswegen sage ich Ihnen nur: Gehen Sie zukunftsorientiert auf unseren Vorschlag ein. Das ist die einzige Alternative. Alles andere würde Baden-Württemberg abhängen.
Man fragt sich – Sie sind ja Politiker –, wie Sie darauf kommen können, wir könnten jetzt beim Bund trotz dieser Vorteile ankommen und sagen, jetzt machten wir den Kopfbahnhof. Dafür gibt es keine Planung. Für den Bund würde das teurer. Die 1,1 Milliarden € müsste man aus den Bestandsmitteln erbringen. Das wäre für den Bund doppelt so viel wie das, was er bei Stuttgart 21 einbringt. Sie glauben doch nicht, dass irgendein Bundestagsabgeordneter dafür plädiert, dass jetzt plötzlich doppelt so viel Bundesgeld nach Stuttgart fließt, wo es schon schwierig ist, diese halbe Milliarde beim Bund für dieses „reiche“ Baden-Württemberg locker zu machen.
Alles das, was Sie hier produzieren, ist ein „Wolkenkuckucksei“. Das bringt uns nicht weiter. Es wäre ein völliger Fehlbeschluss des Landtags von Baden-Württemberg, uns auf die Schiene eines Kopfbahnhofs zu setzen statt auf das zukunftsorientierte Stuttgart-21-Konzept.
Herr Präsident, meine sehr geehrten Kolleginnen und Kollegen! Unser Fraktionsvorsitzender sagte es: Die FDP/DVP steht zu dem Projekt Stuttgart 21. Das gilt nicht nur für die Landtagsfraktion. Aus aktuellem Anlass sage ich es noch einmal: Das gilt für die Fraktionen der Regionalparlamente und des Gemeinderats genauso und auch für den Kreisverband, der dies vor wenigen Tagen fast einstimmig nochmals beschlossen hat.
Wir haben verdammt gute Gründe für diese Haltung. Stuttgart 21 wird eine Initialzündung für Wachstum und Arbeits
plätze hier in Stuttgart sein. Die Stadt wird profitieren, aber Stuttgart muss auf Jahre hinaus mit einer Großbaustelle auch die Hauptlast tragen.
Heidelberg wird besser an Reutlingen angebunden. Ulm wird besser an Mannheim und Karlsruhe angebunden. Überall dort wird dieses Projekt auch eine Initialzündung für Wachstum und Arbeitsplätze auslösen. Das ist uns wichtig. Ohne dieses Projekt, das nicht nur für Stuttgart ist, sondern eine baden-württembergische, eine deutsche, eine europäische Dimension hat, werden wir vom Hochgeschwindigkeitsnetz und damit von der Zukunft abgehängt. Das können wir uns nicht leisten.
Uli Noll sagte es: Die Römer wussten, dass Wohlstand auf Straßen kommt. Das war auch im vergangenen Jahrhundert so. Herr Kollege Palmer, schauen Sie sich doch einmal an, wie sich die Städte dort entwickelt haben, wo es keine Eisenbahnanbindung gab. Da kann man heute noch wunderbar auf Streuobstwiesen leben.
(Abg. Boris Palmer GRÜNE: Haben Sie etwas da- gegen? Was haben Sie gegen Streuobstwiesen? – Gegenruf des Abg. Claus Schmiedel SPD)
Aber am meisten, lieber Herr Kollege, profitiert die Umwelt von diesem Projekt. Denn Tunnels sind unter der Erde und verbrauchen keine Flächen. Außerdem ist die Bahn ja wohl selbst aus Ihrer Sicht anerkanntermaßen umweltfreundlicher.
Tun Sie uns deshalb einen Gefallen: Geben Sie sich der Umwelt zuliebe doch einmal einen Ruck. Wenn die Menschen in Zukunft statt der Bahn Flugzeuge nutzen, dann ist es Ihre Schuld, wenn Ausbaupläne am Flughafen eines Tages vielleicht weiterverfolgt werden müssten.
Wenn die Menschen nicht vom Auto auf die Bahn umsteigen, sondern weiterhin die A 8 und die A 81 und die B 27, die ja auch an Tübingen vorbeiführt, nutzen,
wenn der Lärmpegel dort weiterhin steigt und die Menschen darunter leiden, dann ist das nicht unsere, sondern dann ist das Ihre Schuld, weil Sie die Bahn nicht anständig ausbauen wollen.
(Abg. Thomas Oelmayer GRÜNE: Ja, klar! Ihr ver- grabt Milliarden in Stuttgart und baut die Autobahn aus!)
Wenn Sie die Flächen hier in der Innenstadt – Kollege Föll weiß, wovon ich rede – nicht für die Wohnbebauung frei
bekommen, dann werden die Wohnungen und die Häuser anderswo gebaut werden. Deswegen sind Sie schuld, Herr Kollege Palmer, wenn auf Streuobstwiesen gebaut werden muss anstatt auf alten Bahnstrecken.
Vizepräsident Drexler sagte bereits, um wie viel schneller Sie dann von Tübingen nach Stuttgart kommen.
Aber haben Sie einmal versucht, von Tübingen zum Flughafen Stuttgart zu kommen? Da sind Sie heute mit dem Fahrrad schneller als mit der Bahn.
In Tübingen werden die Menschen die allergrößten Nachteile haben, wenn Sie sich hier durchsetzen, denn Tübingen ist diejenige Stadt in Baden-Württemberg, die von der Anbindung durch Stuttgart 21 am meisten profitiert.