Protocol of the Session on April 28, 2005

(Zurufe der Abg. Beate Fauser FDP/DVP und Zim- mermann CDU)

Herr Ministerpräsident, Sie haben einiges zum Arbeitsmarkt angesprochen.

(Abg. Röhm CDU: Keine Inhalte, nur Gebäude!)

Ich komme noch darauf. Es ist gut, dass Sie den Zwischenruf machen. Der Ministerpräsident sprach zum Thema Ganztagsschulen über drei Seiten hinweg ausschließlich über „Jugendbegleiter“, Jugendverbände usw. Er sprach kein einziges Mal über Pädagogik.

(Abg. Röhm CDU: Nur Ganztagsschulen, nur Ge- bäude! Was darin läuft, ist das Entscheidende!)

Einem solchen Ministerpräsidenten muss man auch sagen, dass er das Thema verfehlt hat.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Zuruf des Abg. Röhm CDU)

Wir brauchen doch die Ganztagsschule wegen der Pädagogik. Wir müssen doch etwas ändern.

(Abg. Röhm CDU: Inhalte! Sagen Sie einmal etwas zu G 8!)

Ich setze mich hier mit der Regierungserklärung auseinander. Zu diesem Punkt hat der Ministerpräsident auch nichts gesagt. Wenn ich zu allem etwas sagen wollte, müsste ich nicht zwei, sondern vier Stunden reden.

(Zuruf des Abg. Röhm CDU)

Nein, überhaupt nicht; sonst rede ich vier Stunden. Ich rede über die Regierungserklärung des Ministerpräsidenten.

(Zuruf des Abg. Alfred Haas CDU)

Sie haben einen schönen Zwischenruf gemacht.

(Zuruf des Abg. Röhm CDU)

Wenn man über Ganztagsschulen redet und dort fördern will, braucht man Pädagogik. Das kann man nicht mit ehrenamtlichen Kräften machen.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Röhm CDU: Sehr gute Lehrerversorgung!)

Sie gestalten eine Ganztagsschule, die so aussieht: vormittags Schule, dann Essen und anschließend Vereine. Wo bleibt denn da das Fördern? Wir brauchen doch eine Förderung, wenn man sieht, dass die soziale Herkunft in BadenWürttemberg wie in anderen Bundesländern den Schulabschluss, die Bildung bestimmt.

(Zuruf des Abg. Röhm CDU)

Dies kann man nur durch Förderung ändern. Das tun Sie aber nicht, denn Sie stellen keine einzige Lehrerstelle für Ganztagsschulen zur Verfügung.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Röhm CDU: Inhalte!)

Ja, das war ein Inhalt.

Nun zu den Hochschulen.

(Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Drexler, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Theurer?

Bitte schön, Herr Theurer.

Herr Drexler, sind Sie nicht auch der Auffassung, dass die entscheidende Schwäche des IZBB-Programms der Bundesregierung darin lag, dass es nur Zuschüsse für Bauvorhaben und nicht für Personal enthielt?

(Lachen bei der SPD und den Grünen)

Ich wundere mich schon. Gott sei Dank hat Altministerpräsident Teufel diese Frage nicht gehört.

(Abg. Fischer SPD: Doch, er ist da!)

Er wäre dabei richtig umgefallen. Die Frage, ob die Bundesregierung Zuschüsse für Inhalte gibt, hätte ich mir vielleicht in Sachsen-Anhalt oder in Brandenburg vorstellen können. Aber es ist beschämend, wenn sie im Landtag von Baden-Württemberg gestellt wird. Da hat der Bund nichts zu sagen. Wir wollen auch nicht, dass der Bund da etwas zu sagen hat. Sie dagegen fordern Zuschüsse für Inhalte – völlig irre!

(Beifall bei der SPD und den Grünen)

Lieber Kollege, man kann nicht Föderalist oder Nichtföderalist sein, je nachdem, woher das Geld kommt. Föderalismus bedeutet, dass wir eigene hoheitliche Zuständigkeiten haben, und diese wollen wir ausweiten und nicht hergeben. Das ist der Unterschied.

(Glocke des Präsidenten)

Noch einmal? Sie verlängern bloß die Rededauer.

Bitte schön, Herr Theurer.

(Abg. Birzele SPD: Jeder blamiert sich, wie er kann!)

Sie haben damit aber eindeutig eingeräumt, dass der Bund schon mit der Zurverfügungstellung der Baumittel in die Bildungshoheit der Länder massiv eingegriffen hat.

Nein, er hat ein Angebot gemacht, indem er gesagt hat, er stelle fest, dass wir im Gegensatz zum europäischen und internationalen Durchschnitt sehr schlecht mit Ganztagsschulen – auch nach PISA noch – versorgt seien.

(Abg. Zeller SPD: Eigentor!)

Und das hat sich doch gezeigt. Über 914 Anträge gab es innerhalb von zwei Jahren in Baden-Württemberg. Das ist eine gigantische Nachfrage.

(Abg. Zeller SPD: Der Bedarf ist riesengroß!)

Der Bund hätte das Geld auch in andere Bereiche stecken können. Das wäre Ihnen vielleicht lieber gewesen, weil sich dadurch der Bedarf und damit der Fehler in Ihrer Schulpolitik nicht so deutlich gezeigt hätte.

(Abg. Zeller SPD: So ist es!)

Aber er hat es eben gemacht. Er hätte das Geld auch in die Rente oder in andere Dinge stecken können. Er hat aber gesagt: „Das ist uns für unsere Jugend so wichtig, dass wir das Geld da reinstecken.“ Und das war richtig.

(Beifall bei der SPD und den Grünen – Abg. Fi- scher SPD: Für die Zukunft, ja!)

Ich möchte kurz noch etwas zu den Hochschulen sagen.

(Abg. Theurer FDP/DVP: Sie haben aber keine An- träge dazu gestellt, wie man die Lehrer finanzieren kann!)

Doch, das haben wir auch.