Sie war auch deshalb wichtig, weil sich nur mit dieser Perspektive wirklich sehr gute Abiturientinnen und Abiturienten um einen Ausbildungsplatz bei den Unternehmen bewerben, die Studienplätze bei den Berufsakademien haben.
Wir haben diese hochschulrechtliche Anerkennung – die berufsrechtliche bestand ja schon – mit Nachdruck betrieben. Wir hatten allerdings große Schwierigkeiten in der Kultusministerkonferenz. Ich habe damals immer gedacht, wenn Ministerpräsident Wulff in Niedersachsen diese Debatten erlebt hätte, hätte er wahrscheinlich früher und mit noch größerem Nachdruck die KMK infrage gestellt. Damals habe ich gedacht, es gibt eine gewisse Berechtigung für den Vorstoß von Herrn Wulff.
Wir haben es allerdings in einem langen Zeitraum schließlich geschafft, alle Länder davon zu überzeugen, die hochschulrechtliche Anerkennung der Berufsakademien unter bestimmten Bedingungen, die die baden-württembergischen Berufsakademien erfüllen, vorzunehmen, und zwar für die Bachelorstudiengänge, die jetzt die Diplomstudiengänge ablösen werden.
Die Länder, die uns im Wesentlichen aufgehalten haben, waren Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Ich hoffe jetzt, dass Nordrhein-Westfalen demnächst eine Regierung erhält, die der Berufsakademie freundlicher gesonnen ist.
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Carla Bregenzer SPD: Die haben doch zugestimmt! In Nordrhein-Westfalen kann man wunderbar mit dem Bachelor weiterstudieren! – Abg. Zeller SPD: Lassen Sie doch die Polemik!)
(Beifall und Heiterkeit bei der CDU – Zuruf der Abg. Carla Bregenzer SPD – Abg. Alfred Winkler SPD: Wer anfängt, kann nicht Kontra geben!)
Die Voraussetzung für die hochschulrechtliche Anerkennung ist die Akkreditierung dieser Bachelorstudiengänge. Das ist aber normal. Alle Studiengänge aller Hochschularten wie auch aller anderen tertiären Bildungseinrichtungen müssen akkreditiert werden. Insofern gibt es hier auch keine Lex specialis für die Berufsakademien, sondern sie haben die Kriterien zu erfüllen, die alle in diesem BolognaSystem zu erfüllen haben. Derzeit finden zügig die Verhandlungen der Berufsakademien mit den Akkreditierungseinrichtungen statt, um die Akkreditierung der dann vom Diplom auf den Bachelor umgestellten Abschlüsse zu erreichen und zu ermöglichen.
Wir dürfen uns ja daran erinnern, dass der Wissenschaftsrat die Berufsakademien des Landes geprüft und ihre exzellente Ausbildung gewürdigt hat. Er hat festgestellt, dass deren Qualität durchaus der einer Fachhochschule entspricht. Das ist letztlich ja das Kriterium, um das es hier geht.
Dass die Hochschulrektorenkonferenz, Frau Bauer, dagegen polemisiert hat – ich benutze jetzt einmal diesen Begriff –, habe auch ich mit Befremden zur Kenntnis genommen – wiewohl ich selbst einmal Vizepräsident dieser Organisation war. Aber man muss nicht alles für richtig halten, was eine Organisation tut, nur weil man dort früher einmal tätig gewesen ist.
(Heiterkeit bei Abgeordneten der CDU – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Da ändert sich nichts an seiner Tä- tigkeit! Der bleibt Oppositionsführer! – Gegenruf des Abg. Drexler SPD: Als Zahnarzt haben Sie doch bestimmt auch schon so manchen Bockmist gebaut! Die Leute laufen doch oben auf den Fildern so seltsam herum, oder nicht?)
Wir sind auch für einen Wettbewerb zwischen Berufsakademien und Hochschulen. Die Studierenden sollen sich dahin orientieren, wo sie die besten Ausbildungs- und Berufschancen haben. Insofern habe ich kein Verständnis für diejenigen, die diesen Wettbewerb verhindern wollen.
Weiter ist die Frage der internationalen Anerkennung der Berufsakademieabschlüsse gestellt worden. Da haben Sie, Herr Winkler, richtigerweise festgestellt: Das hatten wir schon früher erreicht. Das mag manche befremden. Wir hatten ja in einem Vertrag mit der Open University erreicht, dass erstens die Berufsakademie im britischen Hochschulsystem akkreditiert ist. Insofern könnten wir natürlich spitzfindig sagen: Die Bachelorabschlüsse sind längst akkreditiert, nämlich von der Open University.
Die Open University führt auch, wie derzeit wieder, Feststellungen zur Qualitätssicherung an unseren Berufsakademien durch und verschärft derzeit auch etwas die Ansprüche bei den Berufsakademien an die eigene Qualitätssicherung. Die Open University hat festgestellt, dass der Abschluss, den die Berufsakademien bieten, dem Bachelor with Honours entspricht. Das heißt aber, dass ein Absolvent einer Berufsakademie schon jetzt in Großbritannien ein Masterstudium aufnehmen könnte. Die haben zwar immer eine individuelle Auswahl, aber das ist ja bei uns auch so. Insofern war die Feststellung richtig, dass man es in Großbritannien könnte, bei uns jedoch nicht. Mit der hochschulrechtlichen Anerkennung und der Akkreditierung ist das in Deutschland jetzt genauso.
Das Landeshochschulgesetz hat diesen Übergang ja vorgesehen. Das heißt, alle Bachelorabsolventen haben zu den dann gegebenen Bedingungen ein Anrecht auf ein Masterstudium an den verschiedenen Hochschularten. Das ist die wichtige Perspektive für die Absolventen der Berufsakademien. Sie wollen auch die zumindest theoretische Chance haben, später an einer Fachhochschule oder an einer Universität einen Masterstudiengang, vielleicht auch berufsbegleitend, zu absolvieren.
Dieser Erfolg hängt sicherlich auch mit einem wesentlichen Konstruktionsmerkmal zusammen, nämlich mit der Dualität auch in den Entscheidungsorganen der Berufsakademien: dem dualen Senat und der Tatsache, dass die Studiengänge von beiden Seiten konfiguriert werden, nämlich sowohl von der akademischen Seite als auch von denjenigen, die die Absolventen dann einstellen.
Insofern gehen wir, glaube ich, auch mit unseren Hochschulen den richtigen Weg, wenn wir diese andere Seite stärker an den Entscheidungsprozessen der Hochschulen beteiligen.
Nun haben wir Ihnen heute etwas ins Fach gelegt, nämlich die letzte und neueste Ausgabe des „Scientific American“ vom Mai 2005. In dieser Zeitschrift werben die baden-württembergischen Hochschulen auf über 40 Seiten für „BadenWürttemberg at the Technology Heart of Europe“. Dort werben auch die Berufsakademien für ihre ausgezeichneten Positionen.
Frau Bauer, Sie haben erwähnt, dass man dieses Modell in China kopiert. Ich habe neulich in Dubai die sehr ernst gemeinte Nachfrage nach dem Aufbau einer Berufsakademie mit unserer Hilfe entgegengenommen und habe dort auch
mit deutschen Firmen geredet. Das Interessante war, dass der erste, den ich dort traf – ein Vertreter des DaimlerChrysler-Weltkonzerns –, sagte, er sei sehr dafür, denn er sei selbst Absolvent einer Berufsakademie in Baden-Württemberg.
Sie sehen, dass wir hiermit für diese ausgezeichnete Institution, aber auch um Studierende für diese Institution werben. Es gibt übrigens an keiner Hochschulart so viele nicht-baden-württembergische Studierende wie an den Berufsakademien. Es sind über 40 %, darunter auch viele aus solchen Bundesländern,
Wir werben in diesem Heft auch für unsere ausgezeichneten Hochschulen, das heißt, diese Hochschulen werben für sich. Ich glaube, dass Werbung für das Gute, das wir anbieten, notwendig ist. Wir brauchen auch aus dem Ausland gute Studierende, guten wissenschaftlichen Nachwuchs und gute Professorinnen und Professoren.
Um den Kreis zur Debatte von heute Morgen zu schließen – auch auf die Gefahr hin, dass man mir wieder Polemik unterstellt –: Dieses Heft finde ich sehr viel sinnvoller als die Obrigheim-Broschüre.