Wie Sie wissen, wird der Beschluss der Kultusministerkonferenz vom Oktober vergangenen Jahres, die Abschlüsse von akkreditierten Bachelor-Ausbildungsgängen der Berufsakademien denen von den Hochschulen gleichzustellen, die Attraktivität weiter stärken – das befürchten Sie ja auch zum Teil –, wenngleich man sagen muss, dass die früher fehlende Anerkennung in anderen Bundesländern in der Praxis keine erhebliche Rolle gespielt hat. Wir sollten die Diskussion also etwas niedriger hängen.
Entscheidend ist, dass die nun erfolgte hochschulrechtliche Anerkennung den Berufsakademien die Teilnahme am Bologna-Prozess, also die Einbindung in einen einheitlichen europäischen Hochschulraum, sichert.
Ich bin übrigens nicht der Meinung, alles, was an das Wissenschaftsministerium angebunden ist, sei ineffektiv. Vielmehr haben gerade die Berufsakademien das Gegenteil bewiesen. Man kann doch nicht behaupten, das alles sei schlecht. Dann müssten die Studentenzahlen in den letzten Jahren rapide abgenommen haben.
Aber das Gegenteil ist der Fall. Sie dürfen das nachher, Frau Bregenzer, mit Sicherheit noch vom Herrn Wissenschaftsminister Dr. Frankenberg selbst hören.
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Vor dieser Plenardebatte hat mich eine Kollegin im Scherz darauf angesprochen, bei diesem Tagesordnungspunkt solle ich die Berufsakademien nicht schlechtreden. Sie selbst hat dort eine Ausbildung absolviert. Wahrscheinlich kennen Sie es auch aus Ihrer eigenen Erfahrung: Es ist kein Einzelfall, dass diejenigen, die an der Berufsakademie studiert haben, einerseits außerordentlich stolz sind auf das, was sie erreicht haben, und sich auch mit dieser Institution identifizieren und sagen, dass ihre Ausbildung gut war; gleichzeitig spüren und wissen sie aber, dass die Anerkennung nach wie vor nicht überall vorhanden ist. Die Qualität der Berufsakademien wird nach wie vor in Zweifel gezogen. Der Wert der Ausbildung ist nicht überall gleichermaßen anerkannt und gesichert.
Hier im Haus scheint fraktionsübergreifend Einigkeit zu herrschen, auch wenn Frau Fauser nicht gemerkt hat, wie sich die SPD in der Debatte aufgestellt hat. Ich habe festgestellt, es gibt Einigkeit im ganzen Haus, dass die Berufsakademien im Land hoch geschätzt sind, dass sie von allen Seiten als Erfolgsmodell eingeschätzt werden. Der Wissenschaftsausschuss hat ja im vergangen Jahr auf der Chinareise erlebt, dass die Berufsakademien nicht nur hier im Land anerkannt sind, sondern inzwischen sogar als Exportartikel geschätzt werden. Wir haben erlebt, dass in China nach dem baden-württembergischen Modell Hochschulen aufgebaut werden.
Es ist in der Debatte bereits auf die steigenden Studierendenzahlen und die kontinuierliche Ausweitung der Kapazitäten hingewiesen worden. Der berufliche Erfolg der Absolventinnen und Absolventen spricht dafür, dass sich dieses Modell etabliert.
Das verbreitete Fächerspektrum ist ebenfalls zu begrüßen. Daher sind die Berufsakademien zweifellos ein unverzichtbarer Bestandteil unseres tertiären Ausbildungsbereichs. Gerade weil wir mehr junge Menschen mit einer hoch qualifizierten Ausbildung ins Leben starten lassen wollen, gibt es dazu keine Alternative.
Der KMK-Beschluss im Oktober letzten Jahres war ein Durchbruch auf dem Weg, die nationale und internationale
Anerkennung der Berufsakademien voranzubringen. Bachelorabschlüsse an Berufsakademien, die akkreditiert sind, bekommen dadurch die vollwertige Anerkennung. Ich finde es richtig, dass man die Stärkung der Berufsakademien nicht über eine Debatte vorantreibt, ob man diese Institutionen zu einer Hochschule im herkömmlichen Sinn machen muss. In erster Linie sollte es um die Qualitätsdebatte gehen: Sind die Studiengänge hochwertig, qualifiziert und nachhaltig, sodass man sie mit einem vollwertigen Bachelorabschluss versehen kann? Ich glaube, dass das der produktivere Weg ist und dass man den Berufsakademien ihre organisatorische Eigenständigkeit lassen sollte.
Allerdings muss klar sein: Wenn man die Anerkennung über die Akkreditierung der Bachelorabschlüsse will, dann darf es hier keinen Rabatt geben. Berufsakademien dürfen kein Billigmodell sein, das mit geringeren Standards auskommt. Deshalb haben auch unsere Berufsakademien im Land noch einen gewissen Weg vor sich. Wir brauchen – das ist absehbar – für die Umstellung auf Bachelorabschlüsse zusätzliche Lehrveranstaltungen. Man muss weiter zulegen bei dem hauptamtlichen Lehrpersonal. Die KMK hat ja eine Quote von 40 % gefordert. Diese ist noch nicht an allen Standorten erreicht, sondern 40 % erreichen wir im Land nur, wenn man eine Durchschnittsgröße für das gesamte Land zugrunde legt. Also auch hieran muss weiter gearbeitet werden. Wir sollten uns nicht mit dem Taschenspielertrick begnügen, zu sagen, dass wir die Quote im Durchschnitt des Landes erreicht hätten. Für die Studierenden bringt es nur etwas, wenn an jedem Standort 40 % erreicht werden.
Wir müssen daran arbeiten, dass die Akkreditierung zügig vorankommt und verbunden wird mit einem System der regelmäßigen Qualitätskontrolle und Qualitätssicherung. Auch darauf hat die KMK schon hingewiesen.
In Bezug auf die Berufsakademien kommt es einzig und allein darauf an, dass für die Studierenden, die Absolventen dieser Einrichtung die Qualität stimmt. Sie brauchen Anschlussfähigkeit und Durchlässigkeit mit ihren Abschlüssen. Sie dürfen nicht in die Sackgasse geraten, dass sie mit dem Abschluss darauf angewiesen sind, hier in Baden-Württemberg eine Arbeit oder einen Anschluss zu finden, oder gar auf ihre ursprüngliche Ausbildungsstätte angewiesen bleiben.
Die Hochschulrektorenkonferenz hat auf den KMK-Beschluss mit einer bemerkenswert scharfen Kritik reagiert. Auch hier im Land gab es scharfe Vorwürfe vonseiten der Rektoren. Sie befürchten eine Verwässerung des Bachelors und Gleichmacherei. Ich finde, dass sie mit diesen Vorwürfen nicht Recht haben und dass sich die Berufsakademien zu Recht gegen dieses etwas antiquierte Denken wehren.
(Beifall der Abg. Renate Rastätter GRÜNE, bei Abgeordneten der SPD sowie der Abg. Beate Fau- ser FDP/DVP)
Wir befürworten, dass im tertiären Bereich eine größere Vielfalt der Anbieter existiert. Nur so kommt auch ein Wettbewerb um die Studierenden zustande.
Zum Schluss möchte ich allerdings doch noch eine kritische Anmerkung machen: Wer wie die Berufsakademien zu Recht für die Öffnung eintritt, für neue Wege im tertiären Bereich, sollte im eigenen Bereich, wenn es um die eigene Einrichtung geht, nicht unnötig streng auf den alten, traditionellen Wegen beharren. Mir geht es konkret um die Frage des Hochschulzugangs und der Hochschulzugangsberechtigung. Die Berufsakademien bestehen darauf, dass man bei ihnen nur studieren kann, wenn man die allgemeine Hochschulreife besitzt. Davon sollte man sich verabschieden. Die Berufsakademien sollten endlich den Weg frei machen und das Studium auch mit Fachhochschulreife ermöglichen. Darüber hinausgehend wäre es überlegenswert, so wie es die IHK diese Woche gefordert hat, auch Menschen ohne Abitur mit einer qualifizierten Berufstätigkeit zum Studium an einer Berufsakademie zuzulassen. Dieser Schritt ist überfällig. Dies würde den Berufsakademien als dualen Ausbildungsstätten gut anstehen.
Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Es gibt eine Berufsakademie im Land mit verschiedenen Standorten. Diese Konstruktion ist offenbar tragfähig,
wie der Erfolg zeigt. Für uns ist nicht entscheidend, wie die Theorie aussehen könnte. Für uns ist vielmehr entscheidend, was dabei herauskommt.
Dabei kommt Hervorragendes heraus. Die Zahlen sind ja schon genannt worden; sie sind auch zwischen Regierung und Opposition unumstritten.
Bei 20 000 Studierenden gibt es 7 000 Absolventen pro Jahr. Diese effiziente Relation schafft keine tertiäre Bildungseinrichtung. Dabei muss man fairerweise sagen: Sie konzentriert sich auf die Lehre, und zwar auf eine gute Lehre.
Wir haben eine sehr geringe Abbrecherquote von ca. 10 %. Das streben wir auch bei den übrigen Hochschulen an. Aber wir sind zum Teil noch weit davon entfernt.
Der größte Teil der Absolventen wird von den Unternehmen übernommen, die diese Studierenden auch ausgewählt
haben. Es zeigt sich auch, wie wichtig eine sorgfältige Auswahl der Studierenden ist. Schließlich ist ein Alter von 24 Jahren, in dem man in den Beruf einsteigt, durchaus rentenversicherungsfreundlich.
Die Anfrage der Fraktion der SPD betraf die hochschulrechtliche Anerkennung. Die Berufsakademien glaubten ja nicht, durch eine hochschulrechtliche Anerkennung würde die Qualität verbessert, denn diese ist gut. Vielmehr ging es den Berufsakademien bei der Umstellung auf das Bachelor-/ Mastersystem um die Chance eines Weiterstudiums ihrer Absolventen in einem Masterstudiengang. Auch wenn es sich dabei meist nur um eine theoretische Chance handelt, weil die Absolventen im Beruf sehr gute Aufstiegschancen haben, war den Berufsakademien diese Perspektive wichtig.
Sie war auch deshalb wichtig, weil sich nur mit dieser Perspektive wirklich sehr gute Abiturientinnen und Abiturienten um einen Ausbildungsplatz bei den Unternehmen bewerben, die Studienplätze bei den Berufsakademien haben.