Protocol of the Session on March 16, 2005

(Zuruf des Abg. Birzele SPD)

Um die Unabhängigkeit der Medien zu sichern, müssen sich die Parteien in diesem Bereich eine wirtschaftliche Selbstbeschränkung auferlegen.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP)

Die Ausübung politischer Macht und die Einflussnahme auf die Medien gehören nicht in eine Hand, meine Damen und Herren.

(Abg. Drexler SPD: Das ist eine reine Neidkam- pagne!)

Wir, die FDP/DVP-Landtagsfraktion, sind deshalb davon überzeugt, dass es erforderlich ist, Medienbeteiligungen von Parteien – abgesehen von Organen der Mitgliederinformation – sowohl im Parteiengesetz wie in den Landespressegesetzen ausdrücklich zu verbieten.

(Abg. Drexler SPD: Das ist verfassungswidrig! – Abg. Birzele SPD: Sie meinen, dass das verfas- sungsgemäß ist? Glauben Sie, dass das verfas- sungsmäßig zulässig ist? – Weitere Zurufe von der SPD)

Dann muss man gegebenenfalls die Verfassung ändern, Herr Kollege Birzele.

(Lebhafter Widerspruch bei der SPD – Abg. Carla Bregenzer SPD: Sie sind schnell bei der Hand mit Verfassungsänderungen!)

Solange dies noch nicht erfolgt ist, muss zumindest die Impressumspflicht in den Landespressegesetzen so weit erweitert werden, dass eine unmittelbare oder mittelbare Parteienbeteiligung an dem entsprechenden Verlag eindeutig erkennbar ist.

(Unruhe)

Zum zweiten Antrag der SPD – Konzentration im Pressewesen – abschließend nur ein Satz: Das Anliegen der SPD wäre glaubhafter, wenn nicht erst in der vergangenen Woche die rot-grüne Mehrheit im Deutschen Bundestag eine Novelle zum GWB verabschiedet hätte, mit der die Pressefusionskontrolle deutlich geschwächt wird. So viel zur Ernsthaftigkeit Ihres Anliegens.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Sie tun nämlich dort, wo Sie das Sagen haben, nicht das, was Sie hier einfordern.

(Beifall bei der FDP/DVP – Abg. Hofer FDP/DVP: Sehr gut!)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Walter.

(Abg. Birzele SPD: Die Besserverdienenden sind gegen Parteien, die Geld haben!)

Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Ich hätte mir gewünscht, dass der gelernte Redakteur auch gelernt hätte, zum Thema zu schreiben und dann später zum Thema zu reden.

(Beifall bei den Grünen und der SPD – Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Das war exakt das Thema! – Unru- he)

Liebe Kolleginnen und Kollegen, das hier ist die übliche peinliche Retourkutsche. Es geht hier nicht um die Beteiligungen der SPD –

(Zuruf der Abg. Beate Fauser FDP/DVP)

darüber kann man diskutieren –, sondern es geht hier um Baden-Württemberg, und es geht um die Offenlegung.

Ich kann Ihnen nur sagen: Das, was die Landesregierung hier geantwortet hat, ist nicht sonderlich ergiebig, um es freundlich auszudrücken.

(Abg. Fischer SPD: Weil sie es nicht will!)

Herr Staatsminister, da diese Stellungnahme ja Ihr Amtsvorgänger unterzeichnet hat und da Sie dafür bekannt sind, den Dingen mehr auf den Grund zu gehen, wünsche ich mir, dass Sie uns hier andere Antworten bieten als das, was uns Herr Exstaatsminister Palmer geboten hat.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Er kann das jetzt münd- lich nachliefern!)

Der Kollege Pauli hatte die undankbare Aufgabe, dieses dünne Papierchen, das uns die Landesregierung als Stellungnahme gegeben hat, zu verteidigen. Deshalb muss man schon entschuldigen, dass er hier hintereinander zunächst

den Freischwimmer und dann den Fahrtenschwimmer gemacht hat.

(Abg. Birzele SPD: Vor dem Fahrtenschwimmer ist er abgesoffen!)

Vielleicht war es auch nur das Seepferdchen. Ich weiß es nicht.

Alles, was hier aufgeführt wird, was übermäßige Bürokratie sei, meine Damen und Herren, das ist wirklich nicht wahr. Wenn man einen Praktikanten ein paar Stunden bei der LfK hinsetzt, hat man die Informationen, die die SPD hier einklagt, zusammengetragen. Was spricht eigentlich dagegen, dass im Impressum die Verflechtungen deutlich werden, wenn das andere Bundesländer auch machen?

(Abg. Theurer FDP/DVP: Richtig!)

Sie sagen „richtig“. Sie sind ja in der Regierung; vielleicht wissen Sie das gar nicht.

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Auch Parteienbeteili- gungen! Das hat er doch gesagt!)

Ich habe auch gar nichts dagegen, dass dann auch die Parteienbeteiligungen aufgeführt werden. Das ist doch gar nicht das Thema. Aber hier geht es zunächst einmal um einen Antrag in Baden-Württemberg. Da kann man sich nicht damit herausreden, dass die SPD bei der „Frankfurter Rundschau“ oder sonst wo eine Beteiligung hat.

Was mich bei Ihrer Rede, Kollege Pauli, gewundert hat, war, dass Sie einklagen, dass die SPD das dann auch tun solle. Aber Sie haben die Liste vorliegen.

(Abg. Pauli CDU: Wir sind ja in Baden-Württem- berg!)

Ja, aber offensichtlich ist das bei der SPD transparent. Wo ist dann hier das Problem? Sie sind doch immer für Transparenz und Offenheit.

(Abg. Pauli CDU: Wo es sinnvoll ist!)

Ja, wo es sinnvoll ist. Ich glaube, es ist sinnvoll, dass die Menschen, wenn sie eine Zeitung aufschlagen, aus dem Impressum erkennen, wo da eine Beteiligung ist, wer dahinter steckt usw.

(Beifall bei den Grünen und Abgeordneten der SPD)

Ich weiß gar nicht, wo hier das Problem liegt.

Meine Damen und Herren, nützen Sie deswegen die Chance. Sie haben einen neuen Staatsminister.

(Abg. Birzele SPD: Noch!)

Noch. Vielleicht gibt es auch bald einen ganz neuen. Das wissen wir nicht, bzw. das wissen wir eigentlich.

(Abg. Theurer FDP/DVP: Was wissen Sie eigent- lich?)

Manchmal wissen wir mehr als ihr in der FDP/DVP.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Immer!)

Nein, ich meine jetzt, was in der Regierung passiert. Sonst wissen wir immer mehr.

(Abg. Theurer FDP/DVP: Bescheiden sind Sie gar nicht!)

Nein, wir sind nicht bescheiden. Das müssen wir auch nicht sein.