Protocol of the Session on March 16, 2005

(Abg. Birzele SPD: Das ist wieder die typische Neiddebatte! Sie haben nichts und neiden den an- deren das, was sie haben! – Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage der Frau Abg. Kipfer?

Wir haben auch nichts zu verbergen, Herr Kollege Birzele.

(Abg. Drexler SPD: Sie haben auch keine Zeitun- gen außer der Mitgliederzeitung!)

Bitte sehr, Frau Abg. Kipfer.

Frau Präsidentin, ich gestatte keine weitere Zwischenfrage. Frau Kollegin Kipfer kann sich nachher zu Wort melden.

(Unruhe – Glocke der Präsidentin – Abg. Walter GRÜNE: Du hättest gleich noch den Fahrten- schwimmer machen können! – Abg. Drexler SPD: Die sollen sagen, welche Zeitungen die CDU hat! – Glocke der Präsidentin)

Meine Damen und Herren, das Wort hat Herr Abg. Pauli.

Die Anträge der SPD lohnen gar nicht, dass man so viel Zeit damit verliert. Außerdem ignorieren Sie, liebe Kolleginnen und Kollegen von der SPD, offensichtlich die Bestrebungen Ihres eigenen Bundeswirtschaftsministers Clement, der angesichts der schrumpfenden Lesermärkte die Pressefusionskontrolle lockern will. Deshalb empfehle ich Ihnen, erst einmal in Ihren Reihen für eine nachvollziehbare Linie zu sorgen. Das Raffen von Medien und Meinungsmacht dort und die eher flachen Anträge hier machen die SPD-Politik nicht glaubwürdiger.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Abg. Birzele SPD: Oettinger! Herr Pauli, was ist es Ihnen wert, wenn ich Ihnen das Zitat bringe?)

Bringen Sie es ruhig.

(Abg. Birzele SPD: Der Gundolf Fleischer kennt es! – Gegenruf des Abg. Fleischer CDU: Da sehen Sie, wie eine falsche Zitatbehauptung ein Treffer werden kann! – Lebhafte Unruhe)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Theurer.

Frau Präsidentin, meine sehr verehrten Damen und Herren! Unabhängige Redaktionen sind mir als gelerntem Redakteur natürlich ein ganz wichtiges Anliegen.

(Abg. Fischer SPD: Oh! Es wird immer besser! – Beifall des Abg. Birzele SPD)

Mit großer Sorge betrachten wir als aktive Landespolitiker, dass sich die Zeitungsverlage zunehmend nicht mehr in der Lage sehen, ihre landespolitischen Redaktionen mit eigenen Korrespondenten zu besetzen, weil eben in dem Bereich – das hängt mit der Wirtschaftsentwicklung des Werbemarkts zusammen – Einbrüche zu verzeichnen sind. Das war auch der Grund, warum die FDP/DVP frühzeitig gesagt hat, man müsse über die Privatisierung des „Staatsanzeigers“ nachdenken. Wir konnten in dieser Zeit einer Aufstockung der Redaktion des „Staatsanzeigers“ nichts abgewinnen.

Zu dem Antrag der SPD, mit dem diese die regelmäßige Offenlegung der Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse im Pressewesen verlangt, möchte ich festhalten, dass die Landesregierung in ihrer Stellungnahme schreibt, dass sich eine zwingende Notwendigkeit, das Landespressegesetz in der

vorgeschlagenen Weise zu ergänzen, zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht feststellen lässt.

Dies scheint die SPD genauso zu sehen. Denn wie sonst ist es zu erklären, dass ein Antrag vom August 2003 erst jetzt, im März 2005, in die parlamentarische Beratung kommt?

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Birzele SPD)

Meine Damen und Herren, abgesehen davon, dass dieses Thema der SPD selbst offenbar nicht allzu wichtig ist,

(Zuruf des Abg. Birzele SPD)

können wir dem Anliegen, durch eine regelmäßige Offenlegung der Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse mehr Transparenz

(Abg. Pauli CDU: Genau! – Unruhe)

in einem für die öffentliche Meinungsbildung zentralen Bereich zu erreichen, durchaus etwas abgewinnen.

(Zuruf des Abg. Walter GRÜNE)

Wenn wir dies so ausgestalten, wie es zum Beispiel im bayerischen Pressegesetz vorgesehen ist – halbjährliche Publikation im Impressum sowie zusätzlich dann, wenn sich die Inhaber- und Beteiligungsverhältnisse geändert haben –, sehe ich auch nicht, dass das Argument der Deregulierung stärker zu gewichten ist als das gewonnene zusätzliche Maß an Transparenz.

(Abg. Pauli CDU: Genau!)

Allerdings muss, meine Damen und Herren, eines hinzugefügt werden: Die SPD wäre mit ihrem Anliegen um ein Vielfaches glaubwürdiger, wenn sie endlich einmal daranginge, sich von ihrer eigenen Medienholding, der Deutschen Druck- und Verlagsgesellschaft, zu trennen.

(Abg. Drexler SPD: Wieso denn? Das ist Eigen- tum! Das von einem FDP-Mann zu hören!)

Die SPD ist über die DDVG an 15 Verlagen, mehr als 70 Printmedien,

(Abg. Drexler SPD: Na und?)

darunter knapp 30 Tageszeitungen, mehreren TV-Produktionsgesellschaften und einer ganzen Reihe von Hörfunkstationen beteiligt.

(Lebhafte Zurufe von der SPD)

Ich verstehe, dass Sie das nicht hören wollen, weil das in der Öffentlichkeit vielen gar nicht bekannt ist.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Das ist ein regelrechter Medienkonzern, den die SPD da steuert.

(Abg. Drexler SPD: Ja und? – Gegenruf des Abg. Blenke CDU: Setzen Sie sich nach vorn, dann brauchen Sie nicht so zu schreien! – Abg. Fleischer CDU zu Abg. Drexler SPD: Hinterbänkler, Ruhe!)

Das ist ohne jeden Zweifel ein größeres Problem, meine Damen und Herren, als das, das die SPD mit ihrem Antrag angesprochen hat.

(Abg. Drexler SPD: Das ist Eigentum!)

In einem demokratischen Rechtsstaat kommt den Medien eine entscheidende Rolle bei der politischen Willensbildung der Bevölkerung zu.

(Abg. Drexler SPD: Ja und? – Abg. Stickelberger SPD: Eigentumsfeindlich, Herr Theurer!)

Die Medien haben eine zentrale Rolle bei der Kontrolle staatlichen Handelns. Sie werden auch als „vierte Gewalt“ bezeichnet.

(Abg. Drexler SPD: Wo steht das?)

Die Medien kontrollieren damit auch die Parteien. Damit ist nicht zu vereinbaren, wenn umgekehrt Parteien die Medien kontrollieren, meine Damen und Herren.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU – Abg. Birzele SPD: Immer diese Neiddebatte! – Zuruf des Abg. Drexler SPD)

Es gehört zu den ureigensten Aufgaben der Medien, Missstände aufzudecken.

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

Dieser Aufgabe können die Medien nur bei einer staatsund parteiunabhängigen Stellung wirksam nachkommen.

(Zuruf des Abg. Birzele SPD)