Protocol of the Session on March 16, 2005

Ich bedanke mich.

(Beifall bei den Grünen)

Das Wort erteile ich Herrn Minister Rech.

(Abg. Blenke CDU: Sagt die SPD nichts mehr zu Herrn Schily? – Gegenruf des Abg. Fischer SPD: Ich habe keine Redezeit mehr! Ich war zu langat- mig! – Gegenruf des Abg. Blenke CDU: Das ist manchmal ganz geschickt, wenn man nichts über seine Parteifreunde sagen muss!)

Sehr verehrte Frau Präsidentin, meine Damen und Herren Kollegen! Lassen Sie mich zunächst einmal ganz ehrlich sagen, dass ich die Diskussionen zum Thema „innere Sicherheit“ hier in diesem hohen Haus deshalb immer als sehr wohltuend empfinde, weil sie sich von den Diskussionen unterscheiden, die draußen zum gleichen Thema geführt werden. Bei aller Kritik – oder bei mancher Kritik, die hier geäußert wird – sind doch der sachliche Hintergrund und das Bestreben, das Bestmögliche zu erreichen, zu sehen und zu spüren. Diese Diskussionen werden sehr viel weniger als beispielsweise auf Bundesebene von rot-grüner Ideologie getrübt. Ich will das ohne Aufregung sagen. Ich könnte es an Beispielen belegen. Dieser Stil führt uns sehr viel weiter als andere Diskussionen, die man sich auch vorstellen könnte.

Wir sind uns darüber einig, dass eine wesentliche Grundvoraussetzung für die Leistungsfähigkeit unserer Polizei eine solide Ausstattung, eine solide Ausbildung und eine gerechte Besoldung ist. Notwendig sind aber auch rechtliche Rahmenbedingungen, die ein polizeiliches Handeln überhaupt erst in dem Umfang, in dem es geboten ist, möglich machen, um der Kriminalitätsentwicklung Paroli bieten zu können, das heißt, um auf gleicher Höhe zu sein, und natürlich die bereits angesprochene Motivation, die sich aus vielen Faktoren speist: aus einer leistungsgerechten Besoldung, aber auch aus einer zeitgemäßen Technik.

Lieber Kollege Fischer, wenn ich damit beginnen darf: Natürlich sind Schutzwesten selbstverständlich. Es ist die pure

(Minister Rech)

Fürsorgepflicht eines jeden Arbeitgebers, bei einer gefahrgeneigten Arbeit – und darum handelt es sich ja wohl – seinen Beamtinnen und Beamten eine angemessene Ausstattung zu gewähren. Aber es ist wie bei den Fahrzeugen: Es gibt solche und solche Schutzwesten. Es gibt individuell angepasste Schutzwesten, und es gibt ganz andere.

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Aber das ist doch nicht das billigste Fahrzeug, das Sie geleast haben!)

Wir haben eben auch nicht das Billigste an Schutzwesten, sondern das Beste für unsere Polizei. Schauen Sie mal in anderen – –

(Abg. Fischer SPD: Das habe ich ja gar nicht unter- stellt!)

Sie haben nur gesagt: „selbstverständlich“. Natürlich sind Schutzwesten selbstverständlich, aber es gibt sie in verschiedenen Qualitätsstufen, genau wie Fahrzeuge. Herr Kollege Oelmayer, Sie sind ab und zu auch mal in Berlin. Machen Sie Ihre Augen auf. Dort fahren die Kolleginnen und Kollegen im Opel Corsa.

(Abg. Blenke CDU: So ist es! Das ist Sicherheits- politik nach Kassenlage! Aber nicht bei uns!)

Ich will keine Wertung vornehmen, aber Fahrzeug ist eben nicht gleich Fahrzeug. Da gibt es schon Unterschiede.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Oel- mayer GRÜNE: Haben Sie etwas gegen Opel?)

Nein, ich habe überhaupt nichts gegen Opel.

(Abg. Blenke CDU: Aber nicht, wenn ein Blaulicht drauf ist!)

Herr Kollege Oelmayer, wenn Sie in Bezug auf die Dienstfahrzeuge von einer – wie haben Sie gesagt? – „einseitigen Beschaffung“ sprechen,

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Von der Stange!)

dann muss ich schon fragen: Sollen wir die Autos jetzt auch noch körperanpassen?

(Allgemeine Heiterkeit – Abg. Beate Fauser FDP/ DVP: Das wäre schön!)

Das geht ja nun doch irgendwie an den tatsächlichen Möglichkeiten vorbei.

Wir können – und das tun wir und das müssen wir – europaweit ausschreiben. In diesen Ausschreibungen gibt es Vorgaben,

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Dann sind die Vorgaben falsch!)

und mit diesen Vorgaben versuchen wir, den Anforderungen an ein Dienstfahrzeug in optimaler Weise gerecht zu werden. Dann kommt das Ergebnis der Ausschreibung, und dann beschaffen wir nach diesem Ergebnis.

(Abg. Blenke CDU: Ist ein VW Passat oder ein C-Klasse-Kombi ein unzumutbares Auto?)

Anders ist das Verfahren nicht. Wir können die Polizeibeamten nicht vorher vermessen.

(Abg. Stickelberger SPD: Sicherheit nach Körper- maß!)

Abgesehen davon würde das auch nichts nützen. Es ist wie bei uns beiden: Mal gehen wir 20 Kilo rauf und dann wieder 2 runter. Also, das verändert sich auch. Deswegen, meine Damen und Herren, können wir das ganz unaufgeregt betrachten.

Aber wenn ich jetzt schon einmal dabei bin, weil Sie mich – das gebe ich zu – auch immer ein bisschen reizen mit dem Thema „blaue Uniform“, will ich das jetzt gleich abräumen. Aber Sie kennen ja die Antwort schon längst.

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Aber nicht öffentlich!)

Gut, Sie geben mir die Gelegenheit, das jetzt auch einmal öffentlich zu sagen. Es geht nicht darum, Geld aus dem Fenster zu schmeißen, schon gar keines, das wir nicht haben. Vielmehr geht es darum, dass wir uns nicht verschließen, wenn die Bundesländer möglichst einheitlich – das war mein Petitum, und das war auch meine Vorgehensweise – den Beschluss fassen – der aber noch nicht gefasst ist –, dass die Sicherheitsbehörden auf Blau umstellen, wie es andere Sicherheitsbehörden in Europa und auch der Bund machen. Aber da wir kein Geld haben, jedenfalls keines, das wir rauswerfen können, sagen wir:

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Grün bleibt grün!)

Wenn die Polizeibeamten dies aus ihrem Budget, aus ihrem Kleiderkonto selber finanzieren, dann macht es für uns keinen Unterschied, ob sie für ihr Geld eine blaue oder eine grüne Hose kaufen. Deswegen steht der Innenminister dieses Landes, wenn ein solcher Wunsch und eine solche Entwicklung einsetzt, dem nicht entgegen. Wo kämen wir sonst hin?

(Abg. Dr. Noll FDP/DVP: Da hat er ja auch Recht! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Jacke wie Hose!)

Zum Zweiten war die Frage, Herr Kollege Fischer, ob das System ComVor geeignet sei. Sie dürfen es gewisslich als Fakt nehmen, dass wir dies geprüft haben, bevor wir die Vereinbarung mit Hamburg und Hessen getroffen haben. Hessen ist ja nun immerhin auch ein Flächenland,

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Da regiert aber der Koch und nicht der Teufel! Das ist kein Wunder!)

und dort hat es sich bewährt. Deswegen sind wir diese Vereinbarung eingegangen.

Lassen Sie mich nur stichwortartig auf das eingehen, was bisher noch nicht gesagt wurde. Es handelt sich um das Technikzukunftsprogramm, und was bis heute bewegt wurde, kann sich sehen lassen. Wir nehmen, was die Polizeitechnik anbelangt, bundesweit einen Spitzenplatz ein. Es war ein finanzieller Kraftakt ohne Beispiel, aber er hat sich gelohnt. Fast alle Teilprojekte dieses TZP sind abgeschlossen. Sie haben es genannt – ich will es nicht wiederholen –: Fuhrpark, Hubschrauberflotte. Schauen Sie sich das einmal an. Es stehen wirklich acht hochmoderne Polizeihubschrau

(Minister Rech)

ber Tag und Nacht zur Verfügung mit digitalen Wärmebildkameras, die nebenbei bemerkt – nein, nicht nebenbei bemerkt, sondern ich will das ausdrücklich betonen – schon vielen Menschen das Leben gerettet haben.

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Die müssen Sie uns mal zeigen! Wie kommen wir da ran? Wir kommen da gar nicht ran!)

Wir schauen uns das an. Ich bin dazu gern bereit. – Innenminister aus anderen Bundesländern, die hierher kommen – vorwiegend aus SPD-geführten Bundesländern –, staunen, was der Polizei hier in Baden-Württemberg zur Verfügung steht.

(Abg. Oelmayer GRÜNE: Die Kollegin Lösch will auch mit!)

Die Kollegin Lösch darf auch mit. Wir haben in unseren modernen Polizeihubschraubern bis zu acht Sitzplätze.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Acht? Da kann die ganze Fraktion mit! – Zuruf des Abg. Scheuermann CDU)

Diejenigen, die sich besonders dafür einsetzen – vor allem bei den nächsten Haushaltsberatungen –, dass wir zu weiteren finanziellen Mitteln kommen, nehmen wir dann mit.

Nun zum Thema „rechtlicher Rahmen“: Herr Kollege Oelmayer, da kommen wir uns schon eher ins Gehege. Da werden schon Unterschiede deutlich; das muss ich sagen.

(Zuruf des Abg. Oelmayer GRÜNE)

Diese will ich Ihnen auch nennen.