Ich meine damit ausdrücklich nicht die eben angesprochene sechsjährige Grundschule. Für einen solchen Umbau unseres Systems sehe ich in der Tat kein wirkliches Erfordernis und übrigens – machen wir uns nichts vor – auch nicht die realen Möglichkeiten.
Im Klartext, Herr Zeller: Ich bin der Meinung – das haben uns die Besuche in Kanada und Finnland gezeigt, wo wir beide gemeinsam waren –,
es gibt zwei Stichworte zu PISA und zu unseren Besuchen in Kanada und Finnland: Das eine Stichwort heißt „fördern“, und das andere Stichwort heißt „fordern“.
Nehmen Sie zum Beispiel die Grund- und Hauptschule Amtzell mit Werkrealschule: Dort hat man gesagt: „Wir wollen erreichen, dass sehr viele Schüler von der Grundschule in die Hauptschule gehen.“ 62 % sind es.
Jetzt seien Sie einmal ruhig, Herr Schmid! Hören Sie zu! Sie verstehen als Jurist etwas von Finanzen, aber von der Bildung verstehen Sie partout nichts.
(Beifall des Abg. Theurer FDP/DVP – Lebhafte Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Drexler: Das sagt ausgerechnet ein Pfarrer! Ungeheuerlich! – Abg. Pauli CDU zur SPD: Seid doch einmal ruhig da drüben! – Abg. Alfred Haas CDU: Wo er Recht hat, hat er Recht!)
Diese 62 % gehen deshalb rüber, weil ihnen angeboten wird, in der Hauptschule/Werkrealschule einen qualifizierten Abschluss zu machen, um dann auf ein beruflich oder allgemein bildendes Gymnasium zu gehen.
Langsam. Es wäre ja widersinnig, die Guten zu fördern und die Schlechten nicht zu fördern. Also fördert man auch die Schlechten.
(Abg. Alfred Haas CDU: Der kann nur was lernen! – Abg. Seimetz CDU: Der versteht aber von Bil- dung gar nichts!)
Habe ich Sie richtig verstanden, Herr Kollege, dass die FDP/DVP in dieser Legislaturperiode einem Pflichtjahr im Kindergartenbereich nicht zustimmen wird und es damit in Baden-Württemberg dann auch nicht eingeführt wird?
Dem „Schulanfang auf neuen Wegen“ muss also ein „Schulübergang auf neuen Wegen“ folgen. Ich meine damit ausdrücklich nicht die sechsjährige Grundschule. Für einen solchen Umbau unseres Systems sehe ich kein wirkliches Erfordernis; ich habe das bereits ausgeführt. Vielmehr meine ich Offenheit und ausdrückliche Förderung von sich vor Ort entwickelnden Lösungen, die für Haupt- und Realschüler, für Realschüler und Gymnasiasten oder auch für Grundund weiterführende Schulen ein gemeinsames Angebot machen.
Beispiele im Land gibt es genug. Es sind bislang Insellösungen. Wenn wir daraus einen „Flächenbrand“ machen, Herr Zeller, kommen wir weiter. Die Voraussetzungen dafür sind geschaffen, da wir uns doch endlich, wie von den Liberalen seit jeher gefordert, auf den Weg gemacht haben, die Eigenständigkeit und die Eigenverantwortlichkeit der einzelnen Schulen zu stärken.
Thema Privatschulen: Wir haben es geschafft, die bislang besonders niedrige Förderung vor allem freier beruflicher Schulen – Kollege Wacker hat darauf hingewiesen – von zum Teil deutlich unter 60 % auf einheitlich mindestens 70 % anzuheben.
Wir haben es geschafft, die Darstellung der Förderhöhe nach dem Bruttokostenmodell zum Bestand eines periodischen Berichts der Landesregierung über die Privatschulförderung zu machen.
Sie haben während Ihrer Regierungsbeteiligung doch gar nichts geschafft. Sie wollten doch von 1992 bis 1996 gar nichts für die Privatschulen tun.
Wir haben es geschafft, die frühestmögliche gesetzliche Verankerung des Bruttokostenmodells in einem Entschließungsantrag zu verabreden. Für uns steht dies noch in dieser Legislaturperiode auf der Agenda, meine Damen und Herren.
Am Entwurf des Haushaltsplans haben die Koalitionsfraktionen einige Änderungen vorgenommen. Besonders wichtig war es uns, die für Abendrealschulen – Herr Zeller, Sie haben es angesprochen –, Abendgymnasien und Kollegs vorgesehenen Kürzungen so – nämlich um die Hälfte – zu reduzieren, dass damit der zweite Bildungsweg weiterhin gesichert bleibt.