Protocol of the Session on July 14, 2004

sondern wir wollen gezielt fördern und dort, wo es Mitnahmeeffekte gibt, versuchen umzuschichten.

(Beifall des Abg. Theurer FDP/DVP – Zurufe von der SPD)

Denn noch einmal: Wenn wir uns zumindest mit Herrn Kretschmann und der CDU-Fraktion einig sind, dass wir nicht weiter draufsatteln können, dann müssen wir jede Subvention, jede Fördermaßnahme daraufhin überprüfen, ob sie zielgenau ist.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP)

Bei der Kürzung von Subventionen kann auch nicht mehr das Rasenmäherprinzip gelten. Vielmehr gilt auch da – übrigens auch zwischen den Ministerien; da gibt es sehr unterschiedliche – –

(Zurufe der Abg. Zeller SPD und Kretschmann GRÜNE)

Nein, ich habe das nie gesagt. Wenn Sie heute etwas Neues hören wollen, sollten Sie mir schon zuhören.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Ich habe gesagt: „Schluss mit der Gießkanne“, und ich habe gesagt: „Schluss mit dem Rasenmäher bei den Kürzungen“. Das Ziel eines 20-prozentigen Subventionsabbaus heißt nicht, dass bei jeder Subvention um 20 % gekürzt werden soll. Vielmehr: Wenn ich bei einer Subvention weniger kürze oder sie in gleicher Höhe belasse, muss ich eine andere stärker kürzen.

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Jetzt einmal Ross und Reiter!)

Jetzt machen wir es konkret an einem Beispiel, das Sie angeführt haben: Landeserziehungsgeld. Auch da stellen sich die Stacheln bei vielen Leuten sofort hoch.

(Abg. Kretschmann GRÜNE: Bei mir nicht!)

Bei mir auch nicht.

(Abg. Brigitte Lösch GRÜNE: Bei mir auch nicht!)

Aber das ist doch ein klassisches Beispiel für etwas, wo das Land Fördermaßnahmen gewährt hat, und zwar zu Recht,

(Beifall des Ministers Dr. Christoph Palmer)

weil Familien über das Steuer- und Transfersystem auf Bundesebene finanziell offensichtlich nicht ausreichend ausgestattet werden.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Das ist näm- lich das Problem!)

Ich stehe dazu: Es ist ein Skandal, dass es das größte Armutsrisiko ist, Kinder zu haben.

(Zuruf der Abg. Ruth Weckenmann SPD)

Das heißt, ich beschneide damit die Freiheit der jungen Menschen, sich für Kinder zu entscheiden. Das ist ein zentrales liberales Thema.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Ich erwarte dann auch die Verantwortung des Staates, diese Freiheit zu gewährleisten – aber übrigens auch die Verantwortung der Eltern, wenn sie sich dann für Kinder entscheiden.

(Glocke der Präsidentin)

Herr Abgeordneter, gestatten Sie eine Zwischenfrage?

Nein, ich will das jetzt zu Ende führen.

(Zurufe von der SPD)

Wir haben als Land Baden-Württemberg für die Familien ergänzend Transferleistungen gebracht, nämlich für Kinder im dritten Lebensjahr.

(Abg. Drexler SPD: Sie sind doch an der Regie- rung seit acht Jahren! – Abg. Kretschmann GRÜ- NE: Sie sind doch an der Regierung!)

Könnten Sie jetzt bitte einmal zuhören?

(Zuruf der Abg. Ruth Weckenmann SPD)

Wir gehen davon aus – der Herr Ministerpräsident, ich und andere –, dass 2006 ein neues Steuersystem kommen wird – am liebsten natürlich nach Solms –,

(Zuruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP – Abg. Drexler SPD: Solms! 63 Milliarden € zu we- nig!)

weil wir Sie ablösen werden. Das beste familienpolitische Programm, was die Transfers anbelangt, ist das Solms-Modell, weil es nämlich für jedes Kind einen Freibetrag von 7 500 € und ein entsprechend angepasstes Kindergeld vorsieht.

(Beifall bei der FDP/DVP – Zuruf des Abg. Drex- ler SPD)

Jetzt komme ich zu dem Thema Konnexität. Es ist Aufgabe des Bundes, im Steuer- und Transfersystem die wirtschaftliche Grundlage für die Entscheidung für Kinder zu schaffen. Da haben auch wir in der Vergangenheit nicht alles richtig gemacht.

(Zuruf der Abg. Ruth Weckenmann SPD)

Aber wir gehen davon aus, dass es 2006 auf Bundesebene geschieht.

Das Landeserziehungsgeld wirkt, wenn wir da etwas machen, erst in zwei oder in drei Jahren – also nach 2006. Jetzt muss es doch legitim sein, sich einmal darüber zu unterhalten, ob dann, wenn die Steuertransfers von Bundesseite so sind, dass wir sagen: „Jawohl, das ist jetzt auskömmlich“, das Land Baden-Württemberg nicht sagen kann: Das, was wir bisher ergänzend eingesetzt haben, weil es uns zu niedrig schien, schichten wir künftig um. Da bin ich doch bei Ihnen, Herr Kretschmann:

(Abg. Drexler SPD: Schon wieder! Ich würde mich nach hinten setzen!)

Wir müssen umschichten, weil wir ganz genau wissen: Ein zentrales Thema für junge Menschen, insbesondere immer noch für Frauen, ist, ob sie die Vereinbarkeit von Familie und Beruf schaffen. Das ist kein ideologisches Thema, sondern wir wollen, dass Lebensentwürfe frei und verantwortlich gestaltet werden können.

(Beifall bei der FDP/DVP)

Wenn wir da offenkundig Defizite haben, dann lohnt es sich, darüber nachzudenken, ob wir nicht bisher für Fördermaßnahmen verwendete Gelder künftig stärker zielgerichtet einsetzen können.

(Zuruf des Abg. Boris Palmer GRÜNE)

Das wird eine spannende Diskussion. Da wünsche ich mir dann auch Ihre Unterstützung.

(Abg. Zeller SPD: Dann machen Sie doch mal et- was! Sie regieren doch! Sie schwätzen bloß immer daher!)

Herr Zeller, nehmen Sie zur Kenntnis, dass ich seit einer Woche Fraktionsvorsitzender der Liberalen bin

(Abg. Drexler SPD: Ach was! Sie sind doch schon vorher in der Fraktion gewesen!)

und dass Sie jetzt von uns fordern, wir sollten jetzt einmal Impulse setzen.

(Abg. Drexler SPD: Seit acht Jahren! – Zuruf der Abg. Ruth Weckenmann SPD)

Wir haben vorher vieles richtig gemacht. Das muss ich nicht wiederholen. Der Ministerpräsident hat Punkt für Punkt die Erfolge aufgezählt: familienfreundliches BadenWürttemberg, Sprachförderung, Ganztagsschulen.