Protocol of the Session on June 28, 2001

(Abg. Hofer FDP/DVP meldet sich zu einer Zwi- schenfrage.)

Der zweite Grund für den Durchhänger ist die nachlassende Konjunktur in den USA. Dort werden jetzt wieder die Zinsen gesenkt.

(Zurufe von der CDU – Gegenruf des Abg. Drex- ler SPD)

Dennoch wissen wir nicht, wie lange es dauert, bis die Konjunktur wieder anspringt. In Japan gab es viele Zinssenkungen, und dort ist die Konjunktur bisher nicht angesprungen.

Deshalb wäre es doch wichtig, Herr Wirtschaftsminister, gerade für unsere Investitionsgüterwirtschaft in BadenWürttemberg einmal darüber nachzudenken, wo wir in etwa einen Ausgleich für die nachlassende Nachfrage in den USA finden könnten. Was bietet sich besser an als die Beitrittskandidaten im Osten? Im letzten Jahr hat die Bundesrepublik Deutschland in die früheren GUS-Staaten, nach Polen, Tschechien, Ungarn, in die baltischen Staaten und, und, und mehr exportiert als in die USA.

(Abg. Drexler SPD: Das muss man sich einmal vorstellen!)

Ich frage Sie: Wo ist das gezielte Programm des Wirtschaftsministers von Baden-Württemberg, um unsere Unternehmen auf diese Märkte zu bringen?

(Beifall bei der SPD)

Machen Sie endlich Ihre Hausaufgaben, anstatt immer zu lamentieren.

(Zurufe von der CDU – Glocke des Präsidenten)

Herr Abg. Schmiedel, gestatten Sie eine Zwischenfrage des Herrn Abg. Hofer?

Ich habe nur noch neun Sekunden Redezeit.

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

Ich möchte der CDU gern noch eines anheim geben, wenn sie von der Schädigung des Wirtschaftsstandorts redet.

Gestern, meine Damen und Herren, war es in allen Nachrichten fast der Aufmacher, heute steht es in den Zeitungen: „Spendenaffären schaden Standort Deutschland“.

(Abg. Drexler SPD: Genau! Und wo haben wir die?)

Wir kommen unter Korruptionsverdacht, meine Damen und Herren von der CDU.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen)

Bringen Sie endlich diese Spendenaffäre in Ordnung. Mit dieser Spendenaffäre schädigen Sie den Standort. Und hören Sie auf, die Lage schwarz zu reden.

(Beifall bei der SPD und der Abg. Theresia Bauer GRÜNE)

Das Wort erhält Herr Abg. Dr. Birk.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Herr Schmiedel, das, was Sie zum Schluss gesagt haben,

(Abg. Drexler SPD: Stand in der Zeitung!)

entspricht nicht unserem Stil.

(Lachen bei der SPD und den Grünen – Abg. Schmiedel SPD: Zeitung! – Zuruf des Abg. Pfiste- rer CDU)

Das mögen Sie so sehen. Aber was uns in der Bundesrepublik Deutschland, was dem Wirtschaftsstandort Deutschland viel mehr schadet, ist die Tatsache, dass Sie sich entweder von der PDS geduldet oder mit der PDS zusammen in Berlin in eine Regierung begeben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Lachen bei der SPD und den Grünen)

Diese Zusammenarbeit mit der PDS – entweder durch Duldung oder gemeinsam innerhalb der Regierung – wird dazu führen, dass wir in Deutschland, in Europa und auch in den USA einen Imageschaden

(Zurufe von der SPD)

und einen gravierenden Nachteil erleiden, wenn es um ausländische Investitionen in Deutschland geht.

(Beifall des Abg. Theurer FDP/DVP – Zurufe von der SPD – Glocke des Präsidenten)

Deshalb: Machen Sie sich lieber einmal Gedanken. Kehren Sie vor der eigenen Tür,

(Zurufe von der SPD)

bevor Sie hier den großen Maxe spielen und meinen, Sie müssten uns etwas ins Stammbuch schreiben.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der Abg. Beate Fauser FDP/DVP – Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Drexler: 20 Millionen DM schwarz über die Grenze gebracht! – Abg. Pfisterer CDU zur SPD: Inhalte müsst ihr bringen! – Glocke des Prä- sidenten)

Meine Damen und Herren, ich bitte um etwas mehr Ruhe.

(Abg. Christine Rudolf SPD: Das ist aber schwie- rig, Herr Präsident! – Zuruf des Abg. Schmiedel SPD)

Zum Zweiten, Herr Kollege Schmiedel: Sie haben mit keiner Silbe etwas dazu gesagt, wie der Beitrag der Bundesregierung aussehen soll, um die Inflationsrate zu senken. Das macht uns doch am meisten Sorgen.

(Zurufe von der SPD)

Wie reagieren Sie als SPD, wenn wir im nächsten Jahr Tarifverhandlungen haben – die Pilotbezirke in Baden-Württemberg sind ja schon klar – und dort auf einmal Forderun

gen nach Lohnsteigerungen erhoben werden – Forderungen, nach denen nicht nur die Inflationsrate ausgeglichen werden soll, sondern die darüber hinausgehen –

(Abg. Hofer FDP/DVP: Alles bloß herbeigeredet!)

und die Konjunktur durch die entsprechenden Kosten einen weiteren Dämpfer bekommt? Was machen Sie dann? Wo sind da Ihre Ansätze? Wo ist Ihr Ansatz, Herr Schmiedel, sich einmal mit den seriösen Forderungen der CDU/CSUBundestagsfraktion auseinander zu setzen, die Steuerreform vorzuziehen?

(Zurufe von der SPD)

Im Endeffekt haben Sie die Hosen voll, gestrichen voll!

(Lachen bei der SPD)

Sie haben keine Antwort und keine Rezepte. Sie haben gedacht, Sie könnten sich bis zur Bundestagswahl darüber hinwegmogeln, und müssen jetzt feststellen, dass Sie es vermutlich nicht schaffen, so ins Ziel zu kommen. Deshalb werden wir bei diesem Thema nicht lockerlassen. Tun Sie endlich etwas, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken! Ziehen Sie die Steuerreform vor!

(Abg. Drexler SPD: Ökosteuer weg, Rentenversi- cherungsbeiträge rauf!)

Beenden Sie bitte auch eine weitere Steigerung der Lohnnebenkosten – auch hierzu gibt es keine entsprechenden Ansätze –, bevor Sie mit dem Finger auf uns zeigen! In diesem Sinne sind Sie herzlich eingeladen, endlich einmal konstruktive Vorschläge dazu zu machen.

(Beifall bei der CDU – Abg. Hauk und Abg. Pfis- terer CDU: Sehr gut!)

Das Wort erhält Herr Abg. Dr. Witzel.