Sie wissen doch genauso gut wie ich, dass ein junger Hauptschüler schlechtere Chancen hat, einen Ausbildungsplatz zu bekommen, als ein Realschüler. Lügen Sie sich doch mit dem, was Sie erzählen, nicht in die Tasche!
Wenn Sie wissen, dass 20 % unserer Jugendlichen Probleme haben, wenn unser Wirtschaftsminister sagt, es würden im Land Ausbildungsstellen nicht besetzt – wie es auch der Baden-Württembergische Handwerkstag geäußert hat –, weil die Bewerber unzureichend geeignet seien, dann muss sich doch hier der Vertreter der Schule einmal fragen lassen: Was macht die Schule, damit die Bewerber geeigneter werden? Oder sind Sie dafür überhaupt nicht mehr zuständig?
Sie haben aber keine einzige Auskunft dazu gegeben, warum wir seit 1992 in Baden-Württemberg fast die Hälfte der Ausbildungsplätze verloren haben.
Zwischen 1992 und 1998 haben wir fast die Hälfte der Ausbildungsplätze verloren. Wieso gibt es nicht einmal den Versuch, dafür eine Erklärung zu geben?
Frau Berroth, über das, was Sie erzählt haben, legt man lieber den Mantel des Schweigens. Das hat doch überhaupt nichts mit dem zu tun, was jetzt ist.
Sie haben gesagt, Döring würde etwas tun. Ich kann mich noch daran erinnern, als er die jungen Frauen aus Hamburg wegen eines Ausbildungsplatzes nach Baden-Württemberg eingeladen hat. Aber ich weiß auch, was Clement gemacht hat. Diese Mittel sind eingestellt: Für 100 000 Jugendliche unter 25 Jahren gibt es ein Angebot, das der Bund finanziert.
(Beifall bei der SPD – Abg. Seimetz CDU: Juso- Fortbildung! Da schicken wir den Zeller hin! – Ge- genruf des Abg. Zeller SPD: Rentner Seimetz, Ru- he! – Abg. Fleischer CDU: Ohne Rückfahrkarte! – Lebhafte Unruhe)
Für Sie sage ich es auch gerne ausführlich – Abkürzungen sind schwierig –: JuSo bedeutet Jugend-Sonderprogramm. Sie verstehen das auch noch.
Frau Berroth, am meisten hat mich Ihre Aussage erstaunt, Ausbildungsplätze kämen von selbst. Wer die Entwicklung des Ausbildungsstellenmarkts anschaut, kann doch bei dieser Aussage nur noch den Kopf schütteln.
Zur Ausbildungsplatzabgabe kann man noch eines sagen. Man muss sich Folgendes genau überlegen: Es gibt niemanden, der eine Ausbildungsplatzabgabe will. Jeder weiß, dass es am besten ist, wenn die Unternehmen stattdessen ausbilden. Aber es muss doch auch Ihnen zu denken geben, dass 60 % der Betriebe, die ausbilden, in der Zwischenzeit eine Ausbildungsplatzabgabe fordern.
Betriebe, die ausbilden, wollen sich nicht freikaufen. Die haben bislang ihre Verantwortung wahrgenommen.
Ich hoffe, dass wir die Betriebe im Land durch das unterstützen, was wir machen können, nämlich durch Stärkung der Jugendlichen in den Schulen, und nicht durch ein Abtauchen oder Verdrehen durch einen Staatssekretär und einen Wirtschaftsminister, der den Kampf mit der Kultusministerin nicht einmal wagt.
(Anhaltender Beifall bei der SPD und Beifall der Abg. Edith Sitzmann GRÜNE – Abg. Seimetz CDU: Sehr giftige Rede! – Unruhe – Glocke der Präsidentin)
Meine Damen und Herren, mir liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Wir kommen zur geschäftsordnungsmäßigen Behandlung des Antrags Drucksache 13/1260. Auf Wunsch der Antragsteller soll der Antrag an den Wirtschaftsausschuss überwiesen werden, ebenso der Entschließungsantrag Drucksache 13/2270. – Sie stimmen der Überweisung zu.