Herr Minister, hätten Sie die Zahlen bezüglich der Entwicklung von 2000 auf 2002 parat? Die schauen anders aus als Ihre Zahlen der Entwicklung von 1996 auf 2001.
Jetzt wiehern Sie doch nicht schon drauflos! Für 2002 können Sie zum jetzigen Zeitpunkt die Zahlen noch gar nicht haben. Die Zahlen für 2002 in der Gänze liegen noch nicht vor. Wir werden sie Ihnen liefern, sobald sie vorliegen.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, ich halte es für eine außerordentlich gute Entwicklung – immer in Anbetracht der Rahmenbedingungen –, dass wir bei den Ankünften von 1996 bis 2001 eine Steigerung um 16 % zu verzeichnen hatten, bei den Übernachtungen um etwa 4 %. Das bedeutet, dass die Maßnahmen, die die Touristiker im Land, der Tourismusverband, die Landesregierung ergriffen haben, sich sehr positiv auswirken.
Betrachten Sie doch auch einmal das Gesamtumfeld im Vergleich der Bundesländer untereinander. Wir haben steigende Zahlen in einem außerordentlich erschwerten Umfeld. Der Wettbewerb hat gigantisch zugenommen. Die Mittel bei uns sind begrenzt und bedauerlicherweise aufgrund der Haushaltsentwicklung in den vergangenen Jahren teilweise drastisch zurückgefahren worden. Die Objektförderung in der Kombination mit der Pauschalförderung hat dazu geführt, dass wir zielgenau an verschiedenen Stellen im Land ganz Hervorragendes bewirken konnten. Ich bin froh
darüber, dass wir diese Mischung haben. Wenn Sie sich einmal anschauen, was dort entsteht, dann erkennen Sie: Das ist eine Stütze für den Tourismus in Baden-Württemberg, der sich nicht nur hier im Land, sondern auch europaweit sehr wohl sehen und auch messen lassen kann.
Lieber Herr Kollege Walter, vor allem Ihr Vorwurf, bezüglich Familienfreundlichkeit würde etwas fehlen, trifft mit Sicherheit all die Betriebe bei uns im Land, die an der Aktion „Familienfreundliche Betriebe“ mit Riesenengagement teilnehmen. Das trifft die Betriebe im DEHOGA, die bundesweit als Vorreiter eine Aktion „Unter 15-Jährige frei“ gemacht haben. Meine Damen und Herren, schauen Sie sich einmal die 15-jährigen „Brocken“ an. Die werden als Kinder bezeichnet, werden aber nicht in der Ritze bei den Eltern, sondern in einem eigenen Zimmer untergebracht.
Was kann man an Familienfreundlichkeit eigentlich mehr auf den Weg bringen als das, was unsere Betriebe in Baden-Württemberg mit den Aktionen, die da gestartet worden sind, getan haben?
Das sind Maßnahmen, Herr Kollege Walter, die in BadenWürttemberg vom DEHOGA auf den Weg gebracht worden sind.
Ich bringe keine Einzelbeispiele. Diese familienfreundlichen Aktionen stellen ein Gesamtkonzept dar. Es ist offenbar eine derartige Einzelmaßnahme, dass andere Bundesländer sie übernommen haben.
Sie sagen, für Familien passiere nichts. In keinem anderen Land bemüht sich der DEHOGA so intensiv wie bei uns, für Familien kostengünstigen Urlaub im Lande anzubieten, damit die Familien im Land bleiben
und nicht ins Ausland gehen müssen, um sich einen Urlaub leisten zu können. Das ist die Realität in Baden-Württemberg bezüglich des familienfreundlichen Urlaubs, meine Damen und Herren.
Dann haben Sie bemängelt, für die Radfahrer, für Radtourismus würden wir nichts machen. Sie werden es kaum glauben, aber wir haben erkannt, dass die Radfahrer entgegen dem üblichen Vorurteil eben nicht ihre Satteltaschen vollpacken und aus der Tupperdose leben, sondern weit mehr, 20 % mehr ausgeben als die Normaltouristen – deshalb unser intensives Bemühen und Werben um den Radtourismus.
Sie haben die Schweiz als Beispiel genannt. Sie haben gesagt, es gebe dort neun Radwege, die beschildert sind.
Wenn Sie die neun in der Schweiz gut finden, dann müssen Sie die 17 in Baden-Württemberg sehr gut finden und dürfen die nicht kritisieren.
(Heiterkeit und Beifall bei der CDU und der FDP/ DVP – Abg. Blenke CDU: So ist es! Sie meinen Boris Palmer! Das ist wichtig!)
Boris Palmer. Vielen Dank für den Hinweis. Ich sage ausdrücklich, ich meine Boris Palmer. Es sind 17!
Wir haben vor wenigen Tagen im Bereich Nordschwarzwald eine ganz hervorragende Radtourismusstrecke, die drei Landkreise verbindet, auf den Weg gebracht. Sie können in Baden-Württemberg auf 17 Radwegen hervorragend ausgeschilderte, riesenlange Radtouren quer durchs Land machen.
Wir haben bei Bed & Bike eine Steigerung im dreistelligen Prozentbereich, weil wir seit Jahren darauf achten, diesen Bereich bei uns noch mehr zu bewerben, um noch mehr Gäste zu uns nach Baden-Württemberg zu holen.
Ich will Ihnen einen weiteren Punkt nennen, bei dem Sie mit Ihrer Kritik meiner Meinung nach nicht ganz richtig liegen. Wir haben bezüglich des Ausländertourismus festzustellen, dass die Maßnahmen, die wir seit etwa fünf Jahren machen, nämlich verstärkt bei den Wirtschaftsdelegationsreisen auch für das Urlaubsland Baden-Württemberg zu werben, greifen. Der Ausländeranteil unter den Gästen bei uns in Baden-Württemberg liegt bei 13 %. Wir haben eine interessante Entwicklung festzustellen, die sich seit dem 11. September 2001 abzeichnet, nämlich dass wir bei den Gästen aus den Vereinigten Staaten von Amerika und aus Japan Rückgänge haben, dass wir bei den Gästen aus der Schweiz enorme Zuwächse haben, dass wir interessante neue Märkte haben, wenn Sie an die Vereinigten Arabischen Emirate denken, wenn Sie an Russland denken, wenn Sie, was den einen oder anderen überraschen wird, an China denken. Denken Sie an das, was Lindemann in Stuttgart im Zusammenhang mit China vor wenigen Tagen gesagt hat, dann sehen Sie, dass wir in diesen Bereichen mit dem Auslandsmarketing für Tourismus in Baden-Württemberg erfolgreich sind und dass wir die Anregung, die aus den eigenen Reihen kam, verstärken werden, indem wir das Auslandsmarketing vom Tourismusbereich in die GWZ eingliedern, weil dort das Know-how vorliegt und wir dadurch eine weitere Verbesserung und Stärkung für den Tourismusbereich in Baden-Württemberg erreichen werden.
Meine sehr geehrten Damen und Herren, zum Jugendtourismus: Wir hatten, Herr Kollege Hoffmann, etwa 1,15 Millionen Jugendliche allein in den Jugendherbergen in BadenWürttemberg als Gäste zu verzeichnen. Wir werden die Zu
sammenarbeit mit den Jugendherbergen verbessern. Die Anregung ist aufgegriffen. Wir haben Vereinbarungen getroffen, diesen Bereich noch attraktiver darzustellen, weil wir dort eine Wachstumsbranche für das Land Baden-Württemberg sehen. Vernünftige Anregungen greifen wir selbstverständlich auf und werden sie in der nächsten Zeit berücksichtigen.
Public Private Partnership: Das sind weitere Modelle, die wir in den nächsten Jahren intensivieren werden, weil die öffentlichen Mittel gar nicht ausreichen, um all das abzudecken, was aus unserer Sicht notwendigerweise geschehen muss.
Deswegen, Strich drunter: Verehrte Frau Kollegin Haußmann, es ist nicht so, wie Sie das vorhin in einem Zwischenruf gesagt haben, dass hier alles wunderbar und gut sei. Ich bin mir aber ganz sicher, dass wir, wenn wir einen Vergleich anstellen und schauen, was sich in den letzten Jahren an Erkenntnissen ergeben hat, wirklich sagen können: Es gibt bei geringeren zur Verfügung stehenden Mitteln ein hervorragendes Engagement derer, die für Tourismus, Kur- und Heilbäder in Baden-Württemberg tätig sind, die in Hotels und gastronomischen Betrieben hervorragende Leistungen erbringen.
Natürlich werben wir jetzt auch verstärkt – eine Zeit lang hat man ja gedacht, wir dürften das nicht – mit unserer Spitzengastronomie. In keinem anderen Land leuchten so viele gastronomische Sterne wie bei uns in Baden-Württemberg. Wir stellen fest, Frau Kollegin Brenner, dass sich in den Bereichen, in denen diese Sterne leuchten, die Zahlen im positiven Sinne genau gegenläufig zum allgemeinen Trend entwickeln. Deswegen werden wir das in der nächsten Zeit auch noch verstärkt darstellen.
Ich will Ihnen aber noch eines sagen: Rot-Grün, verehrter Herr Kollege Walter, hat den Touristikern einen schweren Schlag versetzt, als Sie in einer von irgendwelchen Gedanken getriebenen Sucht dafür gesorgt haben, dass die 630DM-Jobs abgeschafft worden sind. Das sind granatenmäßige Schläge, die Sie damit ausführen.
Es kommt noch etwas hinzu: Wenn Sie im Zusammenhang mit der Verbesserung der Rahmenbedingungen etwas tun wollen, müssen Sie dafür sorgen, dass bezüglich der Mehrwertsteuer eine europäische Harmonisierung erfolgt, und zwar im europäischen Vergleich nach unten und nicht nach oben.
Das können Sie nämlich sonst mit nichts auffangen. Das sind die Aufgaben, um die man sich kümmern muss, wenn es um die äußeren Rahmenbedingungen geht.
Das, was hier im Land gemacht wird, ist insofern von Erfolg gekrönt, als wir bezüglich der Kur- und Heilbäder seit Jahren unsere Spitzenposition Nummer 1 im Bundesver
gleich verteidigen, dass wir Urlaubsland Nummer 2 sind, dass wir bei uns die besten Gaststätten haben. Herr Walter, Sie beleidigen geradezu die gutbürgerliche Küche in Baden-Württemberg.