Die Entwicklung der Übernachtungen in dem hier angegebenen Zeitraum ist sehr positiv. Was mich an der Großen Anfrage der CDU etwas stört, ist, dass es sich im Grunde genommen nur um eine Abfrage von Statistiken handelt.
Die Anfrage hättet ihr auch beim Statistischen Landesamt stellen können, anstatt das Wirtschaftsministerium wochenlang lahm zu legen.
Meine Damen und Herren, trotz der guten Übernachtungszahlen gibt es keinen Grund, sich zurückzulehnen. Eine Statistik, die uns schon seit Jahren beschäftigt, ist weiterhin alarmierend, nämlich die Statistik, die die Altersstruktur der Touristinnen und Touristen darstellt, die nach Baden-Württemberg kommen.
Deshalb brauchen wir keine Halle in Sasbachwalden. Man kann nicht jeden Blödsinn machen, der Ihnen einfällt, Herr Kollege Schmiedel.
Meine Damen und Herren, ich bin der Meinung, es müssen neue Zielgruppen erschlossen werden. Da sind wir uns auch mit der Landesregierung und dem Tourismusverband einig. Ich bin aber auch der Meinung, dass vieles, was bisher geschieht, zu zaghaft ist.
Ich nenne Ihnen ein paar Beispiele. Erstes Beispiel, Frau Kollegin Fauser: der Radtourismus. Wie eine im Auftrag der Bundesregierung erstellte Studie ergab, geben Radtouristen in der Bundesrepublik Deutschland jährlich 5 Milliarden € aus. Das heißt: Wir sollten uns von diesem Geld eine dicke Scheibe abschneiden. Dazu müssen wir aber die Voraussetzungen schaffen.
Sie können ja mal den Kollegen Boris Palmer fragen, der die Radwege in diesem Land abgefahren ist. Obwohl er ein Experte beim Radfahren ist und ganz gut Karten lesen kann, hat er sich ständig verfahren.
(Abg. Hoffmann CDU: Das ist kein Wunder! – Abg. Kleinmann FDP/DVP: Der große Radfahrer! – Abg. Seimetz CDU: Der Oberradfahrer Palmer! – Zuruf von der CDU: PISA!)
Das heißt, meine Damen und Herren, gegenüber dem VeloLand Schweiz sind wir, was den Radtourismus anbelangt, ein Entwicklungsland. Hier gilt es anzusetzen. Dort gibt es – –
(Abg. Drexler SPD: Der Kollege Palmer! Er soll uns erklären, wie oft er sich verfahren hat und wa- rum! – Heiterkeit – Lebhafte Zurufe)
Meine Damen und Herren, da Sie wahrscheinlich selten mit dem Fahrrad in die Schweiz kommen, möchte ich Ihnen einmal sagen, was es dort gibt: neun unterschiedliche Radverkehrstouren, einheitlich und lückenlos beschildert.
(Minister Dr. Döring: Bei uns gibt es 17! – Gegen- ruf des Abg. Boris Palmer GRÜNE: Ja, und keine findet man!)
Meine Damen und Herren, ich sage Ihnen noch etwas: Radurlauber sind fast ausschließlich Inlandsurlauber. Deswegen müssen wir uns dieser Zielgruppe annehmen.
Ich gebe Ihnen doch nur ein Beispiel. Lesen Sie die Große Anfrage. Da hat das Wirtschaftsministerium alles angegeben.
Zweitens: Junge Familien sind eine extrem wichtige Zielgruppe. Bisher suchen wir in Baden-Württemberg beispielsweise vergeblich nach Baby- und Kinderhotels, obwohl sie für das Image eines Landes sehr wichtig sind.
(Abg. Drautz FDP/DVP: Haben Sie nichts von der Aktivität des Gaststättenverbandes gehört? – Zuruf des Abg. Dr. Birk CDU)
Wichtig wäre in diesem Zusammenhang – Sie haben es vorhin angesprochen, Herr Kollege Drautz – eine einheitliche Zertifizierung von Restaurants und Hotels, wie wir sie beispielsweise in Bayern haben. Wer dort hinfährt und sieht, dass sein Hotel oder Restaurant das Qualitätssiegel „Kinder- und familienfreundlicher Hotel- und Gaststättenbetrieb“ hat, weiß, was ihn erwartet.
Nein, das hat nichts mit der schwarzen Regierung zu tun; aber auch die kriegen mal was Vernünftiges hin. – Dazu gehören beispielsweise Betreuungsmöglichkeiten. So etwas suchen wir in Baden-Württemberg bisher vergeblich.
(Abg. Drautz FDP/DVP: Das stimmt doch über- haupt nicht! Weil Sie immer Urlaub auf Mallorca machen!)
Herr Kollege Drautz, wir kommen zu einer Zielgruppe, bei der auch Sie sich angesprochen fühlen können: Man will nämlich die Genießer verstärkt nach Baden-Württemberg holen.
Da hat Herr Kollege Döring völlig Recht. Nur eines muss man natürlich dazusagen, wenn man sich dann beispielsweise mit dem Piemont vergleichen will: Dort fahren die Leute hin, weil es dort nicht nur einige sehr gute Sterne-Restaurants gibt, sondern weil die Restaurants auch in der Breite eine sehr gute Qualität bieten.