Worum geht es uns jetzt? Jetzt geht es uns um die Frage: Wie erreichen wir, dass noch mehr getan werden kann? Was bedeutet verstärkte Sprachförderung ganz konkret? Wie erreichen wir sie frühzeitig, möglichst flächendeckend, nicht beschränkt auf ausländische Kinder,
sondern so, dass allen, bei denen entsprechende Defizite festgestellt werden, geholfen wird? Der Schlüssel dazu liegt bereits im vorschulischen Bereich.
Die einzelnen Maßnahmen, die zur Förderung in diesem Bereich beitragen, sind in der Stellungnahme der Landesregierung zu dem Antrag ausführlich erläutert. Daher möchte ich nur stichwortartig noch darauf eingehen.
Dieses Projekt wurde am 12. November 2002 beschlossen und kann zum nächsten Herbst umgesetzt werden.
Weitere Konzepte erarbeitet eine interministerielle Arbeitsgruppe „Sprachförderung im vorschulischen Bereich“. Dieser Arbeitsgruppe gehören neben dem Kultusministerium, dem Innenministerium und dem Sozialministerium die Stabsstelle des Ausländerbeauftragten, die kommunalen Landesverbände und die Trägerverbände der Kindertageseinrichtungen an.
(Abg. Schmid SPD: Das ist ja der Sinn der Sache! – Abg. Schmiedel SPD: Dafür werden sie ja auch bezahlt, dass sie mitarbeiten! Das ist ja lächerlich! – Abg. Schmid SPD: Alle arbeiten mit!)
In das neue Kindergartengesetz wurde der Bildungsauftrag ausdrücklich aufgenommen, und die ganzheitliche Sprach
förderung wurde besonders hervorgehoben. In der Reform der Erzieherinnenausbildung werden unter anderem die Schwerpunkte Sprachförderung, Entwicklungsdiagnostik und Integration gesetzt. Bestandteil des Sprachförderkonzepts ist auch die Kooperation zwischen Kindergarten und Grundschule.
Fazit: Die Stellungnahme zu diesem Antrag, die vom Kultusministerium erstellt wurde, ist äußerst umfassend und detailliert.
Nehmen Sie diese Stellungnahme zur Hand, und gehen Sie sie Punkt für Punkt durch. Dann werden Sie sehen, dass wir bei diesem wichtigen Thema in Baden-Württemberg schon viel weiter sind, als Sie es bei der Formulierung Ihres Antrags waren.
Wenn sich über das zuständige Ressort hinaus bereits eine interministerielle Arbeitsgruppe gebildet hat,
um dem Querschnittscharakter dieses Themas gerecht zu werden, wenn die Landesstiftung ein zusätzliches Angebot erarbeitet, wenn im Kindergarten- und Grundschulbereich die Weichen gestellt sind, dann kann man doch nur sagen:
Auftrag längst in Arbeit, Arbeit bereits weitgehend erfüllt, keine weiteren Initiativen nötig. Konzentrieren Sie Ihre Energie und Arbeitskraft lieber auf die Bereiche, in denen es gerade viel zu tun gibt. Bringen Sie Ihre Kraft dort ein, wo – –
Bringen Sie Ihre Kraft dort ein, wo die gegenwärtige Bundesregierung unserer Wirtschaft, unserem Mittelstand und unserem Handwerk das Wasser abgräbt.
Das führt vielleicht zu der Erkenntnis, dass es nicht an der Zeit ist, unsere Bildungspolitik zu beklagen. Wem nutzt es, dass wir hier über schon längst gelegten Eiern brüten, wenn unser Land so tief in der Wirtschaftskrise steckt, dass einem Angst und Bange wird?
Frau Präsidentin, meine Damen und Herren! Das meiste ist gesagt, deshalb mache ich es ganz kurz. Die Landesregierung geht davon aus, dass zwischen 20 000 und 25 000 Kinder eines Schulanfängerjahrgangs in Baden-Württemberg Sprachförderbedarf haben, weil sie die deutsche Sprache nicht so beherrschen, wie dies für den Eintritt in die Grundschule unabdingbare Voraussetzung sei.
Jawohl, Herr Kollege, dazu sage ich gleich etwas. – Das sind rund 20 % eines Altersjahrgangs; ich unterscheide da jetzt nicht zwischen Deutschen und Ausländern. Dies verdeutlicht die Dimension des Problems.
Ich sage an dieser Stelle auch gleich von vornherein schon: Was Frau Kollegin Brunnemer aufgegriffen hat, ist exakt richtig.
Wir werden der drängenden Aufgabe, die sich uns hier stellt, nicht Herr werden, wenn wir es nicht schaffen, mit Kindern – von der Geburt an – wieder mehr zu sprechen, ihnen Geschichten zu erzählen, ihnen etwas vorzulesen und sie als selbstverständliche Gesprächspartner zu betrachten. Denn wir sprechen hier keineswegs, Herr Kollege Fischer, nur von Kindern mit ausländischem Familienhintergrund oder aus Aussiedlerfamilien. Wir sprechen leider auch von ganz und gar hausgemachter deutscher Familienrealität.
Wer mit Erzieherinnen und wer mit Grundschullehrerinnen und -lehrern spricht, kennt die konkreten Beschreibungen des Problems – übrigens, wohlgemerkt, nicht nur im sprachlichen Bereich – und kennt die Beobachtung, dass die Zahl dieser Fälle offenkundig zunimmt.
Um es in einem Satz zu sagen: Wir werden es ohne die Eltern nicht schaffen. Der Stoßseufzer Goethes „Erziehung wäre leicht, wären nur die Mütter erzogen“ hat auch in dieser Beziehung seine unveränderte Richtigkeit. Und die Väter nehme ich selbstverständlich mit dazu.
Aber es gibt natürlich auch unmittelbar – das ist ja schon mehrmals gesagt worden – politischen Handlungsbedarf. Sprachliche Förderung muss so früh wie möglich einsetzen. Besondere und unmittelbare Verantwortung hat die Politik in dieser Hinsicht gegenüber den Kindern mit Migrationshintergrund. Die sprachliche Förderung dieser Kinder ist zentraler und nahezu alles entscheidender Teil unserer Integrationsaufgabe. Den Kindern gegenüber, so meine ich, ist das weitestgehend eine von uns zu bringende Schuld. Wir haben hier eine gewisse Bringschuld.
Wir müssen also verstärkt Sprachförderungsangebote machen, und zwar vor allem bereits im Vorschulalter. Hierbei darf sich übrigens das Land nach unserer festen Überzeugung nicht hinter Zuständigkeitsabgrenzungen verstecken,
Herr Zeller. Das Land kann und darf die Kommunen mit diesem Teil seiner Integrationsaufgaben nicht allein lassen.
Ich persönlich bin der Meinung, dass man dies beispielsweise mit irgendeiner Prüfung machen sollte, möglichst schon während des fünften Lebensjahrs, also nach dem vierten Geburtstag. Dass dann natürlich auch eine gezielte Förderung – sonst hat eine solche Prüfung ja gar keinen Sinn – einsetzen muss, ist auch klar. Die Frau Ministerin wird nachher erläutern, welches Pilotprojekt wir hier vorgesehen haben.