Meine Damen und Herren, mir liegen keine weiteren Wortmeldungen vor. Wir kommen nach der Aussprache zur geschäftsordnungsmäßigen Behandlung des Antrags.
Entschuldigung, Herr Staatssekretär. Mir ist Ihre Wortmeldung nicht weitergegeben worden. Herr Staatssekretär, Sie haben das Wort.
Frau Vizepräsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen! Der Antrag, den die SPD heute hier auf die Tagesordnung hat setzen lassen, hat ja schon ein bisschen Schimmel angesetzt. Er ist ein Jahr alt. Wir reden über Multimediaausstattung. Da ist eine so dynamische Entwicklung zu konstatieren, dass man natürlich auf der Basis der Auskünfte von vor einem Jahr schlecht diskutieren kann.
Sie haben auch gesagt, dass Sie die Praxis außen vor lassen würden, Herr Käppeler. Das ist bei der SPD oft so. Deswegen will ich Sie doch einmal ein bisschen aufs Laufende bringen.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU – Abg. Göschel SPD: Sie haben halt freie Redezeit und wir nicht! Das ist jetzt unfair! – Abg. Fischer SPD: Aus Fair- ness haben wir das gemacht!)
Der sachgerechte Umgang mit neuen Medientechnologien, die Förderung der Medienkompetenz und der Einsatz der Medien als Werkzeug für das Lehren und das Lernen haben bildungspolitisch einen hohen Stellenwert, aber sie sind kein Selbstzweck. Es reicht nicht aus, Computer in die Schule zu stellen und zu meinen, es ginge dann irgendwie von selbst. Ausstattung allein genügt nicht. Wir brauchen ein pädagogisches Konzept zum Umgang mit Computer, Internet und Multimedia. Deswegen haben wir neben der technischen Ausstattung immer auch die qualitative Weiterentwicklung des Konzepts und die qualitative Weiterentwicklung in der Lehrerfortbildung im Auge gehabt.
(Beifall der Abg. Rech und Sieber CDU – Abg. Kaufmann SPD: Aber die Computer gibt es nicht erst seit gestern!)
Ich will Ihnen jetzt nur zur Aktualisierung die Erfolgsbilanz des letzten Jahres noch kurz darstellen, damit Sie wissen, dass nach wie vor die Aussage gilt, dass wir hier an der Spitze der Entwicklung in Deutschland stehen. Das wird sich auch in den nächsten Jahren so fortsetzen.
Die „Medienoffensive I“ im Umfang von rund 30 Millionen € hat die Grundlagen gelegt und gute Ausgangspositionen geschaffen. Sie hat wesentlich dazu beigetragen, dass die neuen Medien in den Schulen eingesetzt werden, dass Lehrerinnen und Lehrer über die erforderlichen Qualifikationen verfügen, dass Schulen vernetzt sind, dass das Internet zur Grundausstattung der Schulen gehört, dass schulge
rechte Software verfügbar ist und dass medienpädagogische Konzeptionen und Handreichungen vorliegen, die einen sinnvollen multimediagestützten Unterricht ermöglichen.
Die „Medienoffensive I“ ist außerordentlich erfolgreich verlaufen. Die Schulen selbst haben das gezeigt, indem sie etwa 2 300 innovative Schulprojekte entworfen haben. Sie haben durch diese eigene Entwicklung von Praxismodellen an der Weiterentwicklung des Multimediaeinsatzes selbst Anteil genommen. 4 500 Multimediaberaterinnen und -berater wurden als schulinterne Multiplikatoren qualifiziert. Damit wird in die Schulen hineingetragen, was in der Lehrerfortbildung zentral angeboten wird. 2 900 Netzwerkberaterinnen und Netzwerkberater wurden für die Betreuung der schulischen Netze ausgebildet.
30 000 Lehrerinnen und Lehrer wurden in einer Kooperation mit Intel fortgebildet. Ich habe gerade einen neuen Kooperationsvertrag mit Intel unterschrieben, der die Fortführung dieser Lehrerfortbildung sicherstellt. Kein anderes Land hat eine vergleichbare Fortbildungsinitiative gestartet, weder quantitativ noch qualitativ.
Auch die Ausstattung der Schulen mit multimediafähigen Computern hat sich in den zurückliegenden Jahren wesentlich verbessert. Waren Ende 1996 zum Beispiel nur 6 % der PCs an den Schulen multimediafähig, so sind es Ende 2001 in Baden-Württemberg bereits 77 % gewesen. Wir gehen davon aus – die Statistik wird derzeit erstellt –, dass es heute rund 85 % sind; deutschlandweit sind es 61 %.
Deswegen, Herr Kollege Käppeler: Was wollen Sie denn mit PISA-Aussagen, die für ganz Deutschland gelten? Sie sind für Baden-Württemberg – wie auch andere PISA-Daten – nicht repräsentativ.
Hier zählt, was jedes Land tut, und wir liegen eindeutig um mehrere zehn Prozent über dem Bundesschnitt und damit vor allen anderen Bundesländern.
(Beifall bei Abgeordneten der CDU und des Abg. Kleinmann FDP/DVP – Abg. Wacker CDU: Sehr gut! – Abg. Röhm CDU: Bravo!)
Ende 2001 standen bereits über 40 000 der rund 110 000 Computer für den Unterrichtseinsatz an Schulen außerhalb der Computerfachräume zur Verfügung. Deswegen ist nicht die Frage, ob Sie den Begriff „Medienecken“ gebrauchen oder ob Sie ihn weglassen. Die Frage ist, ob wir auf dem Weg dazu sind, den Computer als Medium der Information und der Kommunikation in den Unterricht einzubauen. Das ist, wie diese Zahlen nachweisen, geschehen.
In der beruflichen Bildung haben wir mittlerweile fast 90 % multimediafähige Computer. Auch da liegen wir bundesweit
wenn andere Bundesländer 20 % oder 30 % hinter uns liegen. Das hat etwas mit unseren Anstrengungen und mit dem gemeinsam mit den Schulträgern entwickelten Konzept zu tun.
In den weiterführenden Schulen haben wir den Schlüssel von 1 : 10, der Grundlage der Vereinbarungen mit den kommunalen Landesverbänden war, mittlerweile erreicht. Deutschlandweit liegt der Schlüssel bei 1 : 18. Auch dieses Verhältnis macht deutlich, dass die Partnerschaft mit den Kommunen Früchte getragen hat und dass wir die Zielsetzungen, die wir uns gestellt haben, durch entsprechende Anstrengungen auch erreichen können.
Übrigens sind bei uns im Land Baden-Württemberg mittlerweile 100 % der weiterführenden Schulen mit Internetanschluss versehen; auch das ist nicht mehr zu steigern. Bei 100 % haben es alle geschafft.
Zur weiteren Verbesserung der Medienausstattung an den Schulen und zur Vernetzung der Schulgebäude wurden die Sachkostenbeiträge um jährlich – nicht einmalig, sondern jährlich – 50 Millionen € erhöht. Diese Sachkostenbeiträge schreiben sich – wenn Sie das Prinzip der Sachkostenbeiträge kennen, wissen Sie das – nach der Einführungsphase selbsttätig fort, sodass wir von einer dauerhaften Erhöhung der Investitionen für Multimedia ausgehen können.
Diejenigen Schulen, die aufgrund der technischen Voraussetzungen – alte Schulgebäude oder Ähnliches – nicht in der Lage sind, eine moderne Vernetzung herzustellen, haben durch die EnBW eine Hilfskonstruktion in Form von Powerline erhalten. Ich höre, dass auch dies mittlerweile in einer ganzen Reihe von Schulen Eingang findet.
Ziel in dieser Legislaturperiode ist die Integration der neuen Medien in den Unterricht in allen Klassenstufen der weiterführenden Schulen. Die digitalen Medien sollen den Unterricht in den Fächern unterstützen, neue Zugangs- und Arbeitsmöglichkeiten für die Schülerinnen und Schüler eröffnen und insgesamt zu einer Verbesserung des Unterrichts beitragen. Erst wenn der Computer im Fach Deutsch, in den Fremdsprachen, in den Naturwissenschaften und in allen Lernbereichen der Schulen zu einem alltäglichen Werkzeug des Unterrichts geworden ist, haben wir unser Ziel wirklich erreicht. Dafür brauchen wir einen langen Atem. Wir müssen den Weg in wohlgeplanten und entwicklungsgerechten Schritten gehen, und das ist genau das, was wir jetzt mit der „Medienoffensive II“ tun.
Ohne ein ausgebautes flächendeckendes und leistungsfähiges Unterstützungssystem können wir unsere Ziele nicht erreichen. Schon für die bedarfsgerechte Ausstattung der Schulen ist dringend eine qualifizierte Beratung erforderlich. Unterstützung und Beratung müssen aber auch in medienpädagogischen und medientechnischen Fragen jederzeit und schulnah verfügbar sein. Das ist eines der Hauptziele der „Medienoffensive II“, die mit rund 30 Millionen € ausge
stattet ist. Wir haben die ersten Tranchen im laufenden Doppelhaushalt eingestellt und rufen sie ab.
Ich möchte Ihnen die Schwerpunkte nennen. Da ist zum einen die Bereitstellung schulgeeigneter multimedialer Inhalte und multimedialer Lernsoftware. Das ist deswegen so wichtig, weil sich auf dem Markt der Entwicklung von Lernsoftware die freien Unternehmen noch sehr schwer tun, zu investieren. Sie können noch nicht erkennen, wo der Nutzen für sie liegen wird. Deswegen brauchen wir hier den Impuls durch Programme der öffentlichen Hand.
Wir haben Kontakte zur Europäischen Union, die in diesem Bereich ebenfalls Förderprogramme auflegt. Wir werden uns dort als Partner einbringen.
Wir entwickeln Musterlösungen für Netzwerke an den Schulen. Diese Musterlösungen sind die Voraussetzung dafür, dass sie den zentral gesteuerten Support der Schulen leisten können. Das ist ungeheuer wichtig, damit hier Mittel eingespart werden können, die für die Ausstattung der Schulen dringend gebraucht werden. Das ist eine herausragende Dienstleistung für die Schulträger und die Kommunen.
(Abg. Fischer SPD: Ich habe nur gesagt: Sie reden mehr als alle Fraktionen zusammen! – Abg. Marian- ne Wonnay SPD: Schwafeln!)
Wenn wir schon auf der Basis eines Antrags von vor einem Jahr debattieren, will ich wenigstens die aktuellen Daten einführen können.
(Beifall bei der CDU – Abg. Boris Palmer GRÜNE: Geben Sie die Rede zu Protokoll! – Glocke der Präsi- dentin)
Herr Kollege Rau, ist Ihnen bekannt, dass Fraktionsanträge einen bestimmten Vorlauf haben und im Verfahren erst zu einem bestimmten Zeitpunkt an die Reihe kommen? Wenn Sie bereit gewesen wären, das Thema früher zu behandeln, hätten wir den Antrag gerne früher behandelt.
Und würden Sie zur Kenntnis nehmen, dass der Kollege Käppeler sehr wohl einen aktuellen Redebeitrag geleistet hat?