Protocol of the Session on October 17, 2002

(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP)

Zum dritten und vierten Gleis, meine Damen und Herren, will ich nur Folgendes kurz anmerken: Ich möchte da eine etwas mahnende Formulierung wählen. Wir alle haben zusammen dafür gekämpft, dass die Planung wieder vorangeht. Das Konzept für das dritte und vierte Gleis stammt übrigens auch aus der Zeit vor 1998.

(Abg. Schmiedel SPD: Mein Gott!)

Das ist so.

(Abg. Schmiedel SPD: Die Planung und kaum etwas gemacht! Jetzt wird es endlich gemacht!)

Nein, nein.

Dann gab es eine Planungsverzögerung, Herr Schmiedel. Dann hat die Region gekämpft. Dann hat das Land BadenWürttemberg gesagt: Es muss etwas passieren. Und seit

(Minister Müller)

ungefähr einem Jahr – dazwischen waren drei Jahre Pause – stehen die nötigen Planungsmittel zur Verfügung.

Jetzt kommt meine kritische Anmerkung mit einer Bitte an die Region. Wenn wir alle Resolutionen dazu geschrieben haben, dass das dritte und vierte Gleis kommen soll – ich habe ungemein viele Resolutionen bekommen; jede Gemeinde am Oberrhein hat eine geschrieben –, dann sollten wir jetzt bei der Umsetzung des dritten und vierten Gleises bitte aufpassen, dass wir die Hürden nicht so hoch hängen, dass das Projekt nicht kommt oder dass es so extrem verteuert wird, dass es nicht realisierbar ist.

(Abg. Fleischer CDU: Die Bundesbahn muss sich auch bewegen!)

Das ist klar. Ich will das gerade sagen. – Deswegen muss man jetzt natürlich die Belange der Bürger auf der einen Seite und die finanzielle und technische Realisierungsmöglichkeit vonseiten der Bahn auf der anderen Seite untereinander koordinieren.

(Abg. Fleischer CDU: Richtig!)

Ich glaube, dass der Regierungspräsident dabei eine ganz wertvolle und fruchtbare Arbeit leistet.

(Abg. Alfred Haas CDU: Guter Mann!)

Es war nicht einfach, aber wir haben das gemacht: Wir haben ihm für genau diese Aufgabe mittlerweile vier zusätzliche, neue Planstellen zur Verfügung gestellt, damit er dieser Moderatorenfunktion gerecht werden kann. Aber bitte, liebe Bürger am Oberrhein, denken Sie nicht einfach: „Wir wollen mit der Strecke möglichst nichts zu tun haben, aber sie soll nichtsdestoweniger kommen.“ Das ist ein Dilemma, in dem man da ist, wie bei jedem großen Verkehrsprojekt. Ich möchte darauf hinweisen und wechselseitig um Verständnis bitten.

Meine Damen und Herren, neben diesem großen Schienenprojekt möchte ich noch einige wenige Bemerkungen zu den Straßen generell machen: zu den Autobahnen A 5 und A 98 einerseits und den Bundesstraßen andererseits. Die Rahmenbedingungen waren in den letzten vier Jahren nicht gut. Sie werden in den kommenden vier Jahren mit großer Wahrscheinlichkeit nicht besser sein.

(Abg. Dr. Caroli SPD: Besser als vorher! – Abg. Schmiedel SPD: Aber besser als vorher! – Abg. Dr. Caroli SPD: Weil Sie die A 98 erwähnt haben: bes- ser als vorher! – Abg. Göschel SPD: Lesen Sie doch Ihre eigenen Drucksachen!)

Nein, nein. Herr Caroli, führen wir jetzt keine allgemeine Debatte. Das kann ich jederzeit machen. Dann geht es Ihnen so ähnlich wie dem Kollegen Palmer. Dazu kann ich etwas sagen. Ich will jetzt aber nur noch etwas zu dem Thema Prioritäten sagen, weil Sie das immer wieder bringen.

Jetzt stelle ich einmal ganz simpel fest: Bei den Prioritäten haben Sie vier Jahre lang jede Entscheidung in BadenWürttemberg, aber wirklich jede Entscheidung – auch hier in der Region – selbst getroffen, ohne uns zu beteiligen.

(Abg. Schmiedel SPD: Was?)

Soweit diese Entscheidungen positiv waren, haben Sie sich dafür feiern lassen, und soweit sie negativ waren, haben Sie uns dafür haftbar gemacht. Das geht halt nicht.

(Beifall bei der CDU – Lachen bei Abgeordneten der SPD – Abg. Ursula Haußmann SPD: Das muss wirklich mal ein Psychologe ergründen, was Sie hier ablassen!)

Ich könnte Ihnen konkrete Beispiele schildern. Soll ich Ihnen ein konkretes Beispiel aus Südbaden schildern?

(Abg. Gustav-Adolf Haas SPD: Ja, bitte!)

Am selben Tag, an dem in Hornberg der erste Spatenstich für das betreffende Bauvorhaben stattfand und der örtliche SPD-Abgeordnete übereinstimmend gelobt worden ist, dass ihm dies durch seinen Einsatz gelungen sei, hat der SPDAbgeordnete des Nachbarkreises in Bezug auf die Umgehung von Dunningen gesagt: Dafür, dass diese Umgehung nicht komme, sei die CDU verantwortlich.

(Abg. Gustav-Adolf Haas SPD: Ah!)

Diese Spielregelverteilung, wonach die einen für die gebauten und die anderen für die nicht gebauten Straßen verantwortlich sind, geht nicht. Entweder Sie sind verantwortlich oder Sie sind nicht verantwortlich.

(Abg. Gustav-Adolf Haas SPD: Er hat sich auch seine Gedanken gemacht!)

Dann will ich Ihnen noch einmal sagen: Im September dieses Jahres haben Vertreter der Bundesregierung in dieser Region – in Umkirch – und auch an der A 98 Straßen im Wert von 100 Millionen € versprochen. Als Baubeginn wurde 2003 angekündigt. Wir bekommen keine müde Mark. Wer so etwas verspricht, der muss es erstens einlösen –

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Mit Versprechungen kennen Sie sich ja aus!)

Sie wissen ganz genau, dass Sie das nicht einlösen können –, und zweitens kann man uns dann nicht haftbar machen.

Aber jetzt will ich noch etwas zu der Prioritätensetzung im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans sagen. Ich habe jetzt nur einmal beschrieben, wie es in den letzten vier Jahren war. Da stellt sich Herr Hilsberg hin und sagt, das Projekt Nummer 1 sei der Scheibengipfeltunnel in Reutlingen. Dann kommt er nach Schwäbisch Gmünd und sagt, oberste Priorität im Land habe der Stadttunnel in Schwäbisch Gmünd.

(Abg. Schmiedel SPD: Da waren Sie doch erst da- bei! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Da waren Sie ja auch dabei! In Schwäbisch Gmünd waren Sie auch dabei, und Ihre Aussage war dieselbe! – Zuruf des Abg. Bebber SPD – Abg. Dr. Caroli SPD: Da nann- ten Sie dieselbe Priorität! – Abg. Schmiedel SPD: Haben Sie auch eine Priorität?)

Da war ich dabei, jawohl.

(Zurufe von der SPD)

(Minister Müller)

Nein, nein. Ich schildere im Moment nur, was Herr Hilsberg gesagt hat. Er sagte, das sei die Priorität Nummer 1. Wissen Sie, was ich gesagt habe?

(Abg. Dr. Caroli SPD: Sie sagen ja gar nichts! – Abg. Ursula Haußmann SPD: Sie haben sich in Schwäbisch Gmünd genauso geäußert, Herr Minis- ter! Vielleicht haben Sie es vergessen!)

Nein. – Wissen Sie, was ich in Schwäbisch Gmünd gesagt habe? Ich habe gesagt: Ich begrüße es, wenn der Stadttunnel in Schwäbisch Gmünd gebaut wird.

(Zurufe von der SPD)

Jawohl, so ist es.

(Abg. Ursula Haußmann SPD: Ich habe den Akten- vermerk, Herr Minister! Ich schicke ihn Ihnen zu, damit Sie sich wieder erinnern können!)

Alles klar. – Sie haben die Prioritäten beliebig über das Land gestreut. Was machen wir im Rahmen des Bundesverkehrswegeplans? Wir haben zunächst einmal 420 Projekte angemeldet, wie alle übrigen Länder – je nach ihrer Größe in unterschiedlicher Zahl – auch.

(Abg. Wintruff SPD: Alle an erster Stelle, oder wie?)

Zunächst einmal unstrukturiert, wie andere Länder auch. Das ist völlig normal.

Dann hat der Bund uns nach vielen Jahren – nämlich jetzt im Mai – gesagt, wir sollten innerhalb von vier Wochen eine Prioritätenliste vorlegen.

(Abg. Schmiedel SPD: Das hätten Sie schon lange machen können!)

Nein. – Das haben wir nicht gemacht. Das haben auch andere nicht gemacht.

(Abg. Schmiedel SPD: Haben Sie andere Prioritä- ten?)

Das ist ganz normal. Da haben alle Bundesländer übereinstimmend gesagt: Ihr seid ja wohl verrückt.