Protocol of the Session on June 19, 2002

(Zuruf der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP)

Es gibt seit vielen Jahren eine VW-Stiftung. Sie wurde aus Bundesvermögen gebildet, indem der Bund damals, im Jahr 1959, 60 % seiner VW-Aktien veräußert hat. Es heißt wörtlich: „Im Falle der Beendigung der Stiftung...“

(Abg. Schmiedel SPD: Das war noch zu Adenau- ers Zeiten!)

Wer hat denn derzeit die Mehrheit im Bundestag? Sie könnten die Stiftung doch auflösen.

(Abg. Drexler SPD: Sie haben doch den Fehler ge- macht vor zwei Jahren! Weitere Zurufe von der SPD Gegenrufe von der CDU Glocke des Prä- sidenten)

Kollege Drexler, cool bleiben! Vielleicht sind Sie bereit, meinem Grundgedanken zu folgen.

(Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Schmiedel: Ade- nauer!)

Wenn die Auflösung von Stiftungen als Haushaltspolitik richtig wäre Eichel hat Geld nötiger als wir , dann wäre doch jetzt die Auflösung der VW-Stiftung durch die rotgrüne Mehrheit im Bundestag angezeigt.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Aber Ihre Genossen im Deutschen Bundestag gehen genau diesen Weg nicht.

Ich zitiere wörtlich aus der Satzung der VW-Stiftung:

(Abg. Drexler SPD: Jetzt kommt die VW-Stiftung! Wir sollen einen Beschluss fassen!)

Im Falle der Beendigung der Stiftung

der VW-Stiftung

fällt ihr Vermögen zu gleichen Teilen der Bundesrepublik Deutschland und dem Land Niedersachsen

auch SPD-geführt

(Abg. Drexler SPD: Wollen Sie das hier beschlie- ßen?)

die das Vermögen entsprechend dem Stiftungszweck verwenden sollen.

(Zuruf des Abg. Drexler SPD)

Ich frage mich: Wenn Ihr Patentrezept löse Stiftungen auf! richtig ist, damit sich die Haushaltslage verbessert,

warum dann nicht im Bund bei der mit dem Erlös aus der Privatisierung der Salzgitter AG gebildeten Umweltstiftung?

(Zurufe von der SPD)

Das ist genau der gleiche Fall. Der Bund hält aus guten Gründen an seinen beiden Stiftungen fest und fördert sinnvolle Projekte. Dies werden wir in Baden-Württemberg auch tun.

Ihr Antrag ist nicht begründet. Er ist in der Sache falsch, er ist dümmlich. Wir lehnen ihn ab.

(Lebhafter Beifall bei der CDU Beifall bei Abge- ordneten der FDP/DVP)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Pfister.

(Abg. Schmiedel SPD: Jetzt kommt ein neuer Eier- tanz! Unruhe)

Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Nicht zum ersten Mal stellt die SPD-Fraktion den Antrag auf Auflösung der Landesstiftung.

(Zurufe von der SPD, u. a. Abg. Drexler: Das erste Mal! Zurufe von der CDU)

Sie tut es heute erneut. Ich sage Ihnen: Ich halte diesen Vorschlag für abwegig. Die Konstruktion der Landesstiftung ist nicht, wie Sie, Herr Drexler, behaupten, ein Irrweg von Anfang an. Diese Landesstiftung ist vielmehr der einzige Weg, sicherzustellen, dass Veräußerungserlöse in vollem Umfang ich wiederhole: in vollem Umfang für zukunftswichtige Projekte für das Land Baden-Württemberg gerettet werden.

(Beifall bei Abgeordneten der FDP/DVP und der CDU)

Ich sage Ihnen weiter: Die Konstruktion der Landesstiftung ist auch die einzige Möglichkeit, nach dem Prinzip „Vermögen gegen Vermögen“ zu verfahren.

(Beifall des Abg. Kleinmann FDP/DVP Abg. Kleinmann FDP/DVP: Sehr gut!)

Ich möchte nicht, dass Landesvermögen, das an einer Stelle frei wird, gewissermaßen als Tafelsilber verscherbelt wird. Ich möchte nicht, dass Landesvermögen in der aktuellen Tagespolitik irgendwo im großen Topf verrinnt. Vielmehr möchte ich, dass die Mittel aus dieser Stiftung als Möglichkeit verstanden werden, die wirklich zu Innovation führt. Denn Innovation ist das, was Baden-Württemberg in besonderer Weise braucht.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Deshalb gilt von der Sachlage her unverändert: Es gibt keinen Weg das ist die klare Auskunft der Finanzverwaltung , steuerunschädlich aus dieser Stiftung auszusteigen. Die Alternative, die die SPD bietet die Auflösung der Landesstiftung , würde bedeuten, dass eine Steuernachzahlung in der Größenordnung von 1 Milliarde € anfiele.

(Abg. Drexler SPD: 900 Millionen!)

Meine Damen und Herren, wer dies ernsthaft fordert, wer ernsthaft fordert, eine Steuernachforderung von 1 Milliarde € zu begleichen, der nützt nicht den Interessen, sondern der schadet den Interessen des Landes Baden-Württemberg.

(Beifall bei der FDP/DVP und der CDU)

Die damit verbundenen Auswirkungen wären fatal. Das gilt für das, was wir in der Zukunftsoffensive III machen, die ja in vollem Umfang über den Haushalt abgewickelt wird und fast 50 % des Gesamtvolumens ausmacht, das gilt aber auch für die Projekte der Landesstiftung.

Sie, Herr Drexler, reden davon, die Stiftung gebe Geld für fragwürdige Projekte aus. Sie reden davon, es werde Unsinn produziert. Sie reden davon, es werde eine Kür gefördert.

(Abg. Drexler SPD: Alle Ausbildungsstätten müs- sen gemeinnützig werden!)

Ich halte dies für eine bösartige Unterstellung.

(Abg. Drexler SPD: Schwätzen Sie doch einmal mit der Handwerkskammer!)

Denn sämtliche Maßnahmen aus der Zukunftsoffensive sind in den Haushalt eingestellt, und Sie haben bei den letzten Haushaltsberatungen auch all diesen Maßnahmen zugestimmt. Wenn Sie sagen, 99 % der Projekte, die wir über die Stiftung fördern und die im Aufsichtsrat beschlossen wurden, hielten Sie für vernünftig, aber vielleicht 1 % nicht, ist es geradezu lächerlich,

(Abg. Drexler SPD: Darum gehts doch gar nicht!)

wenn Sie Ihre Kritik daran aufbauen.

(Beifall bei der FDP/DVP und Abgeordneten der CDU)

Ich frage Sie ernsthaft: Halten Sie es eigentlich für falsch und nachrangig, wenn wir in Baden-Württemberg in die Universitäten, in die Fachhochschulen und in die Berufsakademien investieren? Halten sie es eigentlich für falsch, wenn wir in Multimediaprojekte investieren? Halten Sie es eigentlich für falsch, wenn wir anwendungsorientierte Technologien fördern, zum Beispiel die Lebenswissenschaften, zum Beispiel die Informations- und Kommunikationstechnologien und vieles andere mehr?

(Beifall bei der FDP/DVP Abg. Alfred Haas CDU: Davon verstehen die doch nichts! Glocke des Präsidenten)