Protocol of the Session on January 30, 2002

Das ist genau das, was die Bundesregierung gesagt hat. Insofern haben Sie Ihre ganze Argumentation innerhalb von zehn Tagen umgeschmissen. Sie fordern nicht mehr das

Vorziehen der nächsten Stufe der Steuerreform. Sie sind auf die Nase gefallen, weil Herr Stoiber das alles zurückgezogen hat.

(Beifall bei der SPD und den Grünen Abg. Flei- scher CDU: Ihr habt die Wirtschaft an die Wand gefahren!)

Und zur Ökosteuer, liebe Kolleginnen und Kollegen:

(Zuruf des Abg. Fleischer CDU)

Herr Ministerpräsident, die Ökosteuer war Ihr Paradebeispiel gegen die Regierung Schröder. Sie war die „K.-o.Steuer“ in der Wirtschaftspolitik.

(Abg. Seimetz CDU: Nach wie vor! Abg. Flei- scher CDU: Natürlich!)

Wenn Sie auf Ihre Homepage gehen, sehen Sie, dass dort die Ökosteuer immer noch als „K.-o.-Steuer“ steht, die man abschaffen müsse.

(Zuruf von der CDU)

Und wer hat die Abschaffung der Ökosteuer gefordert?

(Abg. Fleischer CDU: Jetzt noch!)

Alle, auch Herr Teufel. Er stand auf dem Schlossplatz und hat leere Kanister verkauft.

(Heiterkeit)

Leider waren damals nicht viele Leute da, weil der Erdölpreis gerade in den Keller ging. Damals haben Sie dann nicht zeigen können, dass die Ökosteuer an einem Preisanstieg schuld war.

(Zuruf des Abg. Oettinger CDU)

Und was ist jetzt? Herr Stoiber zieht alles zurück. Die Ökosteuer wird nicht mehr abgeschafft. 22,5 Milliarden DM in der Rentenversicherung können Sie auch gar nicht finanzieren.

(Zuruf des Abg. Döpper CDU)

Herr Teufel hat bei seinem letzten Vorstoß im Bundesrat folgendes Schöne formuliert:

Am Anfang der so genannten Ökosteuer

stand also nicht Vernunft, sondern Ideologie. Jetzt marschieren Sie jeden Tag weiter in die Sackgasse hinein. Ich bin der festen Überzeugung, dass Sie den Rückweg antreten.

(Ministerpräsident Teufel: So ist es!)

So Teufel im Bundesrat.

(Abg. Fleischer CDU: Wort für Wort richtig!)

Ich stelle heute fest: Nicht die Bundesregierung hat beim Thema Ökosteuer den Rückweg angetreten, sondern Herr Stoiber und die CDU/CSU. Wer sich geirrt hat und von

Herrn Stoiber buchstäblich in der Sackgasse zurückgelassen wird, das sind ausschließlich Sie, Herr Teufel. Sie stehen alleine in der Sackgasse.

(Lebhafter Beifall bei der SPD und den Grünen Abg. Fleischer CDU: Sie haben die Steuereinnah- men in die Sackgasse gefahren! Eine verkehrte Wirtschafts- und Finanzpolitik von euch!)

Jetzt noch etwas zur Staatsverschuldung: Herr Oettinger, Sie gehören einer Partei an, deren von ihr geführte Regierung abgewählt wurde. 1983 haben Sie von der Regierung Schmidt 200 Milliarden Staatsverschuldung übernommen. 1992 waren es 600 Milliarden, und als wir an die Regierung kamen, waren es 1,5 Billionen DM Schulden, die Sie uns hinterlassen haben.

(Zuruf des Abg. Fleischer CDU)

Die Bundesregierung hat dies gebrochen und hat gesagt: Jetzt wird das einmal verändert. Sie hat drei Jahre hintereinander einen Bundeshaushalt mit weniger Neuverschuldung als vorher vorgelegt.

(Abg. Hauk CDU: Zulasten der Länder und Kom- munen! Das war der Grund!)

Wir haben das geändert, und Sie nicht Sie, sondern Herr Stoiber und alle anderen haben, als der Kanzlerkandidat feststand, sofort wieder eine Erhöhung der Neuverschuldung gefordert. Das war das Erste: Neuverschuldung, man könnte sich noch ein bisschen verschulden. So Stoiber bei Sabine Christiansen. Das war Ihre Politik. Wenn Sie an die Regierung kommen, machen Sie wieder Schulden. Sie haben in der Bundesrepublik Deutschland die Schuldenpolitik attraktiv gemacht; das muss ich Ihnen schon sagen.

(Beifall bei der SPD und den Grünen Zuruf des Abg. Hauk CDU)

Schuldenmachen, meine sehr verehrten Damen und Herren, gehört mittlerweile zum Traditionsbestand der CDU-Politik in Deutschland; das muss man sagen.

(Lachen bei der CDU Zuruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Wenn Sie an die Regierung kommen, werden Sie wieder Schulden machen, um Programme zu finanzieren.

Jetzt kommen wir zu Baden-Württemberg. Sie haben fünf Schwerpunkte genannt, und ich will einmal auf diese Schwerpunkte eingehen.

Lehrerstellen: Wir haben sie gemeinschaftlich getragen. Wir wollten nur, dass sie vorgezogen werden. Denn wir haben wöchentlich einen Schulunterrichtsausfall von 87 000 Stunden. Wöchentlich fallen 87 000 Stunden an Schulen aus, und zwar Pflichtstunden.

(Abg. Seimetz CDU: Wie viel Prozent sind das? Bei wie viel gehaltenen Stunden? Zuruf des Abg. Pfister FDP/DVP)

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Sie sagen so lapidar, die Erhöhung betrage 0,3 %. Das ist aber keine lapi

dare Erhöhung; das ist vielmehr ein Skandal, weil es mit dem Unterrichtsausfall in Baden-Württemberg weitergeht und der Unterrichtsausfall nicht abgebaut wird. Sie haben eine falsche Richtung eingeschlagen, Herr Oettinger.

(Abg. Seimetz CDU: Nennen Sie doch die Zahl der gehaltenen Stunden!)

Familienpolitik: Da muss ich einmal fragen: Wo ist denn da der Schwerpunkt? Sie fangen im nächsten Jahr mit lächerlichen 4 Millionen € an und gehen damit in die Betreuungsbereiche mit lächerlichen 4 Millionen €!

(Abg. Alfred Haas CDU: 4 Millionen? Es sind 15 Millionen!)

Es sind 4 Millionen € eigenes Landesgeld, mit denen Sie anfangen. Lesen Sie das einmal im Haushalt nach!

(Abg. Oettinger CDU: 15 Millionen, Herr Kollege! Gegenruf der Abg. Ursula Haußmann SPD)

Eindeutig 4 Millionen bei null bis drei Jahren. Und wo steht da Baden-Württemberg? Wir haben ohne Berücksichtigung der Tagesmütter , bezogen auf 1 000 Kinder, gerade 13 Betreuungsstellen. Wir stehen am Ende in ganz Deutschland, Herr Oettinger.

(Abg. Alfred Haas CDU: Rechnen Sie einmal die Tagesmütter dazu! Zuruf des Abg. Hauk CDU)

Auch wenn wir die Tagesmütter dazunehmen, sind wir am Ende. Deswegen haben wir gesagt: Das ist kein Einstieg. Wir wollen insgesamt 7 800 neue Plätze schaffen, und wir wollen für diesen Bereich und die Ganztagsschulen einen Landesanteil von 14 % an der Landesbank verkaufen.

(Zuruf des Abg. Alfred Haas CDU Abg. Ursula Haußmann SPD: Das wäre gut angelegtes Geld!)

Im Übrigen werden so etwas auch andere Bundesländer machen. Dann hätten wir noch eine Sperrminorität von über 25 %. Dabei würden wir genau das tun, Herr Pfister, was Sie im vergangenen Jahr vorgeschlagen haben. Wir haben das Einzige, was noch ansteht, nämlich die Landesbank, genommen und haben gesagt: Da wird ein Teil verkauft, der Erlös von 1,8 Milliarden DM wird zur Schuldentilgung genommen, und den Zinsvorteil von 78 Millionen € nehmen wir ausschließlich für die Früh- und Kinderbetreuung und für Ganztagsschulen. Das ist ein vernünftiges Konzept.