Protocol of the Session on November 14, 2001

(Abg. Hofer FDP/DVP: Nur? – Abg. Alfred Haas CDU: Deswegen ist das Ding so wackelig!)

einerseits einer massiven Steuerentlastung für die Bürgerinnen und Bürger und insbesondere den Mittelstand und andererseits einer konsequenten Konsolidierung der Staatsfinanzen.

Jetzt frage ich Sie: Wo waren Sie denn, insbesondere Sie und Ihr Wirtschaftsminister, als es darum ging, den einen Teil des notwendigen Kurses der Konsolidierung und des Wirtschaftswachstums in Gang zu setzen? Wo waren Sie denn, als es um die Steuerreform ging?

(Abg. Capezzuto SPD: Wo?)

Wo war denn Ihr Wirtschaftsminister? Er saß doch noch mit Herrn Teufel im Blockiererhäuschen,

(Abg. Fleischer CDU: Steuerreform nennen Sie das? Das war eine Katastrophe für den Mittel- stand!)

während Herr Brüderle schon mit dem Kanzler die Feinheiten ausgehandelt hat.

(Beifall bei der SPD und Abgeordneten der Grü- nen)

Sie, insbesondere Sie, haben eigentlich jedes Recht verloren, der Bundesregierung besondere Ratschläge zu geben.

(Abg. Fleischer CDU: Sie haben das Recht verlo- ren, von Steuerreform zu reden, bei dem Mist!)

Meine Damen und Herren, Sie haben als Überschrift formuliert: Konsequenzen für die Wirtschaftspolitik in Bund und Land. Sie haben jetzt kräftig gesprudelt,

(Abg. Hofer FDP/DVP: Das musste sein!)

wie Sie sich alles im Bund vorstellen würden. Aber Sie haben überhaupt nicht gesagt, was Sie denn in Bezug auf die Wirtschaftsentwicklung im Land zu tun gedenken.

(Abg. Dr. Birk CDU: Zweite Runde!)

Natürlich muss man die Entwicklung zur Kenntnis nehmen.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Das ist gut!)

Die Wirtschaftsinstitute haben die Entwicklung im Herbst folgendermaßen beschrieben:

(Abg. Hofer FDP/DVP: Also nur zur Kenntnis!)

Die Reformpolitik der Bundesregierung hatte im letzten Jahr zu einem hervorragenden Rekordergebnis von 3 % Wirtschaftswachstum geführt. Das ist einmalig. Sie hätten sich „von und zu“ geschrieben, wenn Sie das in Ihrer Regierungszeit einmal gehabt hätten.

(Abg. Hofer FDP/DVP: Da war Schröder zustän- dig!)

In diesem Jahr kam es zu einer Abschwächung des Wirtschaftswachstums,

(Abg. Alfred Haas CDU: Zu einem Einbruch!)

insbesondere wegen der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, aber natürlich auch wegen der Ölpreisexplosion

(Abg. Alfred Haas CDU: Gute Ausreden sind im- mer gut! – Abg. Röhm CDU: Ökosteuer!)

und der gestiegenen Nahrungsmittelpreise. Aber was haben die Wirtschaftsinstitute festgestellt? Sie haben festgestellt: Stabilisiert wurde die Wirtschaft erstens durch die Steuerreform der Bundesregierung

(Abg. Hofer FDP/DVP: Es geht uns gut! – Abg. Dr. Birk CDU: Nebelkerzen! Schmiedel’sche Ne- belkerzen!)

und zweitens durch maßvolle Tarifabschlüsse. Die Tarifabschlüsse waren maßvoll, meine Damen und Herren, weil Bundeskanzler Schröder eines gemacht hat, was Sie 16 Jahre lang nicht gemacht haben. Er hat die Wirtschaft, die Gewerkschaften und die Regierung im Bündnis für Arbeit zusammengeführt und dadurch maßvolle Tarifabschlüsse mit herbeigeführt, die die Wirtschaftsentwicklung stabilisiert haben.

(Beifall bei der SPD – Abg. Alfred Haas CDU: Genau deswegen gehts nach unten!)

Jetzt kommen wir einmal zum Land. Da frage ich Sie, Herr Wirtschaftsminister: Was gedenken Sie eigentlich zu tun?

(Abg. Alfred Haas CDU: Geben Sie Antworten auf die Fragen!)

Wir hatten die Enquetekommission „Mittelstand“, die zu dem Ergebnis kam, dass das angeblich mittelstandsfreundlichste Bundesland längstens nicht mehr das mittelstandsfreundlichste ist.

(Abg. Drautz FDP/DVP: Was heißt hier „angeb- lich“?)

Das ist das Ergebnis der Untersuchungen des Instituts für Mittelstandsforschung: Beim Zuwachs von Gründungen und beim Wachstum von kleinen und mittleren Unternehmen sind wir längstens abgehängt.

(Abg. Alfred Haas CDU: Ja, durch Ihre Steuerre- form!)

Was tun Sie eigentlich zur Umsetzung dieser Ergebnisse? Frau Netzhammer reist jetzt als Vorsitzende der Enquetekommission im Land herum und verkündet großartige Ergebnisse. Ich sage nur: Märchenstunde Netzhammer. Sie stellen nicht genügend Geld bereit, um die wichtigsten Dinge voranzubringen.

Was machen Sie eigentlich, um Verlässlichkeit in die Rahmenbedingungen zu bringen? Rein ins C1-Programm, raus aus dem C1-Programm, wieder ein bisschen rein. Wir haben gedrängt und geschubst, bis Sie endlich ein Energiesparförderungsprogramm aufgelegt haben.

(Abg. Alfred Haas CDU: Sie haben gar nichts ge- macht!)

Nach Jahren haben Sie das getan, und als es endlich abgerufen wurde, ist Ihnen die Puste ausgegangen. Jetzt legen Sie wieder etwas Halbherziges vor. Sie installieren eine unabhängige Kommission, die Ihnen Ratschläge zur Wohnbauförderung geben soll, die zu dem Ergebnis kommt, dass man wieder massiv stärker investieren muss, und die zu dem Ergebnis kommt, dass man endlich ein Modernisierungsförderungsprogramm auflegen sollte. Ja wo ist es denn? Warum folgen Sie nicht den Ratschlägen für das Land Baden-Württemberg, die auf der Hand liegen?

(Beifall bei der SPD)

Warum erinnern Sie eigentlich nur an das, was der Bund tun wird? Natürlich zieht er Investitionen im Straßenbau vor, und er macht das intelligent, ohne die künftigen Haushalte zu belasten. Warum tun Sie eigentlich nicht Ähnliches im Wohnungsbau, obwohl wir wissen, dass wir hier neue Schwerpunkte setzen müssen? Handeln Sie im Land Baden-Württemberg! Lassen Sie den Bund seine Arbeit tun!

(Oh-Rufe von der CDU)

Mit den konstruktiven Kräften in der Opposition wie dem Herrn Brüderle kommen wir ganz gut zurecht. Stören Sie die Entwicklung nicht! Kümmern Sie sich vor allem um Ihr eigenes Geschäft im Land!

(Beifall bei der SPD)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Dr. Witzel.

Herr Präsident, meine Damen, meine Herren! Die aktuellen Zahlen zur Konjunktur- und Arbeitsmarktentwicklung sehen ohne Zweifel nicht gut aus. Sie sind Anlass zur Sorge, aber kein Anlass zur Panik.

Wenn Herr Hofer sagt, es sei alles viel schlimmer geworden als im Juli, dann müssen wir natürlich auch fragen, Herr Hofer: Wer hat das verursacht?

Da möchte ich auf das von Ihnen schon zitierte Gutachten der „Fünf Weisen“ hinweisen, die klar und deutlich feststellen – ich zitiere aus der „Frankfurter Rundschau“ des heutigen Tages –:

Eine Schuld an der schwachen Konjunkturentwicklung treffe die rot-grüne Bundesregierung bislang nicht, meint der Rat. Der Trend sei auf den wirtschaftlichen Einbruch in den USA zurückzuführen,

(Abg. Dr. Salomon GRÜNE: Aha!)

der bereits vor den Terroranschlägen vom 11. September eingesetzt habe.

(Beifall bei den Grünen)