richtig gesetzt sind. Wir rechnen die Oberstufe derzeit mit 30 Stunden pro Jahrgang an. Wir wissen aber, dass in der Oberstufe mehr als 30 Stunden pro Jahrgang unterrichtet werden und dass dies auch in Zukunft der Fall sein wird. Deswegen werden wir dafür sorgen, dass durch eine Anrechnung von tatsächlich geleisteten Stunden in der Sekundarstufe II das Gesamtpaket, das in der Sekundarstufe I erledigt werden muss, nicht mehr 205 Stunden beträgt, sondern um 6 bis 8 Stunden entlastet wird.
(Beifall des Abg. Schebesta CDU – Abg. Schmie- del SPD: Guten Morgen! Aha! – Abg. Renate Ra- stätter GRÜNE: Das haben wir schon vor drei Jah- ren gefordert! – Unruhe)
Das haben Sie überhaupt nicht gefordert; keiner von Ihnen hat das bisher gefordert. Sie haben gefordert, zwischen der Unter- und der Mittelstufe zu schieben.
Ich sage Ihnen: Eine entscheidende Veränderung tritt zwischen der Sekundarstufe I und der Sekundarstufe II ein.
Damit nehmen wir die Sorgen der Eltern auf, damit nutzen wir unsere Spielräume, damit werden wir unserer Verantwortung gegenüber den Kindern gerecht. Das ist das Entscheidende.
Ich habe Ihnen doch gesagt: Wenn Sie etwas neu einführen, müssen Sie immer bereit und in der Lage sein, gegebenenfalls nachzusteuern und aus Erfahrungen zu lernen.
Herr Kultusminister Rau, ist Ihnen noch erinnerlich und bekannt, dass wir Grünen vor drei Jahren, als das G 8 hier im Landtag beschlossen wurde, gefordert hatten, das die zusätzliche Lernzeit in der Oberstufe stattfinden soll und nicht in der Unter- und Mittelstufe des Gymnasiums, und ist Ihnen bekannt, dass wir damals davor gewarnt haben, dass das G 8 eine Ganztagsschule wird, und erklärt haben, dass man rechtzeitig Vorsorge treffen muss, indem Mensen und Aufenthaltsräume gebaut werden? Damals wurde bestritten, dass das faktisch eine Ganz
Dass Sie davor gewarnt haben, dass das G 8 eine Ganztagsschule wird, ist, finde ich, ausgesprochen komisch. Sie fordern doch immer Ganztagsschulen. Dann brauchen Sie auch nicht zu warnen.
(Beifall bei der CDU und der Abg. Beate Fauser FDP/DVP – Zuruf des Abg. Herrmann CDU – Abg. Alfred Haas CDU: Schizophrenie!)
Es ist aber richtig, dass wir einen weiteren Ausbau bei den Mensen und damit bei den Versorgungsmöglichkeiten in den Gymnasien brauchen,
damit Schülerinnen und Schüler, wenn sie mehrfach mittags Unterricht haben, dort auch ordentlich verpflegt werden können. Die Zahl der Schulen, an denen das vernünftig organisiert ist, steigt ständig. Ich kann doch mit der Einführung eines solchen G 8 nicht warten, bis jede Schule eine Mensa hat. Denn dann würde sich das Reformtempo so verlangsamen, dass wir unseren wirklichen Aufgaben nicht gerecht werden könnten.
Ich will einen letzten Punkt zur Sprache bringen. Im Zusammenhang mit der Einführung des G 8 wurde vonseiten der Opposition mehrfach behauptet, die Kinder würden durch das G 8 persönlich in eine ganz schwierige Situation gebracht: Die Kinder würden unter Depressionen oder unter unerträglichen Belastungen leiden. Meine Damen und Herren, das G 8 taugt hier nicht als Erklärungsmuster.
In einer Umfrage von Forsa vom Januar 2006 haben 58 % der Eltern von Schulkindern gesagt, dass ihre Kinder in hohem oder sehr hohem Maße unter Stress litten. Befragt, welche Symptome die Eltern dafür ausmachen könnten, haben 60 % der Eltern gesagt, ihre Kinder seien unkonzentriert, nervös oder überdreht. Der Punkt ist nur: Diese Umfrage hat sich nicht an Eltern von Schülern des G 8 gerichtet, sondern insgesamt an Eltern von Schulkindern. Deswegen ist es einfach nicht legitim, das G 8 als Erklärungsmuster für solche Entwicklungen in die Öffentlichkeit zu bringen und damit Schuldzuweisungen vorzunehmen, die überhaupt nicht zutreffend sind. Das G 8 taugt nicht als Erklärungsmuster dafür.
Ich will an diesen Punkt anknüpfen und sagen, meine Damen und Herren: Wenn wir die Erziehungsverantwortung von Schule und Elternhaus nicht ernst nehmen, wird sich an diesem Punkt noch ein wirklicher Sprengsatz bei der Ent
wicklung der jungen Generation entwickeln. Ich glaube, dass nicht die schulischen, sondern viele außerschulische Belastungen wesentlicher Grund dafür sind, dass Kinder unkonzentriert, nervös oder überdreht sind.
Wir alle müssen daran arbeiten, dass sich eine Jugendkultur entwickelt, die wieder dazu beiträgt, dass Kinder in einer vernünftigen Verfassung in die Schule kommen
und ihre Freizeit in einer vernünftigen Form genießen können. Dann macht beides Spaß – wie Herr Drexler ja gefordert hat.
Herr Kultusminister Rau, Sie haben bislang noch nichts zum Thema Vergleichsarbeiten gesagt. Das ist ja eine zentrale Forderung seitens der Eltern, der Schulen und auch der Grünen. Vergleichsarbeiten sind bekanntlich ein Mittel der Evaluation. Ich nehme an, Sie haben sich intensiv mit Evaluation beschäftigt. Sind Sie bereit, diese Vergleichsarbeiten nicht benoten zu lassen und in anonymisierter Form als Rückmeldung an die Schule zu geben?
Ich wüsste nicht, warum Arbeiten, die überprüfen sollen, ob die Schülerinnen und Schüler in den Klassen 5 und 6 die Standards der Bildungspläne erfüllen, anonymisiert werden müssten.
Die Schüler selbst haben ein Interesse daran, zu erfahren, wo sie am Ende dieser zwei Jahre stehen, und auch die Eltern haben ein Interesse daran. Deswegen müssen diese Arbeiten natürlich erstens bewertet und zweitens ernst genommen werden und sind daher auch Teil der Notengebung in Klasse 6. Niemand braucht davor Angst zu haben. Es ist nicht so, dass hier Aufgaben gestellt würden, die nicht zu bewältigen wären. Aber wir müssen wissen, die Schulen und die einzelnen Klassen müssen wissen,
Lehrer, Schüler und Eltern müssen wissen, wo sie am Ende eines solchen Bildungsabschnitts mit neuen Bildungsplänen stehen. Deswegen ist es richtig, dass wir bei diesem Konzept bleiben.
Herr Präsident, meine sehr verehrten Damen und Herren! Herr Schebesta, das war ein misslungener Einstieg.