Er hat gesagt: „Der Zustand ist unglaublich, wenn ich ihn mit der Schulzeit der älteren Geschwister meines Sohnes vergleiche.“
Er hat die zeitliche Belastung durch das G 8 klar gemacht und kommt zu dem Ergebnis: Für viele Kinder bedeutet das achtjährige Gymnasium, dass sie keine Zeit mehr haben, um ein kindgerechtes Leben zu führen.
Deshalb sage ich: Kinder brauchen auch Freiräume. Kinder haben ein Recht auf ein kindgerechtes Leben.
(Beifall bei den Grünen sowie Abgeordneten der CDU und der FDP/DVP – Abg. Fleischer CDU: Sehr richtig!)
Meine Damen und Herren, der Landeselternbeirat hat aber auch aufgezeigt, dass sich viele Eltern über die gesundheitlichen Probleme ihrer Kinder beklagen: Abgeschlagenheit, Appetitlosigkeit, Müdigkeit selbst bei guten Schülern und das Gefühl, immer überlastet zu sein.
Meine Damen und Herren, Sie brauchen sich gar nicht so aufzuregen. Sie wollen diese Probleme einfach ignorieren.
(Beifall bei Abgeordneten der Grünen und der SPD – Abg. Schebesta CDU: Haben Sie uns zugehört, Frau Rastätter?)
Meine Damen und Herren, im Kultusministerium jagt eine Krisensitzung die nächste. Permanent werden die Direktoren der Gymnasien einbestellt und zur Brust genommen. Dies alles wird wirkungslos bleiben, wenn Sie nicht bereit sind, das unausgegorene Konzept des G 8 zu ändern.
Ich habe mit vielen Schulleitern gesprochen, an deren Gymnasien man sich wochen- und monatelang vorbereitet hat, wo Klassenlehrerstunden, Stunden für Lernen lernen usw. eingeführt wurden, also nicht zusätzlicher Lernunterricht in den Poolstunden. Selbst bei optimaler Umsetzung gibt es diese Belastungssituation für die Kinder. Deshalb sagen wir: Wir müssen dieses Konzept grundsätzlich überarbeiten.
Nun hat die CDU – auch Aussagen des Kultusministers und Ihr Änderungsantrag belegen dies ja – heute schon begonnen, etwas zurückzurudern. Sie will prüfen, ob die zweite Fremdsprache erst ab Klasse 6 eingeführt werden kann.
(Abg. Drexler SPD: Prüfen, prüfen! – Abg. Sche- besta CDU: Weil wir dann erst die Erfahrungen ha- ben!)
Aber, meine Damen und Herren, die Eltern wollen nicht, dass bis nach den Landtagswahlen geprüft wird. Die Eltern wollen die klare Aussage, dass diese Belastungen ihrer Kinder beendet werden.
Frau Vossschulte und Herr Kultusminister Rau sagen ja immer: „Das ist doch wunderbar: Unsere Gymnasien sind selbstständig. Sie können doch entscheiden, den Lernstoff nach hinten zu verlegen. Wir haben die Kontingentstundentafel.“ Aber, meine Damen und Herren, der heimliche Lehr
plan sind doch die Vergleichsarbeiten am Ende der sechsten Klasse. Deshalb ist für die Schulen klar: Diese Selbstständigkeit ist nur vorgeschoben, denn faktisch müssen sie diese Ziele erreichen und können eben nicht bewusst pädagogisch entscheiden, wie sie den Lernstoff verteilen.
Welche Funktion haben denn diese Vergleichsarbeiten? In Ihrer tollen Broschüre „Gymnasium 2004“ steht genau, welchem Zweck diese Vergleichsarbeiten dienen sollen. Ich zitiere:
Vergleichsarbeiten werden erstmals am Ende der Klasse 6 geschrieben. Zum ersten Mal müssen demnach die Schülerinnen und Schüler des neuen achtjährigen Gymnasiums am Ende des Schuljahrs 2005/2006 Vergleichsarbeiten schreiben.
Dieser Zeitpunkt... eignet sich für eine erste Zwischenbilanz und zeigt auf, ob die Schullaufbahn für das Kind richtig gewählt wurde oder ob ein Schulartwechsel sinnvoll erscheint.
Es ist doch ganz klar, und die Eltern wissen es genau: Hier geht es um die Frage: Sind die Kinder an der falschen Schule?
Müssen sie wieder einmal aussortiert werden? Das ist doch die Angst, die in den Schulen besteht. Das ist in unserem Schulsystem immer die entscheidende Frage: Sind die Kinder nicht an der falschen Schulart? Muss man sie nicht wieder aussortieren?
Deshalb sage ich: Diese Vergleichsarbeiten sind als eine Form der Evaluation in anonymisierter Form richtig, denn sie geben den Schulen eine Rückmeldung darüber, ob sie die Bildungsstandards erreichen. Aber Evaluation und Zeugnisnote, das verträgt sich überhaupt nicht.
Evaluation hat mit Noten nichts zu tun. Geben Sie den Eltern die Sicherheit, dass diese Evaluation dazu dienen soll, den Schulen zu helfen, indem sie ihnen wichtige Rückmeldungen gibt, aber dass sie nicht in irgendeiner Form zur Benotung und Selektion führen darf.
Herr Präsident, liebe Kolleginnen und Kollegen! Die Einführung des achtjährigen Gymnasiums hat Bestand. Das ist die erste, zentrale und wichtige Feststellung. Es gibt keine ernst zu
(Beifall bei der CDU und der FDP/DVP – Abg. Kretschmann GRÜNE: Aber man muss das Richti- ge auch richtig tun!)
Aber immer, wenn wir Dinge grundsätzlich erneuern, haben wir eine Phase des Übergangs, in der es eine Verunsicherung gibt, ob jetzt vielleicht Belastungen ansteigen oder ob Ergebnisse dabei herauskommen, die wir uns nicht gewünscht haben. Deswegen müssen wir gerade in der Phase des Übergangs viel kommunizieren, und wir müssen alle Beteiligten ernst nehmen.
Ich glaube, dass eine solche Innovation im Bildungswesen nur gelingen kann, wenn alle an der Schule Beteiligten vertrauensvoll zusammenarbeiten: Eltern, Lehrer, Schüler, die Öffentlichkeit, die an Debatten teilhat, Schulträger, Partner der Schulen insgesamt.
Deswegen, Frau Kollegin Rastätter, ist es ausgesprochener Quatsch, davon zu sprechen, eine Krisensitzung jage die andere.
Wir haben mit allen Schulleitern der Gymnasien Dienstbesprechungen durchgeführt, wie wir es regelmäßig tun, und diesmal stand das Thema „Erfahrungen mit dem G 8“ im Mittelpunkt der Dienstbesprechungen. Das hat mit Krisensitzung überhaupt nichts zu tun, sondern es ist ganz normaler Arbeitsstil bei uns im Haus, dass wir mit den Schulen in Verbindung stehen.