Protocol of the Session on July 19, 2000

(Unruhe)

Das Problem ist, dass Sie im Grunde nicht kapieren, dass wir Schule in eine pädagogische Richtung weiterentwickeln müssen und den gesellschaftlichen Rahmenbedingungen, die sich eben verändert haben, Rechnung tragen müssen.

Deswegen sind solche Sätze, wie sie gefallen sind: totale Verschulung usw., absoluter Blödsinn, weil Sie nichts kapiert haben.

Herr Abgeordneter, ich darf Sie auf das Ende Ihrer Redezeit aufmerksam machen.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der Re- publikaner)

Die Auseinandersetzung über diese Fakten tut Ihnen offensichtlich weh.

(Lachen bei der CDU)

Herr Präsident, ich will noch kurz zwei Bemerkungen machen, und wir werden im Ausschuss dann näher darauf eingehen.

Die Berechnungen, die Sie, Frau Schavan, angestellt haben, ebenso wie Herr König, mit dem Sie da eine seltsame Koalition eingegangen sind – das spricht für sich –, stimmen hinten und vorne nicht.

(Abg. König REP: Die sind von mir geprüft! Die stimmen!)

Ich werde das in der Beratung im Schulausschuss aufschlüsseln.

(Abg. Deuschle REP: Schriftlich!)

Zweiter Punkt: Fakt ist, dass Sie in Ihrer Pressemitteilung gesagt haben, dass Sie erst im Schuljahr 2007/2008 den Fremdsprachenunterricht an den Grundschulen flächendeckend einführen wollen.

(Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP: Das stimmt nicht! – Abg. Hofer FDP/DVP: Das ist zu lang!)

Das steht in Ihrer eigenen Pressemitteilung.

(Abg. Christa Vossschulte CDU: 2004/2005!)

Damit wollen wir uns nicht begnügen. Wir wollen diesen Fremdsprachenunterricht möglichst schnell einführen. Das Konzept, ihn ab der dritten Klasse einzuführen, ist wesentlich realistischer.

(Beifall bei Abgeordneten der SPD)

Herr Abgeordneter, ich muss Sie jetzt aber wirklich bitten, zum Ende zu kommen. Sie haben Ihre Redezeit um drei Minuten überschritten.

Das Wort hat Herr Abg. Rau.

(Abg. Zeller SPD: Er hat doch gar keine Redezeit mehr!)

Ich habe Redezeit. Ich teile mir meine Redezeit selber ein. Dazu brauche ich Sie nicht, Herr Zeller.

(Abg. Brechtken SPD: Normalerweise brauchen Sie aber den Präsidenten dazu!)

Er hat mir das Wort erteilt.

Solche Argumente, wie Sie sie vortragen, können nicht unwidersprochen bleiben. Ich habe Ihnen vorhin schon vorgehalten: Es ist ganz offensichtlich, dass das, was hier abläuft, Teil einer Wahlkampfkampagne ist.

(Abg. Dr. Eva Stanienda CDU: Natürlich!)

Mit sinnvoller Bildungspolitik hat das nichts mehr zu tun.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Dabei bleibe ich.

Herr Zeller erzählt, er habe bei den Kommunen breite Zustimmung für den Gesetzentwurf, den er zum zweiten Mal vorlegt, gefunden. Dann legen Sie uns das doch bitte einmal vor.

(Abg. Schmiedel SPD: Im Ausschuss!)

Ich kenne nur die Schreiben vom Städtetag und vom Gemeindetag, die das Modell, das mit dem Land Baden-Württemberg verabredet ist, unterstützen.

(Abg. List CDU: So ist es!)

Genau das spiegelt sich in zahlreichen Beschlüssen der Kommunen in den letzten Wochen und Monaten wider. Diese Legende wird im September zu Ende sein, wenn klar ist, wie viele Gruppen es geben wird.

Heute Morgen waren Vertreter des Schulamts Freudenstadt hier. Sie haben berichtet, dass von 79 Grundschulen im ländlichen Raum 63 verlässliche Grundschulen mit Betreuungsgruppen sind – eine Riesenzunahme, eine Riesenzustimmung. Ich schließe daraus, dass das im ganzen Land so sein wird.

(Zuruf des Abg. Schmiedel SPD)

Lassen Sie endlich die Behauptung, die Familien würden für die Verlässlichkeit der Schule bezahlen!

(Abg. Schmiedel SPD: Aber natürlich! Genau so ist es!)

Das hat verleumderischen Charakter. Die Familien bezahlen, wenn sie Betreuungsleistungen in Anspruch nehmen.

(Abg. Schmiedel SPD: Also!)

Schule ist schulgeldfrei in Baden-Württemberg. Kein Mensch hat vor, daran zu rühren.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU und der Abg. Heiderose Berroth FDP/DVP – Abg. Schmiedel SPD: Etikettenschwindel!)

Alles andere ist billiges Wahlkampfgeklingel.

Wenn Sie hier davon reden, Sie wollten eine andere Schule, dann zeigt das wenigstens deutlich, wohin es gehen soll.

(Abg. Schmiedel SPD: So gut wie die Bayern!)

Sie wollen einen Hebel haben, um eine gute Schule, die sich ständig in der Entwicklung befindet,

(Abg. Schmiedel SPD: So gut wie die Bayern!)

in etwas anderes zu verdrehen,

(Abg. Schmiedel SPD: Ja, wie die Bayern!)

bei dem man Betreuung und Unterricht nicht mehr unterscheiden kann, bei dem gepfuscht wird, bei dem die Kinder um ihr Recht auf Unterricht betrogen werden. So spielt sich das in den Bundesländern, auf die Sie abheben, doch ab.

(Abg. Schmiedel SPD: So wie die Bayern!)