ausschließlich auf Kernenergie, sondern auf einen Energiemix, bei dem aber die Kernenergie auf absehbare Zeit einen bedeutenden Anteil hat.
Nun, meine Damen und Herren, noch zu einem Punkt. Zwei- oder dreimal ist meine Rede, die ich 1986 nach Tschernobyl als Fraktionsvorsitzender für die CDU-Fraktion hier gehalten habe, zitiert worden, aber immer nur in zwei Sätzen, die ich gleich zusammen mit den Anschlusssätzen zitiere.
Ich möchte zunächst einmal sagen – das kann man anhand des Protokolls, das ich hier habe, auch heute noch nachweisen –: Bei meiner Rede damals, 1986, haben Sie keineswegs zugestimmt – so, wie Sie heute mit einer Phasenverzögerung von 14 Jahren offenbar zustimmen –,
sondern Sie haben sich genauso aufgeführt, wie Sie sich vorhin bei der Rede von Verkehrs- und Umweltminister Müller aufgeführt haben.
Genau so ist es zugegangen. Gegen Ihren erbitterten Widerstand und gegen Dutzende und Aberdutzende von Zwischenrufen habe ich meine Rede gehalten.
Jetzt müssen Sie aus dem, was ich jetzt zitiere, einmal sehen, welche Fälschung entsteht und was hier in den Raum gestellt wird, wenn man nur zwei Sätze aus einer solchen Rede zitiert. Wenn ich das Ganze zitiere – und ich zitiere jetzt das Ganze,
weil ich mich nicht dem Vorwurf aussetze, ich würde meinerseits etwas weglassen und auch nur mir genehme Sätze zitieren –,
dann werden Sie sehen, dass ich nach 14 Jahren noch zu jedem einzelnen Satz stehen kann. Jetzt zitiere ich, was Sie zitiert haben, und direkt danach die Anschlusssätze:
Beide Positionen haben den Vorteil, dass sie sehr klar sind und ihren Anhängern feste Ziele weisen. Wer aber verantwortlich argumentiert, hat keine einfachen Formeln anzubieten, sondern muss differenzieren. Er muss die Chancen und Risiken der Kernenergie gegenüber den Chancen und Risiken der alternativen Energiegewinnung abwägen. Er muss von dem ausgehen, was ist, und darf Realitäten nicht durch Wunschdenken ersetzen. Er muss die Sicherung der Arbeitsplätze bei
(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP – Demonstrativer Beifall bei der SPD und beim Bündnis 90/Die Grünen – Abg. Brechtken SPD: Das ist das Problem!)
Ein sofortiger oder ein kurzfristiger Ausstieg aus der Kernenergie ist nicht möglich ohne größte Risiken und Gefahren.
Sie haben vorhin den Eindruck erweckt, als ob ich für einen Ausstieg wäre. Er ist nicht möglich ohne größte Risiken und Gefahren.
Es mag eine ökonomische und ökologische Nische geben für einige Tausend Alternative in unserem Land; es gibt sie nicht für 61 Millionen, und es gibt sie nicht für 5 Milliarden Menschen auf der Welt.
Wer den baldigen Ausstieg aus der Kernenergie fordert, schlägt als Alternative den Bau einer ganzen Reihe zusätzlicher Kohlekraftwerke vor. Haben diese Politiker die Diskussionen zur Luftreinhaltung vergessen, vergessen die Auseinandersetzungen um das Waldsterben, die Entschwefelung und Entstickung von Kohlekraftwerken, die Diskussionen um den Katalysator und ein Tempolimit? Der Treibhauseffekt des Kohlendioxids, das große ökologische Risiko der Kohleverfeuerung trotz aller Rauchgasreinigung könnten zu einer schleichenden Katastrophe noch schlimmeren Ausmaßes führen als Tschernobyl.
Meine Damen und Herren, wie wollen die Befürworter weiterer Kohlekraftwerke den Verbrauch nicht regenerierbarer Rohstoffe in wenigen Jahrzehnten zulasten kommender Generationen rechtfertigen?...
was er für die Sicherheit der Bürger in der Bundesrepublik Deutschland gewinnt. Österreich ist aus der Kernkraft ausgestiegen und lässt eine Investition von 2 Milliarden DM ungenutzt liegen. Ist die österreichische Bevölkerung durch die Strahlenbelastung von Tschernobyl weniger belastet und betroffen gewesen als die deutsche Bevölkerung? Gefährden die Kernkraftwerke in der Tschechoslowakei wenige Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt die österreichischen Bürger weniger, als eigene Kraftwerke sie gefährden würden?
Entlang der deutschen Grenze stehen Kernkraftwerke in Frankreich, in Belgien, in Holland, in der Tschechoslowakei, in der Schweiz.
(Abg. Dr. Birk CDU: Die Wahrheit ist unbequem! – Gegenruf des Abg. Dr. Salomon Bündnis 90/Die Grünen)
Ist das Risiko für unsere Bevölkerung durch diese Kernkraftwerke geringer als durch deutsche Kraftwerke? Ehrlich gesagt: Mir sind Kernkraftwerke in Deutschland, für die unsere Reaktorsicherheitskommission und unsere Genehmigungsbehörden die Sicherheitsstandards festlegen, akzeptabler als Kernkraftwerke sowjetischen Bautyps wenige Kilometer von uns entfernt...
Dieses Beispiel zeigt doch: Für die Sicherheit unserer Bürger wäre nichts gewonnen, wenn das Land aussteigen würde, das die höchsten Sicherheitsstandards hat...