Protocol of the Session on January 31, 2001

Das ist schade, wenn Sie das nicht wissen.

(Abg. Nagel SPD: Was? – Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Ich habe gedacht, Sie sagen es uns, Herr Kollege! – Abg. Bebber SPD: Sie wissen es nicht! – Weitere Zurufe)

Darüber hinaus hat Baden-Württemberg noch eine Reihe von zusätzlichen Instrumenten entwickelt, um auf die besonderen Problemlagen des ländlichen Raums einzugehen und seine Zukunftschancen zu nutzen.

(Zuruf von der SPD: Seien Sie doch nicht so auf- geregt!)

Wenn nur Sie nicht aufgeregt sind. Wir haben keine Aufregung.

(Abg. Bebber SPD: Das stimmt! Sie sind ein Lang- weiler!)

Herr Kollege Oelmayer, ich weiß, dass Sie in den nächsten Wochen aufgeregt sein werden.

(Beifall und Heiterkeit bei der CDU – Zuruf von der CDU: Sehr gut!)

Beispielhaft seien folgende Instrumente genannt, die in anderen Bundesländern nicht bestehen oder erst dem Beispiel unseres Landes folgend entstanden sind: das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum, die Strukturförderung durch Land und EU, das Agrarinvestitionsprogramm, MEKA, SchALVO, Ausgleichszulage Wald, HQZ und einiges mehr.

(Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Insbe- sondere HQZ! Das macht gerade Furore, Kollege Traub!)

Das mögen Sie bloß nicht hören, weil das gut ist, lieber Herr Oelmayer.

(Heiterkeit und Beifall bei der CDU)

Im Rahmen der Reformen zur Agenda 2000 hat BadenWürttemberg die Förderung neu geordnet

(Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Darüber diskutieren wir morgen, Kollege, was daran gut ist!)

und alle Fördermaßnahmen übersichtlich in dem Maßnahmen- und Entwicklungsplan für den ländlichen Raum zusammengefasst. In schwierigen Verhandlungen mit dem Bund ist es auch gelungen – das konnte die Landesregierung erreichen –,

(Abg. Oelmayer Bündnis 90/Die Grünen: Seit wann verhandelt die Landesregierung mit dem Bund? Das ist ja ganz etwas Neues!)

dass Baden-Württemberg im Zeitraum von 2000 bis 2006 insgesamt 1,5 Milliarden DM aus der EU-Kasse erhalten wird.

(Beifall bei Abgeordneten der CDU)

Auf Baden-Württemberg entfällt rund ein Siebtel der Gesamtmittel, die von Brüssel für die gesamte Republik zur Verfügung gestellt werden. Das muss man auch deutlich herausstellen. Dieser überdurchschnittlich hohe Anteil Baden-Württembergs ist ein anschaulicher Beweis für das Vertrauen in die ländlichen Programme in unserem Land und für deren Qualität.

(Abg. Kiefl CDU: Sehr gut! – Abg. Teßmer SPD: Und für den Nachholbedarf!)

Meine Damen und Herren, nichts wird so leicht für Übertreibung gehalten wie die Schilderung der reinen Wahrheit. Diese mögen bestimmte Leute halt nicht hören. Wir sind davon überzeugt, dass, aufbauend auf den bisherigen Erfolgen und mit unseren Plänen, der ländliche Raum BadenWürttembergs gut gerüstet ist für die Herausforderungen der Zukunft.

Vielen Dank.

(Beifall bei der CDU und Abgeordneten der FDP/ DVP)

Das Wort erteile ich Herrn Abg. Teßmer.

Herr Präsident, meine Damen und Herren! Wenn man die unter der Federführung des Ministeriums Ländlicher Raum vorgelegten Antworten der Landesregierung zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit des ländlichen Raums liest, dann hat man das Gefühl, unser Bundesland wäre die heile Welt

(Abg. Döpper CDU: Das stimmt doch!)

und stünde unter ständiger Bedrohung von rot-grünen Mächten fernab in Berlin.

Kein Wort ist zu lesen von der überproportionalen Förderung des Bundesstraßenbaus in Baden-Württemberg durch die Bundesregierung.

(Abg. Scheuermann CDU: Glauben Sie das?)

Ja. – Nichts ist davon zu hören, dass der Strukturwandel, also der Rückgang der Zahl der bäuerlichen Familienbe

triebe, in Baden-Württemberg leider genauso rasant erfolgt wie anderswo.

(Abg. Göbel CDU: Haben Sie gerade nicht zuge- hört?)

Oder sprechen die Rückgänge bei den Hofstellen von 209 493 im Jahr 1960 auf 63 220 im Jahr 1999 keine deutliche Sprache? An diesem Trend kann die rot-grüne Bundesregierung nicht schuld sein, dauert die sich beschleunigende Entwicklung doch schon seit Jahrzehnten an

(Zuruf von der CDU: Davon war vorhin schon die Rede, Herr Kollege!)

und trug doch im Agrarbereich hier im Land immer nur die CDU Verantwortung. Der ländliche Raum ist heute eben nicht mehr die Agraridylle aus früheren Schulbüchern. Er war es auch nie. Da soll dann plötzlich die Ökosteuer Ursache für den Strukturwandel sein,

(Zuruf von der CDU: Das stimmt doch!)

obwohl es diese Steuer erst seit etwa zwei Jahren gibt und sich die Lohnnebenkosten auch im ländlichen Raum senken ließen.

Die Bevölkerungszunahme im ländlichen Raum, mit 16,1 % fast doppelt so hoch wie in den Verdichtungsräumen, wird hier als Wanderungsgewinn erläutert. Dabei ist hier überhaupt nichts gewandert. Im Gegenteil, man hat einerseits überproportional viele Aussiedler neu angesiedelt, ohne vorher die nötige Infrastruktur geschaffen oder die vorhandene verbessert zu haben, und zum andern wandern die jungen Menschen weiterhin ab. Sie werden durch immer größere Zuwächse in weiterhin neu entstehenden Einrichtungen im Schwerstpflege-, Pflege- und BetreutesWohnen-Bereich ersetzt. Es ist gut, wenn unsere älteren Mitbürgerinnen und Mitbürger im ländlichen Raum preiswertere Unterbringungsmöglichkeiten angeboten bekommen als in den Verdichtungsräumen. Für die in diesen Einrichtungen und Häusern Arbeitenden werden aber durchaus nicht immer Tariflöhne gezahlt und versicherungspflichtige Arbeitsverhältnisse angeboten.

(Zuruf des Abg. Scheuermann CDU – Abg. Göbel CDU: Langsamer vorlesen!)

Die Landesregierung hat aber dafür Sorge zu tragen, dass der ländliche Raum nicht mittelfristig zum Altersheim und Niedriglohngebiet wird.

Noch schlimmer sieht es bei der Förderung regionalspezifischer Profile aus. Von dieser Regierung kommen keine Impulse für nachwachsende Rohstoffe aus Baden-Württemberg als Grundstoffe für Industrie und Gewerbe, keine Impulse für innovative Techniken. Warum hat Baden-Württemberg keine eigene Anlage, in der baden-württembergischer Raps zu Biodiesel verestert wird? Warum muss man dafür nach Bayern gehen? Warum fördert man das nicht hier? Mit dem HQZ Baden-Württemberg wird geworben. Einverstanden!

(Zuruf des Abg. Haas CDU)

Man kann damit vielleicht den Appetit auf einheimische Produkte wecken. Mehreinnahmen für unsere Erzeuger und

besondere Qualitätsvorteile bringt dieses Zeichen für den Verbraucher aber bisher noch nicht.

Dabei müssen wir erreichen, dass jede Region unseres Landes ihr spezifisches Profil herausstellt. Auch im ländlichen Raum wollen die Menschen dort arbeiten, wo sie wohnen. Aber die Zahl der Auspendler nimmt ständig weiter zu, Sie wollen jedoch die Segnungen der Technik dort benutzen, wo sie wohnen. Sie möchten auch zukunftsfähige Arbeitsplätze haben, sie möchten auch Kaufangebote in größerem Umfang vor Ort anfahren können. Was macht die Landesregierung? Sie verlagert gerade einmal ihre Schweinezucht aus dem badischen Verdichtungsraum um Karlsruhe ins Ländliche, bloß weil sie den Bewohnern dort seit Jahrzehnten Arbeitsplätze versprochen hat und nichts anderes anzusiedeln weiß.

(Abg. Mühlbeyer CDU: Wer hat denn Boxberg ab- gelehnt? SPD und Grüne!)

In Boxberg hat sich erfreulicherweise Bosch angesiedelt.

(Zuruf von der CDU: Wer hat denn die Ansiedlung in Boxberg verhindert?)

Warum lässt man nicht moderne Technologie folgen?

(Zuruf von der CDU: Wer war denn dies?)

Das war damals Ihr eigener Ministerpräsident! – Warum lässt man sich nichts einfallen? Warum wird nicht in Boxberg mit modernster Agrartechnik eine zeitgemäße zukunftsfähige Landwirtschaftsausbildung für junge Landwirtschaftsmeister konzentriert?