Protocol of the Session on January 12, 2017

Antworten Sie auf die Frage!

[Lachen bei der CDU]

Haben Sie der Polizei eine Strafvereitlung im Amt vorgeworfen oder nicht?

[Ronald Gläser (AfD): Hat er nicht! – Weitere Zurufe von der CDU und der AfD]

Vielleicht haben wir nachher noch die Möglichkeit, über Ihren Antrag zum Thema Freiwillige Polizeireserve zu reden.

[Unruhe]

Ich lasse die Zwischenfrage zu.

Herr Curio! Sie haben die Möglichkeit der Zwischenfrage. Herr Lux lässt sie zu.

[Unruhe]

Ich beantworte Ihre Frage. Was ich gesagt habe, lautete:

Mit all dem sei man gerade fertig geworden, als das Video der Presse zugespielt worden war. So wird es dann wohl gewesen sein.

Gut. – Dann habe ich folgende weitere Frage:

(Holger Krestel)

[Lachen bei der CDU – Beifall bei den GRÜNEN]

Das hat doch der Kollege Dörstelmann von der SPDFraktion hier gerade sehr eindrucksvoll geschildert. – Sind Sie der Meinung, wenn eine Straftat auf Video aufgenommen wird und es sich dabei meinetwegen um den Angehörigen eines kriminellen Clans handelt, nach dem zeitnah, regelhaft und gebunden öffentlich gefahndet wird, dass dann möglicherweise andere Tatbeteiligte gewarnt werden durch die Öffentlichkeitsfahndung? Sind Sie dafür, dass diese Folge auch eintritt, Herr Kollege?

Herr Lux! Zwei Dinge: Erstens ist Ihre Redezeit beendet.

[Heiterkeit bei der CDU]

Zweitens bitte ich Sie darum, das Prozedere nicht umzudrehen. Sie sind Redner, Sie haben das Wort, aber Fragen kommen von den Abgeordneten.

[Dr. Robbin Juhnke (CDU): Er ist ja auch neu im Parlament! – Zuruf von Kurt Wansner (CDU)]

Herr Lux! Wir trinken einmal einen Kaffee, und dann erkläre ich Ihnen das. Ich entnehme Ihren Fragen, dass Sie gern im Ausschuss mit mir diskutieren wollen. Das beruht auf Gegenseitigkeit.

Herr Curio! Das Wort erteile ich! Sie haben es sich hier widerrechtlich genommen. Das ging hier ein bisschen durcheinander, um nicht zu sagen, es war unparlamentarisch. Ich bitte, zum gewohnten und üblichen Prozedere zurückzukehren.

[Canan Bayram (GRÜNE): Aber eine Frage kann er noch stellen, oder? – Unruhe]

Sehr verehrte Damen und Herren Abgeordnete! Das ist kein Grund für einen derartigen Geräuschpegel. Herr Lux hat jetzt noch die Möglichkeit der Gegenrede. Die Zeit steht ihm zu, aber bitte im üblichen Prozedere.

Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Ich finde eine lebhafte Debatte mit Rede und Gegenrede sinnvoll. Vielen Dank, Herr Curio, dass Sie hier nicht meiner These widersprochen haben, dass Sie möglicherweise gar kein Problem damit hätten, dass Tatbeteiligte gewarnt werden, wenn Bilder schnell in die Öffentlichkeitsfahndung gehen.

Sehr geehrter Herr Curio! Sie sind lange genug im Geschäft, um zu wissen, dass es Zeiten gab, in denen die

Presse, in denen Facebook nicht sofort darauf angesprungen sind, wenn die Berliner Polizei eine Öffentlichkeitsfahndung gemacht hat. Ich erinnere mich sehr genau an den Fall, als versucht worden ist, zwei asiatische Touristen an der Klosterstraße zu ermorden. Da musste die Berliner Polizeipressestelle sehr lange suchen, bis eine Berliner Zeitung das abgedruckt hat.

[Michael Dietmann (CDU): Eine sehr lange Gegenrede!]

Und dass auf einmal eine große Kampagne in einem anderen Fall, bei dem eine Öffentlichkeitsfahndung gemacht wird, sehr stark läuft, haben wir nicht unter Kontrolle. Deshalb bin ich der Polizei und den Strafverfolgungsbehörden sehr dankbar, dass sie im Einzelfall abwägen, wann es sinnvoll ist und wann nicht. Und dass sie eigene Kanäle nutzen, wie zum Beispiel die Berliner Polizei, die über Twitter kommuniziert, das ist vorbildlich und gebührt des Lobes. Das ist eine eigene Art der – im Zweifel – Öffentlichkeitsfahndung in manchen Geschichten, die durchaus von uns Innenpolitikern zu unterstützen ist. Wir sollten uns nicht von Medien wie Facebook abhängig machen, worin Sie die Kommentarspalte nicht ausschalten können. Auch hier haben Sie übrigens die Unwahrheit gesagt – der Kollege Vallendar war das vorhin – als Sie behauptet haben, der Justizsenator von Hamburg habe die Öffentlichkeitsfahndung im Fall Amri für zwölf Stunden verhindert.

[Michael Dietmann (CDU): Das ist aber eine lange Gegenrede!]

Eben nicht! Er hat die Öffentlichkeitsfahndung auf Facebook für zwölf Stunden verhindert, weil Facebook nicht die Bedingungen von deutschen klaren Verfahren für die Öffentlichkeitsfahndung erfüllt. Dass Sie sich zum Anwalt von Plattformen machen, auf denen jeder einfach so draufhauen kann, die Strafverfolgungsbehörden verwirrt, für mehr Arbeit und mehr Anhaltspunkte sorgt, die man am Ende auch alle auswerten muss – auch die hat es im Fall Amri im Fall der ersten Festnahme gegeben –, zeigt –

Herr Lux! Ich bitte Sie, zum Ende zu kommen!

doch, dass Sie keine seriöse Innenpolitik machen. Gleichwohl: Im Punkt Öffentlichkeitsfahndung können wir uns im Einzelfall über schnellere Methoden unterhalten und die Debatte im Ausschuss wird es zeigen. – Vielen Dank!

[Beifall bei den GRÜNEN, der SPD und der LINKEN]

Weitere Wortmeldungen liegen zu diesem Tagesordnungspunkt nicht vor. – Es wird die Überweisung des Antrags federführend an den Ausschuss für Verfassungs- und Rechtsangelegenheiten, Geschäftsordnung, Verbraucherschutz, Antidiskriminierung und mitberatend an den Ausschuss für Inneres, Sicherheit und Ordnung, Digitale Verwaltung, Datenschutz, Informationsfreiheit und zur Umsetzung von Artikel 13 Abs. 6 GG sowie § 25 Abs. 10 ASOG empfohlen. Höre ich dazu Widerspruch? – Das ist nicht der Fall. Dann verfahren wir so.

Ich rufe auf

lfd. Nr. 4.5:

Priorität der Fraktion der FDP

Tagesordnungspunkt 20

Aufenthaltsrecht berechenbar ausgestalten – rotrot-grüne Willkür verhindern

Antrag der Fraktion der FDP Drucksache 18/0065

In der Beratung beginnt die Fraktion der FDP. Für die FDP hat Herr Krestel das Wort.

[Zurufe]

Erst einmal herzlichen Dank für die vielen frommen Wünsche auf meinem Weg hier nach vorn. – Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren! Koalitionsverträge haben unter anderem auch den Mangel, dass sie kaum jemand liest. Wir haben nachgelesen und fanden den Abschnitt zum Thema Abschiebung so bemerkenswert – das ist jetzt kein Lob –, dass wir sie als Begründung für unseren Antrag genommen haben.

In Berlin sollen die Abschiebungen und Aufenthaltsbeendigungen nur noch gewissermaßen ein rechtstheoretisches Phänomen sein. Man will mit den Abzuschiebenden nur noch im Rahmen einer „unterstützten Rückkehr“ verhandeln. Das heißt im Klartext: Diese Leute dürfen uns dann sagen, wie viel wir ihnen geben müssen, damit sie gehen.

[Steffen Zillich (LINKE): Wat is? Das ist Quatsch!]

Im Prinzip enthält der Koalitionsvertrag die Ankündigung, die §§ 53 ff. Aufenthaltsgesetz außer Kraft zu setzen.

[Steffen Zillich (LINKE): Nicht im Prinzip, das wollen wir tatsächlich!]

Das Aufenthaltsgesetz ist ein zentraler Bestandteil unseres bundeseinheitlichen Ausländerrechts,

[Canan Bayram (GRÜNE): Aufenthaltsrechts!]

ach hören Sie auf! –,