Beruhend auf den Erkenntnissen dieser Dokumentation und der Leeds-Beckett-Studie stellte das norwegische Parlament bereits im Jahr 2012 die staatliche geförderte Gender-Forschung ein.
Es kürzte das Budget für Gender-Projekte radikal und schloss auch das Nordic Gender Institute, denn trotz massiver Mädchen- und Frauenförderung hatte sich an den Berufswünschen von Frauen und Mädchen nichts geändert, und die norwegischen Parlamentarier hatten es dann schlicht und ergreifend satt, die Verschwendung von Steuergeldern weiter zu betreiben und zu rechtfertigen.
Ja, für Sie! – Anstatt aus diesen Erfahrungen zu lernen, will der Senat unbelehrbar und stur den eingeschlagenen Irrweg weitergehen, koste es, was es wolle. Nun soll es zukünftig bei Stellenausschreibungen nicht mehr heißen: „Bei gleicher Eignung werden Frauen bevorzugt.“ Nein, Sie legen gleich noch mal eine Schippe oben drauf – oder genauer: das Reserviert-Schild. Sie fordern ja die Reservierungsquote, die es bereits gibt, und Sie wollen diese Reservierungsquote jetzt mit allen Mitteln durchsetzen. Damit verzögern Sie aber die Ausbildung von Fachkräften, die dringend benötigt werden. Sie verstärken damit das Problem des Fachkräftemangels, das hier in Berlin in der Verwaltung, in den Ämtern und in allen landeseigenen Betrieben wie z. B. auch der BVG besteht, wo dringend Leute gesucht und gebraucht werden.
Da können Sie meckern, wie Sie wollen. Das ist die Realität. Und vollkommen inakzeptabel ist hierbei auch die Diskriminierung von jungen Männern – von jungen Männern, die den Ausbildungsplatz wollen, die ihn brauchen, die geeignet sind und die jetzt einfach mal das Pech haben, Männer zu sein.
Diese jungen Männer müssen jetzt warten, bis die Betriebe eventuell mal ein geeignetes Weibchen gefunden haben oder auch nicht, welches dann an der langen Warteschleife vorbeigeht und sich auf den reservierten Platz setzt.
Nein, meine Damen und Herren, Berlin kann es sich nicht leisten, Bewerber für Ausbildungsplätze in die Warteschleife zu schicken. Berlin kann es sich auch nicht leisten, dringend benötigte Stellen unbesetzt zu lassen, und Berlin kann es sich erst recht nicht leisten, weitere Gelder für sinn- und erfolglose Gender-Idiotien zu verschwenden. Wir lehnen den Antrag ab. – Vielen Dank!
[Beifall bei der AfD – Zuruf von der AfD: Bravo! – Zuruf von Ines Schmidt (LINKE) – Torsten Schneider (SPD): Sie hat gerade von „Weibchen“ gesprochen!]
Für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen redet jetzt die Abgeordnete Frau Kofbinger. – Bitte schön! – Lassen Sie mich nur noch eins erwähnen: Auch bei diesem Antrag reden wir von Männern und Frauen. Alle anderen Begrifflichkeiten sind eher der Tierwelt vorbehalten. – Vielen Dank!
Ah, danke schön! – Dann wird mein erster Satz auch gleich ausfallen. Gehen wir einfach drüber weg. Das war wieder ein typisches Beispiel gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. Da muss man nicht näher drauf eingehen. Das werden wir auch nicht tun. Wir werden uns hier sachlich mit dem Thema auseinandersetzen,
und zwar geht es hier um etwas – da haben Sie völlig recht –, das es eigentlich schon seit 27 Jahren gibt. Die Frage ist auch berechtigt: Wie kommen wir denn gerade jetzt dazu, diesen Antrag zu stellen? – Ja, weil wir die Reservierungsquote wiederbeleben wollen! Wir haben
natürlich schon sehr viel dafür getan, um diese Reservierungsquote wiederzubeleben, und zwar z. B. mit einer Konferenz. Ich weiß gar nicht, warum Kollegin Schmidt vergessen hat, das zu erwähnen. Das ist ja schließlich eine Konferenz, die sie maßgeblich mitorganisiert hat. Dafür noch mal meinen herzlichen Dank auch im Namen meiner Fraktion! Das war eine großartige Veranstaltung.
Es waren alle Chefinnen und Chefs der großen Berliner Betriebe da – alle durch die Bank. Es war Frau Prof. Allmendinger da, die Geschäftsführerin des Instituts für Wirtschaft – und, und, und. Es waren sehr viele sehr prominente Menschen da, die sich genau darüber einen Kopf gemacht haben: Wie soll das denn gefüllt werden?
Wir haben hier nur einen kleinen Antrag vorgelegt. Das ist in der Tat wahr. Der kann auch gern noch angereichert werden. Die geschätzte Kollegin Jasper-Winter wird ja noch zum FDP-Antrag sprechen, über den ich mich sehr gefreut habe. Ich glaube, es ist das allererste Mal, dass sich die FDP zu einem Gleichstellungsthema äußert – nach vielen, vielen Jahren des Schweigens. Das ist erst mal bemerkenswert. Aber auf dieser Konferenz wurden ja bereits Ansätze erarbeitet. Es wird eine zweite Konferenz dazu geben, wo dann weitergearbeitet wird. Genau so macht man das übrigens. Ganz ruhig, ganz sachlich und ganz seriös werden wir dazu kommen, etwas zu kreieren, was Berlin dringend braucht.
Da bleiben wir – das hat die Kollegin auch schon gesagt – wirklich unter unseren Möglichkeiten, und da muss man sich jetzt auch mal entscheiden. Frau Vogel sagt, dass viele Ausbildungsplätze noch gar nicht besetzt sind, während die Kollegin von der rechten Seite sagt: Die nehmen dann den qualifizierten Jungs die Ausbildungsplätze weg. – Es kann irgendwie immer nur eins stimmen. Wir haben uns darauf geeinigt, dass wir es anders machen als z. B. der ehemalige Innensenator Henkel, der gerne auch mal die Bestenauslese in seiner Verwaltung ausgesetzt hat, um dort besonders viele Männer mit CDU-Parteibuch unterzubringen. Nein, das machen wir nicht. Wir gehen da ganz seriös ran, und es wird natürlich eine Bestenauslese geben. Es gibt nur eine zweite Bewerbungsrunde. Das ist die ganze Verzögerung, die da eintritt. Ich glaube, es ist es wert, gute junge Männer und gute junge Frauen in diese technischen Berufe zu bringen. Wir haben ja heute schon darüber geredet: Innovation in der Berliner Wirtschaft. Wir wachsen. Berlin ist eine Boom-Stadt. Wir brauchen sehr viele qualifizierte junge Männer und Frauen, und natürlich müssen wir hierbei in erster Linie die Frauen ansprechen. Wir haben verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen. Da kann man gern noch weitere Vorschläge mit aufnehmen.
Allerdings ganz kurz zum FDP-Antrag: Was die Kollegin dort geschrieben hat, das gibt es schon. Natürlich machen wir eine Social-Media-Kampagne. Die gibt es schon. Und
natürlich ist das mit den Wissenschaftscomputerspielen eine feine Sache. Das gibt es natürlich auch schon. Aber wir müssen die Ansprache verbessern. Wir müssen besser auf diese jungen Frauen zugehen, und deshalb habe ich mich sehr gefreut, in der Begründung Ihres Antrags dann zu finden, dass Sie sich darüber Gedanken gemacht haben und sagen: Vielleicht kann man junge Frauen über den Nachhaltigkeitsbezug ansprechen. – Das ist eine Idee. Darüber werden wir in den Ausschüssen diskutieren. Darauf freue ich mich auch schon sehr.
Dass die FDP an der Stelle einen eigenen Beitrag geleistet hat, ist gut; es geht durch den Arbeitsausschuss, den Gleichstellungsausschuss. Dann werden wir dort die Gelegenheit haben. Aber, ich sage es noch einmal ganz klar: Es gibt keine Männerquote. Nein! Die gibt es nicht. Die braucht man auch nicht in einem Bereich, wo die Männer überrepräsentiert sind. Was alle Menschen, die sich mit Quoten beschäftigen, vor allen Dingen mit der Geschlechterquote, sagen, ist: „Leute, natürlich könnt ihr die Quote sofort abschaffen, wenn ihr mir eine konsequent durchgeführte Bestenauslese macht. Dann werden sich die Frauen von allein durchsetzen. Sie haben auch die besseren Abiturschnitte.“ Das ist gar kein Thema. Da wir das aber nicht haben, müssen wir diese Krücke der Quote leider noch ein paar Jahre mitnehmen. Ich hoffe aber, dass wir in unserer Legislaturperiode, in der wir drei zusammen versuchen, das zu rocken, dazu kommen, dass die Quote vielleicht noch ein bisschen überflüssiger wird und wir zu einer wirklichen Bestenauslese kommen. Das wäre das Großartigste, was hier passieren könnte.
Ich kann als begeisterte Vermessungstechnikerin, die ich auch bin, nur sagen, dass ich es großartig finde, wenn interessierte junge Frauen in technische Berufe gehen. Ich habe das auch getan. Ich habe es nie bereut. Ich hoffe, dass ich ausnahmsweise einmal ein gutes Beispiel abgebe. – Ich danke Ihnen!
Für die Fraktion der FDP spricht jetzt die Abgeordnete Frau Dr. Jasper-Winter. – Bitte sehr, Sie haben das Wort!
Sehr geehrte Frau Präsidentin! Sehr geehrte Damen und Herren! Liebe Kollegin Vogel, liebe Kollegin Auricht! Ich muss mich schon schwer wundern. Ich finde nicht, dass das Thema nicht der Rede wert ist.
Ich finde auch nicht, dass man es mit den Worten abtun kann: „So ist das eben!“ Liebe, geschätzte Kollegin
Kofbinger! Wir Liberalen fühlen uns dem Gebot der Chancengerechtigkeit von Frauen und Männern verpflichtet. Wer sich frei entfalten will, braucht eben gerechte Möglichkeiten hierzu, unabhängig vom Geschlecht.
Wir erkennen an, Frauen werden in vielen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und politischen Bereichen strukturell diskriminiert. Die geschlechtsstereotypische Verteilung von Berufen und Tätigkeiten ist eben dabei eine große Herausforderung. Sie hat eine ungleiche Verteilung von Chancen und Risiken im Lebenslauf unmittelbar zur Folge, im geringeren Entgelt, schlechteren eigenständigen Altersabsicherungen und geringeren Anteilen in Führungspositionen.
Die Berufswahl entscheidet darüber, welche Chancen und Risiken eine Person im Lebenslauf erhält. Deshalb ist gerade eine kompetente Berufsberatung erforderlich, aber vor allem Role-Models, die gerade junge Frauen ansprechen. Die BVG-Chefin Sigrid Nikutta beschreibt in einem Interview, obwohl sie mittlerweile Jahrzehnte in einem technisch geprägten Beruf arbeitet, dass sie immer wieder mit ihrem Psychologiestudium verbunden wird. Wie kam sie also zu diesem Fach. Ihre Antwort ist ganz lapidar – ich zitiere –:
Ich kannte keine Frau, die Ingenieurin war oder Technikerin. Ich kannte nur Psychologen. Also habe ich Psychologie studiert.
Ihr heutiger Rat an junge Frauen bei der strategischen Ausbildungs- und Berufswahl überrascht daher wenig: etwas Technisches und etwas, wo wenig Frauen sind.
Hilft jetzt der hier vorliegende Antrag dabei, mehr Frauen in technische Berufe zu bringen? – Die Zielsetzung des Antrags ist im Grunde genommen ganz richtig. Aber, liebe Kolleginnen und Kollegen, im Detail verrät er, dass eine passende Strategie fehlt. Seit bald zehn Jahren existiert die Reservierungsquote. Sie sagen selbst, Frau Schmidt, dass sie nichts verändert hat. So ist es eben, wenn man Maßnahmen durchführt und deren Wirksamkeit nicht evaluiert.
Die Reservierungsquote kann auch gar nicht funktionieren, weil sich insgesamt zu wenig Frauen in technische Berufe bewerben. Die Reservierungsquote steht symptomatisch für „gut gemeint und schlecht gemacht“.
Apropos Quoten: R2G sollte sich einmal an die eigene Nase fassen und bei der Besetzung von Führungspositionen im landeseigenen Stadtwerk das Landesgleichstellungsgesetz auch einmal umsetzen.
Gottseidank haben die weiteren aufgeführten Maßnahmen in dem Antrag nichts mit der Überschrift oder Einleitung zu tun. Sie sind zwar recht allgemein, enthalten aber, wie wir finden, einige brauchbare Ideen zur Motivierung von Frauen.
An einer Stelle provoziert der Antrag jedoch zum Widerspruch. Deswegen wollen wir diesen Punkt ändern. Es ist auch nicht nur bloße Ausschussvorbereitung, sondern uns ist an der Stelle wichtig, die einzelnen Punkte zu bringen. Sie fordern hier frauen- und mädchenspezifische Flyer. Wenn ich das einmal so sagen darf: Geschlechterspezifische Klischees werden nicht aufgelöst, indem man rosafarbene Flyer mit Einhorn verteilt.
Junge Frauen wollen und sollen auch für technische Berufe auf Augenhöhe mit den jungen Männern angesprochen und begeistert werden. Das belegen Studien, das gebietet der Respekt. Deshalb wollen wir statt altbackener Flyer zeitgemäß denken. Wir wollen eine SocialMedia-Kampagne. Wir wollen auch Onlinespiele, die bisher für die Berufsberatung in diesem Bereich noch nicht genutzt werden, einbeziehen. Am wirkungsvollsten sind aber Vorbilder. Deshalb: Schicken wir endlich wie in anderen Bundesländern Ausbildungsbotschafterinnen in die Schulen! Junge Frauen, die gerade in einer technischen Ausbildung stecken, können schließlich am besten für ihren Lebensentwurf begeistern.