Zweitens: Probezeiten sind überall Usus. Quereinsteiger kommen teils mit unrealistischen Vorstellungen in der Schule an oder erweisen sich im Referendariat als ungeeignet. Wir brauchen unbedingt eine Exit-Option für solche Kandidaten, sonst werden in den nächsten 20 oder 30 Jahren viele Schüler unglücklich.
Drittens: Auch wenn Sie das nicht mehr hören wollen – die Unterrichtsverpflichtung für Quereinsteiger ist zu hoch. Meine dringende Bitte an Sie ist: Seien Sie doch
zumindest zu den Jüngeren, die noch keine Familie zu ernähren haben, so fair und empfehlen das Teilzeitreferendariat mit 13 Stunden Unterrichtsverpflichtung als Regeleinstieg, um die Gesundheit und die Nerven aller Beteiligten zu schonen.
Viertens: An unterausgestatteten Grundschulen besteht die Gefahr, dass die Betreuungsstunden nicht ankommen, sondern dass, selbstverständlicherweise, Unterricht abgedeckt wird. Außerdem beschäftigen sich bei einer großen Zahl an Quereinsteigern an einer Schule bald mehr Kollegen mit der Ausbildung als mit dem Unterricht. Deshalb wäre es sinnvoll, erfahrene Kollegen als Ausbildungskoordinatoren einzusetzen, die für diese Aufgabe in größerem Umfang freigestellt werden.
Fünftens: Das Referendariat für Quereinsteiger ist mit 18 Monaten zu kurz. Experten raten zu 24 Monaten. Außerdem brauchen wir eine wirkliche Vorbereitungszeit vor Arbeitsbeginn und angeleitete Austauschgruppen während des Referendariats, damit Fragen des Schulalltags, der Elternarbeit, der professionellen Distanz und vieles ähnlich Wichtige mehr besprochen werden können.
Wir befinden uns in einer sehr wichtigen Phase, in der wir die Weichen für die Unterrichtsqualität der nächsten Jahrzehnte stellen. Ich habe heute über den Ursprungsantrag vom September hinausgehend vorgestellt, was alles zu tun wäre, denn das Thema treibt uns sehr um, und wir stellen, anders als die Regierungsfraktionen, das Denken nicht ein.
Was die mittel- und langfristige Fachkräftesicherung anbetrifft, haben wir mit der Einführung eines Lehrerstipendiums für Mangelfächer einen Vorschlag gemacht, der von allen gutgeheißen wird und uns sowohl Qualität als auch Planungssicherheit zurückgeben würde. Die 2 Millionen Euro pro Jahr dafür sind in diesem Haushalt locker vorhanden, wie allein Ihre Umschichtung in Höhe von rd. 6 Millionen Euro pro Jahr und unnötige Geschenke wie die Lernmittelfreiheit an Grundschulen von 8,9 Millionen Euro zeigen. Wir müssen in die Köpfe investieren. Die 2 Millionen Euro für 600 Studenten wären richtig gut angelegtes Geld. Stattdessen improvisiert der Senat mit Pfannkuchen und Berliner Schnauze – es ist wirklich unfassbar!
Sie haben die Ausmaße des Problems leider noch immer nicht erfasst und vergeben mit diesem Haushalt für die nächsten zwei Jahre entscheidende Chancen. Unser Fazit dazu ist kurz und eindeutig: Dieser Senat ist bildungspolitisch nicht zukunftsfähig. – Danke für Ihre Aufmerksamkeit!
Sehr geehrter Herr Präsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Fachkräftesicherung ist für die Koalition die zentrale Herausforderung der nächsten Jahre. Die Empfehlungen, die die CDU uns heute vorlegt, sind aber keineswegs die Antwort. Deswegen empfehlen wir Ihnen die Ablehnung des Antrags. Ich begründe gerne, warum.
Für Maßnahmen, die schon auf dem Weg sind, brauchen wir keinen neuen Antrag. Umfangreiche Unterstützungsmaßnahmen sind nämlich bereits auf den Weg gebracht worden. Wir haben ein Quereinsteigerportal auf dem Bildungsserver, wir haben Modularangebote für Unterricht und Erziehung für berufsbegleitend Studierende. Wir haben Möglichkeiten der fachlichen Begleitung von Beginn der berufsbegleitenden Studien, und, besonders wichtig, wir haben Betreuungsstunden zur Unterstützung der Quereinsteigenden.
Manchen der Maßnahmen aus dem vorliegenden Antrag erteilen wir aber auch eine klare Absage. So halten wir beispielsweise die Befristung der Verträge für Quereinsteigende nicht für sinnvoll. Ab dem Moment der Staatsprüfung erhalten Quereinsteigende den gleichen Status wie Laufbahnbewerber und -bewerberinnen und verdienen damit auch den Arbeitsschutz, den wir auch den anderen angestellten Lehrkräften gewährleisten. – Keine Zwischenfragen bitte!
Ich erteile auch der Absenkung der Unterrichtslast gerne eine Absage. Jede und jeder, der schon einmal unterrichtet hat, weiß: Eine Absenkung von ein bis zwei Stunden umfasst höchstens ein Nebenfach. Die Entlastung, die dabei entsteht, ist sehr begrenzt. Die Kosten jedoch sind enorm. 6 Millionen Euro für einen Vorstoß, bei dem unklar ist, ob es überhaupt einen spürbaren Zugewinn gibt – das war Ihr Vorschlag in den Haushaltsverhandlungen.
Angesichts der knappen personellen Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen, sehe ich dies mehr als kritisch. Eine Debatte jedoch über eine weitere Flexibilisierung der Teilzeitmodelle bei Quereinsteigenden halte ich durchaus für denkbar.
Um es kurz zu fassen: Der Antrag der CDU spricht ein entscheidendes Thema der Berliner Bildungspolitik an. Die Vorschläge sind jedoch in weiten Teilen nicht mehr als reines Aufwärmen von Vorschlägen, die schon in der Umsetzung oder Vorbereitung sind, oder sie umfassen Ideen, die einfach nicht unterstützenswert sind.
Wir werden allerdings Antworten auf die zahlreichen Fragen finden müssen, die sich rund um das Thema Quereinstieg ranken. Wie lösen wir das Problem, dass gerade an Brennpunktschulen besonders viele Quereinsteiger statt voll ausgebildete Lehrkräfte sind? Wie stärken wir Schulen, die besonders viele Quereinsteiger begleiten und vielleicht gleichzeitig auch Lehramtsanwärter und Praxissemsterstudierende haben?
Wie sichern wir, dass die zur Verfügung gestellten Mentoringstunden auch tatsächlich bei den Quereinsteigenden ankommen? Auf diese und viele weitere Fragen beim Thema Fachkräftesicherung werden wir als regierende Koalition Antworten geben müssen.
Die geplante Anhörung im Bildungsausschuss, die noch in diesem Jahr stattfindet, bildet dafür den Auftakt. – Vielen Dank!
[Torsten Schneider (SPD): Aber nicht wieder dieselbe Rede noch einmal! – Frank-Christian Hansel (AfD): Wie bei euch! – Paul Fresdorf (FDP): Würde funktionieren!]
Keine Sorge, passiert nicht! – Herr Präsident! Verehrte Kolleginnen und Kollegen! Liebe Berlinerinnen und Berliner! Als mein Großvater Herbert Kerker im Herbst 1948 nach über drei Jahren russischer Kriegsgefangenschaft nach Berlin zurückkehrte, stellte sich für ihn wie für viele junge Männer seiner Generation die Frage, welchen Beruf er nach insgesamt knapp zehn Jahren als Soldat ergreifen sollte. Die erste Regierung der jungen Bundesrepublik erkannte schnell, dass eine gute Bildung sowie eine gute Bildungspolitik der Schlüssel für den Wiederaufstieg des westlichen Deutschlands sein werden – und so war es auch. Der Beruf des Lehrers war anerkannt und wurde generell gerne ergriffen. Heute, knapp 70 Jahre später, ist die Situation eine komplett andere. Der Lehrerberuf hat deutlich an Attraktivität verloren, so weit, dass wir mittlerweile mit einem Lehrermangel konfrontiert sind. Der Grund sind vor allem die vielen linken Bildungsexperimente, die diesen Beruf sukzessive ins Abseits geführt haben.
[Regina Kittler (LINKE): Sie vielleicht, Herr Kerker! – Vereinzelt Heiterkeit bei der LINKEN der SPD und den GRÜNEN]
und dies wird nicht die einzige rot-rot-grüne Baustelle sein, die die AfD in den nächsten Jahren und Jahrzehnten zu reparieren haben wird.
Grundsätzlich können Quereinsteiger im Lehrbetrieb auch ein großer Gewinn sein, können sie doch ihre bereits gesammelten beruflichen Erfahrungen positiv in ihren Unterricht einfließen lassen, und in dieser Hinsicht haben sie den klassischen Lehrkräften gegenüber sogar einen Vorteil. Das ist ein Aspekt, den man durchaus auch einmal für Abgeordnete berücksichtigen sollte – die Ausübung eines zivilen Berufs vor der Wahl in ein Parlament –, möglicherweise blieben uns dann viele weltfremde linke Anträge erspart.
[Beifall bei der AfD – Beifall von Andreas Wild (fraktionslos) – Zuruf von der AfD: Bravo! – Zuruf von Anne Helm (LINKE)]
Kurzum, der Antrag der CDU ist inhaltlich nicht zu beanstanden – ich werde das jetzt nicht noch einmal aufdröseln, das hat die Kollegin Bentele bereits getan –, deshalb wird die AfD-Fraktion dem Antrag zustimmen.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Wir diskutieren heute also wiederholt über einen Antrag, der seit 2014 auf Basis eines Antrags der Piraten und eines Ersetzungsantrags der damaligen Koalition inhaltlich zum Teil wortgleich Beschlusslage ist. Nun ist die Dimension der Einstellung von Quereinsteigerinnen und Quereinsteigern in diesem Jahr eine andere als vor drei Jahren, und die Probleme sind selbstverständlich größer. Welches zusätzliche Handeln ausgelöst werden muss und welche Vorschläge geprüft und umgesetzt werden müssen, darüber müssen wir mit denjenigen diskutieren, die es betrifft, und mit denjenigen, die im Senat verantwortlich sind. Dazu hat die Koalition eine Anhörung beantragt, auf die die CDU mit ihrem Antrag leider nicht warten wollte. Insofern ist dieser Antrag ein Schaufensterantrag.
Da Sie Ihren Antrag nicht geändert haben, will ich nochmals eine Lanze für die Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger brechen. Die Möglichkeit zur Einstellung erhalten nur qualifizierte Fachkräfte, bei denen in einem Mangelfach der Hochschulabschluss Diplom, Master, Magister oder das erste Staatsexamen des Lehramtes vorliegen muss. Warum die CDU gerade diesen Fachkräften absprechen will, in den Leistungskursen der gymnasialen Oberstufe zu unterrichten, ist deshalb nicht nachvollziehbar.
Ich sehe sie als Bereicherung, und über die Lösung von Problemen werden wir im Ausschuss bei der Anhörung diskutieren.
Falls Sie es nicht zur Kenntnis genommen haben – – Sie hören jetzt wieder nicht zu. Wozu Sie hier überhaupt noch herumsitzen, würde ich gern einmal wissen, Frau Bentele.
Die Hochschulen von Berlin bereiten einen Masterstudiengang Lehramt für Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger vor. Falls Ihnen das entgangen sein sollte, verweise ich hierzu auf die Drucksache 18/0488 vom 16. August 2017. Das ist eine Vorlage zur Beschlussfassung: