Protocol of the Session on June 25, 2015

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Vorbemerkung: Auch 2011 gab es schon seit mehr als zehn Jahren das LAGeSo mit der BUL, damals allerdings mit sechs Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Es gab in diesem Jahr 2 316 Asylbewerber, aber auch zu diesem Zeitpunkt und in den Jahren davor gab es keine ordentliche Aktenführung und Vergabepraxis, obwohl der Aufnahmedruck damals gering war.

[Zuruf von Heidi Kosche (GRÜNE)]

So stellen es zumindest die externen Gutachter dar.

[Alexander Spies (PIRATEN): Aha!]

Und Rechtstaatlichkeit muss sich zwar in der Krise bewähren, da sind wir uns einig, muss aber auch in einer

(Canan Bayram)

normalen Handlungssituation in der Verwaltung fest verankert sein.

Nun ging aus weltpolitischen Gründen die Asylbewerberzahl in der letzten Zeit massiv in die Höhe. So richtig wurde diese Herausforderung zum Jahreswechsel 2013/2014 deutlich, damals noch, ohne dass die zuständige Bundesbehörde die Entwicklung annähernd richtig prognostizierte. Die Berliner Sozialverwaltung passte die Unterbringungsangebote – und darauf lege ich großen Wert – kontinuierlich an. Die Vermittlung in Wohnungen wurde gesteigert, wobei jedoch kostenmäßig angemessener Wohnungsraum – das wissen wir alle gemeinsam – schwer zu erschließen war.

Gestatten Sie eine Zwischenfrage der Kollegin?

Nein, ich möchte zusammenhängend reden. – Als die Zahlen ab dem Frühjahr 2014 begannen, massiv anzuwachsen,

[Dr. Wolfgang Albers (LINKE): 2013, Herr Krüger!]

mussten alle Kräfte konzentriert eingesetzt werden, um den Flüchtlingen erst einmal ein Dach über dem Kopf zu garantieren.

[Zurufe von Elke Breitenbach (LINKE) und Heidi Kosche (GRÜNE)]

Damals kritisierten diejenigen, die hellseherisch – –

[Elke Breitenbach (LINKE): Wo leben Sie denn?]

Ich spreche trotzdem lauter als Sie;

[Dr. Wolfgang Albers (LINKE): Aber nicht besser!]

Sie können gerne dazwischenrufen, ich verstehe Sie sowieso nicht.

[Vereinzelter Beifall bei der CDU – Martin Delius (PIRATEN): Zusammenhängend, Herr Krüger!]

Wissen Sie, ich habe gestern viele Stunden im Hauptausschuss sehr intensiv zugehört. Vielleicht gönnen Sie sich das heute auch einmal hier.

[Vereinzelter Beifall bei der CDU – Elke Breitenbach (LINKE): Ich habe auch zugehört!]

Damals kritisierten diejenigen, die hellseherisch dieses massive Anwachsen schon immer vorausgesehen hatten, die langsame Art der Akquise von tauglichen Räumlichkeiten und Betreuungsträgern seitens des Senats.

[Udo Wolf (LINKE): Und die hatten alle recht!]

Es ging ihnen, den damaligen Kritikern, nicht um einwandfreie Vertragsschlüsse und Kostenminimierung, sondern um schnelle, breit angelegte Leistungen für die

Asylbewerber und eine umfangreiche Betreuung – und ich füge hinzu, koste es, was es wolle –,

[Christopher Lauer (PIRATEN): Wer ist denn an den Missständen schuld? – Weitere Zurufe von Fabio Reinhardt (PIRATEN) und Dr. Wolfgang Albers (LINKE)]

was aus manchem Antrag der damaligen Zeit und aus Redebeiträgen sehr intensiv zu belegen ist.

In dieser Phase Mitte 2014 entschied der Senator, der Ertüchtigung von Landes-, Bundes- und Bezirksimmobilien Vorrang einzuräumen, um eine breite Auswahl auch unter weniger finanzkräftigen Betreuungsanbietern zu haben und um nicht mehr jeden noch so hohen Übernachtungspreis z. B. an Hostels akzeptieren zu müssen.

[Elke Breitenbach (LINKE): Das hat ja toll geklappt, das Vorhaben!]

Kurzfristig setzte er auf sogenannte Containerdörfer, mittelfristig auf modulare Fertigbauten und die weitere Ertüchtigung leerstehender Immobilien sowie auf vermehrte Vermittlungserfolge in Wohnungen. Der zwangsweise Einsatz von Turnhallen um den Jahreswechsel 2014/2015 konnte zügig wieder aufgegeben werden. Auf geringerwertige Unterbringungsformen, auf die wir in anderen Bundesländern treffen, konnte verzichtet werden.

[Elke Breitenbach (LINKE): Was für welche?]

Sie aber werfen dem Senator in Ihrer Antragsbegründung zum wiederholten Male vor, er habe durch sein Nichthandeln den Spekulanten Tür und Tor geöffnet.

[Elke Breitenbach (LINKE): Ja, lesen Sie mal den Bericht! Sie haben ja keine Ahnung! Sie haben ihn nicht mal gelesen!]

Sie schreien! Den habe ich sehr genau gelesen. Es steht nämlich in der Begründung.

[Elke Breitenbach (LINKE): Deshalb waren Sie auch im Datenschutzraum, stimmt doch gar nicht! Sie wissen gar nicht, wovon Sie reden! – Ich dachte, Sie reden lauter als ich! – Heiterkeit bei der LINKEN]

Die von mir vorgetragenen Tatsachen belegen aber, wie eben dargestellt, das genaue Gegenteil. Und Sie werden sich deswegen nicht wundern, dass ich Ihre Sichtweise nicht teile und Ihre Anwürfe klar zurückweise.

[Beifall bei der CDU – Beifall von Alex Lubawinski (SPD)]

Nun verlangen Sie, basierend auf den Untersuchungsergebnissen der externen Gutachter den für das Land Berlin entstandenen Schaden zu beziffern. Zu finanziellem Schaden kann es jedoch nur erst dann kommen, wenn Ansprüche des Landes Berlin verjährt, also nicht mehr realisierbar wären.

[Fabio Reinhardt (PIRATEN): Wann verjährt das denn, Herr Krüger?]

Deshalb ist es jetzt die wichtige, ich meine sogar die wichtigste Aufgabe des Senats – und das ist auch die eindeutige Aussage der unabhängigen Gutachter –, im Rahmen einer zügigen Aufarbeitung aller geprüften Vorgänge, aber auch darüber hinaus, alle Nachforderungen zu stellen bzw. wo sie bereits quantifiziert und gestellt sind, diese auch zeitnah und konsequent zu realisieren. Diese Notwendigkeit habe ich an dieser Stelle zuletzt in meiner Rede vor 14 Tagen hier hervorgehoben.

[Zuruf von Heidi Kosche (GRÜNE)]

Über die Ergebnisse ist natürlich auch dem Parlament zeitnah zu berichten.

[Dr. Wolfgang Albers (LINKE): Wie viele Rechnungen haben Sie denn in den Unterlagen gefunden?]

Rein spekulativ und letztendlich ohne Aussagekraft wäre der Versuch zu rekonstruieren, ob z. B. bei einer ordnungsgemäßen Ausschreibung einzelner Projekte tatsächlich geringere Kosten erzielbar gewesen wären.

[Zuruf von Elke Breitenbach (LINKE)]

Da eine nachträgliche Glaubhaftmachung günstiger Alternativangebote schon wegen der damaligen Enge des Marktes auf reiner Spekulation basieren würde und auch juristisch nicht beweisbar und haltbar wäre – –

[Elke Breitenbach (LINKE): Es basiert alles auf Spekulation, es gibt ja keine Rechnungen und Belege! – Zuruf von Dr. Wolfgang Albers (LINKE)]

Halten Sie doch mal Ruhe! Vielleicht können Sie wirklich verstehen, was ich sage.

[Vereinzelter Beifall bei der CDU – Elke Breitenbach (LINKE): Ich verstehe!]

Das ist ein Standpunkt, der ebenfalls von den unabhängigen Gutachtern nahegelegt wird.

Somit kann ich nur zu dem Ergebnis kommen, Ihnen, verehrte Kolleginnen und Kollegen, die Ablehnung dieses Antrags zu empfehlen oder zu empfehlen, unserem Vorschlag gemeinsam mit der SPD zu folgen, ihn in den zuständigen Ausschuss zur weiteren Bearbeitung zu überweisen. – Schönen Dank!