Protocol of the Session on May 22, 2014

Und zum Thema Stillstand: Den einzig wirklich fatalen Stillstand in dieser Stadt, den haben wir am BER.

[Vereinzelter Beifall bei den PIRATEN – Ah! von der SPD]

Lieber Herr Wowereit! Sie schaffen es nicht, einen Flughafen ans Netz zu bringen, und Sie schaffen es ja nicht mal, einen anderen Flughafen ordentlich stillzulegen. Also erzählen Sie uns bitte nichts über Stillstand und den Verlust von Glaubwürdigkeit!

[Beifall bei den GRÜNEN und den PIRATEN – Vereinzelter Beifall bei der LINKEN]

Wer gegen den Masterplan des Senats stimmen möchte, kann dies nur mit einem Ja zu „100 Prozent Tempelhof“. Auch wer sich eine alternative Planung dort wünscht, kann dies nur durch ein Stopp zum Masterplan am Sonntag tun. Ein doppeltes Nein oder auch eine Enthaltung führen dazu, dass der Masterplan des Senats weiter Bestandskraft hat. Deshalb empfehle ich, und deshalb empfehlen wir den Berlinerinnen und Berlinern:

[Torsten Schneider (SPD): Den dritten Weg – zickzack!]

Stimmen Sie am 25. Mai mit Ja zu „100 Prozent Tempelhof“, und stoppen Sie damit den Senat! Damit haben wir die einzige Chance für einen Neuanfang in Tempelhof.

[Beifall bei den GRÜNEN, der LINKEN und den PIRATEN]

Vielen Dank! – Für die CDU-Fraktion jetzt der Kollege Graf. – Bitte!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Kapek! Es ist schon grotesk, dass Sie eine klare Aussage von mir anmahnen und unklar bleiben bis in jedes Detail.

[Beifall bei der CDU und der SPD]

Sie bekommen aber eine Antwort. Die Antwort der Berliner CDU steht am Sonntag zur Abstimmung. Das ist ein Gesetz, das die Koalitionsfraktionen gemeinsam beschlossen haben

[Joachim Esser (GRÜNE): Wo alle strittigen Punkte ausgeklammert sind!]

und das im Übrigen auch die CDU TempelhofSchöneberg mit den Kollegen hier im Abgeordnetenhaus, aber auch im Kreisvorstand gebilligt hat. Aber ich danke für die Sorge, die Sie um mich vor Ort haben.

Am kommenden Sonntag sind die Berlinerinnen und Berliner aufgerufen, über die Zukunft des Tempelhofer Feldes abzustimmen. Es geht dabei darum, ob wir gemeinsam die große Freifläche schützen und eine behutsame Entwicklung an den Rändern zulassen oder ob es ein ausnahmsloses Bebauungsverbot gibt. Es geht am Sonntag um Stillstand oder Entwicklung.

[Ramona Pop (GRÜNE): Was ist jetzt mit der ZLB?]

Wir wollen Entwicklung, denn Stillstand lässt sich mit den Bedürfnissen einer wachsenden Metropole nicht vereinbaren.

[Beifall bei der CDU und der SPD]

Ja, Frau Kapek: Wir können die Emotionen der Berlinerinnen und Berliner, die beim Volksentscheid zum Ausdruck kommen – auch ich als Tempelhofer, wie Sie festgestellt haben –, gut verstehen. Der Flughafen Tempelhof mit seinem einzigartigen Gebäude, das beeindruckende Freifeld –

[Joachim Esser (GRÜNE): Was sind Ihre Pläne für den Altbau?]

beides bewegt viele Berlinerinnen und Berliner, und das liegt natürlich an der beeindruckenden Geschichte des Flughafens als Symbol der Freiheit. Kollege Saleh! Es liegt aber auch daran – und das höre ich auch immer wieder am Stand –, dass viele Berliner auch noch heute über die Schließung des Flughafens verärgert sind. Es war falsch, diesen Flughafen zu schließen.

[Beifall bei der CDU – Christopher Lauer (PIRATEN): Wer hat den Witz verstanden? – Benedikt Lux (GRÜNE): Darüber kann man ja eine Doktorarbeit schreiben! – Weitere Zurufe von den GRÜNEN und den PIRATEN – Unruhe]

So – jetzt darf Herr Graf fortfahren.

[Zurufe – Unruhe]

Liebe Kollegen! Es geht weiter. – Fahren Sie fort, Herr Graf!

Aber diese Frage ist anders entschieden, und deswegen sage ich gerade denjenigen: Lassen Sie sich nicht von solchen Verärgerungen leiten! Am Sonntag geht es um eine andere Frage, nämlich um die Zukunft des Tempelhofer Feldes. Die 185 000 Berlinerinnen und Berliner, die sich für das Volksbegehren engagiert haben, haben es ermöglicht, dass entschieden wird. Wir anerkennen dieses Engagement ausdrücklich, aber ich sage auch: Mit dem Weg eines ausnahmslosen Bebauungsverbots für das gesamte Areal geht das Volksbegehren einen falschen Weg.

[Beifall bei der CDU und der SPD]

Es kann keine Antwort sein, einen totalen Entwicklungsstillstand auf dem Areal zu haben, gerade nicht mit Blick auf die zukünftige Entwicklung der Stadt. Ja, wir wollen die Freifläche schützen, aber Berlin braucht dringend bezahlbare Wohnungen. Berlin braucht neue Sportanlagen, und Berlin braucht Freizeit- und Erholungsflächen.

[Beifall bei der CDU und der SPD – Zuruf von Ramona Pop (GRÜNE) – Weitere Zurufe]

Ja, das ist eben so. Frau Kapek! Ich habe ja auch Ihren Chat im „Tagesspiegel“ vom Montag nachgelesen.

[Christopher Lauer (PIRATEN): Ihren Chat? – Ist das nicht im Internet?]

Da sagen Sie: Theoretisch können sich die Grünen eine Randbebauung vorstellen.

[Lachen bei der CDU und der SPD]

Das ist das mit den Grünen: Sie fordern Klarheit ein. In der Theorie sind Sie gut. Da füllen Sie ganze Seminarräume – auch zum Wohnungsbau. Aber für die Menschen kommt es auf die Praxis an. Das ist der Unterschied.

[Beifall bei der CDU und der SPD]

Deshalb hat die Koalition auch einen eigenen Gesetzentwurf vorgelegt. Wir tun das mit breiter Unterstützung eines Bündnisses von Wirtschaft, sozialen Trägern, Gewerkschaften und Sport! Ich betone ausdrücklich: Der Erhalt der Freifläche, diese Symbiose von Natur und Erholung, das ist für diese Koalition nicht verhandelbar. Wir legen ein Schutzgesetz vor. Ein Schutzgesetz, das garantiert, dass die Freifläche, größer als der Tiergarten, bewahrt wird.

[Canan Bayram (GRÜNE): Wie schützen Sie die denn?]

Auf unserem Weg nehmen wir die Berlinerinnen und Berliner mit.

[Beifall bei der CDU und der SPD – Zuruf von Joachim Esser (GRÜNE)]

Es hat mich überhaupt nicht, Herr Esser, überrascht, dass sich die Opposition am Ende auf die Seite des Volksbegehrens der Bürgerinitiative gestellt hat.

[Joachim Esser (GRÜNE): Muss man dann ja wohl!]

Na klar, Sie versprechen sich parteipolitisch einen Vorteil davon,

[Lachen bei den GRÜNEN und den PIRATEN]

aber verantwortliches Handeln für die Stadt sieht anders aus.

[Beifall bei der CDU und der SPD – Zuruf von Heidi Kosche (GRÜNE)]

Deshalb stelle ich fest: Bei Ihnen geht die Parteitaktik so weit, dass Sie sich gegen Ihre eigene inhaltliche Position stellen.

[Zuruf von Thomas Birk (GRÜNE) – Weitere Zurufe von den PIRATEN]

Es ist ja geradezu bigott, Sie rufen zu einem gesetzlichen Bauverbot auf, obwohl Sie die Randbebauung im Grundsatz für richtig halten.

[Vereinzelter Beifall bei der CDU und der SPD – Joachim Esser (GRÜNE): Dann hätten wir uns ja einigen können!]

Dieser Widerspruch wäre schlimm genug, aber Ihnen ist der parteitaktische Vorteil wichtiger als die langfristige Perspektive für die Stadt. Da unterscheiden wir uns. Bei uns geht es nicht um Parteitaktik, sondern um die Stadt.