Für die Zulassung zur Fachschule benötigt man entweder das Abitur, die Fachhochschulreife oder den mittleren Schulabschluss und eine abgeschlossene Berufsausbildung. Anders als der von Ihnen gewünschte Studiengang kann diese Ausbildung auch ohne Abitur begonnen werden. Das soll auch so bleiben.
Außerdem kann man die Anhebung der Qualität auch daran festmachen, dass der Abschluss an der Fachschule auf der gleichen Stufe wie ein sogenannter Abschluss als Bachelor eingeordnet wurde. Sollte die von Ihnen geforderte Universitätsausbildung Realität werden, würden in den Kindertagesstätten Erzieherinnen und Erzieher mit mindestens drei unterschiedlichen Ausbildungsniveaus beschäftigt sein. Das sind zum einen Erzieherinnen und Erzieher mit Fachschulabschluss.
Lieber Kollege! Gestatten Sie zwei Zwischenfragen, eine der Kollegin Schillhaneck und eine weitere von Herrn Zillich?
Ist Ihnen bekannt, dass man in Berlin wie eigentlich in allen anderen Bundesländern auch ohne Abitur ein Studium aufnehmen kann?
Verehrte Frau Kollegin Schillhaneck! Ja, das ist mir bekannt. Es kommt aber auch darauf an, dass wir eine möglichst breite Zielgruppe erreichen wollen. Die breitestmögliche Zielgruppe erreichen wir, wenn wir es einer großen Masse wie bisher auf Fachschulniveau ermöglichen.
Ich hatte die gleiche Frage, kann jetzt aber anschließen an das, was Frau Schillhaneck gefragt hat. Nachdem Ihre formale Begründung zusammengebrochen ist, bleibt übrig, dass eine Verbesserung der Ausbildung die Zielgruppe einschränkt. Das scheint mir nicht ganz logisch zu sein.
Ich fahre fort in meiner Rede. Drittens: Erzieherinnen und Erzieher mit Bachelor- oder Masterabschluss, abgelegt an einer Universität kann für die kollegiale Arbeit in den normalerweise kleinen und mittelgroßen Kindertagesstätten kaum förderlich sein.
Wir wollen, dass auch die Erzieherinnen und Erzieher ohne Abitur notwendiges Spezialwissen vermittelt bekommen können. Das soll aus Sicht der CDU-Fraktion über Fort- und Weiterbildungsangebote erreicht werden. Diese müssen auch wirklich nicht an einer Universität angeboten werden. Das ist eine weitere Forderung in Ihrem Antrag.
Ich möchte die Gelegenheit nutzen, auch eine Lanze für die Fachschulen für Sozialpädagogik zu brechen. Sie haben gutes Personal und bieten eine gute Ausbildung. Herzlichen Dank auch an dieser Stelle allen Dozentinnen und Dozenten und dem übrigen Personal der Fachschulen für die engagierte Arbeit.
Wichtig ist auch ein anderer Aspekt. Die Fachschulen bieten eine Ausbildung an, mit der die Absolventinnen und Absolventen in verschiedenen sozialpädagogischen Berufen tätig werden können. Ich lese – jedenfalls geht das aus meiner Sicht aus der Begründung Ihres Antrages so heraus –, dass Sie das Modell des Universitätsstudiums, das Ihnen vorschwebt, aus meiner Sicht auf den frühkindlichen Bereich verengen wollen. Das würde die Arbeits- und Entwicklungsmöglichkeiten von Erzieherinnen und Erziehern unnötig einschränken.
Anders als Sie meinen wir, dass der Beruf der Erzieherinnen bzw. des Erziehers nicht dadurch attraktiver wird, dass es einen neuen Studiengang an einer oder mehreren Universitäten gibt, sondern dadurch, dass Erzieherinnen und Erzieher besser bezahlt werden. Wir können aber nicht alles auf einmal anpacken. Anders als die Linkspartei, die bei ihrer Regierungsbeteiligung mehr als 20 Milliarden Euro neue Schulden mit zu verantworten hatte, sind wir nicht bereit, der nächsten Generation mehr Schulden aufzubürden.
Das kostet viel Geld. Das ist in dieser Legislaturperiode das, was wir tun wollen. Wir werden alles tun, um mit möglichst vielen Kitaplätzen möglichst bald den Bedarf an Kitabetreuungsplätzen zu decken. – Vielen Dank!
Jetzt hat die Kollegin Graf das Wort für die Zwischenfrage am Ende. – Bitte schön! – Meine Damen und Herren! Jetzt hat die Kollegin Graf das Wort.
Ich mache es kurz, da Sie Bedenken zu den gymnasialen Oberstufen hatten. Ihnen ist schon bewusst, dass 40 Prozent der bisherigen Abschlüsse, die jährlich gemacht werden, den der gymnasialen Abschlüsse gleich sind?
Frau Kollegin Graf! Mir ist bewusst, dass sehr viele Absolventen der Schulen das Abitur machen. Die bisherige Ausbildung an der Fachhochschule verschließt diesen Absolventinnen nicht die Möglichkeit, eine Ausbildung zu machen. Wir halten es nur nicht für notwendig, einen weiteren universitären Studiengang einzuführen. – Danke schön!
In der heutigen Debatte ist festzustellen, dass wir in der Debatte um die weitere Akademisierung der Frühpädagogik in der derselben Sackgasse landen wie auch schon im Ausschuss. Es geht hier, Herr Simon, überhaupt nicht darum, einen anderen Fachbereich abzugraben. Es geht darum, zusätzlich weitere Möglichkeiten für Erzieherinnen und Erzieher, die jetzt schon tätig sind und schon einen Fachschulabschluss haben, zum Teil auch Abitur
Es geht nicht darum, Schulden zu machen. Nebenbei ist es schon lange ausgerechnet und erwiesen, dass nichts so renditeträchtig ist wie die Investition in frühkindliche Bildung und Erziehung. Es ist auch volkswirtschaftlich nachgewiesen sinnvoll.
Es fasst nur keiner das Thema an, weil so ein unglaublich großer Brocken daran hängt, weil es wirklich unglaublich viele Ressourcen erfordert. Das überblickt im Moment keiner. Ich gebe zu, dass es ein schwieriges Problem ist. Trotzdem sollten wir das anfassen.
Der Änderungsantrag der Piratenfraktion und auch unser Antrag – wir haben den Antrag übernommen und verfolgen damit die gleiche Intention – will gar nicht das ganze System umwälzen und umstürzen und will auch gar nicht die Fachschulen abschaffen oder sonst dergleichen. Es sollen gar nicht alle Erzieherinnen und Erzieher nur noch an der Universität studieren. Unsere beiden Anträge haben vorgeschlagen, die nächsten logischen Schritte in die Richtung zu gehen. Ich weiß nicht, was daran so furchtbar ist, eine Bedarfsprüfung zum Studienplatzausbau zu machen, was so schrecklich daran ist, in Erfahrungsaustausch mit anderen Ländern zu dieser Problematik zu gehen oder was die große Hürde ist, die staatliche Anerkennung eines Abschlusses in Kindheitspädagogik im Land Berlin durchzuführen. Das hätte wenigstens möglich sein können. Aber schon in diesen kleinen Fragen hat es dieser Koalition an politischem Willen gefehlt. Das finde ich ziemlich schade. Das Problem geht nicht von allein weg.
Perspektivisch muss auf jeden Fall Aus- und Fortbildung mit den gewachsenen Anforderungen und Kenntnissen Schritt halten. Keiner sagt, dass es leicht wird. Es ist hier eine Großbaustelle. Wir werden darum herumkommen, diese Investitionen früher oder später zu tätigen. Die ersten Schritte wollten Sie nicht machen. Das müssen wir akzeptieren.
Der Hintergrund des Antrags ist übrigens, dass wir für den Bereich Frühpädagogik dringend viele Fachkräfte benötigen. Wir brauchen Leute, also müssen wir den Beruf attraktiver machen. Das tun wir nicht damit, indem wir unterhalb der nötigen Qualifikation weitere abgeschichtete Berufsgruppen schaffen, die dann noch geringer bezahlt sind als die jetzigen Erzieherinnen in den Kitas und somit zu einer Dequalifizierung beitragen, anstatt uns in die Richtung zu entwickeln, die eigentlich notwendig ist, nämlich noch mehr Leute in noch verschiedenere Qualifikationen bringen. Das ist keine Einengung des Gesichtsfeldes.
Entschuldigung, Frau Kollegin! Ich muss einmal kurz unterbrechen. – Meine Damen und Herren! Bitte folgen Sie aufmerksam der Rednerin. Es herrscht schon wieder ein Gegrummel im Saal. Ich bitte Sie, dieses abzustellen.
Der Bereich Kindheitspädagogik ist ein wissenschaftliches Ressort, in dem immer weiter geforscht wird, und der weiter ausgebaut wird, wo ständig neue Erkenntnisse hervortreten, die die Arbeit in den Kindertagesstätten qualifizieren. Die dort arbeitenden Erzieherinnen müssen die Möglichkeit haben, an diesem Wissen und den neuen Erkenntnissen zu partizipieren.
Das können Sie nur, wenn Sie auch die Möglichkeit erhalten, berufsbegleitend Studiengänge zu belegen. Wenn wir uns an den Vortrag der Professorin Dreyer im Ausschuss erinnern – Sie waren auch anwesend, alle haben die Anhörung gehört –, so hat sie gesagt, dass sie locker vier bis sechs der Präzedenzstudiengänge, die sie jetzt betreiben, zusätzlich schaffen könnten, weil die Bedarfslage so groß ist, und dass sie doppelt so viele Studiengänge für die integrierende berufsbegleitende Ausbildung einrichten könnten. Woran es allein fehlt sind die Ressourcen. Staatssekretär Nevermann hat im Wissenschaftsausschuss ganz klar gesagt, wo das Problem liegt. Es liegt nicht an der mangelnden Einsicht in die Notwendigkeit, dass diese Maßnahmen ergriffen werden müssen. Es liegt allein daran, dass die Ressourcen nicht da sind. Das will politisch nicht angefasst werden. Das ist ein Riesenproblem. Deshalb wären diese Anträge ein kleiner Anfang, in die richtige Richtung zu gehen. Das haben Sie nicht gemacht. Das ist sehr schade.