Protocol of the Session on April 2, 2009

Herr Präsident! Meine sehr verehrten Damen und Herren! Als erste Rednerin in der politischen Debatte hat Frau Ülker Radziwill von der SPD-Fraktion die Aktuelle Stunde zum Thema Jobcenter begründet. Im Rahmen dieser Begründung hat Sie formuliert: Man könnte meinen, in der CDU/CSU-Bundestagsfraktion säßen Verfassungsfeinde. – Das ist eine absolut unsägliche und unakzeptable Formulierung, die wir auf das Schärfste zurückweisen und die deshalb noch unerträglicher wird, weil wir wenige Minuten zuvor eine gemeinsame Erklärung gegen die NPD und ihren Bundesparteitag hier in Berlin verabschiedet haben. Das ist Ihr Umgang hier im Haus.

[Beifall bei der CDU und der FDP]

Das Mindeste, was wir erwarten, ist eine kräftige Rüge des Parlamentspräsidenten für diesen Ausspruch.

[Michael Braun (CDU): Von dem kann man gar nichts erwarten!]

Wir erwarten hier auch eine Entschuldigung von Frau Radziwill. Ich bitte darum, die Sitzung für fünf Minuten zu unterbrechen, damit wir unser weiteres Vorgehen in der Sache besprechen können.

[Zurufe von der Linksfraktion: Oh nein!]

Sie können überlegen, ob Sie in solch einer Situation, in der Sie die Behauptung aufstellen, die demokratischen Kräfte müssen und würden gegen die NPD zusammenstehen, die Stimmung in dieser Weise vergiften wollen. Wir erwarten eine klare Stellungnahme und die Rücknahme dieser Äußerungen.

[Beifall bei der CDU – Vereinzelter Beifall bei der FDP]

Herr Gaebler hat das Wort zur Geschäftsordnung.

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Lieber Herr Goetze, wenn ich es richtig sehe, hat Frau Radziwill gesagt: Man könnte meinen.

[Wolfgang Brauer (Linksfraktion) und Dr. Gabriele Hiller (Linksfraktion): Ja!]

Das mag Ihnen nicht gefallen. Ich sehe, dass hier offensichtlich Getroffenheit herrscht, weil Sie auf Bundesebene nicht agieren, sondern alles blockieren, und weil Sie sich nicht an Absprachen halten.

[Beifall bei der SPD – Vereinzelter Beifall bei der Linksfraktion]

Das kann man auch einmal thematisieren. Aber sich hier hinzustellen und zu fordern, dass die Sitzung für fünf

Minuten unterbrochen werden muss, damit Sie überlegen können, wie Sie damit umgehen,

[Elke Breitenbach (Linksfraktion): Sie hätten mal vorher denken sollen!]

das können Sie zwar tun, und wenn Sie einen konkreten Vorschlag haben, können Sie den hier gern vorbringen, aber weshalb wir deshalb die Sitzung unterbrechen müssen, kann ich nicht nachvollziehen. Wir können sehr wohl mit der Fragestunde fortfahren. Wenn Sie dann Anträge hinsichtlich Ältestenrat oder anderer Verfahren haben, können Sie die gern einbringen, und wir werden es erwägen. Was eine fünfminütige Denkpause erbringen soll, kann ich nicht nachvollziehen. Wir lehnen deshalb Ihren Antrag ab. – Vielen Dank!

[Beifall bei der SPD – Vereinzelter Beifall bei der Linksfraktion]

Herr Kollege Goetze! Ich sehe keinen rügenswerten Vorgang und kann das auch noch einmal genau zitieren. Nach dem Protokoll hat Frau Radziwill gesagt:

Man könnte meinen, die Verfassungsfeinde befinden sich in der Mitte des Bundestages, genauer gesagt, halb rechts, in der CDU/CSU-Fraktion.

Sie hat es eingeschränkt mit „man könnte meinen“.

Aber ich will, bevor abgestimmt wird, noch ein Weiteres sagen. Dem Protokoll habe ich entnommen, dass der Kollege Czaja von der CDU-Fraktion zur Rednerin gerufen hat: „Sie haben wohl einen Knall!“. Das allerdings rüge ich ausdrücklich!

[Beifall bei der SPD – Vereinzelter Beifall von der Linksfraktion – Zurufe von der CDU]

Es war der Antrag auf Unterbrechung der Sitzung gestellt worden

[Frank Henkel (CDU): Ihre Sitzungsführung ist parteipolitisch in den letzten Jahren!]

Herr Kollege Henkel!

[Frank Henkel (CDU): Das ist eine Unverschämtheit! Sie sind ein Parteipräsident! Nicht würdig, auf dieser Bank zu sitzen! Nicht würdig – könnte man meinen!]

Herr Kollege Henkel! Ich mache Sie auf die Geschäftsordnung aufmerksam und rufe Sie zur Ordnung wegen Ihrer Äußerungen.

[Beifall bei der SPD – Michael Schäfer (Grüne): „Könnte man meinen“, hat er gerufen!]

Meine Damen und Herren! Es ist der Antrag gestellt worden, die Sitzung zu unterbrechen. Darüber lasse ich abstimmen.

Präsident Walter Momper

Wer dem Antrag auf Unterbrechung der Sitzung seine Zustimmung gibt, den bitte ich jetzt um das Handzeichen. – Das sind FDP, CDU und vier Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen. Danke schön! Die Gegenstimmen! – Das sind die beiden Koalitionsfraktionen. – Letzteres war die Mehrheit. Dann ist der Antrag abgelehnt, und wir fahren in der Tagesordnung fort.

[Özcan Mutlu (Grüne) und Christoph Meyer (FDP): Enthaltungen! – Weitere Zurufe von den Grünen]

Ich möchte Sie auf die Ihnen vorliegende Konsensliste sowie auf das Verzeichnis der Dringlichkeiten hinweisen. Ich gehe davon aus, dass allen eingegangenen Vorgängen die dringliche Behandlung zugebilligt wird. Sollte dies im Einzelfall nicht Ihre Zustimmung finden, bitte ich um entsprechende Mitteilung.

Dann liegen von den Senatsmitgliedern die folgenden Entschuldigungen vor: Frau Senatorin Knake-Werner wird von 15.00 bis 19.00 Uhr anwesend sein, weil sie im Übrigen zur III. Integrating-Cities-Konferenz im Berliner Rathaus ist. Der Regierende Bürgermeister wird von 15.00 bis 18.00 Uhr anwesend sein, weil er im Übrigen zu einer Trauerfeier sowie zur Ausstellungseröffnung „Japanische Kunst“ und anschließend zur A-LänderVorbesprechung für den Bundesrat muss.

[Michael Schäfer (Grüne): Ausstellungseröffnung – das ist ja eine seltsame Prioritätensetzung!]

Entschuldigung! Ich bin darüber unterrichtet worden, dass ich die Enthaltungen bei der Abstimmung über die Frage, ob die Sitzung unterbrochen wird, nicht abgefragt habe. Das stimmt. Ich bitte um Entschuldigung und frage jetzt ab: Wer hat sich bei der Abstimmung enthalten?

[Christoph Meyer (FDP): Super! – Weitere Zurufe]

Das sind einige Abgeordnete der Grünen. – Danke schön! Mehrere Grüne!

Dann rufe ich auf

lfd. Nr. 1:

Fragestunde – Mündliche Anfragen

Tom Schreiber hat das Wort zu seiner Mündlichen Anfrage über

Verbot der „Heimattreuen deutschen Jugend“

Herzlichen Dank, Herr Präsident! – Ich frage den Senat:

1. Wie bewertet der Senat das Verbot der „Heimattreuen deutschen Jugend“ – HdJ –?

2. Welche Auswirkungen erwartet der Senat für die rechtsextreme Szene in Berlin?

Danke schön! – Es antwortet der Innensenator. – Bitte schön, Herr Dr. Körting, Sie haben das Wort!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Herr Kollege Schreiber! Die Zerschlagung der Strukturen der „Heimattreuen deutschen Jugend“ durch das Verbot von Bundesinnenminister Schäuble schwächt nach unserer Einschätzung sowohl die rechtsextremistische Szene in der Bundesrepublik Deutschland als auch die rechtsextremistische Szene Berlins in Bezug auf die Betreuungs- und Schulungsmöglichkeiten von Kindern und Jugendlichen ganz erheblich.

[Heidi Kosche (Grüne): Lauter bitte!]

Für die Lautstärke bin ich nicht verantwortlich. –