Protocol of the Session on September 13, 2007

Ich rufe jetzt auf

lfd. Nr. 2:

Fragestunde – Spontane Fragestunde

Zuerst erfolgen die Wortmeldungen nach Fraktionsstärke mit je einem Mitglied, und zwar beginnend mit der SPDFraktion. – Bitte, Frau Kollegin Monteiro, Sie haben das Wort!

Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Ich frage den Senat: Wie bewerten Sie die heute in Zeitungsberichten aufgestellte Behauptung, die Senatsverwaltung für Ge

sundheit, Umwelt und Verbraucherschutz habe mit Einführung eines neuen Kontrollsystems zur Überprüfung lebensmittelverarbeitender Betriebe Vertreter der Europäischen Kommission täuschen wollen?

Frau Abgeordnete! Sie müssen sagen, an wen Sie die Frage stellen. Sie meinten sicher Frau Senatorin Lompscher. – Bitte, Frau Senatorin!

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Monteiro! Diese Behauptungen sind unzutreffend. Ich nutze die Gelegenheit, um klarzustellen, dass es sich nicht um eine EU-Kontrolle anlässlich jüngster Vorgänge mit K3-Material handelt, sondern um eine lange geplante Kontrolle der EU.

Richtig ist hingegen, dass die Senatsverwaltung für Gesundheit, Umwelt und Verbraucherschutz die Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämter in einem Schreiben vom 13. August 2007 gebeten hat, in Umsetzung einer kürzlich erfolgten Änderung der bundeseinheitlichen Vorgaben für die Lebensmittelüberwachung das seit dem Jahr 2004 angewandte System zur risikoorientierten Betriebsüberwachung weiter zu verbessern. Dafür hat eine Arbeitsgruppe der Bundesländer ein selbstrechnendes System erarbeitet, das ähnlich wie das bisher in Berlin angewandte funktioniert. Da dieses System – das ist nicht ganz unwichtig – aufgrund fehlender technischer Möglichkeiten aber noch nicht flächendeckend und grundsätzlich genutzt werden kann – das betrifft nicht nur Berlin, sondern auch andere Bundesländer –, hat die Senatsverwaltung den Veterinär- und Lebensmittelaufsichtsämtern vorgeschlagen, vorerst den besonders sensiblen Bereich der fleischverarbeitenden Betriebe nach dem modifizierten Punktesystem zu kontrollieren.

Es ist besonders geeignet für Betriebe, die sehr häufig kontrolliert werden. Das neue Verfahren macht die Kontrollen nachvollziehbar. Es sorgt nicht für mehr Kontrollen, sondern für eine effektivere und genauere Dokumentation der Kontrolle. – Vielen Dank!

[Alice Ströver (Grüne): Ganz spontan geantwortet!]

Frau Monteiro, haben Sie eine Nachfrage? – Das ist nicht der Fall.

Dann hat Frau Demirbüken-Wegner von der Fraktion der CDU das Wort zu einer Anfrage. – Bitte schön!

Meine Frage richtet sich an Herrn Senator Zöllner: Wie hat sich Berlin in der Finanzministerkonferenz zu den Be

ratungen über die Auswirkungen der Besteuerung von Tagesmüttern und Pflegefamilien positioniert? Mit welchen Positionen hat sich Berlin dort durchgesetzt?

Herr Prof. Zöllner!

Die abschließenden Beratungen sind nach den Informationen des Bildungs- und Jugendsenators noch nicht erfolgt. Ich gehe davon aus, dass wir irgendwann zu einem Abschluss kommen. Wir sind in laufendem Kontakt mit dem Finanzsenator.

Frau Demirbüken-Wegner hat das Wort zu einer Nachfrage. – Bitte schön!

Ich möchte trotzdem gern wissen, wie sich Berlin zu der Frage, wie sich die Einkommenssteuerpflicht für Einnahmen und Erstattungsleistungen bei Aufwendungen aus der Kindertages- und Vollzeitpflege für die Betroffenen und die Bezirke auswirkt, verhalten wird und was Berlin hierbei vorschlägt.

Herr Senator Prof. Zöllner!

Dieser Sachverhalt ist nicht nur ein steuerliches, sondern auch ein sozialpolitisches Problem. Es hat Auswirkungen auf diesen Bereich, sodass es gilt, dieses gegeneinander abzuwägen und letztlich eine Positionierung der für den Sozialbereich zuständigen Länderminister in diesem Bereich einzuholen.

Nun hat Herr Liebich von der Linksfraktion das Wort zu einer spontanen Frage. – Bitte schön!

Ich habe eine spontane Frage an den Senator für Finanzen: Herr Dr. Sarrazin! Wie bewerten Sie den Vorschlag des Fraktionsvorsitzenden der CDU-Fraktion, Herrn Dr. Pflüger, den öffentlichen Dienst des Landes Berlin um 1 100 Stellen zu vergrößern und dies durch den Verkauf von Berliner Vivantes-Krankenhäusern und der Messe gegenzufinanzieren?

Herr Senator Dr. Sarrazin – bitte!

Meine Damen und Herren! Ich war auch ein bisschen erstaunt, als ich das las. Ich sage eigentlich täglich, dass wir 17 000 Mitarbeiter mehr haben als Hamburg oder Bremen. Die Botschaft kommt aber offenbar nicht über. Wenn wir noch weitere 1 100 Mitarbeiter hätten, hätten wir 18 100 Mitarbeiter mehr, und das führt in die falsche Richtung. Aber das ist eine Wertfrage. Das muss jeder wissen, der dann solche Vorschläge begründet. Es ist auch der ganze Bauchladen dabei: Lehrer, Psychologen, Polizei, Feuerwehr, Justiz. – Sie könnten nur noch fragen: Weshalb eigentlich nicht die Finanzverwaltung? Alle übrigen kriegen etwas, aber warum kriegen wir dabei nichts ab?

[Heiterkeit bei der SPD und der Linksfraktion]

Es stellen sich aber noch weitere Fragen. 1 100 Mitarbeiter kosten das Land im Jahr einiges mehr als 40 Millionen €. Der einzelne Mitarbeiter wäre mit 45 000 € zu veranschlagen, und es ergäbe sich damit ein Betrag von 50 Millionen €.

Zweitens: Die Zinseinsparungen aus 750 Millionen € liegen nicht bei 40 Millionen €, sondern bei 32 Millionen €, sodass hier noch zwei rechnerische Lücken wären.

Drittens führt es aber nicht weiter, Daueraufgaben damit zu finanzieren, dass man Vermögen verkauft,

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

und zwar unabhängig davon, ob man Vermögen verkaufen will oder nicht – das ist eine andere Frage –, und unabhängig davon, ob man bestimmte Dauerausgaben will oder nicht.

[Özcan Mutlu (Grüne): Das ist richtig spontan!]

Doch, so etwas fällt mir immer spontan ein, Herr Mutlu!

[Heiterkeit]

Sie kennen mich noch nicht genug. Sie müssen öfter einmal in den Hauptausschuss kommen.

[Heiterkeit]

Dauerausgaben – das geht einfach nicht. Man kann mit mir immer offen über Vermögensverkäufe reden. Da bin ich stets gesprächsbereit für alle, die daran interessiert sind. Aber wenn Vermögensverkäufe, dann nur zur Entschuldung!

[Beifall bei der FDP – Vereinzelter Beifall bei der CDU]

Umgekehrt wiederum: Dauerhafte Ausgaben bitte dauerhaft finanzieren!

[Dr. Friedbert Pflüger (CDU): Der Meinung sind wir auch, Herr Sarrazin!]

Danke! Das war meine Bewertung.

[Beifall bei der SPD und der Linksfraktion]

Herr Kollege Liebich! Wollen Sie eine Nachfrage stellen? – Das ist nicht der Fall.

Dann hat Herr Ziller für die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen das Wort zu einer Frage. – Bitte schön!

Ich habe eine Frage an Frau Senatorin Lompscher: Welche Leistungen des ehemaligen Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen haben Sie persönlich bewogen, der Verleihung des Verdienstordens des Landes Berlin an ihn zuzustimmen?

[Heiterkeit bei den Grünen, der SPD und der Linksfraktion]

Frau Senatorin Lompscher – bitte schön!

Herr Präsident! Herr Abgeordneter! Sie wissen sicherlich, dass die Senatssitzungen vertraulich sind, und insofern werde ich mich dazu jetzt nicht äußern.

Herr Kollege Ziller, haben Sie eine Nachfrage? – Bitte!

Ich habe nicht nach den Inhalten der Senatssitzung gefragt, sondern nach Ihrer persönlichen Meinung.

[Dr. Martin Lindner (FDP): Lassen Sie doch Frau Lompscher in Ruhe! – Mario Czaja (CDU): Frau Lompscher ist mit dem Gammelfleisch beschäftigt!]