Vielen Dank, Frau Präsidentin! – Intellektuelle Sprünge, Herr Goetze, haben wir von Ihnen nicht gehört! interjection: [Beifall bei der PDS – Dr. Lindner (FDP): Die kriegen wir jetzt! – Over (PDS): Also doch was faul an den Berliner Schulen!]
Als Lehrerin weiß ich: Wiederholung ist die Mutter des Lernens, Herr Goetze! Ich versuche es deshalb noch mal. Man soll es nie auf geben.
Herr Goetze! Die Bildungsfinanzierung in Berlin, die miserable finanzielle Situation der Berliner Schule und vieler anderer Bereiche – ich bleibe aber bei der Schule – ist bekanntlich auf Herren zurückzuführen, die das CDU-Parteibuch trugen und tragen, die hier Verantwortung haben, die hier regiert haben.
Die finanzielle Situation, in der die Stadt Berlin sich befindet, ist durch Sie wesentlich verursacht worden.
[Beifall bei der PDS – Hoffmann (CDU): Uralte Sprüche! – Kittelmann (CDU): Erzählen Sie doch mal, was S i e wollen!]
So ganz in aller Ruhe vorweg, damit wir einmal Klarheit darüber haben: Was Sie hier getan haben, das ist die Methode: Haltet den Dieb! – [Zurufe von der CDU]
Würden Sie das bitte noch mal laut wiederholen! Ich bitte, dass Sie sich für diese persönliche Beleidigung entschuldigen. –
Dass Schule Qualität braucht, wird hier gerade vorgeführt. Vielleicht hilft es Ihren Kindern und Enkeln weiter!
„Arm und elend sind wir. Wenn wir jetzt auch noch dumm werden, können wir aufhören, ein Staat zu sein.“ – Nein, nicht, was mancher von Ihnen vermutet! Es handelt sich um ein Zitat aus dem Jahre 1813, leider auch nicht aus Preußen, sondern aus Schweden, [Unruhe bei der CDU]
Christian VIII. ordnete daraufhin eine Erhöhung des Kultur- und Bildungsetats an. Seinem protestierenden Finanzminister – unser ist gerade nicht da – antwortete er das eben Zitierte.
Aber unser Thema ist heute nicht Bildungsfinanzierung, sondern wie mit knappen Berliner Kassen gute Schule zu machen ist. Deshalb von Schweden gleich nach Finnland!
So viel Zeit muss sein, wenn wir von erfolgreichen Ländern etwas über Bildungsqualität lernen wollen. – In Finnland gilt der Grundsatz: Drei Pädagogen braucht ein Kind. Sein erster Pädagoge ist es selbst.
Sein zweiter der Lehrer, der dritte der Raum. Mit Blick auf Deutschland wird sofort klar: Wir brauchen die Herausbildung einer neuen Bildungskultur als Aufgabe der ganzen Gesellschaft.
Das heißt, Schule von Kindern und Jugendlichen her denken, selbstbestimmtes Lernen entwickeln und stärken. In Finnland sind Pädagogen der Auffassung, man müsse in Kinder nicht etwas hineinstopfen, sondern das, was in ihnen steckt, entwickeln und hervorbringen.
Unsere größte, kaum genutzte Reserve dürfte der Umgang mit Heterogenität sein. Wir brauchen eine Erfolgsschule anstelle einer Schule des vorprogrammierten Scheiterns mit solchen Mechanismen, die Sie eben begrüßt und gefordert haben: auslesen, sitzen bleiben, abschieben in andere Schulformen – da kommen wir her, und davon müssen wir vor allem wegkommen. Das wären die Beispiele PISA.
Wie sieht es in Deutschland und in Berlin aus? – Der Schulleiter der Martin-Buber-Schule in Spandau bringt es auf den Punkt. Er schrieb kürzlich:
Des deutschen Lehrers liebstes Werkzeug ist das Sieb. Immer haben wir die falschen Schüler. Schuld sind die vorher unterrichtenden Lehrer, das Elternhaus, der Rahmenplan, „die da oben“. Und die Konsequenz? – Wir selektieren, statt zu fördern; wir pochen auf Probehalbjahr, Sitzenbleiben, Kurswechsel, Schulwechsel. Unser gegliedertes Schulsystem ermuntert geradezu zu dieser Entsorgungsmentalität.
Setzen Sie sich doch einmal mit dem Leiter der Martin-BuberOberschule auseinander! Dann kommen Sie vielleicht zu anderen Einsichten.
PISA hat den Zusammenhang zwischen Schulsystem und Erfolg oder Misserfolg in der OECD-Studie zwar nicht untersucht, aber es ist deutlich erkennbar: Die überwältigende Mehrheit der Länder in der Spitzengruppe hat integrative Schulsysteme. PISA hat Qualitätsdefizite der deutschen Schulen festgestellt wie u. a.: Deutsche Schüler waren im Durchschnitt schwach. Wir haben wenig Eliten und große Gruppen im unteren Leistungsniveau. Das deutsche Schulsystem – und Berlin macht da keine Ausnahme – ist sozial ungerecht.
Nein! Tut mir Leid! Die Zeit drängt mich. – Wollen wir diese deutlichen Defizite auch für Berliner Schülerinnen und Schüler beheben, heißt das, Auslesemechanismen gezielt schrittweise abzubauen. Das wird ein Beitrag in der Schulgesetzdebatte sein müssen.
Bayern liegt an der Spitze in der Regionalliga. Darüber müssen wir nicht diskutieren. Ich dachte, wir wollen in die Weltliga – oder wo wollen Sie hin?
[Beifall bei der PDS – Zurufe von der CDU – Dr. Lindner (FDP): Sie sind noch in der Kiezliga! – Klemm (PDS): Und Sie spielen noch weiter drunter, Herr Lindner!]
Wir müssen diagnostische Verfahren und Instrumentarien entwickeln, und zwar sowohl für die Einzelschule – –
Frau Abgeordnete! Ich kann Ihnen nur zustimmen. Ich bitte Sie ganz herzlich, die Zwischenrufe sowohl in der Lautstärke als auch in der Behinderung der Rednerin etwas zu dämpfen. Das Wort hat die Frau Abgeordnete Schaub und niemand anderes – bitte schön!
Vielen Dank, Frau Präsidentin! Manche haben eine etwas kleine Wohnung gehabt, da fehlt einfach die Kinderstube, das merkt man später.
Wollen wir also Defizite der Berliner Schülerinnen und Schüler zielstrebig abbauen, dann heißt das, Auslesemechanismen schrittweise zu überwinden. Ich habe auf entsprechende Schuldiskussionen verwiesen. Wir brauchen diagnostische Instrumentarien und Verfahren sowohl für die Schulentwicklung im Einzelnen wie aber auch für das gesamte Schulsystem. Das schließt die Verbesserung der diagnostischen Kompetenzen der Lehrkräfte wie der Bildungsverwaltung ein.