Wir wollen heute den Startschuss zum Update Medienkompe tenz 2.0 in Brandenburg geben. Daher stimmen Sie unserem Antrag bitte zu! Wir werden den Anträgen von CDU und Bündnis 90/Die Grünen und auch nicht deren Überweisung zu stimmen. - Danke für Ihre Aufmerksamkeit.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Damen und Herren! Ihre drei Anträge zum Thema Medienbildung an Brandenbur ger Schulen und Medienkompetenz gehen im Großen und Ganzen in die richtige Richtung. Nur wenige Kinder überbli cken die Gefahren, die im Internet lauern. Kinder wachsen heutzutage mit dem Internet - Google, YouTube und vielleicht Facebook - auf. Bereits 2010 besaß jedes dritte elfjährige Kind ein persönliches Onlineprofil - vor sechs Jahren!
Es ist nicht die Technik, die vielleicht schlecht ist, es ist auch nicht die Hardware, es ist auch nicht die Software oder das In ternet, entscheidend ist der Umgang mit all diesen Medien. Medienbildung als Teil des Bildungsauftrages ist daher wich tig. Chancen und Risiken müssen altersgerecht thematisiert und vermittelt werden.
Dieses Thema hat jetzt die rot-rote Koalition für sich entdeckt. Das ist schon mal ein Fortschritt! Denn wie wir in dem Antrag von SPD und Linken lesen können:
Liebe Kolleginnen und Kollegen von SPD und Linken, es dürf te für Sie doch ein Leichtes sein, das nicht einfach nur zu for
dern, sondern auch umzusetzen. Hier appellieren wir an Sie, nicht nur zu fordern, sondern auszuführen.
Dieser Satz stammt nicht von uns. Er ist eine Überschrift aus dem „Handelsblatt“ vom 2. März dieses Jahres. Ich zitiere wei ter aus diesem Artikel:
„Soziale Netzwerke wie Facebook sind wichtige Hilfs mittel zur Wählermobilisierung. Die AfD saugt daraus ihren Honig wie keine andere Partei.
Politik - das wissen Sie alle - hat immer etwas mit Kommuni kation zu tun. Wir verstehen es, Inhalte zu kommunizieren, und verweilen nicht im Elfenbeinturm, um uns dort zu sonnen.
Sieht man sich die Interaktionen auf den Facebook-Seiten der Fraktionen hier im Landtag nur von dieser Woche an, dann stellt man bei der SPD 134 Interaktionen fest, bei den Linken schon etwas mehr - 267 -, bei der CDU 230, bei den Grünen 17 - und die AfD hat mehr als 4 300!
Kommen wir zurück zum Antrag. Wir brauchen mehr Medien kompetenz bei den Schülern, den Lehrern und den Eltern. Das haben wir über einen sehr langen Zeitraum intensiv diskutiert, und da sind wir auch alle einer Meinung. Uns jedoch gehen all Ihre Anträge nicht weit genug und verfehlen unserer Meinung nach das Ziel. Es fehlt - Frau von Halem hat es ansatzweise angesprochen - ein Gesamtkonzept zu dieser Thematik.
Ihre Anträge gehen uns nicht weit genug, denn folgende wich tige Fragen sind zu stellen: Welche Rolle spielt die Technik? Welche Rolle spielt das Internet und spielen die sozialen Medi en in der Zukunft? Wenn Deutschland in Zukunft noch zu den wirtschaftlichen Spitzenreitern gehören will, müssen wir dies bezüglich viel mehr tun, als nur sozialpädagogische Pro gramme aufzulegen. Die legen sich ohnehin wie Mehltau über unser Land und dienen nur dazu, Ihre Klientel zu versorgen.
Wenn wir auf diese Ihre Standardlösung zurückgreifen, werden wir in Brandenburg abgehängt. Ich möchte da einen bekannten Startup-Investor zitieren - vielleicht kennen Sie Frank Thelen -, der sagte: Programmieren ist heute die wichtigste Fremdspra che.
Des Weiteren fokussieren Sie sich zu sehr auf die neuen Medi en. Medienkompetenz muss auch zu einem kritischen Umgang
mit den Medien führen. Und dieser kritische Umgang muss zu einem Hinterfragen führen, muss zugleich immer auch Ideolo giekritik sein.
Es geht nicht darum, dass Kinder und Eltern lernen, mit Com putern und sozialen Medien umzugehen. Wichtig ist, dass sie die Funktionslogiken von Medien insgesamt verstehen. Sie müs sen erkennen, dass jedes Medium, egal ob neu oder traditionell, von Ideologen genutzt werden kann und teilweise auch wird.
Zum Dritten: Sie reden zwar - zum Beispiel im CDU-Antrag - davon, dass die neuen Medien ein Instrument der Demokratie erziehung seien. Doch vergessen Sie, dass mit den neuen Me dien auch ganz neue Formen der Demokratie - vor allem der direkten Demokratie - entstehen können. Anstatt nur zu klagen, dass aus den sozialen Medien eine Gefahr für die Demokratie erwächst, sollten Sie lieber darüber nachdenken, wie Sie mit hilfe der sozialen Medien die Demokratie zur direkten Demo kratie weiterentwickeln können.
Sehr geehrter Herr Präsident! Sehr geehrte Kollegen! Liebe Gäste! Medienbildung, Medien- bzw. digitale Kompetenz an Schulen weiter stärken sollte selbstverständlicher Bestandteil der Schulbildung sein. Kinder und Jugendliche treffen regel mäßig auf Medien. Audiovisuelle Mittel zur Verbreitung von Informationen, Bildern und Prozessen begegnen uns und auch den Kindern und Jugendlichen im Alltag durch Presse, Rund funk, Fernsehen und Internet.
Kommunikationsmittel erfahren eine rasante Entwicklung. Ih re Anwendung und Nutzung erfolgt durch intelligente Kon zepte und Kommunikationsorganisation. Es ist erforderlich, dass Jugendliche in ihrer Schulzeit die Fähigkeit erwerben, mit den digitalen Medien umzugehen. Effizientes Lernen ist kaum möglich, wenn in den Schulen für diesen Bereich der Bildung nach wie vor nicht die erforderlichen Voraussetzungen zur Ver fügung stehen. Dies trifft ganz besonders auf den ländlichen Raum zu.
Andererseits steht die Initiative Industrie 4.0 vor der Tür. Wir stehen einer hochflexibilisierten Produktion, Verfahren der Selbstoptimierung und Selbstkonfiguration gegenüber. Dies betrifft auch den gesamten Dienstleistungssektor und alle Pro zessstufen der Wertschöpfungskette. Verfahren werden intelli genter. Menschen sollen bei ihrer zunehmend komplexeren Arbeit unterstützt werden.
Die Kommunikation zwischen Mensch und Maschine wird ständig vervollkommnet und anspruchsvoller. E-Learning, In
formation, Kommunikation und gemeinsames Lernen spielen in allen Fächern eine größere Rolle. Es gibt gute Ansätze in den Schulen, aber nicht überall.
Vor einigen Wochen besuchten wir die Veranstaltung DIA LOG P am Beruflichen Gymnasium in Falkenberg, Elbe-Elster. Diese Schule ist für gute Bildung bestens gerüstet. Die Pädago gen wissen um die Notwendigkeit einer guten Ausbildung der Schüler im Bereich der digitalen Medien. Zwei Schülerinnen berichteten jedoch, dass sie zu diesem elften Schuljahr aus ei ner anderen Schule nach Falkenberg gewechselt seien, weil es eine solche IT Ausrüstung am Vorgängergymnasium nicht und kaum interaktive Tafeln und zu wenig PC-Arbeitsplätze gebe. Die Netzverbindungen seien mangelhaft, der Server überfor dert.
Gestern berichtete ein Arzt aus dem Ärztenetzwerk, dass es den älteren Lehrern oft an Bereitschaft mangele, eine entspre chende IT-Bildung zu sichern. Ein Vater ergänzte, dass seine die zweite Klasse einer Finsterwalder Schule besuchende Tochter das den Schülern gezeigte Smartboard nicht anfassen durfte, damit es nicht kaputtgehe.
Sagen will ich damit, dass es im Jahr 2016 ein sehr differen ziertes Bild gibt. Leider sind das keine Einzelfälle. Es fehlt an verschiedenen Stellen auch der Wille, die IT-Bildung so anzu bieten, wie es die heutige Situation und die Zukunft erfordern. An manchen Schulen fehlen das Geld und die Ausrüstung. In den Fällen kann man nicht davon sprechen, dass wir auf einem guten Weg seien, wie es im Antrag der Koalition steht. Hier bleibt einiges zu tun, und dies systematisch und zügig.
Die Bereitstellung zeitgemäßer Bildungssoftware, die Schu lung der Lehrkräfte und der Einsatz von interaktiven Präsenta tionseinheiten im Unterricht sind dem Fortschritt der digitalen Medien entsprechend weiterzuführen. Dies kommt im Antrag der CDU zum Ausdruck.
Die Abkehr vom starren Informatikunterricht sollte zügig er folgen, zum Beispiel nach dem Vorbild Schwedens oder Nor wegens. Sinnvoll wäre eine koordinierte Anwendung der Ein zelleistungen in verschiedensten Fächern. Schnellstens sollte dazu eine Checkliste zum Ausstattungsgrad der Schulen, zu den Möglichkeiten der angewandten Software und zur Qualifi kation der Lehrer erstellt werden. Selbstkritisches Herangehen ist hier gefragt.
Parallel müssen die Schulen zügig aufgerüstet werden. Lei tungssysteme, Versorgungsgrad in Down- und Upload müssen stimmen, und zwischen den Schulen sollten Netzwerke einge richtet werden, damit die Schulen sich auch gegenseitig helfen können. Das kostet viel Geld; auch das muss zur Verfügung gestellt werden.
Es reicht keinesfalls - wie es im Antrag von SPD und Linke heißt -, die Schulen oder die Kommunen aufzufordern, für die entsprechenden Ausrüstungen zu sorgen. Angesichts des herr schenden Investitionsstaus und der finanziellen Probleme ste hen die Schulen nicht immer an erster Stelle.
Wer behauptet, die Medienkompetenz sei auf einem guten Weg, sollte sich mit ausbildenden Unternehmen zusammenset zen und sich von ihnen über den aktuellen Stand unterrichten lassen. Fahrschulen bilden heute auch nicht mehr am Trabbi aus - aber so sieht die Situation im Vergleich leider aus.
Der Antrag der Grünen enthält gute Vorschläge. Wird im Be reich der modernen Medien jedoch weiter im Tempo einer griechischen Landschnecke gearbeitet, werden wir weiter zu rückfallen.
Herr Vizepräsident! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Natür lich besteht Handlungsbedarf. Allerdings hatte ich bei man chen meiner Vorredner das Gefühl, wir lebten in einem Land, das noch Entwicklungshilfe bezieht,
eine strukturelle Arbeitslosigkeit von 40 % und eine Jugendar beitslosigkeit von 60 % hat. Aber genau das Gegenteil ist der Fall: Wir sind wirtschaftlich sehr gut aufgestellt, haben eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten der Welt. Das hat auch et was damit zu tun, dass wir wirtschaftlich und intellektuell - auch mit all dem, was wir den Kindern beigebracht haben - gar nicht so schlecht aufgestellt sind.