Protocol of the Session on January 22, 2014

Nein, ich beende erst meinen Text, Herr Dombrowski. Dann haben wir noch Zeit.

Anschließend gibt es keine Zeit mehr.

(Senftleben [CDU]: „Ich habe noch nichts gesagt!“ - Dombrowski [CDU]: Sie hat noch nichts gesagt - das stimmt!)

Es geht um die Reduzierung der Wartezeiten. Es wĂ€re gut, wenn Sie sich meine AusfĂŒhrungen anhören und vielleicht danach noch eine Frage stellen wĂŒrden.

(Zurufe von der CDU)

Zentraler Terminservice bei der KV ist das falsche Thema. Frau Nonnemacher hat darĂŒber gesprochen. Da ist das ernst zunehmende Thema mit den falschen Antworten besetzt. Wir in Brandenburg sind uns darin einig - das wissen Sie, meine Damen und Herren -, dass die Sicherstellung der gesundheitlichen Versorgung - wir sprechen ressortĂŒbergreifend von ambulanter und stationĂ€rer Versorgung - in den lĂ€ndlichen Regionen gemeinsam nur gelingen wird, wenn die vorhandenen Ressourcen strategisch klug und ressortĂŒbergreifend eingesetzt werden.

Dazu brauchen wir auch - ich schaue jetzt wieder die Kollegen der CDU an - ein wirksames Umverteilungsinstrument, das bundesweit gesetzlich geregelt wird. Mit dem Instrument können wir einerseits die Überversorgung abbauen. Sie alle wissen: Wir haben in Deutschland nicht zu wenig Ärzte, sondern sie sind falsch verteilt. Andererseits mĂŒssen die medizinischen Leistungen in strukturschwĂ€cheren lĂ€ndlichen Regionen angemessen finanziert werden. Das ist ein großes Problem, das aber bundesgesetzlich geregelt werden muss, so leid es mir tut. Wir haben dazu leider keine Kompetenz.

(Senftleben [CDU]: Wir haben woanders viele Kompe- tenzen!)

- Ja, doch, die haben wir schon.

Meine Damen und Herren! Liebe Kollegen! Hilft der Bund uns nicht - und das kennen wir schon seit Jahren -, so helfen wir uns auf Landesebene selbst. Hier liegen die Potenziale zuerst in der Zusammenarbeit. Damit haben wir mit allen Partnern im Gesundheitswesen in den vergangenen Jahren gute Erfahrungen gesammelt. Wir haben eine gute Tradition der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit sehr guten Ergebnissen, die ich nur stichpunktartig nennen kann:

Wir haben den Krankenhausplan mit einem sehr transparenten Verfahren fortgeschrieben. Wir haben mit Inkraftsetzung bereits im vergangenen Jahr die Finanzierung der Investitionsförderung fĂŒr die KrankenhĂ€user auf eine Pauschale umgestellt auch ein sehr transparentes Verfahren, das eine gute Akzeptanz erfĂ€hrt. Wir haben gemeinsam die FachkrĂ€ftewerbung in Angriff genommen. Sie können im Internet nachvollziehen, welche guten VorschlĂ€ge und Initiativen ausgelöst worden sind. Wir haben die VertrĂ€ge der LehrkrankenhĂ€user mit der CharitĂ© neu fixiert. Wir haben neue Modelle, wie AGnES II, das Landesmodell, und nicht das unterfinanzierte des Bundes in Kraft gesetzt. Wir haben die Telemedizin. Wir haben die Bereitschaftspraxen, die im Land Schule machen, der Notfallaufnah

me im Krankenhaus vorgeschaltet. Das ist eine sehr kluge Initiative, vor allem mit der KV und mit den Krankenkassen. Wir haben den Patientenbus, auch wenn sich die Krankenkassen aus der Finanzierung zurĂŒckziehen. Er wird fĂŒr ein weiteres Jahr in kommunaler Verantwortung des Landkreises MĂ€rkischOderland weiterfahren. Genauso sind regionale Modelle und Projekte umzusetzen.

Wir haben die StĂ€rkung der Niederlassung durch die KassenĂ€rztliche Vereinigung. Demnach trĂ€gt die KassenĂ€rztliche Vereinigung auch angestellte Ärztinnen und Ärzte. Es gibt neue Formen der Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Wir haben neue Arbeitszeitmodelle. Wir haben die Kinderbetreuung an den KrankenhĂ€usern angesiedelt. Wir haben eine erste QualitĂ€tskonferenz mit den KrankenhĂ€usern und der Krankenhausgesellschaft durchgefĂŒhrt. Wir engagieren uns fĂŒr mehr Medizinische Versorgungszentren. Denn wir alle wissen, wie wichtig es ist, die Versorgung aus einer Hand in einem Versorgungszentrum zu erfahren. Wir haben eine mobile Zahnarztpraxis und vieles andere mehr. Das können auch Sie nicht kleinreden. Das haben wir, lokal und kommunal zugeschnitten, gemeinsam mit den Akteuren des Gesundheitswesens im Land organisiert.

(Beifall DIE LINKE und B90/GRÜNE)

Wir werden das gemeinsame Landesgremium zur sektorenĂŒbergreifenden Versorgung im MĂ€rz starten lassen. Das Gesetz hatten wir im vergangenen Jahr verabschiedet. Wir wollen die Steuerung der Versorgung und die Entwicklung zukunftsfĂ€higer Konzepte insbesondere fĂŒr die strukturkritischen Regionen das sind unsere lĂ€ndlichen Regionen - noch besser abstimmen und koordinieren.

Wir mĂŒssen stĂ€rker auf die regionalen VersorgungsbedĂŒrfnisse eingehen. Wir brauchen dafĂŒr die Analyse der Infrastruktur und die Kenntnis ĂŒber die demografische Entwicklung vor Ort. Wir brauchen die Zusammenarbeit der Strukturverantwortlichen im Gesundheitswesen des Landes, also der Krankenkassen, der KassenĂ€rztlichen Vereinigung, der KrankenhĂ€user und vor allem der Kommunen. Und wir brauchen die Expertise - das wissen Sie - der Landesplanung, der Ärztekammer, der Patientenorganisationen, der BerufsverbĂ€nde und anderen SozialleistungstrĂ€ger. Wir werden sie entsprechend berĂŒcksichtigen.

Obwohl ich hier schon die Gelegenheit hatte, auf den Krankenhausplan einzugehen, der am 01.01. dieses Jahres in Kraft getreten ist, will ich noch einmal sagen: Ich finde, wir haben mit den 52 KrankenhĂ€usern an ihren 62 Standorten eine gute Basis fĂŒr die gesundheitliche Versorgung bei uns im Land Brandenburg gelegt. Sie sind gute Anker der gesundheitlichen Versorgung im lĂ€ndlichen Raum, um auch den Schritt zu gehen, die KrankenhĂ€user fĂŒr die ambulante Versorgung zu öffnen.

(Beifall des Abgeordneten BĂŒchel [DIE LINKE])

Sie sind große, zuverlĂ€ssige, gute Arbeitgeber in den Regionen.

Wir haben das Leistungsangebot gemeinsam mit den KrankenhÀusern der demografischen Entwicklung entsprechend verÀndert: mehr Altersmedizin, mehr Innere Medizin, mehr Neurologie. Diese Bereiche haben wir gestÀrkt, das ist auch wichtig. Hinzu kommt: Wir haben die Angebote an Tageskliniken erweitert, weil auch damit eine bessere wohnortnahe Versorgung sichergestellt werden kann. Das ist uns wichtig.

Meine Damen und Herren, wir haben deutlich gemacht: Wir haben unsere Hausaufgaben im Land gemacht. Die Probleme, die der eine oder andere von Ihnen angesprochen hat, gilt es zu lösen, das ist keine Frage. Ein Hauptproblem ist die FachkrÀftesicherung, das ist eine wichtige Aufgabe. Es ist auch der konzeptionelle Ansatz, verstÀrkt die Themen Kooperation und flexible Arbeitszeiten an unseren KrankenhÀusern anzugehen.

Wir wollen - auch das will ich noch einmal dick unterstreichen das Netz der AGnES-II-Schwestern erweitern. Wir haben jetzt 60, die landesweit verteilt sind. Im MĂ€rz startet der nĂ€chste Lehrgang; es haben sich 37 weitere Frauen fĂŒr eine Qualifikation zur AGnES-II-Schwester angemeldet, ich glaube, das ist ein sehr gutes Zeichen.

Ich möchte noch kurz darauf eingehen, dass wir als Land Brandenburg im vergangenen Jahr den Vorsitz der Gesundheitsministerkonferenz hatten und da natĂŒrlich wichtige Themen gesetzt haben. Die StĂ€rkung des öffentlichen Gesundheitsdienstes war uns sehr wichtig; wir haben hier gemeinsam mit dem kommunalen Arbeitgeberverband und dem Verband der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes nach weiteren Möglichkeiten fĂŒr eine StĂ€rkung gesucht, denn sie haben wichtige und grĂ¶ĂŸer werdende Aufgaben in den Kommunen und den Landkreisen zu erfĂŒllen.

Wir haben uns dafĂŒr engagiert, den Impfschutz stĂ€rker in den Mittelpunkt zu stellen. Berlin und Brandenburg werden im Jahr 2015 gemeinsam - so sieht es der Beschluss vor - die Nationale Impfkonferenz ausrichten. Das ist auch sehr gut, um in der Region noch einmal klarzumachen, wie wichtig uns der Impfschutz ist.

Und wir haben den FachkrĂ€ftebedarf in den Mittelpunkt unserer Entscheidungen gerĂŒckt - das ist gar keine Frage - und sind sehr froh, dass auch auslĂ€ndische Ärztinnen und Ärzte zu uns nach Deutschland, auch nach Brandenburg kommen. Wir merken aber, dass es zwingend notwendig ist, dass sie ihre Deutschkenntnisse verbessern; das ist das A und O fĂŒr den Einsatz der Ärztinnen und Ärzte bei uns. Wir haben eine lĂ€nderĂŒbergreifende Gutachterstelle fĂŒr die Gesundheitsberufe der auslĂ€ndischen FachkrĂ€fte eingerichtet und ein einheitliches ÜberprĂŒfungsverfahren angeschoben.

Meine Damen und Herren, wir mĂŒssen in Brandenburg - bei aller Kritik, die Sie gerne vorbringen können, bei allen Dingen, die noch anstehen, um Probleme, vor allem in der ambulanten Versorgung, in erster Linie durch die KassenĂ€rztliche Vereinigung, aber mit unserer UnterstĂŒtzung zu lösen - den konzeptionellen Ansatz weiter verfolgen, die Kooperation zu stĂ€rken sowie die Trennung von ambulanter und stationĂ€rer Versorgung zu ĂŒberwinden. DarĂŒber wird das Gremium Anfang MĂ€rz weiter beraten. Ich glaube, wir sind da auf einem sehr guten Weg.

Herr Prof. Schierack, auch wenn Sie das anders sehen, möchte ich meine Redezeit nutzen, um an Sie als Regierungspartei im Bund die Bitte zu richten, unsere VorschlĂ€ge, unsere Erwartungshaltung, die wir in Brandenburg haben, in die Bundespolitik einfließen zu lassen. Dann kommen wir gemeinsam einen Schritt weiter. - Vielen Dank.

(Beifall DIE LINKE)

Das kann der Abgeordnete Schierack in den nĂ€chsten vier Minuten tun. Er spricht fĂŒr die CDU-Fraktion.

Herr PrĂ€sident! Meine Damen und Herren! Sehr geehrte Frau Ministerin, danke, dass Sie mich angesprochen haben. Ich hatte mir schon gedacht, dass Sie keine eigenen Zukunftsthemen setzen, sodass ich mit dem Kritisieren aufhören und stattdessen sagen könnte: Jetzt geht’s in Brandenburg mit der gesundheitlichen Versorgung los! - Stattdessen bekommen wir hier wieder eine EinschĂ€tzung des Koalitionsvertrages. Aber dafĂŒr brauchen wir keine Gesundheitsministerin in diesem Land; diese EinschĂ€tzung kann jeder fĂŒr sich selbst vornehmen.

(Beifall CDU und FDP)

Zweitens danke ich Frau Lehmann ganz herzlich, dass sie hier Stellung bezogen hat. Frau Lehmann, Herr Lauterbach hat sehr fĂŒr die Verankerung der BĂŒrgerversicherung im Koalitionsvertrag gekĂ€mpft, das kann ich so sagen. Herr Baaske hat auch sehr fĂŒr die BĂŒrgerversicherung gekĂ€mpft. Aber ich sage ganz deutlich: Mit der Union wird es keine BĂŒrgerversicherung geben.

(Beifall CDU)

Das haben wir so durchgesetzt - das haben wir vorher gesagt, und dabei bleiben wir auch.

Frau Ministerin, ich hĂ€tte sehr gern etwas zu den Themen, die ich hier angesprochen habe, gehört. Auch Herr Dombrowski hat versucht, eine Frage zu stellen. Wenn Sie heute eine Aktuelle Stunde initiieren, warum lassen Sie dann keine Fragen zu? Ich hĂ€tte schon erwartet, dass Sie eine Frage zulassen, wenn wir hier eine gesundheitspolitische Diskussion fĂŒhren, damit wir wirklich in einen Diskurs kommen. So bleibt es immer nur eine Ansprache.

Von daher frage ich Sie: Was tun Sie fĂŒr die Finanzierung der KrankenhĂ€user hier in Brandenburg? Die Finanzierung wird strukturell immer weiter heruntergefahren. Was tun Sie dagegen?

(Zuruf von Ministerin Tack)

- Ja, Investitionskosten. Sie kennen das Prinzip der dualen Finanzierung. Das kennen Sie und schleichen sich langsam immer mehr heraus. Was sagen Sie zu den von mir angesprochenen Stipendien, die Bestandteil des CDU-Konzeptes sind?

(Zuruf von der Fraktion DIE LINKE: Das wird lÀngst praktiziert!)

Was sagen Sie zu einer engeren Kooperation mit der CharitĂ©, was tun Sie diesbezĂŒglich? Sie kooperieren doch nicht!

(Beifall CDU sowie Zuruf von der Fraktion DIE LINKE)

Was sagen Sie zu der Initiative, eine private Medizinische Hochschule zu errichten, was ebenfalls dafĂŒr sorgen wĂŒrde, dass wir tatsĂ€chlich mehr junge Leute ins Land holen?

(Zuruf von der Fraktion DIE LINKE: Das unterstĂŒtzen wir! Das tun wir schon lange!)

- Nein, das tun Sie eben nicht. - Was tun Sie fĂŒr eine bessere Bezahlung von PflegekrĂ€ften in Altenheimen? Dazu hĂ€tte ich gerne eine Antwort gehabt, dazu habe ich deutlich etwas gesagt. Deswegen war Ihr Beitrag heute hier unbefriedigend. Herzlichen Dank.

(Beifall CDU)

Am Schluss der Rednerliste erhĂ€lt noch einmal der Abgeordnete BĂŒchel fĂŒr die Linksfraktion das Wort.

Herr PrĂ€sident! Werte Kolleginnen und Kollegen! In der „Lausitzer Rundschau“ war zu lesen, dass sich der Kollege Schierack heute zur Gesundheitspolitik Ă€ußern und politische Leitlinien setzen wolle.

(Zuruf von der Fraktion DIE LINKE: Oh! - Lachen bei der Fraktion DIE LINKE und der SPD)

Ich habe Sie reden hören, aber politische LeitsÀtze habe ich nicht von Ihnen gehört.

(Zuruf von der Fraktion DIE LINKE: Genau! sowie Bei- fall DIE LINKE)

Eher habe ich den Eindruck, dass Sie nicht immer ganz konkret wissen, was im Land passiert, und gerade, was die Stipendien angeht, mit geschlossenen Augen durch das Land gehen. Denn gerade, was die Stipendien angeht, schaue ich einmal in den Barnim, schaue ich einmal in die Prignitz, wo die KrankenhÀuser Stipendien ausgegeben haben, sehr erfolgreich bei der GLG, und heute - auch nachzulesen - am Krankenhaus Prignitz eine Medizinstudentin dank eines Stipendiums in der Region gehalten werden kann.