Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Nach diesen hochschlagenden Emotionen fällt es mir schwer, zumal auch schon sehr viel Richtiges und Gutes gesagt wurde - ich bedanke mich ausdrücklich bei Frau Theiss und bei Frau Große dafür, dass sie hier einige klare Dinge gesagt haben, was die Wertschätzung des Lehrerberufs betrifft -,
Vielleicht noch ein Wort zu Ihnen, Herr Hoffmann, weil Sie sich auf Goethe und Schiller bezogen haben. Goethe ist keine gute Referenz, wenn Sie sich auf Rechtschreibung beziehen;
denn gerade Goethe hat eine hohe Variabilität von unterschiedlichsten Schreibweisen benutzt und sich genau dagegen gewehrt, eine gerade Linie für einen Begriff mit unterschiedlichen Schreibweisen zu akzeptieren. Das zeigt,
Im Titel zu Ihrem Antrag suggerieren Sie, dass Brandenburger Schülerinnen und Schüler nicht richtig schreiben lernen würden. Das ist schlichtweg falsch. Die Rechtschreibfähigkeiten unserer Schülerinnen und Schüler werden verbindlich überprüft und die Ergebnisse kontinuierlich festgestellt. Die Weiterentwicklung der Rechtschreibkompetenz findet nämlich jeden Tag im Unterricht statt. Die Lehrkräfte geben Hinweise, sie korrigieren die Rechtschreibung, und sie schreiben Diktate.
Aus dem Ländervergleich 2010, den Sie zitieren, haben wir die richtigen Schlussfolgerungen gezogen; meine Vorredner haben das schon erwähnt. Um die Unterrichtsqualität im Fach Deutsch weiterzuentwickeln, haben wir zum Beispiel den Grundwortschatz eingeführt, der auch abgeprüft wird. In den Jahrgangsstufen 2 und 4 werden Orientierungsarbeiten geschrieben, die für alle Grundschulen verbindlich sind. Die Aufgaben der Orientierungsarbeiten entsprechen den Standards des Rahmenlehrplans Deutsch und den KMK-Bildungsstandards.
Alle Aufgaben der Orientierungsarbeiten setzen den Schwerpunkt auf Rechtschreibung. Der verbindliche Grundwortschatz bildet dafür die Grundlage. Diese Orientierungsarbeiten sind sehr wichtig, weil sie den Lehrerinnen und Lehrern sowie den Eltern ein klares Bild des bisher erreichten Kenntnisstands der Schülerinnen und Schüler vermitteln.
Ich erwarte auch, dass Eltern sich um ihre Kinder kümmern. Es reicht nicht, die Kinder in der Schule abzugeben und ansonsten
alles dem Selbstlauf zu überlassen. Es geht nicht darum, ein Kind als „gestört“ oder „abseits der Norm“ einzustufen, sondern man muss mit einem Kind arbeiten, liebevoll lernen und Fehler liebevoll korrigieren.
Lesen und Schreiben lernen - das ist ein Prozess, der im Laufe der ersten Jahre stattfindet. Selbstverständlich braucht das Kind auch Korrekturen. Die Orientierungsarbeiten liefern wichtige Anhaltspunkte. Die Lehrerinnen und Lehrer reden über die Ergebnisse auch mit den Eltern in regelmäßig stattfindenden Gesprächen. Insofern sollten wir der Professionalität von Lehrerinnen und Lehrern ruhig etwas zutrauen. Sie sind hochkompetente Fachleute für genau diese Fragen und damit auch für den Erwerb der Lese- und Schreibkompetenzen. Sie haben das Fach studiert und bilden sich kontinuierlich weiter. Die Antragsteller sprechen doch anderen Berufen auch nicht deren Profession ab oder schreiben ihnen die Methoden vor.
Die Überprüfung der Rechtschreibfähigkeiten erfolgt bei weitem nicht nur durch die Vergleichsarbeiten VERA 3. Zu deren Schwerpunkten, die wir für jedes Schuljahr neu festlegen, gehört selbstverständlich die Rechtschreibung. Wir werden im nächsten Rundschreiben der Rechtschreibung ein noch höheres Maß an Verbindlichkeit zuweisen. Wissenschaftlich ist aber auch bestätigt, dass es nicht eine einzige richtige Methode zum Erlernen des Schreibens gibt.
Ein Problem in bildungspolitischen Diskussionen besteht darin, dass man auf seine eigene Schulzeit zurückgreift und meint, die Methode, nach der wir selbst schreiben und lesen gelernt haben, sei die einzig richtige. Das Leben ist aber nicht so. Es gibt unterschiedliche Wege, und es kommt zu Weiterentwicklungen. Die Welt verändert sich. Wir sollten das zur Kenntnis nehmen.
Ich darf Sie an die Antwort auf die Kleine Anfrage erinnern; Sie haben sie schon zitiert. Übrigens ist auch diese Kleine Anfrage, meine Herren von der CDU, ein Zeichen dafür, dass die Rechtschreibung tatsächlich dehnbar ist. Das Wort „Fiebel“ gibt es im Duden nicht; wir haben trotzdem verstanden, was Sie meinen.
(Heiterkeit und Beifall SPD - Senftleben [CDU]: Wir wollten nur einmal gucken, ob Sie es mitbekommen!)
„Durch das Ministerium für Bildung, Jugend und Sport werden grundsätzlich keine Vorgaben zur Anwendung pädagogischer Methoden gemacht... Die Methodenauswahl obliegt der einzelnen Lehrkraft.“
Diese Verantwortung kann natürlich nicht an die Eltern delegiert werden. Deswegen ist der Antrag der FDP-Fraktion abzulehnen.
Wir wissen aus Schulvisitationen, Studienseminaren und von Fachberaterinnen und Fachberatern - das sei Ihnen zur Beruhigung gesagt -, dass in Brandenburg wie in allen östlichen Bundesländern im Anfangsunterricht überwiegend Fibeln eingesetzt werden. Fast alle dieser Fibeln gehen von der analytisch-synthetischen Lehrmethode aus und setzen die methodischen Ansätze der Fibeltradition fort. Dort, wo andere Ansätze gewählt werden, sind sie individuell den Bedürfnissen des Kindes anzupassen. Deswegen gibt es individuelle Lernstandsanalysen. Verantwortliche Lehrer - und das sind unsere Lehrer im Land Brandenburg - passen ihre Methoden dem Kind an, arbeiten mit den Eltern und vertreten nicht die reine Lehre. Entscheidend ist doch, dass die Kinder am Ende der 4. Klasse gut schreiben und lesen können.
Deshalb überprüfen wir standardisiert regelmäßig diese Fähigkeiten. Das müssen wir tun, und das tun wir.
Die Ergebnisse unserer Schulen - übrigens auch die Ergebnisse der Schule in Lychen - zeigen, dass die entsprechende Förderung in den allermeisten Fällen sehr gut gelingt. - Vielen Dank.
Herr Präsident! Sehr geehrte Abgeordnete! Sehr geehrte Frau Ministerin Münch, wenn Sie sagen, Sie hätten aus dem schlechten Abschneiden Brandenburgs Schlussfolgerungen gezogen, und hinzufügen, wir hätten eine hervorragende Lehrerausbildung und gute Lehrer, dann frage ich Sie: Woran liegt es dann, dass wir an 15. Stelle stehen? Das muss doch einen Grund haben.
Wenn ich die Ursache ermitteln will, muss ich alle Faktoren einbeziehen. Dazu gehört es, den Erfolg unterschiedlicher Methoden zu messen. Nur darum geht es jetzt.
Wir fordern doch nicht, eine Methode zu verbieten. Wir fordern allerdings die Messung des Erfolgs. Selbst der Messung verweigern Sie sich.
Ich erinnere mich an Gewerkschaftssprüche, als wir in der 10. Klasse zentrale Abschlussprüfungen eingeführt haben. Damals hieß es: „Vom Wiegen wird das Schwein nicht fett.“ Bei der ersten zentralen Abschlussprüfung für die 10. Klassen stellte sich heraus, dass 75 % der Schüler im Grundkurs Mathematik der Gesamtschulen die Noten 5 oder 6 schrieben.
Ich wiederhole: Selbstverständlich müssen wir zunächst einmal messen, um festzustellen, womit wir erfolgreich sind. Dann können wir fragen, woran es liegen könnte.
Es geht auch nicht darum, dass diejenigen, die zur DDR-Zeit in der Schule waren, heute eventuell andere Vorstellungen haben.
Denn mittlerweile weisen zwei Studien nach, dass die Methode „Lesen durch Schreiben“ nicht erfolgreich ist.
Gerade die Partei, die sich immer „Bildungsgerechtigkeit“ auf die Fahne schreibt, müsste doch wissen, dass gerade die Kinder, deren Eltern nicht mit ihnen üben können - weil sie dazu nicht in der Lage sind oder weil sie das nicht wollen -, am meisten unter dieser Methode leiden. Die Kinder aus einem bildungsnahen Elternhaus sind am wenigsten betroffen. Diejenigen, die von zu Hause keine Unterstützung haben, sind dann diejenigen, die ohne Abschluss von unseren Schulen abgehen. Davon haben wir genug; diese Zahl wollen wir reduzieren.
Damit kommen wir zum Schlusswort der einbringenden Fraktion. Der Abgeordnete Hoffmann spricht noch einmal.
Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren! Es ist schon erstaunlich, was wir hier erleben.
Hier ist der Vorwurf erhoben worden, wir wollten Methoden vorschreiben. Das steht in unserem Antrag nicht. Wir wollen lediglich, dass erfasst wird, wo nach dieser Methode gearbeitet wird. Ich wiederhole: Wenn diese Methode gut funktioniert, muss doch niemand vor einer Erfolgsmessung Angst haben.