Das ist mit Sicherheit nicht immer so einfach, sondern eine sehr schwere Aufgabe nicht nur für die Schulämter, sondern auch für die Lehrer, weil diese sich neu integrieren müssen. Ei
ne schwere Aufgabe ist es auch für die Schulen. Das Land Brandenburg muss dafür Sorge tragen, dass dieser Prozess möglichst geräuschlos funktionieren kann. Das geschieht in vielen Fällen auch, nämlich da, wo Lehrer entsprechend ihrer fachlichen Ausbildung, aber auch von der Schulstufe her entsprechend eingesetzt werden können. Es gibt aber leider Beispiele - das geht aus den persönlichen Gesprächen mit Vertretern von Schulen und deren Lehrkräften hervor -, wo Lehrer wegen ihrer fachlichen Ausbildung, vor allen Dingen bezogen auf die Schulstufe, nicht entsprechend eingesetzt werden können.
Diese Beispiele mögen nicht in einer Größenordnung vorhanden sein, die man als beunruhigend ansehen müsste; dennoch glaube ich, dass es unsere Aufgabe ist, den Lehrern die Möglichkeit zu bieten, sich auf diesen Prozess gut vorzubereiten, indem ihnen eine Fort- oder Weiterbildung angeboten wird, bei der auf diese Situation eingegangen wird.
Ein weiterer Punkt: Zu Beginn der 90er Jahre wurden Lehrkräfte aus den Grundschulen nach oben versetzt, da sich der Schülerschwund natürlich zuerst in den Grundschulen bemerkbar machte. Jetzt müssen diese Lehrer wieder zurückversetzt werden. Die Schulen sind auf uns zugekommen und haben gesagt: Gebt diesen Lehrern die Möglichkeit, vor Antritt ihrer neuen Stelle durch Fortbildungen wieder an die Arbeit in der Grundschule herangeführt zu werden.
Deswegen ist der Antrag, den wir heute als Große Koalition einbringen, vielleicht nicht der spektakulärste in der Zeit seit 2004, seit dem Amtsantritt von Herrn Rupprecht oder seit der Offensive in diesem Hohen Hause im Bereich Bildung, aber er ist mit Sicherheit ein Beispiel dafür, dass wir unsere Verantwortung auch für Dinge wahrnehmen, die vielleicht nicht jeden Tag in der Öffentlichkeit eine Rolle spielen.
Wie es - zumindest von meiner Seite her - nicht anders zu erwarten war, hat die Fraktion DIE LINKE hierzu einen Entschließungsantrag eingebracht, der mit Sicherheit wieder über das Maß hinausgeht, was wir eigentlich wollten; er enthält nämlich wieder eine Evaluierung, eine Berichterstattung, eine etwas weiter gefasste Thematik.
- ja, gestern Nachmittag -, weil ich herausfinden wollte, wie ich mich über eine Fortbildungs- oder Weiterbildungsmaßnahme informieren kann. Im Internet findet man unter dem Stichwort „Fortbildungsnetz“ wunderbare Angebote. Dort kann man seinen Namen sowie Wünsche bezüglich Themen, Daten oder Fakten eingeben und kann alles Mögliche selbst regeln. Das ist eine wunderbare Einrichtung. Unser Bildungsserver im Land Brandenburg ist eh einer der bundesweit besten. Das ist auch einmal ein Lob wert, das Sie gerne an Ihre Mitarbeiter weitergeben können, Herr Rupprecht.
Ich denke, Sie akzeptieren es, wenn wir heute unserem Antrag unsere Zustimmung geben und Ihrem Antrag, der letztendlich über das gebotene Maß hinausgeht, keine Zustimmung erteilen. Ich glaube, dass wir das Thema Fort- und Weiterbildung für Lehrer insgesamt nicht aus dem Blick verlieren werden, auch wenn
wir das Thema heute ganz speziell unter dem Gesichtspunkt der Umsetzung von Lehrern betrachten. - Herzlichen Dank.
Frau Präsidentin! Meine Damen und Herren Abgeordnete! Lehrerinnen und Lehrern sagt man immer nach, dass sie die Probleme lösen müssen, die sie selbst erzeugt haben. In diesem Fall fordert die Koalition letztendlich die Landesregierung auch auf, das Problem zu lösen, das sie selbst erzeugt hat. Der Kollege Senftleben hat ja gerade erklärt, warum das so ist.
Was er nicht erklärt hat, ist, dass er hier letztendlich eine Fortbildungsinitiative starten will. Zum Nulltarif ist die allerdings nicht zu haben. Von Finanzen ist in Ihrem Antrag wirklich keine Rede. Die Haushaltsdebatte war ja auch gerade. Absurdistan lässt grüßen.
Es ist richtig: Wir alle kennen Lehrkräfte, die sich darüber beklagen, fachfremd eingesetzt zu werden. Herr Senftleben hat offensichtlich solche Lehrkräfte getroffen. Ich kenne auch eine Menge solcher Lehrkräfte. Ich möchte das gar nicht herunterspielen. Müsste ich Kunst unterrichten, wäre das für mich eine ganz schöne Herausforderung; an Mathe mag ich erst gar nicht denken.
Richtig ist auch, dass es Beschwerden von Schülern und Eltern gibt - Herr Kollege Senftleben, das sehe ich wie Sie -, wenn Nichtfachlehrer mangelhafte Qualität im Unterricht bieten oder wenn Lehrer der Sekundarstufe I in der Grundschule eingesetzt werden und nicht über ausreichende didaktische Fähigkeiten verfügen.
Richtig ist auch, dass bei der Umsetzung und Versetzung von Tausenden von Lehrkräften in den vergangenen Jahren durch die Lehrkräfte selbst unglaublich viel geleistet wurde. Das haben Sie ja auch in der Begründung zu Ihrem Antrag noch einmal deutlich gemacht.
Das alles ist gemacht worden ohne Anreize für die Lehrerinnen und Lehrer, ohne Erleichterungen, ohne Sicherheit dahin gehend, dass der Mehraufwand, den die Lehrer betrieben haben, dazu führt, dass sie nicht mehr versetzt werden. Das alles ist also schon da. Anzuerkennen ist das unbedingt, dass sich Schule aus sich selbst heraus qualifiziert hat, dass Schule also ein lernendes System ist. Alldem kann ich zustimmen.
Es gibt noch eine andere Wahrheit. Ich nehme dazu das Beispiel der Helene-Lange-Schule in Wiesbaden, PISA-Schule, übrigens eine Gemeinschaftsschule. Dort hat man zum Grundprinzip erhoben, dass Nichtfachlehrer eingesetzt werden. Dort unterrichtet die Mathe-Lehrerin das Fach Deutsch und umgekehrt, und zwar ganz einfach deswegen, weil die Lehrer dann jeweils über die besseren didaktischen Fähigkeiten verfügen, die Schüler abzuholen. Auch das ist ein Prinzip, eine Möglichkeit. Diese Lehrer sind aber natürlich dafür fortgebildet, dass
sie das machen können, und zwar nicht unbedingt fachlich und im Übrigen vor allem in den Professionswissenschaften.
Ich möchte nicht etwa das Fachlehrerprinzip grundsätzlich infrage stellen. In der Sekundarstufe II ist dieses Prinzip im Übrigen eigentlich auch gewährleistet. In der Primarstufe und in der Sekundarstufe I aber sollte Fortbildung völlig neu gedacht werden. Damit bin ich bei dem Punkt, Herr Kollege Senftleben. Sie werfen uns vor, wir hätten einen übergreifenden Antrag gestellt, mit dem wir viel mehr erreichen wollten. Das ist aber gar nicht die Frage. Richtig ist, dass wir etwas ganz anderes wollen. Das will ich hier noch einmal deutlich machen.
Es braucht keine Schmalspurpädagogen. Wenn Kolleginnen und Kollegen Projektunterricht gewährleisten sollen, fachübergreifenden Unterricht erteilen können sollen, wenn sie mit Kindern, die unter besonderen lernpsychologischen Bedingungen, besonderen sozialen Herausforderungen jetzt geboren werden, umgehen können sollen, dann müssen sie entsprechend fortgebildet werden. Wir müssen das anders denken. Wir dürfen nicht in Fächern denken, sondern müssen vom Kind her denken. Wir müssen die Fortbildung also völlig neu denken. Insofern kann ich Ihren Ansatz gar nicht nachvollziehen. Ihr Antrag ist wohl auch eher ein Gefälligkeitsantrag für die genannten Kolleginnen und Kollegen.
Eine neue fachliche Aufgabe, wie Sie das in der Überschrift suggerieren, ist das schon gar nicht. Was im Lande Brandenburg wirklich gebraucht wird, ist ein mittel- und langfristiges Fortbildungskonzept, also keine Fortbildungsfeuerwehraktionen infolge von Umsetzungen.
Selbst dann, wenn man Ihre Einschränkungen akzeptieren würde und nur die Lehrkräfte fortgebildet würden, die umgesetzt werden, müsste man als Erstes auch diesen Lehrkräften natürlich ein bestimmtes zeitliches Volumen, sprich: auch ein finanzielles Volumen, dafür zur Verfügung stellen. Aber davon ganz abgesehen ist das so, wie Sie sich das hier vorstellen, in keiner Weise zielführend.
Wenn es Ihnen ernsthaft um die Fachlichkeit des Unterricht geht, dann müssen Sie für ein Höchstmaß an Kontinuität an den Schulen sorgen, das heißt dafür, dass es so wenig wie möglich Verund Umsetzungen gibt. Das ist die erste Prämisse. Dazu bedarf es aus unserer Sicht nicht Ihres Antrags, sondern als ersten Schritt einer Konzeption der Landesregierung mit Grundsätzen für die Gestaltung der Fortbildung der Lehrkräfte insgesamt, also nicht nur der Lehrkräfte, die ver- und umgesetzt werden.
Grundlage der Fortbildung müssen aus unserer Sicht die Konzeptionen der Schulen, die ja da sind, sein, in denen die Anforderungen an Fortbildung ganz konkret und verbindlich geregelt werden. Diese Konzeptionen wiederum müssen von den Erfordernissen der ganz konkreten Entwicklung der Schule vor Ort ausgehen, den individuellen Bedürfnissen der Lehrkräfte, weil manche Lehrkräfte, die im Fach eingesetzt sind, auch nicht dem entsprechen, was wir beide, Herr Senftleben, uns unter Qualität vielleicht vorstellen.
Es muss darum gehen, auch gerade Lehrkräften ein lebenslanges Lernen zu ermöglichen, sie dazu zu befähigen, dass sie wieder neugierig werden, ihnen die Möglichkeit zu geben,
auch außerhalb von Schule zu lernen. Die Fortbildungseinrichtungen sind aufeinander abzustimmen. Die Fortbildungen müssen enger miteinander verzahnt, enger an die Hochschule gebunden werden. Es muss um professionsorientierende und professionserhaltende Inhalte gehen.
Frau Kollegin, ich erinnere mich an die Anfänge der Umsetzung. Immer wieder waren die betroffenen Kolleginnen und Kollegen in meinem Bürgerbüro und haben gesagt: Die da oben haben keine Ahnung. Wir brauchen den Kollegen. - Da habe ich gefragt: Wo ist denn Ihr Angebot? Was haben Sie sich denn überlegt? Sie wissen doch, dass wir an bestimmten Schulen zu viele Lehrer haben. Was für eine Strategie haben Sie sich ausgedacht? - Ich kann mich erinnern, dass es da ein bestimmtes Profil gab. Aber wann gab es da Angebote? Der Schwarze Peter wird hier immer nur in eine Richtung weitergegeben. Wie stellen Sie sich das vor? Wo sind die Kolleginnen und Kollegen, die ihre Situation konstruktiv einschätzen und dann auch Angebote machen, um nicht umgesetzt zu werden? - Das wäre doch der richtige Weg.
Frau Kollegin Hackenschmidt, das habe ich doch gerade erklärt. Auch in der Begründung zu dem Antrag können Sie nachlesen, dass die Kolleginnen und Kollegen selbst in der Verantwortung sind und dass sie dieser auch nachgekommen sind. Da besteht also kein Dissens zwischen uns. Ich möchte also nicht, dass Sie das so darstellen, als wären Lehrerinnen und Lehrer nicht bereit oder nicht willig, sich allen möglichen Fortbildungen zu stellen. Das kann ich nicht so stehen lassen.
Ich habe gerade deutlich zu machen versucht, dass es um anderes geht. Natürlich müssen wir die Kolleginnen und Kollegen da auch mitnehmen, die jeden Tag unter einer ungeheuren Belastung vor ihrer Klasse stehen. Das habe ich doch deutlich zu machen versucht.
Die Fortbildungsbedarfe ergeben sich also nicht allein aus einem eng umschriebenen Fach. Entsprechend hat es die Landesregierung ja auch eingerichtet. Darüber besteht zwischen uns kein Dissens. Ich habe an dieser Stelle ja auch gar nicht den Minister angezählt, sondern habe mich an dem Antrag abgerieben. Ich habe also den Minister in diesem Zusammenhang ein bisschen geschont.
Im Übrigen war das der Werbeblock für unseren Entschließungsantrag, der, wie ich schon gesagt habe, nicht über das hinausgeht; vielmehr verfolgen wir mit diesem Antrag einen ganz anderen Ansatz. Fortbildung ist eine sehr komplexe Aufgabe, die nicht durch Hauruck-Aktionen zu lösen ist. Aus diesem Grunde sollten Sie unserem Entschließungsantrag zustimmen.
Frau Präsidentin! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich finde das schon erstaunlich, Frau Kollegin Große. Sie haben gesagt, die Landesregierung versuche, mit diesem Antrag ein Problem zu lösen, das sie selber verursacht habe.
- Umsetzung. - Dazu am späten Nachmittag zunächst zwei schöne Zahlen: Die Zahl der Schüler, die eine öffentliche Schule besuchen, ist von 294 000 im Schuljahr 2006/07 auf 241 500 gesunken. Das verursacht natürlich einen Personalüberhang bei den Lehrern, und zwar in einer Größenordnung von 1 525 Stellen. Man kann die Landesregierung ja für vieles auf der Welt für zuständig erklären, aber dass sie nach der Wende den demografischen Wandel bzw. den Geburtenknick direkt verursacht hat, kann man ihr wohl nicht unterstellen.
(Frau Große [DIE LINKE]: Man hätte mehr Stellen drin- lassen können; dann brauchte man jetzt nicht so viele um- zusetzen!)
Ich möchte noch ein paar Zahlen nennen, auch wenn ich weiß, dass Debatten über Bildungspolitik für die Kollegen anstrengend sind. - Natürlich hat das sein Positives, weil die LehrerSchüler-Relation bei uns, die auch durch ganz viele Millionen aus anderen Bereichen der Bundesrepublik finanziert wird, bei 1 : 15,4 liegt, während es im Bundesdurchschnitt 1 : 17,2 sind. Wenn Sie dann sagen, wir sollten weniger abbauen, ist das mit der Lebenspraxis also wohl nicht mehr zu vereinbaren.
Natürlich hat das auch negative Folgen, auch in Form von Umsetzungen, welche wiederum Weiterbildungs- und Qualifizierungsbedarf auslösen. Aber Sie kommen jetzt mit dem Hinweis, dass wir hier eine Fortbildungsfeuerwehr einrichten wollten. Frau Kollegin Große, Sie sind doch jetzt auch schon sehr lange dabei und wissen deshalb auch, dass Brandenburg das einzige Land war, das nach der Wende ein Sonderprogramm Weiterqualifizierung aufgelegt hat, in dem sich Tausende von Lehrern berufsbegleitend fortgebildet haben. Vor dem Hintergrund Ihrer Begriffsbildung „Schmalspurpädagogen“ bzw. „Fortbildungsfeuerwehr“ möchte ich Sie gern einmal in einer Diskussion mit Lehrerinnen und Lehrern erleben, die während ihres Berufslebens nebenher studiert haben, sich in diesem Rahmen zum Beispiel auf „Politische Bildung“ oder „LER“ eingelassen haben. Sie können also nicht so tun, als wären wir im Jahre 2007 aufgewacht und hätten entdeckt, dass es da einen Qualifizierungsbedarf gebe. Ich sage es noch einmal: Im
Rahmen des damals aufgelegten Programms sind mehr als 3 000 Lehrerinnen und Lehrer berufsbegleitend zu einem neuen Abschluss gekommen.
Ich nenne weitere Zahlen. Im Durchschnitt mehr als 33 Stunden Weiterbildung absolviert jeder märkische Lehrer pro Jahr. Die Kollegen hier können ja einmal eine kritische Anfrage an sich selbst stellen, wie viel Stunden Weiterbildung sie im letzten Jahr absolviert haben. Da brauchen sich die märkischen Lehrer weiß Gott nicht zu verstecken. Auch kann der Landesregierung kein Vorwurf gemacht werden, dass sie keine Angebote formuliere. Mitnichten!