Nach Meinung unserer Fraktion ist es gut, dass eine solche Konzeption jetzt vorliegt, wobei die Diskussion um diese Konzeption mit der heutigen Debatte nicht beendet sein darf, was sich auch aus dem nun unterschriebenen Zuwanderungsgesetz ergibt.
In der Konzeption werden viele LĂŒcken aufgezeigt. wird darauf verwiesen, dass viele Dinge nicht erfasst sind. vielleicht auch gar nicht erfasst werden können. Und: Diese Konzeption ist Bestandsaufnahme, was wichtig und Voraussetzung ist, aber sie enthĂ€lt einfach zu oft den Konjunktiv, und die Wege, die Möglichkeiten. ja die konkreten Ausblicke auf Festlegungen fehlen
einfach. An diesem Papier muss weiter gearbeitet werden, damit es seinem Namen âKonzeption" auch gerecht wird. Es fehlen konkrete Verantwortlichkeiten. Eine Konzeption sollte auch konkret Wege weisen.
Völlig richtig ist nach unserer Meinung der enge Zusammenhang zwischen Integration und einem toleranten Brandenburg dargestellt. Eine gezielte Integration, die keine Assimilation sein darf - auch das ist völlig richtig dargestellt -, leistet einen Beitrag zu einem toleranten Brandenburg und ist Zeichen eines Landes, in dem Menschen wohnen. fĂŒrdie Toleranz eine SelbstverstĂ€ndlichkeit ist oder wird.
Unbedingt unterstĂŒtzen möchte ich die Anerkennung der Landesregierung fĂŒr die fundierte Arbeit, die auf dem Gebiet der Integration durch Verwaltungen. Vereine, Institutionen, durch viele ehrenamtlich arbeitende Menschen geleistet wird.
Eine wichtige Voraussetzung dafĂŒr, Integration erfolgreich gestalten zu können, also so, dass Zugewanderte aktiv am gesellschaftlichen Leben mit all seinen Nuancen teilnehmen können. ist, nicht nur zu integrieren, sondern auch die aktive Teilnahme der Menschen, die man integrieren möchte, zu verwirklichen, denn sie sind in diesem Prozess keine Objekte, sondern Subjekte.
Ja, Integration ist eine Querschnittsaufgabe. Das wissen all jene sehr gut, die direkt mit Integration befasst sind. Die Landesregierung sieht das ebenso. Aber diese Querschnittsaufgabe muss konzipiert werden. Diese Anforderung ist an eine Konzeption zu stellen. Hier mĂŒssen die Aussagen konkreter werden. Es muss genau ausgewiesen werden: Wer plant? Wer finanziert? Wer initiiert die Vernetzung aller mit Integration Befassten? Wie vernetzt sich die Landesregierung fĂŒr diese Aufgabe?
Es ist völlig klar, dass meine Zeit nicht reicht, alle Seiten dieses Konzepts nochmals darzustellen. Deshalb gleich noch einmal: Das kann noch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, aber es ist gut, dass ein weiterzufĂŒhrender Prozess hier ein Etappenziel erreicht hat.
Ein groĂes Problem fĂŒr Integration stellt die Tatsache dar, dass ArbeitsplĂ€tze im Land in erheblichen GröĂenordnungen fehlen, dass Zuwanderer dorthin kommen, wo zwar Wohnraum. aber keine Arbeit vorhanden ist. FĂŒr die meisten Menschen ist es wichtig, sich ĂŒber Arbeit zu verwirklichen, Es bedarf keiner ErwĂ€hnung, dass das bei Zuwanderern ehenso ist.
Unbedingter Handlungsbedarf besteht hinsichtlich der Anerkennung.,mitgebrachter" AbschlĂŒsse. In der Konzeption ist zu lesen:
âDas bedeutet zum einen zu prĂŒfen, ob es Möglichkeiten gibt. die Anerkennung von AbschlĂŒssen zu erleichtern."
Hier - so unsere Forderung - muss die PrĂŒfphase beendet werden. Die Anerkennung von BerufsabschlĂŒssen muss erleichtert werden. Klug konzipierte AnpassungsmaĂnahmen sind hier gefragt.
Die Sprachausbildung wird in der Konzeption mehrfach angesprochen. Das ist sicherlich auch eine. wenn nicht die wichtigste Grundlage der Integration. Aber hier sind KontinuitÀt. Systematik und Lebensverbundenheit gefragt. Wie erfolgt die Kontrolle, ob die Sprachausbildung so lÀuft, dass eine Teilnahme am Arbeitsprozess möglich ist'?
Sprachentwicklung verlangt auch moderne Sprachkurse. verlangt lÀngere Kurse, verlangt Praktika. Welche Bedeutung Schule dabei hat, muss eigentlich nicht erwÀhnt und doch vielmals unterstrichen werden. Der Punkt IV 1.5 - Vorschulische und schulische Integration - scheint zwar sehr weit entwickelt zu sein, braucht aber eine konkrete Umsetzung, braucht finanzielle Absicherung, braucht die entsprechende Ausbildung der Lehrerinnen und Lehrer. [her ist bei weitem nicht nur die sprachliche Kompetenz gefragt.
Wenn die Bedeutun g der Garantiefonds an mehreren Stellen hervorgehoben wird, dann kommen groĂe Bedenken auf. wenn auch diese SparmaĂnahmen zum Opfer fallen. Hier muss zumindest der Bestand gewahrt werden.
Unbedingt zuwenden muss man sich unserer Meinung nach der Entwicklung dahin gehend, dass Kinder von SpĂ€taussiedlern zum groĂen Teil nur an Gesamtschulen ohne gymnasiale Oberstute und kaum an Gymnasien lernen. Sie kommen aber aus Schulen in ihren alten HeimatlĂ€ndern, an denen sie Höchstleistungen brachten,
Unter den SpĂ€taussiedlern stellen die 12- bis 1R-JĂ€hrigen eine besonders schwielige Gruppe dar. wofĂŒr es viele GrĂŒnde gibt. die zu erlĂ€utern die Zeit hier fehlt. Diese jungen Menschen brauchen eine verstĂ€rkte Zuwendung.
In Kita und Schule, in den Freizeiteinrichtungen, beim Sport werden die Grundlagen dafĂŒr gelegt, dass junge Zuwanderer die Probleme ihrer Eltern nicht mehr haben, fest in die Gesellschaft integriert sind und die Integration auch fĂŒr die andere Generation erleichtern.
Meine Fraktion nimmt mit Aufmerksamkeit zur Kenntnis. dass der Verbesserung der Lebenssituation der FlĂŒchtlinge ein Abschnitt der Konzeption gewidmet ist. Wir fordern dazu auf, die bundespolitische Entwicklung zum Beispiel zur Ănderung des Asylbewerberleistungsgesetzes nicht abzuwarten, sondern aktiv zu werden. Nehmen Sie, liebe Mitglieder der Landesregierung. dafĂŒr, wie angesprochen, einige praktische Verbesserungen vor, haben Sie die UnterstĂŒtzung vieler Vereine, Initiativen, der AuslĂ€nderbeauftragten, vieler FlĂŒchtlinge. vieler Brandenburger. die auch das als einen Beitrag fĂŒr ein tolerantes Brandenburg sehen. Aber hier ist auch Eile geboten: denn die Probleme bestehen nicht erst seit gestern.
Eine Konzeption liegt vor, die zur Weiterarbeit auffordert, die sich viel leichter ohne Paragraphen umsetzen lieĂe, wenn ein aufmerk
sameres Miteinander selbstverstĂ€ndlich wĂ€re. Halten wir uns an jene, fĂŒr die es das ist, dann haben alle mit diesem Thema Befassten - das sind letztendlich alle Brandenburgerinnen und Brandenburger, ganz gleich, oh hier geboren oder aus den verschiedenen Teilen der Welt zugewandert - eine gute StĂŒtze. Integration ist Menschenrecht und Menschenpflicht. - Danke.
Herr PrĂ€sident! Meine Damen und Herren! Auch wir begrĂŒĂen, dass die Landesregierung eine Konzeption zur Integration von auslĂ€ndischen MitbĂŒrgern oder Aussiedlern vorgelegt hat; denn eine solche Konzeption zur Integration ist die Voraussetzung fĂŒr das Gelingen von Zuwanderung und von Integration der Zugewanderten.
ich möchte das an dein Beispiel der Aussiedler deutlich machen, die jetzt kĂŒrzlich wieder nach der Geiselnahme von Wrestcdt im kritischen GesprĂ€ch war.
In den 80er Jahren galten gerade die deutschstĂ€mmigen Aussiedler als Beispiel fĂŒr eine mustergĂŒltige Integration in die damals westdeutsche Gesellschaft. Der Wendepunkt kam 1993. Das hatte zwei Ursachen. Erstens war nach dem Ende der Sowjetunion fĂŒr die DeutschstĂ€mmigen in den LĂ€ndern der damaligen Sowjetunion die Möglichkeit entstanden. nach Deutschland ĂŒberzusiedeln. Aufgrund ihrer Geschichte in der Sowjetunion, die zum Teil auch von Verfolgung und Verbannung gekennzeichnet war. waren das aber Gruppen, deren Angehörige weitestgehend nicht gut oder gar nicht mehr Deutsch sprachen und die auch nicht gut ausgebildet waren. AuĂerdem war in jener Zeit der Arbeitsmarkt eng geworden und fĂŒr die Aufnahme solcher Menschen nicht mehr bereit.
Zweitens: Das Entscheidende war. dass die damalige Bundesregierung im Jahre 1993 die Mittel fĂŒr die Eingliederungshilfe und die Sprachkurse gekĂŒrzt hat, und zwar aus verstĂ€ndlichen SpargrĂŒnden. Da möchte ich jetzt auch gar nicht mit dem Finger auf die damalige Bundeshauptstadt zeigen. Es scheint mir ĂŒberhaupt ein Grundprinzip von Politik zu sein, aus vorgeblich notwendigen Spar grĂŒnden heraus SchĂ€den anzurichten, die spĂ€ter zu reparieren dann sehr viel teurer wird.
Als Folge daraus muss man jetzt statistisch feststellen, dass die StraffĂ€lligkeit bei jugendlichen Aussiedlern um 25 % höher ist als hei Einheimischen. Man muss aber hinzufĂŒgen, dass, wie soziologische Studien zeigen, in den FĂ€llen, in denen jugendliche Aussiedler in einer familiĂ€r und wirtschaftlich vergleichbaren Situation wie Einheimische leben, bei diesen die StraffĂ€lligkeit niedri ger ist als bei den Einheimischen.
Es wird also deutlich, dass ein Konzept, das die Integration von Zuwanderern regelt und gewĂ€hrleistet, notwendig ist. Die Landesregierung hat das hier vorgestellt. Das ist sozusagen schon die zweite Auflage. Wie schon gesagt worden ist, sind die Akteure vor Ort im Rahmen eines breiten Dialogs beteiligt worden und sind ihre Gedanken und Ideen in das Konzept eingeflossen. In dem Konzept der Landesre gierung wird das ganze Netz von sprachlichen, beruflichen und sozialen IntegrationsmaĂnahmen beschrieben.
An dieser Stelle muss das Zuwanderungsgesetz des Bundes erwĂ€hnt werden, das der BundesprĂ€sident jetzt unterschrieben hat. In dem Konzept der Landesregierung, das uns hier vorliegt, wird an verschiedenen Stellen darauf Bezug genommen. Diese Bezugnahme kann aber nur vage sein, weil das Gesetz damals noch nicht verabschiedet war bzw. die entsprechenden Rechtsverordnungen noch erlassen werden mĂŒssen.
Das Zuwanderungsgesetz des Bundes korrigiert den Schaden, der durch die KĂŒrzung der Mittel im Jahre 1993 angerichtet worden war. Erstens wird damit die Integration von Zuwanderern gesetzlich geregelt und zweitens wird es danach Basiskurse fĂŒr Sprach- und Aufbaukurse gehen sowie Orientierungskurse zu Fragen der Rechtsordnung. der Kultur und der Geschichte. Es ist Pflicht. dies durchzufĂŒhren, und es ist Pflicht der Betroffenen. an den Kursen teilzunehmen.
Wichtig fĂŒr das Land ist, dass auch die Kostenfrage neu geregelt wird. Zurzeit ist es nach Aussagen der Stissmuth-Kommission so, dass die LĂ€nder etwa drei Viertel und der Bund ein Viertel der Kosten tragen. Nach der neuen Regelung wird es etwa genau umgekehrt sein.
Zum Schluss meiner AusfĂŒhrun gen möchte ich auf den letzten Abschnitt der Konzeption hinweisen. in dem auf das Wirken von Ehrenamtlichen und auf die Notwendigkeit ehrenamtlicher Arbeit eingegangen wird. Es muss ein Klima fĂŒr eine Integrationsbereitschaft der Gesellschaft geschaffen werden. Hier ist auch die Politik in der Pflicht. In diesen Tagen kann man nur dafĂŒr werben, den Wahlkampf nicht wiederholt dazu zu nutzen, zuwandererfcindl iche Ressentiments zu fördern. - Vielen Dank,
Hen- PrĂ€sident! Meine Damen und Herren! Wir haben uns mit dem Integrationskonzept der Landesregierung eingehend befasst und sind zu folgendem Ergebnis gekommen: Wir lehnen das Konzept ab, werden aber einer AusschussĂŒberweisung zustimmen.
Ihr Konzept geht auf den Seiten 5 folgende von GrundansÀtzen und Begriffen aus, die zum Teil linksideologisch geprÀgt, insbesondere aber ordnungspolitisch verfehlt sind.
Ihnen fehlen zu zwei SchlĂŒsselfragen offenbar jegliche auch nur halbwegs abgesicherten Erkenntnisse.
Auf Seite 21 schreiben Sie selbst: dass kaum Erkenntnisse zur aktuellen Situation von zuwandernden MĂ€nnern und Frauen. MĂ€dchen und Jungen in Brandenburg vorliegen.
âInwieweit sich eine gewisse rĂ€umliche Konzentration von Zugewanderten in einzelnen Wohngebieten oder Stadtteilen als Vorteil... erweist oder insgesamt eher integrationshemmend auswirkt, bedarf noch eingehender Diskussion."
Ihr Konzept ist sozusagen mit Unverbindlichkeiten gespickt. Sie wollen lediglich âanstreben", âhinwirken-, âmöglichst breite Debatten initiieren", âDiskussionsprozesse entwickeln", âRewusstseinsschĂ€rfungen" betreiben. âBeitrĂ€ge fĂŒr mehr VerstĂ€ndnis und Toleranz leisten" und dergleichen mehr. Alles steht auf Seite 9 unter dem generellen Finanzierungsvorbehalt. Im Klartext: Sie wissen erstens und auch zweitens nicht. wie Sie das alles bezahlen wollen.
SchlieĂlich verunglimpfen Sie auf den Seiten 15 und 16 auch noch pauschal deutsche Ehepartner in hinationalen Ehen, Dic DVU-Fraktion weist dies nachdrĂŒcklich zurĂŒck, denn gerade deutsche Ehepartner - MĂ€nner wie Frauen - leisten ĂŒberwiegend wertvolle BeitrĂ€ge zur Integration. Sie sollten das herausstreichen, Herr Minister Ziel, und nicht diskreditieren.
Herr Minister Ziel, das ist doch kein Konz.ept. Es fehlen jegliche Vorgaben fĂŒr eine ergebnisorientierte Umsetzbarkeit. Wirklichkeit, Wunsch und Wille klaffen hier auseinander.